:: 327/2016

Pressemitteilung 327/2016

Länderinformation ASEAN und Vietnam

Baden‑Württemberg: Fakten aus der amtlichen Statistik zur Reise der Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau nach Asien

Das Statistische Landesamt stellt zahlreiche Länderinformationen zur Verfügung: Hier ausgewählte Fakten zur Reise der Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau, Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, nach Singapur und Vietnam vom 20. bis 26. November 2016. Zum Verband des ASEAN-Staatenbundes gehören 10 Staaten: Singapur, Vietnam, Brunei Darussalam, Indonesien, Malaysia, Philippinen, Thailand, Kambodscha, Laos und Myanmar.

Bevölkerung: In Baden‑Württemberg leben heute 10,9 Millionen (Mill.) Menschen, davon sind mehr als 2 Mill. 65 Jahre und älter. In den ASEAN-Staaten leben insgesamt mehr Menschen als in der Europäischen Union (508 Mill.). Unter den ASEAN-Staaten hat Vietnam 90 Mill. Einwohner, fast ein Viertel von ihnen ist jünger als 15 Jahre. Der nach Einwohnern größte Staat ist Indonesien mit 254 Mill. Einwohnern, Singapur hat dagegen »nur« 4,5 Mill. Einwohner. Auf den Philippinen leben 99 Mill. Menschen. Die meisten Staatsangehörigen aus Vietnam leben im Stadtkreis Stuttgart (775) und im Landkreis Esslingen (438), die meisten Staatsangehörigen aus Singapur leben ebenfalls in der Landeshauptstadt (63) sowie im Stadtkreis Mannheim (32).

Wirtschaftswachstum: Das Wirtschaftswachstum 2015 in den ASEAN-Ländern Indonesien, Malaysia, Thailand und Vietnam betrug 4,8 Prozent. Der internationale Währungsfond erwartet in seiner aktuellen Oktober-Prognose für 2016 ein Wachstum in ähnlicher Größenordnung (4,8 Prozent) und für 2017 sogar eine Zunahme der Wirtschaftsleistung um 5,1 Prozent. Zum Vergleich: Die Europäische Union wuchs 2015 um 2,3 Prozent, die IWF-Prognose rechnet für 2016 mit einem Wachstum von 1,9 und 2017 von 1,7 Prozent.

Handelsbeziehungen: Die bilateralen Handelsbeziehungen zwischen Baden‑Württemberg und den ASEAN-Staaten sind von großer Dynamik geprägt. Die baden‑württembergischen Ausfuhren haben sich binnen 2 Jahrzehnten von 2,3 Mrd. Euro im Jahr 1995 auf 4,2 Mrd. Euro im Jahr 2015 fast verdoppelt. Die Einfuhren vervierfachten sich sogar in diesem Zeitraum und erreichten 2015 einen Wert von 6,4 Mrd. Euro. Seit Ende der 1990er-Jahre importiert Baden‑Württemberg mehr Waren aus den ASEAN-Staaten als es dorthin ausführt. An den baden‑württembergischen Gesamtimporten wurde hier 2015 ein Anteil von 4 Prozent erreicht, bei den Ausfuhren betrug dieser Anteil nur 2 Prozent. Aus den ASEAN-Ländern wurden vor allem Chemische Erzeugnisse sowie Datenverarbeitungsgeräte, elektronische und optische Erzeugnisse nachgefragt. Baden-württembergische Exportschlager waren Maschinen, Datenverarbeitungsgeräte, elektronische und optische Erzeugnisse sowie Kraftwagen und Kraftwagenteile.

Innerhalb des Staatenbundes nimmt Singapur als Handelsdrehscheibe einen Spitzenplatz ein und hat für Baden‑Württemberg vor allem als Lieferant von Chemischen Vorerzeugnissen (Anteil am Gesamtimport: rund 80 Prozent) einen hohen Stellenwert. Im Gegenzug wurden im vergangenen Jahr rund 40 Prozent der Ausfuhrwerte mit Maschinen insbesondere für das Textil-, Bekleidungs- und Ledergewerbe sowie mit Pkw und Wohnmobilen und Geräten zur Elektrizitätserzeugung erzielt. Insgesamt erreichten die importierten Waren den dreifachen Wert der Exporte. Der Außenhandel mit Vietnam bewegt sich auf deutlich niedrigerem Niveau, auch wenn im Jahr 2015 sowohl ausfuhr- als auch einfuhrseitig die bisher höchsten Werte zu verzeichnen waren. Innerhalb der ASEAN-Staaten nimmt Vietnam als Handelspartner auf Exportseite nur den 6. Platz ein, auf Importseite allerdings den 4. Platz. Hier waren die Einfuhrwerte doppelt so hoch wie die Ausfuhren. Aus Vietnam eingeführt wurden vor allem Leder und Lederwaren, insbesondere Schuhe sowie Bekleidung. Baden‑Württemberg lieferte in diesen Mitgliedstaat vor allem Maschinen sowie Kraftwagen und Kraftwagenteile. Im ersten Halbjahr 2016 wurde in beiden Handelsrichtungen sowohl mit Singapur als auch mit Vietnam, aber auch mit den ASEAN-Staaten insgesamt, ein deutliches Plus erzielt. Jahresergebnisse sind in der Außenhandelsdatenbank zu finden.

Staatsbürger aus den ASEAN-Staaten: Nach Auswertung des Ausländerzentralregisters lebten Ende 2015 in Baden‑Württemberg knapp 24 100 Personen aus den ASEAN-Staaten. In den letzten 10 Jahren ist die Zahl der in Baden‑Württemberg wohnenden Personen aus den ASEAN-Staaten um 4 063 Personen oder 20,3 Prozent gestiegen. Gemessen an den insgesamt gut 1,5 Mill. Ausländern im Land wohnen nach wie vor nur relativ wenige Personen aus den ASEAN-Staaten im Südwesten.

