:: 49/2023

Pressemitteilung 49/2023

Stuttgart,

Höchster Reallohnverlust seit 2008

Reallöhne in Baden-Württemberg im Jahr 2022 um 4,1 % gesunken

Wie das Statistische Landesamt Baden-Württemberg mitteilt, haben sich die Nominallöhne (Bruttomonatsverdienste inkl. Sonderzahlungen) der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Baden-Württemberg im Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr um 1,9 % erhöht. Die Verbraucherpreise legten im gleichen Zeitraum um 6,3 % zu. Da die Verbraucherpreise somit deutlich stärker anstiegen als die Nominallöhne, ergibt sich für die preisbereinigten Reallöhne im Jahr 2022 ein Rückgang um 4,1 % gegenüber dem Vorjahr. Dies bedeutet den stärksten prozentualen Reallohnverlust für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Baden-Württemberg seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2008.

Bis einschließlich 2019 war die Entwicklung der Nominal- und Reallöhne überwiegend positiv. Nach dem massiven Einbruch im Corona-Jahr 2020 (Nominallöhne ‑2,9 %) entwickelten diese sich im Jahr 2021 zwar wieder positiv (Nominallöhne +3,8 %, Reallöhne +0,7 %), aber gleichzeitig zogen schon im Jahr 2021 die Verbraucherpreise deutlich an (2021: +3,0 %). Dadurch zehrten die Preissteigerungen bereits seit dem 4. Quartal 2021 das Reallohnwachstum auf. Besonders die rekordhohe Inflation im Jahr 2022 drückte die realen Erwerbseinkommen der Beschäftigten in Baden-Württemberg, so dass sich die Reallöhne im Vergleich zum jeweiligen Vorjahresquartal zunehmend rückläufig entwickelten (1. Quartal 2022 ‑0,3 %, 2. Quartal 2022 ‑4,9 %; 3. Quartal 2022 ‑5,5 % und 4. Quartal 2022 ‑5,7 %).

Bei einer differenzierteren Betrachtung der Nominallöhne im Jahr 2022 zeigt sich, dass die Beschäftigten im Dienstleistungsbereich mit +3,3 % ein deutlicheres Plus gegenüber dem Vorjahr verbuchen konnten als diejenigen im Produzierenden Gewerbe (+0,7 %).
Weiterhin gab es auch 2022 bei den Geschlechtern eine unterschiedliche Nominallohnentwicklung. So verzeichneten die weiblichen Beschäftigten mit +2,6 % einen höheren Nominallohnanstieg gegenüber dem Vorjahr als die Männer mit +1,6 %, auch wenn männliche Beschäftigte absolut betrachtet im Schnitt weiterhin mehr verdienen als ihre Kolleginnen.
Bei der Beschäftigungsart war bei den geringfügig Beschäftigten mit +10,4 % im Vergleich zum Vorjahr nominal ein deutlicher Anstieg in der Verdienstentwicklung in 2022 auszumachen, während die Steigerungen bei Teilzeitbeschäftigten mit +3,7 % und Vollzeitkräften mit +1,5 % prozentual moderater ausfielen.
Ein erklärender Faktor hierfür dürfte die deutliche Erhöhung des Mindestlohns im Jahr 2022 sein. Dieser stieg zum 01.01.2022 zunächst auf 9,82 Euro/Stunde, zum 01.07.2022 auf 10,45 Euro/Stunde und wurde schließlich im Oktober 2022 auf 12 Euro pro Stunde erhöht. Die Anhebung dürfte besonders geringfügig Beschäftigten zu Gute kommen. Da Frauen häufiger als Teilzeitkräfte oder in geringfügiger Beschäftigung arbeiten als Männer und diese Beschäftigungsarten im Dienstleistungsbereich stärker vertreten sind als im Produzierenden Gewerbe, wirkte sich der Anstieg des Mindestlohns bei den dortigen Beschäftigtengruppen stärker aus als bei Männern und Vollzeittätigen im Produzierenden Gewerbe.

Alle Ergebnisse der Berichtsquartale 2022 werden als vorläufige Ergebnisse veröffentlicht, da nach Abschluss des 4. Quartals 2022 im Jahr 2023 eine Umstellung auf den Basiszeitraum 2022=100 erfolgt. Entsprechend wird in 2023 noch eine vollständige Revision aller Verdienstindizes vorgenommen.

Zu beachten ist zudem, dass es eine turnusmäßige Revision des Verbraucherpreisindex gab (neue Basis 2020=100), die sich auch auf die Entwicklung des Reallohnindex auswirkt.

Tabelle 1
Entwicklung der Reallöhne, der Nominallöhne und der Verbraucherpreise in Baden Württemberg*)
Jahr/QuartalReallohn­index1)Nominal­lohn­index1)Verbraucher­preis­index2)
Veränderung zum Vorjahreszeitraum in %

*) Nominallöhne: Bruttomonatsverdienst inklusive Sonderzahlungen.

1) Vollzeit-, teilzeit- und geringfügig beschäftigte Arbeitnehmer/-innen im Produzierenden Gewerbe und Dienstleistungsbereich.

2) Verbraucherpreisindex nach der Revision mit neuer Basis 2020=100. Infolge der Revision des Verbraucherpreisindex (VPI) wurde auch der Reallohnindex angepasst.

