:: 5/2007

Konjunktur in Baden-Württemberg läuft auf vollen Touren

Die Konjunktur in Baden-Württemberg läuft auf vollen Touren. Anders als noch vor einigen Monaten entwickelte sich im Winter die Inlandsnachfrage besser als der Export und löste diesen als konjunkturelles Zugpferd ab. Sichtbar wird dies in der Industrie, in der sich die Inlandsumsätze erstmals seit dem Jahreswechsel 2003/04 wieder besser entwickelten als die Auslandsumsätze. Die Mehrwertsteuererhöhung dämpfte zwar zu Jahresbeginn 2007 die konsumnahen Wirtschaftsbereiche. Die Industrie, das Bauhauptgewerbe und der Großhandel legten aber, nicht zuletzt infolge kräftig gestiegener Investitionen in neue Maschinen und Bauten, überaus stark zu. Davon dürften auch auf das Verkehrsgewerbe sowie auf die Finanz- und Unternehmensdienstleister Impulse ausgegangen sein. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt besserte sich erneut merklich.

Im 2. Quartal 2007 voraussichtlich ein Wachstum von 3½ %

Nach dem vom Statistischen Landesamt berechneten Konjunkturindikator dürfte die Konjunktur in Baden-Württemberg im weiteren Jahresverlauf leicht an Fahrt verlieren, aber ausgesprochen kräftig bleiben. Der Konjunkturindikator läuft der tatsächlichen Wirtschaftsentwicklung etwa drei Quartale voraus. Sein leichter Rückgang ist die Folge etwas geringerer Wachstumsraten von fast allen Einzelreihen. Zuletzt zeigte nur das L-Bank-ifo-Geschäftsklima in der Gewerblichen Wirtschaft nach oben.

Das Statistische Landesamt schätzt das reale Wirtschaftswachstum im 1. Quartal 2007 auf etwa 4 % gegenüber dem Vorjahresquartal und erwartet für das zweite Vierteljahr eine Rate von ca. 3½ % .

In den Wintermonaten Dezember 2006 bis Februar 2007 war die Konjunktur in Baden-Württemberg durch folgende Entwicklungen gekennzeichnet:

  • Die Auslandsumsätze der Industrie legten mit ähnlichem Tempo zu wie im Herbst 2006 und übertrafen das Vorjahresniveau um preis- und arbeitstäglich bereinigt knapp 7 % . Besonders dynamisch entwickelten sich die Warenlieferungen in die Schweiz, nach Russland und in die 12 neuen EU-Länder.
  • Die Binnenkonjunktur blieb trotz dämpfender Effekte durch die Mehrwertsteuererhöhung kräftig. Vor allem die Industrie, das Bauhauptgewerbe und der Großhandel expandierten stark. Die konsumnahen Handelssparten und das Gastgewerbe tendierten dagegen schwächer.
  • Die Beschäftigung erhöhte sich erneut deutlich. In der Industrie nahm die Zahl der Beschäftigten per saldo um gut 7 000 und im Handel um ca. 14 000 zu. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nahm im Land zuletzt um insgesamt beinahe 63 000 gegenüber dem Vorjahr zu.

Weltwirtschaft expandiert dynamisch

Die Weltwirtschaft startete mit viel Schwung ins neue Jahr. In der Europäischen Union und in Japan setzte sich der Aufschwung fort. In China und Südostasien blieb die konjunkturelle Dynamik hoch, während sich in den USA das Wachstum merklich abschwächte.

Die Abschwächung der US-Wirtschaft nahm ihren Anfang mit dem Einbruch im Wohnungsbau. Zuletzt schrumpften aber auch die Ausrüstungsinvestitionen und die Frühindikatoren signalisieren für den Jahresbeginn 2007 eine weitere Abkühlung. Der mittelfristige Wachstumstrend, gemessen anhand der gleitenden Jahresrate des realen Bruttoinlandsprodukts, nahm im 1. Quartal 2007 auf 3 % ab.

In Japan beschleunigte sich die Konjunktur nach der Erholungspause im Sommer zuletzt wieder deutlich. Impulsgeber waren vor allem die Exporte und die Unternehmensinvestitionen. Die chinesische Wirtschaft expandierte trotz dämpfender wirtschaftspolitischer Maßnahmen auch zu Jahresbeginn 2007 mit sehr hohem Tempo. Infolge der guten Konjunktur in Japan und China konnten die meisten südostasiatischen Länder die Wachstumsverlangsamung in den USA bislang gut verkraften und ihre positive Entwicklung fortsetzen.

Die Eurozone konnte zu Beginn des Jahres 2007 an die wirtschaftliche Expansion der vorangegangenen Quartale anknüpfen, das hohe Tempo aber wohl nicht ganz halten. Maßgeblich dafür war ersten Daten zufolge eine Verschlechterung der Handelsbilanz und eine Abkühlung des Investitionswachstums. Die Investitionen dürften aber ihre Rolle als Konjunkturlokomotive beibehalten und in der anhaltenden Zunahme des privaten Konsum Unterstützung gefunden haben. Die Eurozone hat mittlerweile den Wachstumstrend der USA erreicht.

Im Vereinigten Königreich beschleunigte sich 2006 die konjunkturelle Expansion und im 1. Quartal 2007 dürfte sich das robuste Wachstum fortgesetzt haben. Für die 12 neuen EU-Länder wird nach einer zuletzt sehr kräftigen Ausweitung der gesamtwirtschaftlichen Produktion zu Jahresbeginn 2007 eine etwas geringere Zunahme erwartet. Deutlich an Fahrt verliert die Schweizer Konjunktur, da die stimulierenden Effekte des schwachen Frankens auslaufen und die geringere Exportdynamik das Wachstum der Ausrüstungsinvestitionen dämpfen.

Baden-Württembergs Wirtschaft tendierte zu Jahresbeginn 2007 erneut besser als jene der USA, der Eurozone und Deutschlands. In den ersten Monaten dieses Jahres entwickelte sich insbesondere der Großhandel hierzulande wesentlich besser als im Bundesdurchschnitt. Außerdem tendierte das Bauhauptgewerbe im Südwesten etwas besser und im Einzelhandel fiel der Umsatzrückgang im Land geringer aus als im Bund. Allerdings konnte die heimische Industrie das sehr hohe gesamtdeutsche Umsatzplus nicht ganz erreichen. Ausschlaggebend dafür waren geringere Zuwächse im Auslandsgeschäft.