:: 9/2016

Konjunkturgespräch 2016

BIP-Prognose für die Südwestwirtschaft im Praxis-Check

Ende Juli veröffentlicht das Statistische Landesamt Baden-Württemberg alljährlich seine aktualisierte Jahresprognose für die Südwestwirtschaft. Einer langjährigen Tradition folgend wird die Prognose im Rahmen eines gemeinsamen Konjunkturgesprächs der IHK Region Stuttgart und des Statistischen Landesamtes vorgestellt. In einem Impulsvortrag wurden wichtige gesamtwirtschaftliche Daten der baden-württembergischen Wirtschaft präsentiert und auf die wirtschaftliche Dynamik am aktuellen Rand eingegangen.

Südwestwirtschaft wächst in den Jahren 2015/2016 leicht über Trend

Ein Blick in den konjunkturellen Rückspiegel zeigt, dass im Jahr 2015 im Wesentlichen drei Triebfedern für das sehr hohe Wirtschafts­wachstum des baden-württembergischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 3,1 % verantwortlich waren: Erstens ein stark wachsender Export (+7,8 % gegenüber 2014), zweitens eine sehr dynamische Entwicklung im Verarbeitenden Gewerbe (+4,6 % beim realen Umsatz) und drittens ein hoher statistischer Überhang von 1,2 % aus dem Jahr 2014.1 Allerdings mehrten sich bereits im 2. Halbjahr 2015 die Anzeichen, dass die Südwestwirtschaft dieses sehr hohe Wachstumstempo nicht wird halten können. Die alljährlich im Juli aktualisierte Jahresprognose für Baden-Württemberg besteht aus zwei Komponenten. Zum einen ist dies der Gesamtkonjunkturindikator (GKI) des Statistischen Landesamtes, der produktionsnahe Daten und Stimmungsindikatoren kombiniert und der tatsächlichen Wirtschaftsentwicklung vorausläuft. Dieser zeigte zum Jahresende 2015 einen konjunkturellen Wendepunkt an und signalisiert für 2016 ein deutlich schwächeres Wachstum. Vor allem der ausländische Auftragseingang im Verarbeitenden Gewerbe verlor an Dynamik und auch die Unternehmen der Südwestindustrie beurteilten ihre Geschäftslage und den Ausblick nicht mehr so positiv wie in den Vorjahren (L-Bank-ifo-Klima Index).2 Ein zeitreihenökonometrisches Modell liefert die zweite Komponente der Prognose und komplettiert den Wachstumsausblick. Insgesamt wird für 2016 ein reales Wirtschaftswachstum von 0,5 % prognostiziert, wobei diese Wachstumsrate im Zusammenhang mit dem sehr hohen Zuwachs von 2015 gesehen werden muss. Kombiniert man nämlich die Wachstumsraten der Jahre 2015 und 2016, so liegt die Südwestwirtschaft immer noch leicht über ihrem langfristigen Trendwachstum und auch über dem bundesdeutschen BIP-Zuwachs in diesem Zeitraum.

Der Außenhandel bremst 2016 voraussichtlich die Südwestwirtschaft

Anders als in den Vorjahren scheint der Außenhandel als konjunktureller Taktgeber auszufallen. So lag das Exportvolumen von Januar bis April 2016 nahezu auf dem Vorjahresniveau, sodass man für das Gesamtjahr von einer deutlichen Abschwächung ausgehen muss.3 Die Abkühlung im Außenhandel verlief innerhalb der Handelspartner aber nicht homogen. Belegten die Vereinigten Staaten 2015 mit 22,2 % Exportwachstum gegenüber dem Vorjahr noch einen Spitzenplatz, so ist hier in den ersten 4 Monaten des Jahres 2016 ein Rückgang von 9,2 % zu verzeichnen. Der Bereich »Kraftwagen und Kraftwagenteile« war dabei mit einem Minus von 26 % gegenüber dem Vorjahr besonders stark betroffen. Aber auch das Exportvolumen nach China sank zu Jahresbeginn um 5,8 %. Der Lichtblick beim Außenhandel kommt aus Europa. Um 7,7 % legte das Exportvolumen in die EU-28 Staaten zu, wobei das Vereinigte Königreich (9,5 %) und die Niederlande (15,9 %) besonders herausstechen.

