:: 207/2015

Pressemitteilung 207/2015

Flächenverbrauch bei 5,3 Hektar pro Tag

Brenner: Umstellung des Liegenschaftskataster beeinträchtigt Datenqualität

In den Jahren 2013 und 2014 nahm die Siedlungs- und Verkehrsfläche in Baden‑Württemberg um zusammen 3 841 Hektar (ha) oder 0,8 Prozent zu. Wie das Statistische Landesamt weiter mitteilt, entspricht dies einer Größenordnung von rund 5 490 Fußballfeldern (100 m x 70 m). Nach den Ergebnissen der Flächenerhebung ergibt sich auf der Grundlage von Auswertungen des amtlichen Liegenschaftskatasters für die Jahre 2013 und 2014 rein rechnerisch eine tägliche Flächeninanspruchnahme für Baumaßnahmen in den Bereichen Wohnen, Gewerbe und Industrie sowie Straßen von 5,3 ha. »Hiernach«, so die Präsidentin des Statistischen Landesamtes Dr. Carmina Brenner heute auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Staatssekretärin Dr. Giesela Splett, »wäre der tägliche Flächenverbrauch dem langfristigen Trend folgend wieder leicht zurückgegangen.« 2012 betrug die tägliche Inanspruchnahme noch 6,7 ha, ein Jahr zuvor 6,3 ha.

Hierbei ist allerdings zu beachten: Die im letzten Jahr erfolgte Umstellung des Liegenschaftskatasters auf ALKIS wirkt sich auch weiterhin auf das Zahlenmaterial aus. Denn bedingt durch die umfangreichen und rechenintensiven Umstellungen mussten andere Arbeiten zurückstehen, so dass es der Vermessungsverwaltung nicht immer möglich war, die laufenden Fortschreibungen im Kataster zeitnah einzuarbeiten. Einen gewissen Zeitverzug gibt es hierbei in »Normaljahren« zwar auch. Da aber eine größere Anzahl von abgeschlossenen Flurbereinigungsverfahren beim aktuellen Stand des Katasters (31.12. 2014) noch nicht erfasst ist, dürfte die Siedlungs- und Verkehrsfläche und damit der Flächenverbrauch von 5,3 ha/Tag in den Jahren 2013 und 2014 leicht unterschätzt sein. Die Nachmeldungen aus 2014 werden sich im Ergebnis für das jetzt laufende Jahr 2015 niederschlagen. Die Ergebnisse liegen im Sommer 2016 vor. In Folge der Verfahrensumstellung im Liegenschaftskataster von ALK/ALB (Automatisierte Liegenschaftskarte/Automatisiertes Liegenschaftsbuch) auf das neue Amtliche Liegenschaftskatasterinformationssystem ALKIS war es im vergangenen Jahr nicht möglich, für die Flächenerhebung Daten zum Stichtag 31.12.2013 zu ermitteln. Die hier dargestellten Entwicklungen beziehen sich deshalb auf den 2-Jahreszeitraum 2013/2014.

Flächenumwidmung wozu?

Der Schwerpunkt der Baumaßnahmen lag wiederum vorrangig bei der Gebäude- und Freifläche (2 524 ha, +0,9 Prozent) und weniger bei der Verkehrsfläche (731 ha, +0,4 Prozent). Die Erholungsfläche, die sich etwa hälftig aus Sportfläche und Grünanlage zusammensetzt, wurde um 438 ha oder 1,4 Prozent ausgedehnt. Die langjährige Betrachtung zeigt seit dem Jahrtausendwechsel bei der Gebäude- und Freifläche tendenziell sinkende jährliche Zuwachsraten bei der Erholungsfläche dagegen zunächst steigende, ab 2008 dann aber ebenfalls abnehmende Zuwachsraten. Der Flächenverbrauch für Verkehrszwecke ist in seiner Entwicklung schwankend. Hier dürfte nicht zuletzt der Zeitpunkt, wann Großprojekte ihren Niederschlag im Kataster und damit im statistischen Zahlenwerk finden, großen Einfluss haben.

Zum Jahresende 2014 bezifferte sich die Siedlungs- und Verkehrsfläche in Baden‑Württemberg auf 513 984 ha. Dies entspricht einem Anteil von 14,4 Prozent an der Landesfläche (3,575 Millionen ha). Im Jahr 2000 lag dieser Wert noch bei 13,2 Prozent. Aktuell entfallen 197 371 ha oder knapp 40 Prozent auf Verkehrsflächen, d. h. Straßen, Wege, Plätze, den Schienen- und den Luftverkehr. Bei 277 144 ha oder 54,0 Prozent der Siedlungs- und Verkehrsfläche handelt es sich um Gebäude- und Freifläche, bei weiteren 31 359 ha (6,1 Prozent) um Erholungsfläche. Zu beachten gilt hierbei, so Brenner, dass die Siedlungs- und Verkehrsfläche in erheblichem Umfang Grün- und Freiflächen umfasst. »Flächenverbrauch« ist demnach nicht mit »Versiegelung« – also dem teilweisen oder vollständigen Abdichten offener Böden – gleich zu setzen. Nach Schätzungen des Statistischen Landesamtes sind in Baden‑Württemberg knapp die Hälfte der Siedlungs- und Verkehrsfläche, etwa 237 622 ha oder 6,6 Prozent der Landesfläche, tatsächlich versiegelt.

