:: 6/2017

Bevölkerung mit Migrationshintergrund in Baden-Württemberg

Teil 2: Bildungsstand der Bevölkerung mit Migrationshintergrund

Gute schulische und berufliche Bildungsabschlüsse bilden für Menschen mit und ohne Migrationshintergrund (siehe Übersicht) eine wesentliche Grundlage für eine abgesicherte Lebensführung. Zwar weisen Personen mit Migrationshintergrund im Durchschnitt geringere formale Qualifikationen auf als Menschen ohne Migrationshintergrund. Es zeigt sich jedoch bei beiden Bevölkerungsgruppen, dass die jeweils jüngere Generation eine deutlich bessere schulische und berufliche Qualifikation vorweisen kann als die ältere Generation. Der folgende Beitrag wurde für den Themenband »Migration und Bildung in Baden-Württemberg« im Rahmen der Bildungsberichterstattung 2017 erstellt. Der Themenband entstand in Kooperation zwischen Landesinstitut für Schulentwicklung und Statistischem Landesamt und wurde am 20. Februar 2017 der Presse vorgestellt. Der vollständige Themenband kann unter www.bildungsbericht-bw.de heruntergeladen und dort als Printversion bestellt werden.

In diesem zweiten Teil der Analyse zur Bevölkerung mit Migrationshintergrund in Baden-Württemberg wird der Bildungsstand der Bevölkerung anhand der Ergebnisse des Mikrozensus 2015 untersucht. Teil 1 erschien in der Aprilausgabe der Statistischen Monatshefte, der dritte Teil folgt in der nächsten Ausgabe.

Höhere schulische Qualifikation bei jüngeren Menschen sowohl mit als auch ohne Migrationshintergrund

In Baden-Württemberg verfügten im Jahr 2015 gut 31 % der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund im Alter von 25 und mehr Jahren über die Fachhochschulreife bzw. das Abitur und fast 27 % über einen Realschul- oder vergleichbaren Abschluss1. Die meisten Baden-Württemberger dieser Bevölkerungsgruppe (knapp 41 %) hatten einen Hauptschulabschluss und lediglich 1,2 % konnten keinen Schulabschluss vorweisen. Von der Bevölkerung mit Migrationshintergrund im Alter von 25 und mehr Jahren gaben über 28 % die Hochschul- oder Fachhochschulreife und rund 22 % den mittleren Abschluss (Realschul- oder vergleichbarer Abschluss) bei ihrer schulischen Bildung an.2 Der Hauptschulabschluss war auch hier mit ca. 36 % die häufigste Abschlussart. Allerdings hatten fast 13 % dieser Personengruppe keinen Schulabschluss.

Sowohl bei der Bevölkerung mit als auch ohne Migrationshintergrund sind ähnliche Tendenzen zu beobachten. In beiden Bevölkerungsgruppen konnten jüngere Altersgruppen höhere schulische Bildungsabschlüsse vorweisen als die älteren Jahrgänge.

So verfügte über die Hälfte (rund 52 %) der 25- bis unter 35-jährigen Personen ohne Migrationshintergrund über eine Hochschul- oder Fachhochschulreife, während es bei den 65-Jährigen und Älteren nur ca. 16 % waren. Nicht ganz so stark differieren die Anteile zwischen den Altersgruppen beim mittleren Schulabschluss. Dennoch hatten immerhin fast 31 % dieses Teils der jüngeren Bevölkerung einen Realschul- oder vergleichbaren Abschluss, während es bei den Älteren (65 Jahre und mehr) 16 % waren. Lediglich noch rund 16 % der jungen Menschen ohne Migrationshintergrund hatten einen Hauptschulabschluss vorzuweisen. Bei der Altersgruppe 65 Jahre und älter waren es noch knapp 67 %. Die Anteile derer, die keinen Abschluss vorweisen konnten, waren mit 1,3 % (65 Jahre und älter) und 0,8 % (25 bis unter 35 Jahre) zwischen den beiden Altersgruppen ohne Migrationshintergrund ähnlich hoch.

Von den jüngeren im Land lebenden Personen mit Migrationshintergrund im Alter von 25 bis unter 35 Jahren verfügten nahezu 41 % über die Hochschul- oder Fachhochschulreife im Gegensatz zu annähernd 17 % in der Altersgruppe der 65-Jährigen und Älteren. Ein mittlerer Schulabschluss lag bei nahezu 25 % der jüngeren Bevölkerung mit Migrationshintergrund vor, bei den über 65-Jährigen und Älteren bei lediglich annähernd 12 %. Umgekehrt hatten nur rund 6 % der jüngeren Personen mit Migrationshintergrund keinen Schulabschluss, während es in der höheren Altersgruppe noch nahezu 26 % waren.

Junge Frauen haben mittlerweile höhere schulische Qualifikation als junge Männer

Der Trend zur höheren schulischen Qualifika­tion war bei den Frauen mit Migrationshintergrund stärker ausgeprägt als bei den Männern derselben Personengruppe. Während der Anteil der Frauen mit Hochschulzugangsberechtigung bei den 65-Jährigen und Älteren noch bei knapp 15 % lag, war er bei den 25- bis unter 35-Jährigen bereits bei nahezu 44 % und damit fast 6 Prozentpunkte höher als bei den jüngeren Männern mit knapp 38 %. In der Altersgruppe 65 Jahre und älter lagen noch die Männer mit über 18 % vorne. Beim mittleren Bildungsabschluss haben die jüngeren Frauen mit Migrationshintergrund inzwischen einen größeren Vorsprung gegenüber gleichaltrigen Männern als dies bei den älteren Jahrgängen der Fall ist. So verfügten im Berichtsjahr 2015 rund 27 % der jüngeren Frauen und gut 22 % der jüngeren Männer mit Migrationshintergrund über einen mittleren Schulabschluss. Nur noch knapp 23 % der jüngeren Frauen und fast 34 % der Männer dieser Gruppe hatten einen Hauptschulabschluss. 6,1 % der jüngeren Männer und 6,2 % der jüngeren Frauen mit Migrationshintergrund verfügten über keinen Schulabschluss. Bei den Älteren (65 Jahre und älter) war der Anteil der Frauen ohne Schulabschluss mit ca. 28 % um fast 5 Prozentpunkte höher als bei den Männern. In der mittleren Altersgruppe der 45- bis unter 55-Jährigen konnten rund 14 % der Frauen und ca. 11 % der Männer keinen Schulabschluss vorweisen.