2015 profitierten die Südwest-Exporteure noch von den sehr günstigen Wechselkursbedingungen. Durch die Aufhebung der Frankenuntergrenze und die weitere geldpolitische Lockerung wertete der Euro zu den wichtigsten Währungen im 1. Quartal 2015 in der Tendenz ab. Diese für die Exportwirtschaft positiven Wechselkurseffekte laufen 2016 langsam aus, und so verteuerten sich die Südwestexporte im 1. Halbjahr 2016 durch die Euroaufwertung zwischen 1,6 % und 2,8 %. Die Wachstumsprognosen für die wichtigsten Zielländer sind gemäß der OECD für 2016 solide, fallen im Vergleich zu 2015 aber leicht schwächer aus. So wird für die US-Wirtschaft ein reales Wachstum von 1,8 % erwartet und für die Eurozone ein BIP-Zuwachs von 1,6 %.

Binnenwirtschaft und Dienstleistungen spielen 2016 die Hauptrolle

Die Prognosen für die bundesdeutsche Wirtschaftsleistung gehen 2016 von einem binnenwirtschaftlich getriebenen Wachstum aus. Davon kann Baden-Württemberg allerdings nicht in gleichem Maße profitieren, da die Binnenwirtschaft verglichen mit dem Bundeswert einen niedrigen Anteil ausmacht.4

Die in 2015 erzielten Nominallohnsteigerungen in Höhe von 2,4 % waren vor dem Hintergrund der guten Wirtschaftsentwicklung zwar eher unterdurchschnittlich. Durch die kaum messbare Inflation von 0,2 % verfügten die Arbeitnehmer jedoch über ein Reallohnplus von 2,3 %. Im 1. Quartal 2016 stiegen die Reallöhne im Südwesten durchschnittlich um 2,7 %, sodass auch für das Gesamtjahr beim Reallohnzuwachs eine 2 vor dem Komma stehen dürfte. Deshalb sollte die wirtschaftliche Dynamik im Land größtenteils aus den Dienstleistungsbereichen kommen. Exemplarisch für diese mögliche Entwicklung sind hier die Bereiche »Verkehr und Lagerei« (4,2 % Wachstum im 1. Quartal 2016 gegenüber dem Vorjahreszeitraum), »freiberufliche wissenschaftliche und technische Dienstleistungen« (1,5 %) und »sonstige wirtschaftlichen Dienstleistungen« (8,2 %) zu nennen. Schließlich profitierte der Bausektor von den historisch niedrigen Finanzierungsbedingungen und dem milden Winter, sodass der Umsatz im Bauhauptgewerbe von Januar bis April 2016 um 9,5 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum zulegte.5

Arbeitsmarkt zeigt sich auch in 2016 in blendender Verfassung

Die Erwerbstätigenzahl erfuhr im 1. Quartal 2016 mit einem Plus von 1,4 % gegenüber dem Vorjahresquartal den stärksten Zuwachs in einem Quartal seit 3 Jahren. Im Jahr 2015 stieg die Erwerbstätigkeit gegenüber dem Vorjahr um 0,9 %. Die Wachstumsraten lagen dabei jeweils leicht über dem Bundesdurchschnitt. Nach wie vor profitiert insbesondere die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung von der guten Lage auf dem Arbeitsmarkt. Im Zeitraum Januar bis April 2016 erhöhte sich die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Baden-Württemberg um 2,3 % verglichen mit dem Vorjahreszeitraum. Dies entspricht der bereits schon für das Gesamtjahr 2015 erzielten Veränderungsrate. Die Zahl der Arbeitslosen sank 2015 um 1,4 % gegenüber dem Vorjahr. Im 1. Halbjahr 2016 konnte nur noch ein geringer Rückgang von 0,2 % verzeichnet werden. Dies ist aber vor dem Hintergrund zu sehen, dass die Arbeitslosigkeit im Südwesten sich bereits 2015 auf einem sehr niedrigen Niveau befand. Die Arbeitslosenquote von 3,7 % war im Juni 2016 die nach Bayern bundesweit niedrigste Quote. Die Zahl der gemeldeten offenen Stellen erhöhte sich in Baden-Württemberg bereits im letzten Jahr um knapp 14 % gegenüber 2014 und auch im 1. Halbjahr 2016 setzte sich der Aufbau an verfügbaren Stellen im selben Ausmaß weiter fort. So lag deren Zahl im Juni 2016 bei dem Rekordwert von 94 269 Stellen.

