:: 7/2016

Absolventenbefragung 2014: Ergebnisse für die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Baden-Württemberg

Nahezu neun von zehn Absolventinnen und Absolventen der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Baden-Württemberg waren mit ihrem Studium zufrieden oder sogar sehr zufrieden. Der Übergang vom Studium in das Berufsleben war überwiegend sehr erfolgreich. Die berufliche Situation wurde – bezogen auf die absolvierte Ausbildung – von rund zwei Drittel der Befragten als angemessen oder überwiegend angemessen eingestuft. Diese sowohl aus Sicht der Hochschulen als auch aus Sicht der (ehemaligen) Studierenden sehr erfreulichen Ergebnisse wurden aus der Absolventenbefragung 2014 gewonnen, die im Auftrag des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst sowie 19 Hochschulen für Angewandte Wissenschaften bereits zum siebten Mal in Folge vom Statistischen Landesamt durchgeführt wurde. Der folgende Beitrag fasst die wichtigsten Erkenntnisse dieser Absolventenstudie zusammen.

5 585 Teilnehmende an der Befragung

Die Befragung im Jahr 2014 umfasste 26 657 Absolventinnen und Absolventen aus den Prüfungsjahren 2009 und 2012, die um Beteiligung an der freiwilligen Befragung gebeten wurden. 5 585 Absolventinnen und Absolventen füllten in dem 3-monatigen Befragungszeitraum den Online-Fragebogen aus und gingen in die Auswertung ein. Damit ergab sich eine Rücklaufquote von 21 %. Der deutlich größte Anteil der Befragungsteilnehmerinnen und -teilnehmer (48 %) schloss ein Studium der Ingenieurwissenschaften ab, die Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (29 %) sowie Mathematik bzw. Naturwissenschaften (16 %) folgten mit klarem Abstand auf den Plätzen 2 und 3. Zwischen den Absolventinnen und Absolventen, die an der Umfrage teilnahmen, und der Absolventengrundgesamtheit bestanden hinsichtlich verschiedener sozio-demografischer Merkmale nur geringfügige Unterschiede. Daher können die Ergebnisse der Absolventenbefragung 2014 einen in hohem Maße repräsentativen Überblick über den beruflichen Verbleib sowie die Studien- und Berufszufriedenheit der Absolventinnen und Absolventen geben.

Fast 90 % mit Studium zufrieden

Fast neun von zehn Absolventinnen und Absolventen bewerteten ihr Studium rückblickend positiv. Sie waren damit im Allgemeinen entweder zufrieden (68 %) oder sogar sehr zufrieden (21 %). Weitere 7 % waren im Nachhinein weder zufrieden noch unzufrieden mit ihrem Studium, 3 % waren unzufrieden und lediglich 27 Absolventinnen und Absolventen waren sehr unzufrieden. Sowohl bei den »kleineren« als auch bei den »größeren« Hochschulen lag die Zufriedenheit auf einem ähnlich hohen Niveau. Auf dem Zufriedenheitsbarometer, das den unterschiedlichen Kategorien entsprechende Werte zuordnet und von 0 (»sehr unzufrieden«) bis 100 (»sehr zufrieden«) reicht,1 wurde bei der rückblickenden Bewertung des Studiums ein Durchschnittswert von 77 Punkten erzielt. Seit Beginn der Absolventenbefragung – 2003 war das erste Prüfungsjahr der Befragung – war diese mithilfe der Barometerwerte gemessene durchschnittliche Zufriedenheit mit dem Studium sehr stabil.

