:: 54/2023

Pressemitteilung 54/2023

Baden-Württemberg: Geringste Zahl an Ehescheidungen seit 1990

Dennoch: Annähernd 40 % der Ehen werden geschieden

Im vergangenen Jahr wurden in Baden-Württemberg 17 080 Ehen geschieden, darunter 104 von gleichgeschlechtlichen Paaren. Damit lag die Zahl der Ehescheidungen nach Angaben des Statistischen Landesamtes so niedrig wie seit 1990 nicht mehr.1 Langfristig hatte sich die Zahl der Scheidungen dagegen deutlich erhöht: Sie lag im vergangenen Jahr um etwa ein Drittel höher als noch 1980. Ähnlich hat sich in den vergangenen Jahrzehnten die Zahl der von einer Scheidung betroffenen Kinder entwickelt (Schaubild 1).

Im Jahr 2022 war eine Scheidung im 6. Ehejahr am häufigsten (880).2 Am zweithäufigsten wurden Ehen im »verflixten« 7. Ehejahr geschieden (847), gefolgt vom 8. Ehejahr (835).

Die durchschnittliche Ehedauer aller im Jahr 2022 geschiedenen Ehen lag ähnlich wie in den Vorjahren bei etwa 16 Jahren, wobei aber Ehescheidungen auch nach einer verhältnismäßig langen Zeit des Zusammenlebens keine Einzelfälle waren: So hatten Paare bei jeder sechsten der im vergangenen Jahr geschiedenen Ehen das Jubiläum der Silberhochzeit bereits hinter sich. Bei 370 Ehepaaren erfolgte die Scheidung im Jahr des 25-jährigen Ehejubiläums, bei immerhin 8 Paaren im Jahr der »goldenen Hochzeit«.

In den vergangenen Jahrzehnten ist mit jedem jüngeren Heiratsjahrgang die Scheidungshäufigkeit angestiegen: Vom Heiratsjahrgang 1960 wurden etwa 15 % der seinerzeit geschlossenen Ehen geschieden. Für den Heiratsjahrgang 1970 traf dieses Schicksal auf jedes vierte Ehepaar zu, für den Jahrgang 1980 bereits auf jede dritte Ehe. Von den Paaren, die 1995 den Bund der Ehe eingingen, waren bis zum Jahr 2022 – also nach 27 Ehejahren – bereits 37 % geschieden. Die Prognose für diesen Heiratsjahrgang läuft auf eine Scheidungshäufigkeit von annähernd 40 % hinaus (Schaubild 2).3 Damit hat sich die Scheidungshäufigkeit jüngerer Heiratsjahrgänge im Vergleich zu den Ehen aus den 1960er-Jahren mehr als verdoppelt.

Für jüngere Heiratsjahrgänge deutet aber eine Auswertung der Ehescheidungen darauf hin, dass die Ehen in den letzten Jahren wieder etwas stabiler geworden sind: So wurden beispielsweise von den im Jahr 2005 geschlossenen Ehen bislang »nur« knapp 27 % geschieden – für die Heiratsjahrgänge 1995 und 2000 lag der entsprechende Anteil nach den ersten 17 Ehejahren dagegen bei 29 bzw. 30 %.

Zwischen den 12 Regionen des Landes zeigen sich weiterhin Unterschiede im Scheidungsverhalten. Die wenigsten Ehen wurden zuletzt in der Region Donau-Iller geschieden: Im Durchschnitt der Jahre 2019 bis 20224 kamen in dieser Region 69 Ehescheidungen auf 10 000 Ehen (Schaubild 3). Am höchsten war diese sogenannte spezifische Scheidungsziffer (vgl. Hinweis) in der Region Rhein-Neckar mit jährlich 82 Ehescheidungen bezogen auf 10 000 Ehen.

1 Möglicherweise spielten für diesen relativ niedrigen Wert auch Corona-bedingte Verzögerungen bzw. Verschiebungen der Scheidungsverfahren vor den Familiengerichten eine Rolle.

2 Die Ehedauer ergibt sich statistisch aus der Differenz zwischen dem Jahr der Eheschließung und dem Jahr, in dem das Scheidungsurteil rechtskräftig wird. Da die Scheidung in den meisten Fällen erst nach einer einjährigen Trennungszeit ausgesprochen wird, sind Ehen faktisch bereits im 5. Ehejahr am häufigsten zerbrochen.

