:: 5/2016

Den Absolventinnen und Absolventen der Pädagogischen Hochschulen sind praktische Studieninhalte besonders wichtig

Ergebnisse der Absolventenbefragung 2013

Im Auftrag des Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst und der Pädagogischen Hochschulen hat das Statistische Landesamt im Jahr 2013 zum zweiten Mal eine Befragung der Absolventinnen und Absolventen durchgeführt. Aus dieser Befragung ergibt sich, dass 63 % der Absolventinnen und Absolventen mit ihrem Studium (sehr) zufrieden waren. Besonders die schulpraktischen Studienangebote wurden von den Befragten als (sehr) nützlich eingestuft. Rund drei Viertel gaben eine entsprechende Bewertung ab. Etwas mehr als zwei Drittel der Antwortenden wünschten sich einen noch stärkeren Praxisbezug des Studiums. An ihrer aktuellen Berufstätigkeit schätzten die Absolventinnen und Absolventen insbesondere die Inhalte der Tätigkeit.

Baden-Württemberg verfügt über sechs Pädagogische Hochschulen: Freiburg, Heidelberg, Karlsruhe, Ludwigsburg, Schwäbisch Gmünd und Weingarten. Diese sind universitäre Einrichtungen mit bildungswissenschaftlichem Profil. Das Studienangebot umfasst Studiengänge für künftige Lehrkräfte an Grund-, Haupt-, Werkreal- und Realschulen sowie an Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren1 (vergleiche i-Punkt »Typischer Ausbildungsverlauf«). Darüber hinaus werden Studiengänge für das Europalehramt2 sowie Bachelor-Master-Studiengänge für das Lehramt an beruflichen Schulen angeboten. Neben den Lehramtsstudiengängen umfasst die Angebotspalette der Pädagogischen Hochschulen weitere Bachelor- und Masterstudiengänge für außerschulische Bildungsbereiche, wie zum Beispiel Erziehungswissenschaft, Frühkindliche Bildung, Bildungs- und Kulturmanagement, Gesundheitspädagogik oder Interkulturelle Pädagogik. Im Wintersemester 2014/2015 waren rund 24 000 Studierende an den Pädagogischen Hochschulen eingeschrieben.

Im Rahmen der Absolventenbefragung haben die ehemaligen Studierenden die Möglichkeit, ihr Studium sowie die darin vermittelten Inhalte rückblickend zu bewerten. Dabei können sie – aufgrund ihres Abstands zum Studium – die im Beruf benötigten und durch die Studienausbildung vermittelten Kompetenzen beurteilen. Hierbei werden die Absolventinnen und Absolventen nicht nur bezüglich objektiver Aspekte, wie zum Beispiel der Bewerbungsdauer, befragt, sondern auch hinsichtlich subjektiver Bewertungen. Besonders die subjektiven Beurteilungen der aktuellen beruflichen Situation mit Rückblick auf das absolvierte Studium können Rückschlüsse auf den allgemeinen Studienerfolg und die Zufriedenheit mit der Beschäftigung geben. Damit liefert die Absolventenbefragung den Hochschulen wichtige Informationen über die Integration ihrer Absolventinnen und Absolventen in den Arbeitsmarkt und die damit verbundene Qualität ihres Studienangebots.3 Allerdings ist hierbei zu berücksichtigen, dass die Absolventinnen und Absolventen der Lehramtsstudiengänge im Vergleich zu anderen Studiengängen einen vergleichsweise fest vorgegebenen Weg zum Berufseinstieg haben.

