:: 11/2013

Neuer Schwung in der 2. Jahreshälfte

Baden‑Württembergs Wirtschaft dürfte im 4. Quartal 2013 rund 2 % gegenüber dem Vorjahr wachsen

Nach der verhaltenen Entwicklung im 1. Halbjahr 2013 sind die Konjunkturaussichten für die baden‑württembergische Wirtschaft in der 2. Jahreshälfte deutlich besser. Im 3. Quartal dürfte das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) Baden‑Württembergs um 1 ¼ % gegenüber dem Vorjahr wachsen. Für das 4. Quartal steht ein Wert von rund 2 % zu erwarten, sodass die gleitende Jahresrate des BIP‑Wachstums wieder positive Werte annimmt (Schaubild 1). Die Einschätzung wird vor allem gestützt durch die Entwicklung der inländischen Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe, die Industrieproduktion sowie die positive Entwicklung in- und ausländischer Stimmungsindikatoren.

Die Auslandsnachfrage zeigte sich in den Sommermonaten Juni bis August 2013 schwächer. Die Umsätze lagen nur noch rund 0,5 % über dem Niveau des Vorjahres. Die Auftragseingänge gingen sogar überraschend deutlich um 3 % zurück – für sich genommen kein Zeichen für ein baldiges Anspringen der bewährten Konjunkturlokomotive Auslandsnachfrage, gäbe es nicht noch andere Signale. So ist die Wirtschaftsleistung in der Europäischen Union wie auch im Euroraum nach einer Durststrecke von mehreren Quartalen wieder gestiegen, was auf neue Impulse für die heimische Exportwirtschaft hoffen lässt. Die Binnennachfrage kam im Sommer besser in Schwung. Zwar gingen die Inlandsumsätze des Verarbeitenden Gewerbes gegenüber dem Vorjahreszeitraum leicht zurück (−0,3 %), gegenüber dem Frühjahr war jedoch ein Anstieg zu verzeichnen (+1,5 %). Auch in anderen Branchen sind die Indikatoren aufwärts gerichtet: Im Bauhauptgewerbe hat die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden deutlich zugenommen. Ebenso verhält es sich mit den Erlösen im Großhandel. Rückenwind für die Binnennachfrage geht nach wie vor von der guten Beschäftigungssituation im Land und dem verlangsamten Anstieg der Verbraucherpreise aus. Im Produzierenden Gewerbe und in den Dienstleistungsbereichen waren zuletzt rund 64 000 Personen mehr beschäftigt als im Vorjahreszeitraum, die Arbeitslosenquote belief sich im September auf 4,0 %.

Stimmungsindikatoren in Europa steigen

Die Abschwächung der Weltkonjunktur hat auch die baden-württembergische Exportwirtschaft zu spüren bekommen: Im 1. Halbjahr 2013 lag der Wert der Ausfuhren nach aktuellem Berechnungsstand unter dem des Vorjahres. Interessant ist eine grobe Aufschlüsselung nach Zielländern bzw. -regionen. Die Exporte in das EU-Ausland, in das rund die Hälfte der ausgeführten Waren gehen, gingen um 3,7 % zurück. Die Exporte in die USA – nach wie vor das wichtigste Bestimmungsland für heimische Güter – stiegen in diesem Zeitraum um 2,5 %. Die expansive Geldpolitik und der beigelegte Haushaltsstreit dürften hier auch weiterhin für expansive Impulse sorgen. Ausfuhren in die übrige Welt gingen um rund 6 % zurück und damit bemerkenswerterweise ähnlich stark wie die Exporte in den Euroraum (−6,5 %). Dahinter steht zu einem Gutteil die konjunkturelle Abschwächung in den Entwicklungs- und Schwellenländern, deren Wirtschaftswachstum zwar immer noch beachtlich ist, aber hinter den gewohnten Werten zurückbleibt.

Nachdem die Wirtschaftsleistung im Euroraum seit dem 4. Quartal 2011 stetig gefallen war, konnte im 2. Quartal 2013 wieder ein leichtes BIP-Wachstum von 0,3 % gegenüber dem Vorquartal verzeichnet werden. Der Anstieg ist keineswegs nur auf die vergleichsweise gute Konjunktur in Deutschland zurückzuführen (+0,7%). Auch Frankreich und das Vereinigte Königreich, die zweit- bzw. drittgrößten Volkswirtschaften der EU, leisteten, neben anderen, mit +0,6 % bzw. +0,7 % positive Beiträge. Bei den südlichen Euroländern ist das Bild durchwachsen: In Italien ging das BIP im 2. Quartal wiederholt und ungebremst zurück (−1,8 %), während sich die Abschwächung in Spanien verlangsamt hat (−0,1 %). Die portugiesische Wirtschaft wuchs erstmals seit 10 Quartalen wieder (+1,0 %).

Insgesamt gesehen dürfte die konjunkturelle Wende im Euroraum vollzogen sein (Schaubild 2). Gestützt wird diese Einschätzung durch den Economic Sentiment Indicator (ESI), den die EU-Kommission monatlich publiziert. Ließ sich aus dem ESI im April und Mai noch eine gewisse Skepsis der Befragten hinsichtlich der Konjunkturerwartungen herauslesen, zeigte der Indikator im September den fünften Anstieg in Folge an. Im Durchschnitt der Sommermonate Juni bis August stieg der ESI gegenüber der Vorperiode um 8 % in der EU und um 4 % im Euroraum. Für die EU insgesamt übertraf der ESI damit erstmals seit Juli 2011 wieder seinen langjährigen Durchschnittswert. Die zunehmend positiven Einschätzungen zeigen sich auch in den Euro-Peripherieländern. Über das gesamte Jahr 2013 gesehen erwartet Eurostat allerdings weder für die EU noch für den Euroraum ein Wirtschaftswachstum. Hiermit dürfte erst 2014 wieder zu rechnen sein. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) teilt die Einschätzung, dass sich die wirtschaftliche Aktivität im Euroraum graduell erholt und unter­stützt diese Erholung durch nach eigener Aussage akkommodierende Geldpolitik.