3 Diese Ergebnisse bilden eher eine Untergrenze der jeweils ermittelten Scheidungshäufigkeit ab, da aus Gründen der zeitlichen Vergleichbarkeit nur die Ehescheidungen mit einer Ehedauer von bis zu 30 Jahren und damit beispielsweise im Berichtsjahr 2022 lediglich 91 % aller Ehescheidungen berücksichtigt wurden.

4 Da die Zahl der Scheidungen vor allem in den kleineren Regionen im Zeitablauf zum Teil nicht unerheblich schwankt, wurde ein Durchschnitt aus vier Jahren gebildet.

Schaubild 1: Zahl der Ehescheidungen und der von Scheidungen betroffenen Kinder in Baden-Württemberg seit 1980
Schaubild 1: Zahl der Ehescheidungen und der von Scheidungen betroffenen Kinder in Baden-Württemberg seit 1980
Tabelle 1
Ehescheidungen und von Scheidung betroffene minderjährige Kinder in Baden-Württemberg seit 1980*)
JahrEhescheidungenDurch Scheidung betroffene Kinder
Anzahl

*) Ab 2019 einschließlich Ehescheidungen von gleichgeschlechtlichen Paaren.

Datenquelle: Statistik der gerichtlichen Ehelösungen.

198012.89911.583
198114.00611.959
198214.73612.312
198315.63212.885
198416.25213.067
198515.97112.558
198615.27811.439
198716.75512.683
198817.19012.947
198916.92812.588
199016.66912.470
199117.19313.181
199217.26113.777
199319.08515.688
199419.91016.458
199519.92117.104
199620.75817.946
199721.57319.506
199821.83319.376
199921.69718.125
200022.05019.158
200122.73619.609
200223.70020.635
200325.04621.867
200425.12921.965
200523.85420.416
200622.68619.972
200722.14519.172
200822.79219.573
200922.10018.840
201021.95818.181
201123.11319.002
201222.20618.137
201320.93317.200
201420.32816.451
201519.90315.985
201619.66415.673
201718.35614.560
201818.34414.586
201918.95615.192
202018.08114.680
202118.37415.043
202217.08013.980
Schaubild 2: Scheidungshäufigkeit ausgewählter Heiratsjahrgänge in Baden-Württemberg seit 1960, Anteil der geschiedenen Ehen an allen Ehen in Prozent
Schaubild 2: Scheidungshäufigkeit ausgewählter Heiratsjahrgänge in Baden-Württemberg seit 1960, Anteil der geschiedenen Ehen an allen Ehen in Prozent
Tabelle 2 anzeigen
Scheidungshäufigkeit ausgewählter Heiratsjahrgänge in Baden-Württemberg seit 1960
Heirats­jahrgang Anteil der geschiedenen Ehen an allen Ehen1)
%

Datenquelle: Statistik der gerichtlichen Ehelösungen.

196015
197025
198034
199538
Schaubild 3: Spezifische Scheidungsziffer in den Regionen Baden-Württembergs 2019 bis 2022, Jahresdurchschnittliche Zahl der Ehescheidungen je 10.000 bestehende Ehen
Schaubild 3: Spezifische Scheidungsziffer in den Regionen Baden-Württembergs 2019 bis 2022, Jahresdurchschnittliche Zahl der Ehescheidungen je 10.000 bestehende Ehen
Tabelle 3
Ehescheidungen in den Regionen Baden-Württembergs 2019 bis 2022*)
Region
Land
EhescheidungenSpezifische Scheidungs­ziffer 2019–20221)
2019202020212022
Anzahl

*) Ohne Ehescheidungen von gleichgeschlechtlichen Paaren.

1) Jahresdurchschnittliche Zahl der Ehescheidungen je 10.000 bestehende Ehen.

Datenquelle: Statistik der gerichtlichen Ehelösungen.

Stuttgart 4.7504.4374.4793.97972,3
Heilbronn-Franken1.5141.4811.4851.44470,5
Ostwürttemberg84073170665371,6
Mittlerer Oberrhein1.6921.7701.7171.60174,4
Rhein-Neckar2.0301.9642.0681.93582,0
Nordschwarzwald1.0149951.0511.03273,5
Südlicher Oberrhein1.8111.7281.8231.68074,9
Schwarzwald-Baar-Heuberg92080480568170,7
Hochrhein-Bodensee1.2211.1121.1241.22376,7
Neckar-Alb1.2081.1281.1701.06473,1
Donau-Iller87081176778568,9
Bodensee-Oberschwaben1.0731.0181.07689971,4
Baden-Württemberg18.94317.97918.27116.97673,6