:: 5/2016

Binnenkonjunktur sorgt für moderates Wachstum

Wachstum dürfte im 2. Quartal 2016 preisbereinigt bei 1¼ % liegen

Die baden-württembergische Wirtschaft nahm zu Beginn des Jahres 2016 wieder Fahrt auf. Nachdem im 2. Halbjahr 2015 zusätzliche Wachstumsimpulse fehlten, wird im 1. Quartal 2016 ein reales BIP-Wachstum von 1 ¾ % erwartet, welches zum Großteil binnenwirtschaftlich getragen sein dürfte. Wie weit dieser Impuls ins Jahr 2016 reichen wird, ist noch mit hoher Unsicherheit belastet. Die aktuell zur Verfügung stehenden Indikatoren weisen auf ein reales Wachstum von voraussichtlich 1¼ % im 2. Quartal hin.

Die Auslandsnachfrage im Verarbeitenden Gewerbe liegt mit −0,2 % leicht unter dem Niveau des Vorquartals und stabilisierte sich somit im 1. Quartal 2016. Auf das Vorjahresquartal bezogen verzeichnete die baden-württembergische Industrie allerdings 2,3 % weniger Umsätze. Der Fahrzeugbau ist mit einem Jahresminus von 9,7 % hierbei besonders stark betroffen. Für das Gesamtjahr dürfte im Verarbeitenden Gewerbe auch wenig Dynamik zu erwarten sein, da die Unternehmen 3,3 % weniger Auslandsaufträge als vor einem Jahr in ihren Büchern stehen haben.

Deutlich besser verlief der Jahresstart bei der Inlandsnachfrage. Hier stiegen die Umsätze im Verarbeitenden Gewerbe gegenüber dem Vorquartal um 2,2 %. Besonders sticht die Investitionsgüternachfrage hervor, die um 3,6 % gegenüber dem Vorquartal zulegte. Auch der Auftragseingang der Industrie entwickelt sich mit 3,3 % gegenüber dem Vorquartal positiv und somit dürfte der binnenwirtschaftliche Impuls noch weiter ins Jahr ausstrahlen.

Auch die Zahlen vom Arbeitsmarkt und von der Inflationsfront sollten das Binnenwachstum unterstützen. So stieg die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in den Monaten November 2015 bis Januar 2016 um 2,5 % gegenüber dem Vorjahr. Der Beschäftigungsaufbau im Südwesten ist schon lange keine Eintagsfliege mehr und hält nun mittlerweile über 5 Jahre in Folge an.

Die Inflationsrate betrug 0,3 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Stark sinkende Energiepreise liefen hierbei den moderaten Preissteigerungsraten bei Mieten und Nahrungsmitteln entgegen.

Chinesischer Fünfjahresplan setzt neue wirtschaftliche Schwerpunkte

Das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei hat den mittlerweile 13. Fünfjahresplan für die chinesische Volkswirtschaft beschlossen. Dieser bis zum Jahr 2020 gültige Masterplan für die Wirtschaft im »Reich der Mitte« setzt neue Weichenstellungen, die auch für die baden-württembergischen Exporteure eine bedeutende Rolle spielen werden. So sollen wirtschaftliche Impulse in der Zukunft stärker von den Binnensektoren ausgehen und nicht mehr wie in der Vergangenheit vom Außenhandel. Als weiteres Ziel setzt die Parteiführung auf die Themen Nachhaltigkeit und Ökologie und strebt somit kein Wachstum um jeden Preis an. Dabei wird interessant zu sehen sein, ob der Strukturwandel ohne große Blessuren vonstattengeht, zumal es auch große Überkapazitäten bspw. in der Stahlproduktion gibt. Die eigenen Erfahrungen Deutschlands mit dem Strukturwandel wie im Ruhrgebiet zeigen, dass dieser eine lange Periode in Anspruch nimmt und nicht ohne wirtschaftliche und gesellschaftliche Spannungen abläuft. Gerade die hohe Verschuldung chinesischer Unternehmen dürfte den Wandel im chinesischen Geschäftsmodell eher behindern.

Für das Jahr 2015 lassen sich die wirtschaftlichen Probleme bereits in der Exportstatistik ablesen. Baden-württembergische Unternehmen exportierten nach China 0,8 % weniger als noch 2014, wobei der leichte Rückgang ursächlich auf das sehr schwache 2. Halbjahr zurückzuführen ist. So sanken die Ausfuhren saisonbereinigt um 4,6 % im 3. Quartal und um 5,4 % im 4. Quartal – jeweils im Vergleich zum entsprechenden Vorquartal. Der Start ins Jahr 2016 verspricht hier auch keine Besserung, da das Exportvolumen im Januar 6 % gegenüber dem Vorjahresmonat zurückging. Somit steht den baden-württembergischen Exporteuren im Reich der Mitte ein schwieriges Jahr bevor.

Die im Frühjahr veröffentlichen Prognosen renommierter Institutionen gehen weiterhin von einer wirtschaftlichen Erholung für 2016 aus, allerdings flacht der Expansionspfad immer mehr ab. So senkte der IWF seine Prognose für die Weltwirtschaft auf 3,2 % und damit 0,4 Prozentpunkte weniger als noch vor einem Jahr. Um einen ganzen Prozentpunkt reduzierte der Weltwährungsfonds sogar seine Prognose zum Welthandel, der mit einer geschätzten Rate von 3,1 % expandieren sollte. Damit dürfte dieser nach 2015 auch im aktuellen Jahr schwächer wachsen als das globale BIP. Neben einer geringeren Dynamik im Welthandel laufen für baden-württembergische Unternehmen auch Wechselkurseffekte aus, die den Euro nach den EZB-Ankündigungen bis zum 2. Quartal 2015 haben abwerten lassen. Seitdem verteuerten sich baden-württembergische Ausfuhren, gemessen am nominalen effektiven Wechselkurs, zwischen 1,6 und 3,1 %. Daher dürfte das Exportwachstum 2016 deutlich schwächer als 2015 ausfallen und die Januar-Zahlen (−3,6 % gegenüber Vorjahresmonat) deuten dies bereits an.