Laut Fachstatistik konnte das Bauhauptgewerbe in Baden-Württemberg im Zeitraum Januar bis April 2016 einen Beschäftigungszuwachs von 3,3 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum verzeichnen. Auch im Fahrzeugbau erhöhte sich die Beschäftigungszahl um 2 % im selben Zeitraum und lag damit über der Zuwachsrate des Verarbeitenden Gewerbes insgesamt.

Bei langjähriger Betrachtung des Arbeitsmarktes in Baden-Württemberg wird deutlich, dass sich die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung seit 2010 – verglichen mit der Erwerbstätigkeit insgesamt – überproportional entwickelt hat. Um knapp 12 % lag die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Jahr 2015 über jener des Jahres 2008. Die Erwerbstätigenzahl erhöhte sich dagegen im selben Zeitraum um knapp 6 %. Die Zahl geringfügig entlohnter Beschäftigter blieb dabei seit 2008 bis 2014 relativ konstant, bis sie sich im Jahr 2015 um knapp 3 % gegenüber dem Vorjahr verringerte. Dieser Rückgang dürfte zu einem großen Teil auf die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns am 1. Januar 2015 zurückzuführen sein. Einige dieser Minijobs dürften dabei auch in sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse umgewandelt worden sein. Die Zahl der Selbstständigen ist dagegen schon seit einigen Jahren rückläufig und lag 2015 mit etwas über 5 % unterhalb des Niveaus von 2008. Dieser Rückgang könnte auch auf die Solo-Selbstständigen zurückzuführen sein sowie auf die Tatsache, dass die gute Arbeitsmarktlage mit einer hohen Anzahl an sozialversicherten Stellen für viele Selbstständige eine solche Beschäftigungsform attraktiver macht.

Heterogene Arbeitslosigkeit innerhalb der Personengruppen

Bei der Betrachtung der Arbeitslosigkeit nach Personengruppen muss nach wie vor festgestellt werden, dass immer noch ein hoher Anteil an Langzeitarbeitslosen existiert. Im 1. Halbjahr 2016 lag ihr Anteil durchschnittlich bei 30,8 % und somit im Zeitraum seit 2008 – mit Ausnahme des Krisenjahrs 2009 – unverändert hoch. Ein großer Teil der Arbeitslosen weist eine ausländische Nationalität auf. Hier ist ab 2015 zudem eine klare Steigerung ihres Anteils zu erkennen. Im Jahresdurchschnitt 2008 lag der Anteil der Arbeitslosen mit ausländischer Nationalität noch um 6 Prozentpunkte niedriger als im 1. Halbjahr 2016. Arbeitslose Personen im Alter zwischen 55 und 64 Jahren weisen ab 2011 einen verhältnismäßig hohen Anteil an der Gesamtarbeitslosigkeit von 21 bis 22 % auf. Ein Grund hierfür könnte sein, dass es für ältere Arbeitslose zunehmend schwieriger wird, wieder in ein Arbeitsverhältnis zu kommen. Allerdings dürfte auch der demografische Effekt eine gewisse Rolle spielen. Abgesehen vom Krisenjahr 2009 blieb der Anteil der 15- bis 24-Jährigen an allen Arbeitslosen stets unter 10 %, zuletzt lag dieser bei lediglich 8,4 %.

Betrachtet man die Entwicklung der Arbeitslosigkeit der oben dargestellten Personengruppen im Zeitraum 2008 bis zum 1. Halbjahr 2016, zeigt sich, dass sich die Zahl älterer Arbeitslosen allein von 2008 bis 2010 um rund 50 % erhöhte und von da an auf diesem hohen Niveau verharrte. Während die Gesamtarbeitslosigkeit zuletzt leicht unter dem Niveau von 2008 lag, und zwar im Schnitt des 1. Halbjahrs 2016 um 1,8 % niedriger verglichen mit dem 1. Halbjahr 2008, erhöhte sich die Zahl der ausländischen Arbeitslosen um knapp 14 % im Zeitraum 2008 bis 2015. Die Zahl ausländischer Arbeitsloser stieg dann zwischen dem 1. Halbjahr 2016 und dem Vorjahreszeitraum weiter relativ stark um 9,3 %.