Unter den ASEAN-Staaten sind im Südwesten die Personen mit der Staatsangehörigkeit einer der beiden Reiseländer der Wirtschaftsministerin unterschiedlich stark vertreten. Ende 2015 wohnten lediglich 364 Personen aus Singapur im Land, wobei die Frauen mit einem Anteil von 73 Prozent (264 Frauen) überdurchschnittlich häufig vertreten waren. Im Durchschnitt waren die Menschen aus Singapur 35,3 Jahre alt und damit etwas jünger als die Ausländer insgesamt (39,3 Jahre). Mit einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von 9 Jahren leben die Frauen und Männer aus Singapur allerdings nur in etwa halb so lange bei uns wie die Ausländer insgesamt (18,3 Jahre). 187 oder gut die Hälfte der Einwohner mit einem Pass aus Singapur sind ledig, 153 verheiratet, 85 davon haben einen deutschen Partner.

Deutlich stärker vertreten ist die Nationalitätengruppe aus Vietnam. 7 114 Personen mit der Staatsangehörigkeit Vietnam, davon 3 100 Männer und 4 014 Frauen, wohnten zum Jahresende 2015 in Baden‑Württemberg. Mit einem Durchschnittsalter von 38,1 Jahren sind die Vietnamesen nicht nur älter als die Menschen aus Singapur, sondern leben auch mit durchschnittlich 15,6 Jahren bereits deutlich länger bei uns als die Personen aus Singapur. 2 808 der insgesamt 7 114 vietnamesischen Einwohner sind ledig, 3 167 sind verheiratet, 791 davon führen vietnamesisch-deutsche Ehen (25 Prozent).

Studierende: Im Wintersemester 2015/16 waren 1 605 Studierende mit einer Staatsangehörigkeit eines der Länder des ASEAN-Staatenbundes an baden‑württembergischen Hochschulen eingeschrieben. Über ein Viertel dieser Studierenden (480) hatten eine vietnamesische Staatsbürgerschaft und nahezu die Hälfte war weiblich (755). 234 der Studierenden mit einer Staatsangehörigkeit eines der Länder des ASEAN-Staatenbundes insgesamt haben Ihre Hochschulzugangsberechtigung in Deutschland erworben. Das entspricht etwa 15 Prozent. Bei der Gruppe der vietnamesischen Studierenden lag der Anteil mit fast 40 Prozent (190) deutlich höher. 385 Studierende mit einer Staatsangehörigkeit des ASEAN-Staatenbundes begannen in Baden‑Württemberg im Wintersemester 2015/16 erstmals ein Studium an einer deutschen Hochschule. Mit über 50 Prozent waren die Ingenieurwissenschaften die beliebteste Fächergruppe der Studierenden (852) der ASEAN-Staaten, gefolgt von den Fächergruppen Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (363) und Mathematik und Naturwissenschaften (124). Die größten Gruppen unter den ausländischen Studierenden stellen in Baden‑Württemberg Studierende mit chinesischer Staatsangehörigkeit (5685) und türkischer Staatsangehörigkeit (5365).

Existenzgründungen: Von den 77 030 Personen, die im Jahr 2015 einen Gewerbebetrieb gründeten, waren 158 vietnamesische Staatsangehörige. Dies machte einen Anteil von 0,2 Prozent an allen Gründerpersonen aus. Im Vergleich zu ihrem Bevölkerungsanteil insgesamt liegt ihr Anteil an den Gründerpersonen damit überdurchschnittlich hoch. Vietnamesen gründeten mit knapp 60 Prozent am häufigsten im Wirtschaftsbereich »Erbringung von sonstigen Dienstleistungen«. Dazu zählen unter anderem Dienstleistungen von Wäschereien, Reinigungen, Frisör- und Kosmetiksalons, die Reparatur von Datenverarbeitungsgeräten und Gebrauchsgütern sowie Tätigkeiten von Interessenvertretungen. Ein weiterer Branchenschwerpunkt der Gründerpersonen aus Vietnam lag im Gastgewerbe (28,5 Prozent). Somit wurden nahezu 90 Prozent der vietnamesischen Gewerbebetriebe in diesen beiden Wirtschaftsbereichen gegründet. Am beliebtesten bei allen baden‑württembergischen Gründerinnen und Gründern war im Jahr 2015 mit einem Anteil von gut 24 Prozent die Branche »Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen«. Knapp 56 Prozent der vietnamesischen Gründerpersonen waren Frauen, ihr Anteil lag damit deutlich über dem der Gründerinnen insgesamt (29,4 Prozent). Insgesamt besaßen 362 Gewerbetreibende (0,5 Prozent an allen Gründerpersonen im Land), die 2015 alleine oder gemeinsam mit anderen einen Gewerbebetrieb in Baden‑Württemberg gründeten, die Staatsangehörigkeit aus einem der ASEAN-Staaten.

Tabelle 1
Staatsbürger aus den ASEAN-Staaten in Baden-Württemberg
Staaten20152005Veränderung 2015 gg 2005
Anzahl%

Datenquelle: Ausländerzentralregister.

Singapur36421015473,3
Vietnam7.1146.14596915,8
Brunei Darussalam1620−4−20,0
Indonesien2.0241.23479064,0
Malaysia86666120531,0
Phillippinen3.3813.04733411,0
Thailand9.8908.3071.58319,1
Kambodscha2021792312,8
Laos169193−24−12,4
Myanmar612833117,9
ASEAN-Staaten24.08720.0244.06320,3