Mehr als ein Drittel der Angeschriebenen hat teilgenommen

Die Absolventenbefragung der sechs Pädagogischen Hochschulen in Baden-Württemberg wurde im Jahr 2013 zum zweiten Mal durch das Statistische Landesamt Baden-Württemberg durchgeführt. Die Befragung erfolgte im Auftrag des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst sowie der Hochschulen. Insgesamt wurden 7 472 Absolventinnen und Absolventen der Kalenderjahre 2008 und 2011 postalisch oder elektronisch angeschrieben und gebeten, an der freiwilligen Online-Befragung teilzunehmen. Von diesen gingen 2 760 beantwortete und plausibilisierte Fragebögen in die Auswertung ein. Dies entspricht einer Rücklaufquote von rund 37 %. Unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern waren 2 381 Lehramtsabsolventinnen und -absolventen sowie 379 Absolventinnen und Absolventen mit einem Bachelor-, Master-, Diplom- oder Magisterabschluss. Dies entspricht einer Rücklaufquote von gut 36 % bei den Lehramtsabsolventinnen und -absolventen und etwa 41 % bei Bachelor-, Master-, Diplom- und Magisterabsolventinnen und -absolventen. Berücksichtigt man bei der Berechnung des Rücklaufs, dass ein Teil der Absolventinnen und Absolventen nicht erreicht werden konnte und reduziert die Grundgesamtheit um diese Fallzahl, erhält man über alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Ausschöpfungsquote von rund 39 %. Die für eine freiwillige Befragung sehr hohen Rücklauf- und Ausschöpfungsquoten können als Ausdruck einer hohen Verbundenheit der Absolventinnen und Absolventen mit ihrer Hochschule gewertet werden und als Zeichen dafür, dass sie bei der Weiterentwicklung des Studiums mitwirken möchten.

Um Rückschlüsse auf die Repräsentativität der Absolventenstudie zu ziehen und damit deren Aussagekraft bezüglich der Grundgesamtheit beurteilen zu können, wurde zunächst die soziodemografische Struktur der Teilnehmerinnen und Teilnehmer jener der Absolventengrundgesamtheit gegenübergestellt. Bei allen abgefragten soziodemografischen Merkmalen4 gab es hinsichtlich ihrer Verteilung nur geringe Abweichungen zwischen den Befragungsteilnehmerinnen und -teilnehmern einerseits und der Grundgesamtheit andererseits. Die Ergebnisse der Erhebung 2013 vermitteln demnach ein realistisches Bild über die Einschätzung der Absolventinnen und Absolventen der Kalenderjahre 2008 und 2011 in Bezug auf ihren allgemeinen Studienerfolg sowie ihren bisherigen beruflichen Werdegang.

Zwei Drittel sind zufrieden mit ihrem Studium

Bei der Interpretation der Ergebnisse ist zu berücksichtigen, dass die Lehrkräfteausbildung mit Studium und Referendariat zweiphasig angelegt ist. Das hier bewertete Studium dient der akademischen Berufsfeldvorbereitung und nicht der Vorbereitung auf das Referendariat. Mit ihrem Studium im Allgemeinen waren 63 % der Lehramtsabsolventinnen und -absolventen zufrieden bzw. sehr zufrieden. Nur gut 14 % der Absolventinnen und Absolventen zeigten sich unzufrieden bzw. sehr unzufrieden. Etwas mehr als 22 % entschieden sich für die Bewertung »weder noch«. Insgesamt waren die Absolventinnen und Absolventen mit einem Abschluss im Bereich Sonderschule unter den Lehramtsabsolventinnen und -absolventen am zufriedensten mit dem Studium. Bei den Absolventinnen und Absolventen von Studiengängen, die für außerschulische Bildungsbereiche qualifizieren, war die Zufriedenheit noch etwas höher als bei den Lehramtsabsolventinnen und -absolventen. Drei Viertel von ihnen waren hier rückblickend mit ihrem Studium zufrieden und somit waren auch etwas weniger Absolventinnen und Absolventen unzufrieden (12 %). Während des Studiums zog ein Fünftel (20 %) der Lehramtsabsolventinnen und -absolventen einen Abbruch des Studiums in Erwägung, bei Absolventinnen und -absolventen anderer Studiengänge waren es 22 %.

Die meisten der befragten Lehramtsabsolventinnen und -absolventen würden rückblickend wieder (77 %) bzw. eher (12 %) wieder studieren. 79 % der Studierwilligen würden dabei wieder bzw. eher wieder denselben Studiengang wählen – wenn auch teilweise mit einer anderen Fächerkombination (26 %) oder an einer anderen Hochschule (12 %). Von den Absolventinnen und Absolventen anderer Studiengänge würden sogar 96 % (eher) wieder studieren, wobei 63 % denselben Studiengang wählen würden.