Siedlungsaktivitäten prägen verdichtete Gebiete

Der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche an der Bodenfläche insgesamt differiert bei regionaler Betrachtung sehr stark. Die Siedlungs- und Verkehrsfläche erreicht in den Verdichtungsräumen des Landes mit durchschnittlich fast 28 Prozent Flächenanteil erwartungsgemäß deutlich höhere Werte als in den Randzonen (16 Prozent), den Verdichtungsbereichen im Ländlichen Raum (17 Prozent) oder im Ländlichen Raum im engeren Sinne mit 10 Prozent. Somit kommt in den eher ländlich geprägten Landkreisen Freudenstadt, Sigmaringen, Waldshut, Breisgau-Hochschwarzwald, Ravensburg oder Neckar-Odenwald-Kreis die Siedlungs- und Verkehrsfläche auf Anteilswerte innerhalb einer Bandbreite von 9,7 bis 10,7 Prozent, in den verdichteten Gebieten wie dem Rhein‑Neckar-Kreis, sowie den Landkreisen Böblingen, Ludwigsburg und Esslingen dagegen auf deutlich höhere Anteile von 22,3 bis 24,7 Prozent. In den Stadtkreisen nimmt die Siedlungs- und Verkehrsfläche zwischen 30,2 Prozent (Heidelberg) und 58,2 Prozent (Mannheim) der Flächen ein. Eine Sonderstellung unter den Stadtkreisen kommt Baden-Baden (14,7 Prozent) zu.

Kleine Gemeinden

In den kleineren Gemeinden mit weniger als 3 500 Einwohnern entfallen weniger als 10 Prozent der Bodenfläche insgesamt auf die Siedlungs- und Verkehrsfläche, in Gemeinden über 10 000 Einwohnern sind es bereits über 14 Prozent. In Städten mit 50 000 bis 100 000 Einwohnern beansprucht die Siedlungs- und Verkehrsfläche rund ein Viertel der gesamten Bodenfläche, in den neun Großstädten mit über 100 000 Einwohnern sogar über 41 Prozent.

Große Gemeinden

So gewinnt die Gebäude- und Freifläche mit wachsender Einwohnerzahl mehr und mehr an Bedeutung und erreicht bei Städten mit mehr als 100 000 Einwohnern einen Anteil von knapp 60 Prozent an der Siedlungs- und Verkehrsfläche. Der Erholungsfläche kommt in größeren Städten weitaus mehr Bedeutung zu als in den kleineren Gemeinden. Umgekehrt werden in den kleineren Gemeinden große Anteile der Siedlungs- und Verkehrsfläche (fast 50 Prozent) für den Verkehr genutzt. Hier fallen die überörtlichen Verbindungsstraßen relativ stark ins Gewicht. In den Großstädten sinkt der Anteil der Verkehrsflächen auf 30 Prozent und darunter.

Schaubild 1: Täglicher Verbrauch für Siedlungs- und Verkehrszwecke in Baden-Württemberg
Schaubild 1: Täglicher Verbrauch für Siedlungs- und Verkehrszwecke in Baden-Württemberg
Tabelle 1
Täglicher Verbrauch für Siedlungs- und Verkehrszwecke in Baden-Württemberg
Nutzungsart200320042005200620072008200920102011201220132)20142)

1) Mit der Einführung des Amtlichen Liegenschaftskatasterinformationssystem ALKIS hat die Vermessungsverwaltung die bisherigen getrennten Verfahrenslösungen für raumbezogene Daten (Automatisierte Liegenschaftskarte - ALK) und für nicht raumbezogene Daten (Automatisiertes Liegenschaftsbuch – ALB) systematisch verbunden. Infolge der aufwendigen und komplexen Umstellungen bei der Aufbereitung und der notwendigen Qualitätssicherung der Datengrundlage für die Flächenerhebung konnten keine Angaben über die Flächennutzung in Baden-Württemberg zum Stand 31.12.2013 gemacht werden.

2) Mittelwert 2012/2014.

Die Datenlieferungen für die 3380 Gemarkungen erfolgten in fünf Tranchen mit unterschiedlichen Bezugszeitpunkten, schwerpunktmäßig jedoch im August 2014. Die hier vorliegenden Zahlenwerte für 2013 und 2014 wurden als Mittelwert aus den Ergebnissen zum 31.12.2012 und 31.12.2014 berechnet.

