:: 6/2017

Dienstleister und Auslandsnachfrage sorgen für wirtschaftliche Dynamik

Reales Wirtschaftswachstum im Südwesten dürfte im 2. Quartal 2017 bei 1 ¼ % liegen

Die baden-württembergische Wirtschaftsleistung erhöhte sich im Jahr 2016 real um 2,2 %. Damit lag der Südwesten erneut deutlich über dem bundesdeutschen Wachstum. Nach jetzigem Stand könnte dies auch 2017 gelingen. Ein positiver Trend bei den Auslandsbestellungen und die gute Stimmung in den Unternehmen signalisieren weiterhin eine kräftige wirtschaftliche Dynamik. Für das 2. Quartal 2017 rechnen wir mit einem realen BIP-Wachstum in Höhe von 1 ¼ % gegenüber dem Vorjahresquartal.

Die Auslandsnachfrage im Verarbeitenden Gewerbe entwickelte sich im Auftaktquartal 2017 erfreulich. So stabilisierte sich die Umsatzentwicklung der Exportwirtschaft auf hohem Niveau. Preis- und saisonbereinigt steigerten die Unternehmen ihren Auslandsumsatz um 0,2 % zum Vorquartal. Im 1. Quartal 2017 waren Vorleistungsgüter (+1,9 %) und Produkte aus dem Bereich Maschinenbau (+1,7 %) besonders gefragt. Deutlich rückläufig entwickelte sich dagegen die Nachfrage im Fahrzeugbau.

Einen spürbaren Rücksetzer musste die Inlandsnachfrage im Verarbeitenden Gewerbe verkraften. Hier schrumpften die Umsätze saisonbereinigt gegenüber dem 4. Quartal 2016 um 2,2 %. Besonders stark betroffen war mit einem Minus von 5,7 % auch hier der Fahrzeugbau. Der einzige Lichtblick im 1. Quartal kam vom Maschinenbau, der seine Umsätze zum Vorquartal leicht steigern konnte. Stabilisierend auf die Binnennachfrage wirken wie schon seit etlichen Quartalen die Bauwirtschaft sowie die Dienstleister.

Im 1. Quartal 2017 stiegen die Verbraucherpreise um 1,9 % und damit so stark wie seit 5 Jahren nicht mehr. Allerdings ebbte diese Entwicklung bereits wieder ab, da sich der Energiepreisanstieg im März nicht weiter fortsetzte. Auch der Arbeitsmarkt zeigt weiterhin keinerlei Schwäche. So verringerte sich die Arbeitslosenquote zum Vorjahresquartal nochmals um 0,2 Prozentpunkte und liegt im 1. Quartal 2017 nun bei 3,7 %. Mit einem Plus von 8,4 % zum Vorjahresquartal entwickelte sich die Zahl der gemeldeten Arbeitsstellen erneut sehr dynamisch.

Wachstumsprognosen für die Eurozone stehen 2017 auf Grün

2016 wuchs das reale Bruttoinlandsprodukt der Eurozone erstmals seit 2008 stärker als die Wirtschaftsleistung der Vereinigten Staaten. Zwar betrug der Wachstumsabstand nur 0,1 Prozentpunkte (1,7 vs. 1,6), aber es wird deutlich, dass Europa auf einem wirtschaftlichen Gesundungskurs zu sein scheint. Etwa ein Drittel des Wachstums ging von Deutschland aus, wobei dies in etwa dem Anteil an der Wirtschaftsleistung in der Eurozone entspricht (rund 29 %). Ein weiteres Drittel entfiel auf Frankreich und Spanien. Das übrige Drittel wurde von den verbleibenden mittelgroßen und kleinen Mitgliedsländern beigesteuert. Der Grund für das höhere Wachstum liegt auch darin, dass die seit 2 Jahren laufenden Aufkaufprogramme der EZB langsam ihre Wirkung in der Realwirtschaft entfalten. Aber auch andere nach der Eurokrise 2012 getroffenen Politikmaßnahmen beispielsweise am Arbeitsmarkt zahlen sich langsam aus. Positiv auf das Wachstum dürfte sich auch die Fiskalpolitik ausgewirkt haben, da viele Mitgliedsstaaten die in den Vorjahren betriebene fiskalische Konsolidierung beendet haben. So erhöhte sich 2016 die konjunkturbereinigte Neuverschuldung in nahezu allen Mitgliedsstaaten der Eurozone.

Doch inwieweit strahlt das erfreulich hohe Wachstum auf den Arbeitsmarkt aus? Hier meldete die europäische Statistikbehörde Eurostat für 2016 erfreuliche Zahlen. So sanken die Arbeitslosenquoten in fast allen Mitgliedsstaaten der Eurozone. Insbesondere in den von der Eurokrise betroffenen Staaten Spanien, Portugal und auch Griechenland kamen mehr Arbeitslose in neue Beschäftigung, begannen eine Aus- oder Weiterbildung oder meldeten sich aus anderen Gründen nicht mehr arbeitslos. Trotz der zu beobachtenden Verbesserung am Arbeitsmarkt liegt die Arbeitslosenquote in den oben genannten Ländern aber immer noch deutlich über dem Durchschnitt der Eurozone von 10 %. Insgesamt waren die veröffentlichten Arbeitsmarktdaten so positiv wie seit 2010 nicht mehr und in den ersten beiden Monaten des neuen Jahres zeichnet sich ab, dass sich der beobachtete Trend im Jahresverlauf weiter verstetigen dürfte.

Auch in den bis April veröffentlichten BIP-Prognosen ist nahezu keine Wolke am Konjunkturhimmel erkennbar. Demnach können 2017 alle Staaten der Eurozone mit positiven Wachstumsraten rechnen. Zwar liegen die prognostizierten Werte weit unterhalb des Vorkrisenniveaus, allerdings ist dies ein global zu beobachtendes Phänomen, das nicht auf die Eurozone beschränkt ist. Da die USA zukünftig eher eine globalisierungskritische Agenda verfolgen dürften, könnte der Handel mit der Eurozone die feste Burg für die baden-württembergischen Exporteure werden, die 2016 rund ein Drittel aller Südwest-Ausfuhren abnahm. Mit der Kombination aus stabilen Wachstumsraten und dank des Euros fixen Wechselkursrelationen sollten baden-württembergische Produkte dort auch 2017 weiter gefragt sein.