Praktische Studieninhalte werden besonders geschätzt

Im Rahmen der Befragung wurde auch die Nützlichkeit unterschiedlicher Studienangebote bewertet. Dabei wurden die reflektierten schulpraktischen Studienangebote von den meisten Absolventinnen und Absolventen als sehr nützlich (39 %) bzw. nützlich (35 %) eingeschätzt. Fachdidaktische Studienangebote wurden ebenfalls positiv bewertet. 25 % der Absolventinnen und Absolventen empfanden diese als sehr nützlich und 40 % als nützlich. Die erziehungs- und bildungswissenschaftlichen Studienangebote sowie die fachwissenschaftlichen Studienangebote wurden hingegen rückblickend seltener als nützlich bewertet. Mit Werten von 36 % bzw. 39 % entschied sich hierbei jeweils die größte Gruppe der Absolventinnen und Absolventen für die mittlere Kategorie »teilweise nützlich«. Die Einschätzung der Angebote durch den Befragungsjahrgang 2013 deckt sich weitgehend mit den Ergebnissen der ersten Absolventenbefragung 2012. Eine detaillierte Untersuchung der Bewertung der Nützlichkeit unterschiedlicher Studienangebote getrennt nach den Studiengängen zeigt, dass die Absolventinnen und Absolventen mit einem Lehramtsabschluss im Bereich der Sonderschulen bei fast allen hier dargestellten vermittelten Lehrinhalten etwas bessere Bewertungen als die Absolventinnen und Absolventen der anderen Lehramtsstudiengänge abgeben.

Aus den Fragen zu möglichen Verbesserungen der Studieninhalte ergibt sich, dass 68 % der Lehramtsabsolventinnen und -absolventen den Praxisbezug des Studiums für stark oder sehr stark verbesserungswürdig halten. Knapp 42 % erachten die Konzeption der Studienangebote als (sehr) stark verbesserungswürdig. Förderbedarf während des Studiums sehen sie außerdem vor allem bei praxisorientierten Fähigkeiten wie zum Beispiel Beratung von Eltern, Diagnostik von Schülerfähigkeiten, Konfliktmanagement im Schulalltag, Schaffen motivierender Lernatmosphäre und Beratung von Schülerinnen und Schülern.

Bei der Interpretation dieser Ergebnisse ist allerdings zu berücksichtigen, dass im Jahr 2011 eine Neuorientierung der Lehramtsausbildung stattgefunden hat. In diesem Rahmen wurden die Prüfungsordnungen neu gefasst, was unter anderem eine stärkere Praxisorientierung zur Folge hat. Erste Erkenntnisse, wie sich die neuen Prüfungsordnungen auf die Beurteilungen der Absolventinnen und Absolventen hinsichtlich ihres Studiums auswirken, lassen sich jedoch frühestens aus der Befragungsrunde 2016 gewinnen.

Positive Einschätzung der Inhalte der Berufstätigkeit

Die Lehramtsabsolventinnen und -absolventen, die zum Zeitpunkt der Befragung an einer Schule arbeiteten, sind weit überwiegend (92 %) an der Schulart beschäftigt, für die sie auch ausgebildet wurden. Ihre berufliche Tätigkeit entspricht bei 45 % der befragten Lehramtsabsolventinnen und -absolventen sehr stark oder stark ihren Erwartungen zu Studienbeginn, bei weiteren gut 37 % wird eine teilweise Entsprechung angegeben. Bei den Absolventinnen und Absolventen von Studiengängen, die für außerschulische Bildungsbereiche qualifizieren, lagen die entsprechenden Werte mit 41 % bzw. 33 % etwas niedriger.