Annähernd jeder dritte Nachkomme von Zuwanderern besitzt eine Hochschulzugangsberechtigung

Die Bevölkerungsgruppe mit Migrationshintergrund (im engeren Sinn) lässt sich im Rahmen der Mikrozensus-Auswertungen aufgliedern in Personen mit eigener Migrationserfahrung (Zugewanderte) und Personen ohne eigene Migrationserfahrung (Nicht Zugewanderte, das heißt in Deutschland Geborene). Die Ergebnisse für die Altersgruppe der 25- bis unter 35-Jährigen zeigen, dass von den Zugewanderten fast 44 % eine Hochschul- oder Fachhochschulreife besaßen. Von den Personen mit Migrationshintergrund, aber ohne eigene Migrationserfahrung verfügten rund 31 % über den höchsten Schulabschluss. Verantwortlich für die hohe Quote bei den Zugewanderten waren insbesondere die Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit. Von ihnen hatten fast 48 % das Abitur bzw. die Fachhochschulreife. Dieser Sachverhalt dürfte unter anderem auf die hohe Anzahl ausländischer Studierender in Baden-Württemberg zurückzuführen sein. Im Wintersemester 2015/16 waren fast 47 600 Studierende mit ausländischer Staatsangehörigkeit an den Hochschulen im Land eingeschrieben. Von den Deutschen mit eigener Migrationserfahrung hatten rund 38 % eine Hochschulzugangsberechtigung. Bei den Ausländern mit eigener Migrationserfahrung war allerdings der Anteil derer, die keinen Schulabschluss besaßen, mit fast 11 % am höchsten von allen Migrationstypen.

Junge Menschen mit eigener Migrationserfahrung haben häufiger einen Hochschulabschluss als Nachkommen von Zuwanderinnen und Zuwanderern

Eine gute Schulbildung ist eine wichtige Voraussetzung für einen erfolgreichen Start ins Berufsleben und das Erlangen eines beruflichen Bildungsabschlusses.

Grundsätzlich verfügten die 25- bis unter 35-jährigen Personen ohne Migrationshintergrund über ein höheres berufliches Bildungsniveau – gemessen an den formalen beruflichen Bildungsabschlüssen – als Personen mit Migrationshintergrund. Lediglich 6,4 % der Deutschen ohne Migrationshintergrund hatten keinen beruflichen bzw. Hochschulabschluss, gut 45 % eine Lehrausbildung, fast 12 % eine Meister-/Technikerausbildung und rund 31 % hatten einen Bachelor, Master- oder Diplomabschluss bzw. eine Promotion.3 Annähernd 6 % befanden sich noch in (schulischer oder) beruflicher Ausbildung. Von den 25- bis unter 35-Jährigen mit Migrationshintergrund hatten rund 23 % einen Hochschulabschluss erlangt und fast 40 % eine Lehre absolviert oder einen vergleichbaren Abschluss erreicht. Allerdings konnten fast 26 % keinen beruflichen Abschluss4 vorweisen. Gut 6 % befanden sich noch in Ausbildung.

Bei genauerer Betrachtung der einzelnen Migrationstypen in der Altersgruppe 25 bis unter 35 Jahren zeigt sich – wie auch bei der schulischen Bildung – ein sehr heterogenes Bild. So verfügten rund 26 % der Personen mit eigener Migrationserfahrung (Zugewanderte) über einen Bachelor, Master- oder Diplomabschluss bzw. eine Promotion. Von den Ausländern mit eigener Migrationserfahrung hatten sogar fast 31 % einen Hochschulabschluss. Bei den Deutschen mit eigener Migrationserfahrung waren es nur annähernd 20 %. Von den Personen ohne eigene Migrationserfahrung, also den Nachkommen von Zuwanderern, hatten lediglich ca. 12 % einen Hochschulabschluss erreicht, dafür aber rund 52 % eine Lehrausbildung abgeschlossen. Ähnlich hohe Anteile bei der Lehrausbildung hatten mit fast 53 % die Deutschen mit eigener Migrationserfahrung.

1 Bezogen auf Personen mit Angaben zum Vorhandensein und zur Art des allgemeinen Schulabschlusses. Personen, die sich noch in schulischer Ausbildung befinden, wurden nicht berücksichtigt.

2 Im Ausland erworbene Abschlüsse sind von den befragten Haushalten einem gleichwertigen deutschen Abschluss zuzuordnen.

3 Sowie weitere an Berufsakademien, Fachhochschulen, Pädagogischen Hochschulen und Universitäten erworbene Abschlüsse.

4 Die Kategorie »Ohne beruflichen bzw. Hochschulabschluss« umfasst Personen, die keinen beruflichen Bildungsabschluss haben oder die nur ein Praktikum oder Berufsvorbereitungsjahr absolviert haben, da diese keine berufsqualifizierenden Abschlüsse darstellen.