Dass ein Großteil der Absolventinnen und Absolventen der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften rückblickend wieder (85 %) oder eher wieder (9 %) studieren würde, war eine weitere Bestätigung für die hohe Zufriedenheit. Lediglich 3 % der Absolventinnen und Absolventen waren sich unsicher, 103 (2 %) würden eher nicht und 48 (1 %) würden rückblickend definitiv nicht wieder studieren. Von allen 5 408 antwortenden Absolventinnen und Absolventen, die gegenüber einem erneuten Studium rückblickend (eher) positiv oder neutral eingestellt waren, würde ein knappes Viertel (23 %) eher und 60 % im Nachhinein sicher erneut denselben Studiengang wählen. 6 % der Befragten waren neutral, 8 % würden eher nicht und 3 % definitiv nicht wieder dasselbe studieren.

Bei der Einschätzung, ob sie wieder dieselbe Hochschule wählen würden, waren die 5 394 antwortenden Absolventinnen und Absolventen, die rückblickend ein erneutes Studium (eher) nicht ausschlossen, vergleichsweise noch am zurückhaltendsten. Dennoch würden auch hier knapp acht von zehn Absolventinnen bzw. Absolventen im Nachhinein definitiv (52 %) oder eher (26 %) wieder dieselbe Hochschule wählen. Weitere 12 % waren sich unsicher und etwa jede zehnte Absolventin bzw. jeder zehnte Absolvent schloss das erneute Studium an derselben Hochschule eher (7 %) oder definitiv (3 %) aus.

Hohe Zufriedenheit mit Praxisbezug, aber mehr Unterstützung bei der Berufsorientierung und bei Bewerbungsstrategien gewünscht

Hinsichtlich der praxisorientierten Aspekte ihres Studiums waren die Absolventinnen und Absolventen mit den Praxissemestern bzw. Pflichtpraktika (82 Punkte auf dem Zufriedenheitsbarometer) am zufriedensten. Aber auch die Praxiserfahrung der Lehrbeauftragen (78 Punkte) und die praxisbezogenen Lehrinhalte (70 Punkte) wurden als zufriedenstellend erachtet. Hinsichtlich der Zufriedenheit mit einzelnen Teilbereichen ihres Studiums erreichten der Zugang zu EDV-Diensten (77 Punkte) und der Zugang zu den erforderlichen Praktika und Übungen (76 Punkte) die höchsten Werte. Weder zufrieden noch unzufrieden waren die Ehemaligen mit der Unterstützung bei der Stellensuche und dem Berufseinstieg. Mit 50 Punkten auf dem Zufriedenheitsbarometer bildete dieser Aspekt damit das Schlusslicht in der Bewertung.

Entsprechend standen an erster Stelle des von den Absolventinnen und Absolventen empfundenen Verbesserungsbedarfs die Angebote zur Berufsorientierung und zu Bewerbungsstrategien, die gut die Hälfte (55 %) einforderte. Ein nahezu ebenso großer Anteil (51 %) wünschte sich mehr Praxisbezug bzw. eine verstärkte Anwendung ihres Fachwissens (Mehrfachnennungen waren möglich). Mit deutlichem Abstand folgten der Wunsch nach einer Verbesserung bei der Konzeption des Studienangebots (38 %), den Rahmenbedingungen (25 %) sowie dem Betreuungsverhältnis (16 %) bzw. dem Verhältnis zwischen Lehrenden und Studierenden (9 %).

Absolventinnen und Absolventen blickten schon während ihres Studiums »über den Tellerrand« hinaus

Neben den Studieninhalten spielen praktische Erfahrungen und Auslandsaufenthalte eine immer wichtigere Rolle in den Lebensläufen der Studierenden. Fast drei Viertel (74 %) der Absolventinnen und Absolventen durchliefen während ihres Studiums ein praktisches Studiensemester. Weitere 3 % absolvierten ein freiwilliges Praktikum und 13 % konnten sowohl ein Praktikumssemester als auch ein freiwilliges Praktikum vorweisen. Die Absolventinnen und Absolventen, die während ihres Studiums als Praktikantin bzw. Praktikant tätig waren, wurden auch zu der Anzahl der absolvierten Praktika befragt. Nahezu acht von zehn Absolventinnen und Absolventen (79 %) führten ein Praktikumssemester durch, 19 % durchliefen zwei Praktikumssemester und bei 2 % war die Anzahl an Praktikumssemester noch höher. Ein freiwilliges Praktikum absolvierten 71 % der Befragten, zwei freiwillige Praktika gaben 19 % an und 10 % bewerkstelligten drei oder mehr freiwillige Praktika.