Auch zu verschiedenen Aspekten ihrer jetzigen beruflichen Tätigkeit konnten die Absolventinnen und Absolventen Angaben machen. Hierbei waren neben den Themen, die für beide Absolventengruppen einschlägig waren, manche Fragen ausschließlich für die Tätigkeit im Lehramt an Schulen und manche ausschließlich für die Tätigkeit in außerschulischen Bereichen zutreffend. Besonders zufrieden waren beide Gruppen mit den Inhalten ihrer beruflichen Tätigkeit. Auf dem Zufriedenheitsbarometer (vergleiche i-Punkt »Barometerwerte«) vergaben die Absolventinnen und Absolventen hierfür 79 bzw. 77 Punkte. Die Absolventinnen und Absolventen der Lehramtsstudiengänge waren darüber hinaus auch mit der Klassenführung, ihrer beruflichen Position, den Kontakten zur Schulleitung und ihrer beruflichen Selbstverwirklichung besonders zufrieden, was sich in Bewertungen von 70 oder mehr Punkten niederschlägt. Am schlechtesten empfanden sie ihre Aufstiegsmöglichkeiten (48 Punkte). Mit Werten zwischen 51 und 53 Punkten beurteilten sie auch die Erhaltung der Gesundheit, ihre Arbeitsauslastung sowie die Ausstattung mit Arbeitsmitteln eher zurückhaltend.

Die Absolventinnen und Absolventen von Studiengängen, die für außerschulische Bildungsbereiche qualifizieren, waren neben den bereits angesprochenen Inhalten ihrer beruflichen Tätigkeit auch mit den Kontakten zu Kolleginnen und Kollegen (80 Punkte) und mit dem Betriebs- bzw. Arbeitsklima (75 Punkte) besonders zufrieden. Eher kritisch wurden von ihnen dagegen ihr Einkommen (47 Punkte) und ihre Aufstiegsmöglichkeiten (49 Punkte) eingeschätzt. Im Vergleich zu den Lehramtsabsolventinnen und -absolventen sind die Absolventinnen und Absolventen von Studiengängen, die für außerschulische Bildungsbereiche qualifizieren, deutlich zufriedener in Hinsicht auf die Ausstattung mit Arbeitsmitteln (+11 Punkte), die Erhaltung der Gesundheit (+9 Punkte) und die Zeiteinteilung (+7 Punkte). Umgekehrt beurteilen sie ihr Einkommen (−12 Punkte) und ihre berufliche Position (−7 Punkte) merklich kritischer.

Die Fortsetzung der Befragung wird Aufschlüsse über die Neuausrichtung des Studiums liefern

Für die Pädagogischen Hochschulen sind sowohl die rückblickende Bewertung der vermittelten Studieninhalte durch ihre Absolventinnen und Absolventen als auch die Rückmeldung zu ihrer Integration in den Arbeitsmarkt bzw. in den Vorbereitungsdienst interessante Informationen. Die zweite Befragungsrunde der Absolventinnen und Absolventen der Pädagogischen Hochschulen in Baden-Württemberg hat für viele Aspekte die Ergebnisse der ersten Befragung im Jahr 2012 bestätigt. Somit können die Resultate mit einer höheren Sicherheit interpretiert werden.

Die Studie zeigt, dass die Mehrheit aller Absolventinnen und Absolventen mit dem Studium insgesamt zufrieden ist. Von den Absolventinnen und Absolventen der Lehramtsstudiengänge wird besonders die Nützlichkeit der schulpraktischen Angebote in Hinblick auf den Vorbereitungsdienst anerkannt. Auch Aspekte der studienbezogenen Beratung und Betreuung wurden rückblickend positiv bewertet. Es gibt aber auch Punkte, bei denen von ihnen Verbesserungsbedarf gesehen wird. Die Auswirkungen der Neuorientierung der Lehramtsausbildung durch die 2011 in Kraft getretenen Prüfungsordnungen können erst in den Absolventenbefragungen erfasst werden, in denen die Absolventinnen und Absolventen befragt werden, die dieses neu gestaltete Studium durchlaufen haben. Dann wird sich zeigen, ob die dort unter anderem enthaltene verstärkte Integration praktischer Elemente die erwünschte positive Wirkung entfalten kann.

1 Bis zum Schuljahr 2014/15 wurden die Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren als Sonderschulen bezeichnet.

2 Lehramtsstudiengänge werden dabei mit bilingualem Lehren verbunden.

3 Die ausführlichen Ergebnisse werden vom Statistischen Landesamt im Bericht »Ergebnisse der Absolventenbefragung 2013 an den Pädagogischen Hochschulen in Baden-Württemberg – Absolventinnen und Absolventen der Abschlussjahre 2008 und 2011« veröffentlicht.

4 Geschlecht, Staatsangehörigkeit, Studienziel (ggf. einschließlich Schulart), Abschlussjahrgang.