Gebäude- und Freifläche6,565,585,895,665,795,214,903,904,304,503,503,50
Erholungsfläche1,321,481,752,172,471,480,901,000,600,700,600,60
Verkehrsfläche2,421,450,961,422,011,451,201,601,201,401,001,00
Betriebsfläche ohne Abbauland + Friedhof0,040,260,160,120,080,260,100,100,100,050,200,20
Siedlungs- und Verkehrsfläche1)10,348,778,759,3810,348,207,006,606,306,705,305,30
darunter
Betriebsfläche ohne Abbauland0,000,190,120,080,070,190,100,100,160,030,000,00
Friedhof0,040,070,040,040,010,070,070,000,020,020,200,20
Schaubild 2: Bodenfläche in Baden-Württemberg 2014
Schaubild 2: Bodenfläche in Baden-Württemberg 2014
Tabelle 2
Bodenfläche in Baden-Württemberg 2014
Bodenflächeha%
Bodenfläche insgesamt3.575.134100
Landwirtschaftsfläche1.625.72445
Waldfläche1.369.83238
Siedlungs- u. Verkehrsfläche513.98414
Verkehrsfläche197.37138
Gebäude- und Freifläche (GF)-Wohnen149.21829
Gebäude- und Freifläche (GF)-Gewerbe/ Industrie47.7579
sonstige Gebäude- und Freifläche (GF)81.32516
Erholungsfläche31.3596
sonstige SuV8.1462
Rest65.4772
Schaubild 3: Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche an der Gesamtfläche in den Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs im August 2014
Schaubild 3: Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche an der Gesamtfläche in den Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs im August 2014
Tabelle 3
Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche an der Gesamtfläche
in den Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs 2000 und 2014
StadtKreis (SKR)
Landkreis (LKR)
Bodenfläche insgesamtSiedlungs- und Verkehrsfläche (SuV)Anteil der SuV an Gesamtfläche
2000201420002014
ha%
Stuttgart (SKR)20.73510.34010.69049,951,6
Böblingen (LKR)61.78212.83013.98520,822,6
Esslingen (LKR)64.14814.82715.85223,124,7
Göppingen (LKR)64.23610.04710.62315,616,5
Ludwigsburg (LKR)68.68315.41116.69622,424,3
Rems-Murr-Kreis (LKR)85.81413.99315.16116,317,7
Heilbronn (SKR)9.9883.4403.56134,435,7
Heilbronn (LKR)109.99316.94319.19115,417,4
Hohenlohekreis (LKR)77.6769.36210.15912,113,1
Schwäbisch-Hall (LKR)148.40015.57317.37810,511,7
Main-Tauber-Kreis (LKR)130.44113.29814.15510,210,9
Heidenheim (LKR)62.7127.2357.89711,512,6
Ostalbkreis (LKR)151.15717.23819.49311,412,9
Baden-Baden (SKR)14.0211.9992.06214,314,7
Karlsruhe (SKR)17.3467.6328.07344,046,5
Karlsruhe (LKR)108.49517.49219.55916,118,0
Rastatt (LKR)73.8759.84910.47113,314,2
Heidelberg (SKR)10.8833.1643.28329,130,2
Mannheim (SKR)14.4967.9678.43155,058,2
Neckar-Odenwald-Kreis (LKR)112.62511.14412.0369,910,7
Rhein-Neckar-Kreis (LKR)106.17119.03220.89517,919,7
Pforzheim (SKR)9.8002.7133.04027,731,0
Calw (LKR)79.7518.0998.94710,211,2
Enzkreis (LKR)57.3698.2759.24314,416,1
Freudenstadt (LKR)87.0677.9968.4429,29,7
Freiburg (SKR)15.3064.6954.88730,731,9
Breisgau-Hochschwarzwald (LKR)137.83313.55014.3429,810,4
Emmendingen (LKR)67.9886.8167.53010,011,1
Ortenaukreis (LKR)186.07920.09821.88710,811,8
Rottweil (LKR)76.9439.1409.93011,912,9
Schwarzwald-Baar-Kreis (LKR)102.52611.02111.84510,711,6
Tuttlingen (LKR)73.4357.9378.61910,811,7
Konstanz (LKR)81.79811.66612.70014,315,5
Lörrach (LKR)80.6779.45010.31911,712,8
Waldshut (LKR)113.11510.82711.5869,610,2
Reutlingen (LKR)109.27212.77614.39411,713,2
Tübingen (LKR)51.9198.6849.33816,718,0
Zollernalbkreis (LKR)91.77111.56912.37512,613,5
Ulm (SKR)11.8693.5313.83829,732,3
Alb-Donau-Kreis (LKR)135.86714.04515.58510,311,5
Biberach (LKR)140.97514.71316.43910,411,7
Bodenseekreis (LKR)66.4818.9269.84713,414,8
Ravensburg (LKR)163.18215.43317.2709,510,6
Sigmaringen (LKR)120.43411.05611.9299,29,9
Baden-Württemberg3.575.134471.832513.98413,214,4