Die Mehrheit der Absolventinnen und Absolventen verfügte bereits vor ihrem Studienabschluss an einer der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften über berufliche Erfahrungen. So hatten von den 5 541 Absolventinnen und Absolventen, die diese Fragen beantworteten, 17 % vor dem Studium und 21 % während des Studiums Berufserfahrung gesammelt. Nahezu die Hälfte (48 %) konnte sowohl vor als auch während des Studiums berufliche Erfahrungen vorweisen.

Über einem Drittel der Absolventinnen und Absolventen gelang es, mindestens einen Auslandsaufenthalt in das Studium zu integrieren. Anlass des Auslandsaufenthaltes waren in den meisten Fällen Studienphasen im Ausland (53 %) oder Praktika (52 %). Deutlich seltener wurde der Auslandsaufenthalt dagegen mit Sprachkursen (14 %), der Vorbereitung bzw. Anfertigung einer Abschlussarbeit oder sonstigen Aktivitäten (15 % bzw. 14 %) begründet (Mehrfachnennungen waren möglich). Das beliebteste Land für einen Auslandaufenthalt waren die Vereinigten Staaten von Amerika. Auf den Plätzen 2 und 3 folgten das Vereinigte Königreich und China.

Gute berufliche Perspektiven für die Absolventinnen und Absolventen

Den Absolventinnen und Absolventen der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften gelang ein guter Start auf dem Arbeitsmarkt. Mehr als neun von zehn suchenden Absolventinnen und Absolventen (93 %) fanden im Anschluss an ihr Studium eine Erwerbstätigkeit. Lediglich 150 (4 %) waren bei ihrer Suche nicht erfolgreich und 134 (3 %) wählten die Antwortoption »trifft nicht zu«. Nahezu ein Viertel (23 %) begab sich dagegen im Anschluss an ihr Studium nicht auf die Suche nach einer Erwerbstätigkeit. Der Verzicht auf die Stellensuche wurde am häufigsten mit der Aufnahme eines weiteren Studiums (57 %) oder dem Finden eines Jobs ohne Bewerbung (25 %) begründet.

Zum Zeitpunkt der Befragung hatten drei Viertel (75 %) der Absolventinnen und Absolventen eine Erwerbstätigkeit im Angestellten- oder Beamtenverhältnis gefunden. Jede Siebte bzw. jeder Siebte (14 %) befand sich in einem weiteren Studium oder einer Promotion. Selbstständig machten sich 157 Absolventinnen und Absolventen (3 %). Auf Arbeitssuche waren 3 % der Befragungsteilnehmerinnen und -teilnehmer, ein (un-)bezahltes Praktikum absolvierte 1 % und in einer Berufsausbildung oder einem Referendariat befanden sich lediglich 34 Absolventinnen und Absolventen (1 %). Einen unbefristeten Arbeitsvertrag konnten knapp neun von zehn (87 %) Absolventinnen und Absolventen zum Zeitpunkt der Befragung vorweisen.