Beschäftigungsausblick und -prognose für 2016/2017 positiv

Im Rahmen der ifo-Konjunkturumfrage werden auch die Personalpläne der Unternehmen erfragt. Dabei werden die Salden aus den Angaben, die einen Beschäftigungsaufbau und den Angaben, die einen Beschäftigungsabbau prognostizieren, zugrunde gelegt. Die Unternehmen geben dabei eine Einschätzung der Beschäftigungssituation in den kommenden 3 bis 4 Monaten ab. Im Verarbeitenden Gewerbe bewegen sich die Salden seit dem 1. Quartal 2014 konstant leicht im negativen Bereich (das heißt es gibt etwas mehr negative Einschätzungen als positive). Die Salden, die sich bei der Befragung von Unternehmen im Großhandel ergeben, lagen seit dem 3. Quartal 2013 im Plus. Erst am aktuellen Rand, also dem 2. Quartal 2016, trübten sich die Beschäftigungserwartungen ein und der Saldo rutschte ins Minus. Auch im Einzelhandel haben sich die Beschäftigungsaussichten zuletzt verschlechtert, allerdings lag der Saldo bei weitem nicht so stark im Minus wie noch im 4. Quartal 2014. Die Beschäftigungserwartungen im Bauhauptgewerbe sind, zumindest von den hier aufgezählten Branchen, mit Abstand am optimistischsten. Seit dem 3. Quartal 2014 gingen die Unternehmen in diesem Bereich mehrheitlich von einer steigenden Beschäftigung aus, im 4. Quartal lag der Saldo sogar bei +12 Punkten. Im 2. Quartal fiel der Saldo etwas und zwar auf 5,1 Punkte.

Die Beschäftigungs- und Arbeitsmarktprognosen für Deutschland können beispielsweise der Gemeinschaftsdiagnose vom April 2016 sowie dem Bericht »Wirtschaftliche Perspektiven für Deutschland« der Deutschen Bundesbank vom Juni 2016 entnommen werden. In beiden Prognosen werden annähernd dieselben Zuwachsraten der Erwerbstätigkeit postuliert. Für 2016 wird ein Plus von 1,2 % bzw. 1,1 % und für 2017 noch ein Plus von 0,9 % bzw. 0,8 % prognostiziert. Für die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten wird in der Gemeinschaftsdiagnose für das Jahr 2016 noch mit einem Zuwachs von 1,9 % gerechnet. Für 2017 würde sich diese Rate auf 1,2 % verringern, wobei die Veränderungsrate damit immer noch höher wäre, als jene der Erwerbstätigenzahl. Bezüglich der Entwicklung der Lohnstückkosten für das Jahr 2016 gehen die Prognosen der beiden Berichte relativ weit auseinander. In der Gemeinschaftsdiagnose wird eine Erhöhung zum Vorjahr von 2,5 % vorausgesagt, während die Deutsche Bundesbank nur mit einem Plus von 1,6 % rechnet. Für das Jahr 2017 wird dagegen einstimmig von einem Zuwachs von 2 % ausgegangen. Die an der Erstellung der Gemeinschaftsdiagnose beteiligten Institute rechnen mit einer steigenden Arbeitslosenzahl von rund 2,7 Mill. in 2016 auf rund 2,8 Mill. in 2017. Die Deutsche Bundesbank geht dagegen von einer etwa gleichbleibenden Arbeitslosigkeit aus.

Wirtschaftliche Herausforderungen von morgen: niedrigeres Potentialwachstum

Nach der Finanzkrise 2008/2009 wurden von fiskal- und geldpolitischer Seite große Anstrengungen unternommen, um die wirtschaftlichen Folgen so gering wie möglich zu halten. Viele Staaten konnten dank dieser außergewöhnlichen Stützungsmaßnahmen das Vorkrisenniveau beim realen BIP wieder rasch erreichen.6 So bügelte auch die Südwestwirtschaft den durch die Krise verursachten Wirtschaftseinbruch bis zum Jahr 2011 vollständig aus. Allerdings scheint es der Wirtschaft nicht zu gelingen, auf den bis 2008 gültigen Wachstumstrend zurückzukehren.7 Für die baden-württembergische Wirtschaft beträgt die Lücke zwischen dem aktuellen BIP-Trend und dem Vorkrisen-Trend aktuell etwa 6 %. Da die verglichen mit der Vorkrisenperiode nun niedrigeren Wachstumsraten mit hoher Wahrscheinlichkeit auch zukünftig anhalten werden, wird sich die Südwestwirtschaft an diesen neuen Trend anpassen müssen.

