Pressemitteilung 316/2021
Gut 7 Meter Kanal pro Person im Land
Zum Welttoilettentag am 19. November
Auf jede Einwohnerin und jeden Einwohner in Baden-Württemberg entfallen im Durchschnitt 7,3 Meter (m) öffentliche Kanalisation. Wie das Statistische Landesamt Baden-Württemberg anlässlich des Welttoiltettentages am 19. November mitteilt, haben die Gemeinden bis 2019 rund 80 600 Kilometer Kanal zur Sammlung und Fortleitung des Abwassers errichtet. Damit entspricht die Länge der öffentlichen Kanalisation in Baden-Württemberg dem doppelten des Erdumfangs am Äquator. Eine dichtere Besiedlung ist im Allgemeinen mit einem Infrastrukturvorteil für die Abwasserentsorgung verbunden. So wurden 2019 in Mannheim 2,7 m Kanalisation und in kleinen Gemeinden wie Feldberg (Schwarzwald) rund 30 m Kanalisation pro Einwohnerin und Einwohner vorgehalten. Unterschiede im Aufwand für Bau und Erhalt von Kanalisation und Kläranlagen beeinflussen auch die Abwassergebühr. Werden die Gemeinden nach Raumkategorien1 klassifiziert, lag die spezifische Kanallänge für den Ländlichen Raum im engeren Sinne (i.e.S.) durchschnittlich bei 11,7 m und für die Verdichtungsräume bei 4,6 m. Umgekehrt übertraf die Schmutzwassergebühr am 1. Januar 2021 für den Ländlichen Raum i.e.S. mit 2,45 Euro je Kubikmeter (m³) den Durchschnittswert von 1,72 Euro je m³ für die Verdichtungsräume deutlich.2
Wie das Statistische Landesamt weiter mitteilt, hat sich die Zahl der öffentlichen Kläranlagen im Land nochmals verringert und liegt nun bei rund 900 biologischen gegenüber rund 1 200 – oftmals nur mechanisch reinigenden – Kläranlagen im Jahr 1975. Aus der Stilllegung kleiner Kläranlagen und dem Anschluss von Ortsteilen an eine zentrale Kläranlage ergeben sich Vorteile für Wirtschaftlichkeit und Gewässerschutz. So verbesserte sich 2019 nochmals die Reinigungsleistung in der Summe der öffentlichen Kläranlagen im Land3, obwohl durch Bevölkerungswachstum und Stilllegung privater Entwässerungen immer mehr Menschen an zentrale Kläranlagen angeschlossen sind. Der Anschlussgrad an zentrale Kläranlagen4 lag 2019 bei 99,5 %, dagegen 1975 bei knapp 80 %, wovon damals rund vier Fünftel an biologische und rund ein Fünftel der Bevölkerung an mechanische Kläranlagen angeschlossen waren. Es verblieben 2019 noch rund 55 000 Einwohnerinnen und Einwohner, deren Abwasser vorwiegend über Hauskläranlagen oder geschlossene Gruben entsorgt wurde. Stadt-Land-Unterschiede zeigen sich auch im Anschlussgrad an Kanalisation und Kläranlagen. Schwerpunkte der dezentralen Abwasserentsorgung über Hauskläranlagen und Gruben sind Landesteile mit geringerer Bevölkerungsdichte wie im Schwarzwald, im Schwäbischen Wald und in Oberschwaben.
Die getrennte Sammlung von Schmutz− und Regenwasser nimmt zu
Die beiden Entwässerungssysteme der Misch- und Trennkanalisation existieren im Land nebeneinander, wobei rund zwei Drittel auf die Mischkanalisation für die gemeinsame Sammlung von Schmutz- und Regenwasser sowie zusammen rund ein Drittel auf die Schmutz- und Regenwasserkanäle der Trennkanalisation entfallen. Im Rückblick auf gut vier Jahrzehnte Entwicklung der öffentlichen Abwasserinfrastruktur hat sich damit der Anteil der Trennkanalisation seit 1975 mehr als verdoppelt. Zur Zwischenspeicherung und Behandlung von Niederschlägen ergänzen Regenbecken, überwiegend Regenüberlaufbecken5, die Mischwasserkanalisation und die Regenwasserkanäle der Trennkanalisation. 2019 standen im Land insgesamt rund 9 250 dieser Bauwerke zum Schutz der nachgeschalteten Kläranlagen und Gewässer zur Verfügung.