Überwiegende Mehrheit empfindet die eigene berufliche Tätigkeit als angemessen, Aufstiegsmöglichkeiten werden kritischer eingeschätzt

Fast zwei Drittel schätzten die eigene berufliche Tätigkeit bezogen auf die absolvierte Ausbildung als angemessen (20 %) oder zumindest überwiegend angemessen (43 %) ein. Über ein Viertel bewertete die berufliche Situation als teilweise angemessen (26 %), jede zehnte Absolventin bzw. jeder zehnte Absolvent wählte die Antwortoption »wenig angemessen« (7 %) oder »nicht angemessen« (3 %). Bei einem guten Drittel (35 %) entsprach die berufliche Situation stark den Erwartungen zu Studienbeginn, bei 7 % sogar sehr stark. Zwei von fünf Absolventinnen und Absolventen (40 %) sahen ihre Erwartungen zu Studienbeginn mit ihrer beruflichen Tätigkeit teilweise erfüllt, 12 % nur zu einem geringen Grad und 6 % lediglich in sehr geringem Ausmaß. Zwei von fünf Absolventinnen und Absolventen konnten die im Studium erworbenen Qualifikationen in ihrem Berufsleben immer (6 %) oder zumindest sehr häufig (34 %) anwenden. Die relative Mehrheit von 43 % konnte zumindest manchmal auf das im Studium Gelernte zurückgreifen. 16 % benötigten die Studieninhalte nur selten für den späteren Beruf, 2 % sogar nie.

Es zeigte sich, dass die Absolventinnen und Absolventen – wie auch in den Vorjahreserhebungen – mit dem Betriebs- bzw. Arbeitsklima ihrer derzeitigen Beschäftigung am zufriedensten waren. Dieser Aspekt erreichte 80 Punkte auf dem Zufriedenheitsbarometer, die Absolventinnen und Absolventen waren damit im Durchschnitt zufrieden bis sehr zufrieden. Nahezu ebenso gut schnitten die Tätigkeitsinhalte (78 Punkte) sowie die Möglichkeiten, eigene Ideen einzubringen (77 Punkte), ab. Auch mit der Arbeitsmittelausstattung (76 Punkte) und ihrer beruflichen Position (73 Punkte) waren die Absolventinnen und Absolventen durchschnittlich zufrieden. Die Aspekte Familienfreundlichkeit (70 Punkte), Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten (66 Punkte) sowie Gehalt/Einkommen (65 Punkte) wurden deutlich schlechter bewertet, dennoch waren die Absolventinnen und Absolventen auch mit ihnen eher zufrieden. Auf dem letzten Rang landeten die Aufstiegsmöglichkeiten, für die im Durchschnitt nur 60 Punkte vergeben wurden.

Fazit

Methodisch solide Absolventenbefragungen sind ein wichtiges Instrument für die Qualitätsentwicklung von Hochschulen. Durch die Absolventenbefragung des Statistischen Landesamtes wurden den 19 beteiligten Hochschulen für Angewandte Wissenschaften Informationen im Hinblick auf die Qualität des Studiums, der Erwartungshaltung an die Hochschule, den Berufseinstieg und Berufsverlauf ihrer Studierenden zur Verfügung gestellt. Aus diesen Informationen können Handlungsempfehlungen abgeleitet werden, um bestehende Schwächen zu beheben und weitere Potenziale auszuschöpfen. Zudem erlauben Absolventenbefragungen den Ehemaligen nach einem zeitlichen Abstand Feedback an ihre Hochschule zugeben. Dieses Feedback fiel in der vorgestellten Absolventenbefragung im Allgemeinen sowohl für das Studium als auch die anschließende berufliche Tätigkeit sehr positiv aus. Eine derartige Rückmeldung ist auch für künftige Studierende von Interesse und bietet eine Orientierung bei der Studienwahl.

1 Bei der Berechnung der Barometerwerte werden nur Befragte berücksichtigt, die eine Bewertung angegeben haben. Die Befragten, die »keine Angabe« gemacht oder »trifft nicht zu« angegeben haben, werden nicht in die Berechnung einbezogen. Die Kategorie »sehr zufrieden« geht mit 100 Punkten, »zufrieden« mit 75 Punkten, »weder noch« mit 50 Punkten, »unzufrieden« mit 25 Punkten und »sehr unzufrieden« mit 0 Punkten in die Berechnung ein. Der Durchschnittswert bildet letztendlich den Barometerwert in Punkten.