… hohe chinesische Privatverschuldung

Der neue Fünfjahresplan der chinesischen Führung soll der Wirtschaft im »Land der Mitte« neue Impulse geben. Nach diesem werden nicht mehr der Export und Investitionen als alleinige Taktgeber für das Wachstum agieren, sondern die Binnennachfrage spielt in den Planungen eine größere Rolle. Auch setzt das Politbüro im Vergleich zur wirtschaftlichen Entwicklung der Vergangenheit mittelfristig auf mehr Effizienz und ein qualitativ hochwertigeres Wachstum. Dieser wirtschaftliche Umbau findet allerdings vor dem Hintergrund einer in den letzten Jahren stark gestiegenen privaten Verschuldung statt, die zu einem großen Teil auf den Unternehmenssektor zurückgeht. So lag die private Verschuldung Chinas in Relation zur Wirtschaftsleistung 2015 sogar höher als in Deutschland, den USA oder sogar der Eurozone. Nun wird die Zukunft zeigen, wie die Transformation der chinesischen Wirtschaft hin zu einer Dienstleistungsökonomie vonstattengeht, da aufgrund der aufgebauten Verbindlichkeiten und möglicher Überkapazitäten im Industriesektor eine wirtschaftliche Krise nicht ausgeschlossen werden kann. Mit 7,1 % Exportanteil liegt China auf Platz 3 der wichtigsten Exportländer Baden-Württembergs, sodass negative Entwicklungen sich auch auf das Wachstum im Südwesten niederschlagen könnten.

… und Brexit

Die Brexit-Entscheidung des englischen Wählers bringt zusätzliche Unsicherheiten auf politischer und wirtschaftlicher Ebene mit sich. Aktuell ist unklar, wie der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union organisatorisch und zeitlich ablaufen soll. Mit dem britischen Ausscheiden verliert die EU 17,6 % der Wirtschaftskraft, 13 % der Einwohner und einen der Nettozahler in den EU-Haushalt. Für Baden-Württemberg werden die Ausfuhren in den sechstgrößten Exportmarkt (6,3 % Anteil an den Gesamtexporten) schwieriger, da Großbritannien nach einem Austritt nicht mehr Teil des europäischen Binnenmarktes wäre. Doch der britische Exportanteil spiegelt nicht die wahre Bedeutung für die Südwestwirtschaft wider, da Baden-Württemberg 2015 den zweithöchsten Exportüberschuss mit dem Vereinigten Königreich erzielt hat. Dieser betrug 8,8 Mrd. Euro, was etwa ein Fünftel des Gesamtüberschusses im Außenhandel entspricht.

1 Der statistische Überhang beschreibt den Basiseffekt, wenn sich das reale saisonbereinigte BIP im Gesamtjahr auf dem Niveau des 4. Quartals bewegt. Somit errechnet sich eine Maßzahl, wie hoch das Wirtschaftswachstum ohne zusätzliche Wachstumsimpulse ausfallen würde.

2 Dies gilt insbesondere für das 1. Quartal 2016. Am aktuellen Rand hat sich die Beurteilung der Geschäftslage und -erwartungen wieder erholt.

3 Da die Exportzahlen im Juni und Juli 2015 sehr dynamisch ausfielen, wird sich eine ähnliche Entwicklung im Jahr 2016 höchstwahrscheinlich nicht wiederholen lassen.

4 Die Exportquote für das Jahr 2015 betrug im Südwesten 42,3 % und für Deutschland 39,5 %.

5 Auch andere Indikatoren für die Bauleistung wie beispielsweise die geleisteten Arbeitsstunden weisen in eine ähnliche Richtung (+ 3,6 % gegenüber dem Vorjahresquartal).

6 Ausnahmen sind einige Länder der Eurozone wie Italien oder Griechenland, deren reale Wirtschaftsleistung auch 2016 noch geringer ausfällt als 2008.

7 Greg Mankiw identifiziert in einer Kolumne der New York Times fünf Gründe für diese Entwicklung: - Statistische Messung des BIP, - Verlangsamte wirtschaftliche Erholung nach einer Finanzkrise, - Säkulare Stagnation, - Geringere Innovationskraft der Wirtschaft, sowie- Politikfehler.www.nytimes.com/2016/06/19/upshot/one-economic-sickness-five-diagnoses.html (Abruf: 11.08.2016).