3) Die VVE wurde nach dem 4. Quartal 2021 eingestellt und durch die monatliche Verdiensterhebung (VE) abgelöst. Durch die Erhebungsumstellung und damit einhergehende Änderungen gibt es einen gewissen Bruch in den Indexreihen. Eine Index-Verkettung auf Grundlage der Veränderungsraten der Indizes der letzten zehn Jahre der VVE wurde vorgenommen, dennoch handelt es sich bei dem Nominallohnindex für 2022 um einen "künstlich" erzeugten Index, so dass keine uneingeschränkte Vergleichbarkeit mit der vorherigen Zeitreihe gegeben ist. Alle Verdienstergebnisse der Berichtsquartale 2022 werden als vorläufige Ergebnisse veröffentlicht, da nach Abschluss des 4. Quartals 2022 im Jahr 2023 eine Umstellung auf den Basiszeitraum 2022=100 erfolgt und entsprechend eine vollständige Revision aller Verdienstindizes vorgenommen wird.

Datenquelle: Vierteljährliche Verdiensterhebung [VVE], monatliche Verdiensterhebung [VE].

2020I+0,8
II−6,4
III−4,1
IV−1,2
2021I−2,5−0,9+1,7
II+4,6+7,1+2,4
III+1,3+4,9+3,6
IV−0,5+3,9+4,3
2022 3)I−0,3+4,0+4,2
II−4,9+0,9+6,2
III−5,5+0,8+6,7
IV−5,7+2,1+8,2
Tabelle 2
Entwicklung der Reallöhne, der Nominallöhne und der Verbraucherpreise in Baden Württemberg*)
JahrReallohn­index1)Nominal­lohn­index1)Verbraucher­preis­index2)
Veränderung zum Vorjahreszeitraum in %

*) Nominallöhne: Bruttomonatsverdienst inklusive Sonderzahlungen.

1) Vollzeit-, teilzeit- und geringfügig beschäftigte Arbeitnehmer/-innen im Produzierenden Gewerbe und Dienstleistungsbereich.

2) Verbraucherpreisindex nach der Revision mit neuer Basis 2020=100. Infolge der Revision des Verbraucherpreisindex (VPI) wurde auch der Reallohnindex angepasst.

3) Die VVE wurde nach dem 4. Quartal 2021 eingestellt und durch die monatliche Verdiensterhebung (VE) abgelöst. Durch die Erhebungsumstellung und damit einhergehende Änderungen gibt es einen gewissen Bruch in den Indexreihen. Eine Index-Verkettung auf Grundlage der Veränderungsraten der Indizes der letzten zehn Jahre der VVE wurde vorgenommen, dennoch handelt es sich bei dem Nominallohnindex für 2022 um einen "künstlich" erzeugten Index, so dass keine uneingeschränkte Vergleichbarkeit mit der vorherigen Zeitreihe gegeben ist. Alle Verdienstergebnisse der Berichtsquartale 2022 werden als vorläufige Ergebnisse veröffentlicht, da nach Abschluss des 4. Quartals 2022 im Jahr 2023 eine Umstellung auf den Basiszeitraum 2022=100 erfolgt und entsprechend eine vollständige Revision aller Verdienstindizes vorgenommen wird.

Datenquelle: Vierteljährliche Verdiensterhebung [VVE], monatliche Verdiensterhebung [VE].

2020−2,9
2021+0,7+3,8+3,0
20223)−4,1+1,9+6,3
Tabelle 3
Entwicklung der Nominallöhne in Baden-Württemberg nach Wirtschaftszweig, Geschlecht und Beschäftigungsart*)
GliederungsartJahresdurchschnitt 2020Jahresdurchschnitt 2021Jahresdurchschnitt 20222)
Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %

*) Nominallöhne: Bruttomonatsverdienst inklusive Sonderzahlungen.

Vollzeit-, teilzeit- und geringfügig beschäftigte Arbeitnehmer/-innen im Produzierenden Gewerbe und Dienstleistungsbereich.

2) Die VVE wurde nach dem 4. Quartal 2021 eingestellt und durch die monatliche Verdiensterhebung (VE) abgelöst. Durch die Erhebungsumstellung und damit einhergehende Änderungen gibt es einen gewissen Bruch in den Indexreihen. Eine Index-Verkettung auf Grundlage der Veränderungsraten der Indizes der letzten zehn Jahre der VVE wurde vorgenommen, dennoch handelt es sich bei dem Nominallohnindex für 2022 um einen "künstlich" erzeugten Index, so dass keine uneingeschränkte Vergleichbarkeit mit der vorherigen Zeitreihe gegeben ist. Alle Verdienstergebnisse der Berichtsquartale 2022 werden als vorläufige Ergebnisse veröffentlicht, da nach Abschluss des 4. Quartals 2022 im Jahr 2023 eine Umstellung auf den Basiszeitraum 2022=100 erfolgt und entsprechend eine vollständige Revision aller Verdienstindizes vorgenommen wird. Der Verbraucherpreisindex bleibt hiervon unberührt.

Datenquelle: Vierteljährliche Verdiensterhebung [VVE], monatliche Verdiensterhebung [VE].

Nach Wirtschaftszweig
Wirtschaft insgesamt−2,9+3,8+1,9
Produzierendes Gewerbe−5,6+4,9+0,7
Dienstleistungsbereich−0,6+2,8+3,3
Nach Geschlecht
Frauen−1,2+3,4+2,6
Männer−3,6+3,9+1,6
Nach Beschäftigungsart
Vollzeitbeschäftigte−3,2+3,9+1,5
Teilzeitbeschäftigte−0,6+2,9+3,7
Geringfügig Beschäftigte−2,0+1,4+10,4