:: 3/2005

Südwestwirtschaft 2004: Mit plus 1,7 % wieder auf Wachstumskurs

Nach den ersten Ergebnissen zum Wirtschaftswachstum im Gesamtjahr 2004 im Bundesländervergleich erzielte Baden-Württemberg wie Deutschland insgesamt eine Wachstumsrate des realen Bruttoinlandsproduktes von + 1,7 % und belegte damit im Länderranking den sechsten Platz. Pro Kopf der rund 5,35 Millionen Erwerbstätigen im Land ergibt sich 2004 eine Wirtschaftsleistung von real gut 54 700 Euro, ein Plus von 1,6 % gegenüber 2003. Insgesamt muss man aber feststellen, dass Baden-Württemberg zu wenig von der Weltkonjunktur, die seit 1976 mit + 5 % ihr höchstes Wachstum erreicht hat, profitiert hat.

Getragen von einer überaus dynamischen Exportentwicklung schlug die baden-württembergische Wirtschaft 2004 nach zweijähriger Schwächephase wieder einen moderaten Wachstumskurs ein. Das Bruttoinlandsprodukt, die Summe der im Land erbrachten wirtschaftlichen Leistungen, belief sich 2004 real auf 292,6 Milliarden Euro und konnte somit gegenüber dem Vorjahr um 1,7 % zulegen. Nach den vorläufigen Berechnungen zum Wirtschaftswachstum 2004 auf Länderebene, die der Arbeitskreis »Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder« (VGRdL) Anfang Februar vorstellte, belegte der Südwesten im Ranking der Bundesländer nach Hessen (+ 1,9 %) den sechsten Platz (Schaubild 1). An der Spitze lagen Bayern und Sachsen mit einem Plus von jeweils 2,3 %, gefolgt von Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein mit einem Plus von 2 %. Wie im Durchschnitt Deutschlands (+ 1,7 %) blieb die konjunkturelle Entwicklung hier zu Lande jedoch deutlich hinter der boomenden Weltkonjunktur zurück, die 2004 mit einem Plus von 5 % ihr höchstes Wachstum seit 1976 erreichte. Immerhin erzielten die 25 EU-Mitgliedstaaten im vergangenen Jahr ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von real 2,4 % und die USA erreichten gar einen beachtlichen Anstieg von 4,4 %.

Starker Außenhandel– schwache Binnenkonjunktur

Die Rückkehr Baden-Württembergs 2004 auf den Wachstumspfad war vor allem dem florierenden Auslandsgeschäft des Verarbeitenden Gewerbes, insbesondere der bedeutenden Investitionsgüterbranchen Maschinenbau und »Büro-, Elektrotechnik, Feinmechanik, Optik« zu verdanken. Demgegenüber blieben die Ausfuhren der ansonsten exportstarken Paradebranche des Landes, dem Fahrzeugbau, eher verhalten. So fiel vor allem das EU-Geschäft der hiesigen Kfz-Hersteller deutlich schwächer aus als bundesweit, und auch die Lieferungen in die USA waren stärker eingebrochen. Für ein stärkeres Ankurbeln der Binnennachfrage in Baden-Württemberg waren die außenwirtschaftlichen Impulse jedoch zu schwach. Im Verarbeitenden Gewerbe kamen die Inlandsumsätze kaum über den Vorjahresstand hinaus. Auch die stark binnenorientierten Wirtschaftsbereiche wie Gastgewerbe, Handel und Baugewerbe trugen 2004 wenig zur Belebung bei. Deutliche Zuwächse verbuchten lediglich die Dienstleistungssparten Verkehr und Nachrichtenübermittlung sowie die Unternehmensdienstleister. Dagegen verharrte die Wertschöpfung der öffentlichen und privaten Dienstleister infolge der angespannten Haushaltslage der öffentlichen Kassen auf Vorjahresniveau bzw. schwächte sich im Bereich öffentliche Verwaltung sogar weiter ab.

Die vorgelegten, noch vorläufigen Ergebnisse zur regionalen Wirtschaftsentwicklung 2004 basieren zu diesem frühen Termin auf verfügbaren Statistiken für den Zeitraum Januar bis Oktober. Für ein günstigeres Wirtschaftswachstum 2004 im Südwesten nach Berücksichtigung der fehlenden Monate November und Dezember spricht zwar die im Herbst leicht belebte Inlandskonjunktur, jedoch fielen im Export die Zuwächse geringer aus als im Sommer. Nach dem vom Statistischen Landesamt berechneten Konjunkturindikator, der für das 4. Quartal 2004 ein reales Wachstum von etwa 2 ¼ % gegenüber dem Vorjahresquartal ausweist, könnte die Veränderungsrate des Bruttoinlandsprodukts im Jahresdurchschnitt 2004 evtl. noch leicht zulegen.

Land bei »Pro-Kopf-Wirtschaftsleistung« im Spitzenfeld

Die moderate Konjunkturerholung und vor allem die Auswirkungen der Reformen am Arbeitsmarkt im Rahmen der Hartz-Gesetze I und II (Ich-AGs und Mini-Jobs) ließen die Beschäftigung in Baden-Württemberg 2004 leicht steigen. Dabei nahm die Erwerbstätigkeit vor allem in den Dienstleistungsbereichen zu, während im Produzierenden Gewerbe weiter Personal abgebaut wurde. Pro Kopf haben die insgesamt fast 5,35 Mill. Erwerbstätigen im Land 2004 eine Wirtschaftsleistung von real gut 54 700 Euro erbracht, ein Plus von 1,6 % gegenüber 2003. Mit dieser Kennziffer, als Zeichen für Wirtschaftskraft und Wohlstand einer Region, zählt der Südwesten nach Hessen und Bayern, die 2004 je Erwerbstätigen ein reales Bruttoinlandsprodukt (BIP) von knapp 62 000 bzw. rund 58 000 Euro erwirtschaften konnten, zu den Flächenländern mit der höchsten Wettbewerbsfähigkeit. Mit ihrer Wirtschaftsleistung pro Kopf liegen Hessen, Bayern sowie Baden-Württemberg deutlich über dem Bundesdurchschnitt in Höhe von 52 500 Euro je Erwerbstätigen. Den größten Vorsprung hat hier allerdings Hamburg, das mit fast 71 000 Euro 2004 eine um 35 % höhere Wirtschaftsleistung pro Kopf erzielte als der Durchschnitt aller Bundesländer. Abgeschlagen sind dagegen die neuen Länder mit einem Rückstand von gut 20 % bis knapp 30 % gegenüber dem Bundesdurchschnitt. Schaubild 2 verdeutlicht dieses Wohlstandsgefälle innerhalb Deutschlands.