:: 88/2024

Statistisches Monatsheft März 2024

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

die zunehmende Alterung der Babyboomer-Generation und der damit einhergehende Anstieg des Pflegerisikos stellt das Pflegesystem, insbesondere vor dem Hintergrund des bestehenden Fachkräftemangels, bereits jetzt schon vor große Herausforderungen. Auch die Einführung der Pflegestärkungsgesetze 2015 bis 2017 und des weiter gefassten Pflegebedürftigkeitsbegriffs hatte einen deutlichen Einfluss auf den Zuwachs der Zahl der pflegebedürftigen Menschen im Südwesten. Diese ist in den letzten zwei Jahrzehnten um über 150 % angestiegen. Welche Entwicklung lässt sich künftig erwarten? Aktuellen Berechnungen des Statistischen Landesamtes zufolge könnte die Zahl der Pflegebedürftigen in Baden-Württemberg bis zum Jahr 2060 von 540 000 auf gut 800 000 steigen. Basis hierfür stellen die aktuellen Pflegestatistiken 2021 sowie die aktuelle Bevölkerungsvorausberechnung dar. Kenntnisse über die Auswirkungen der demografischen Entwicklungen auf die künftige Zahl an Pflegebedürftigen bilden eine wichtige Planungsgrundlage für politische Entscheidungsträger und regionale Akteure im Bereich der Pflegeinfrastruktur. In unserem Titelbeitrag gibt Monika Kaiser einen vertieften Einblick in die Methodik und die Ergebnisse der neuen Pflegevorausberechnung, die für das Land bis 2060 und regionalisiert auf Stadt- und Landkreisebene bis 2040 vorliegen.

Ich wünsche Ihnen viele neue Erkenntnisse für Ihre Arbeit.

Dr. Anke Rigbers, Präsidentin

Neue Pflegevorausberechnung für Baden-Württemberg

Ergebnisse für das Land bis 2060 und für die Kreise bis 2040

Nachdem sich die Pflegestatistiken im dritten Erhebungsjahr nach Umsetzung der Pflegestärkungsgesetze 2015 bis 2017 methodisch weitgehend stabilisiert haben und die Datenbasis damit hinreichend belastbar ist, hat das Statistische Landesamt seine langjährig durchgeführten Pflegevorausberechnungen wieder aufgenommen und auf der Grundlage der amtlichen Pflegestatistiken 2021 und der aktuellen Bevölkerungsvorausberechnung für Baden-Württemberg berechnet, wie sich der zu erwartende Alterungsprozess der Bevölkerung im aktuellen Pflegesystem abbilden wird. Mit dem allmählichen Vorrücken der geburtenstarken Jahrgänge 1955 bis 1970 (»Babyboomer-Generation«) in Altersgruppen mit erhöhter Pflegehäufigkeit könnte dieser Pflegevorausberechnung zufolge die Zahl der Pflegebedürftigen in Baden-Württemberg vom Basisjahr 2021 bis zum Jahr 2060 von 540 000 auf gut 800 000 steigen. Dies entspräche einem Zuwachs der pflegebedürftigen Menschen um 260 000 oder 48 %. Anhand der entsprechenden aktuellen regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung bis zum Jahr 2040 wurde auch die Zahl der Pflegebedürftigen in den Stadt- und Landkreisen berechnet. Landesweit könnte die Zahl der Pflegebedürftigen von 2021 bis zum Jahr 2040 um 25 % steigen. Dabei ist flächendeckend mit einer Zunahme der Zahl der pflegebedürftigen Menschen zu rechnen. Die regionalen Unterschiede bei den Zuwachsraten sind sehr ausgeprägt und reichen von +9 % bis +37 %. Die wachsende Zahl pflegebedürftiger Menschen wird – in Abhängigkeit von der jeweiligen Versorgungsart – auch einen höheren Bedarf an Pflegepersonal nach sich ziehen. Damit stehen die politischen Entscheidungsträger sowie die lokalen Akteure vor Ort angesichts des bereits seit Jahren zu beobachtenden Fachkräftemangels auf dem Arbeitsmarkt für Pflegekräfte vor großen Herausforderungen.

Wahrheitsgehalt von Informationen und Umgangsformen im Internet

Erfahrungen der Bevölkerung im Südwesten mit fragwürdigen Informationen und Hassrede im Jahr 2023

Die Arbeitswelt, der private Alltag und zwischenmenschliche Beziehungen werden in der heutigen Zeit immer stärker von der Nutzung des Internets geprägt. 93 % der baden-württembergischen Bevölkerung nutzte im Jahr 2023 privat das Internet. Das Versenden von E-Mails (92 %) und (Video)-Telefonate (73 %) gehören zu den vielseitigen Internetaktivitäten denen die internetnutzende Bevölkerung im Südwesten nachging. Aufgrund geringer Kosten und offener Strukturen eignet sich das Internet insbesondere als schnelle und umfangreiche Informationsquelle und als Kommunikationsinstrument. So nutzten 72 % der im Internet aktiven Bevölkerung Sofortnachrichtendienste. Die Möglichkeit Inhalte unkompliziert bereitzustellen und die Anonymität des Internets bergen aber auch Risiken. Diese betreffen beispielsweise den Wahrheitsgehalt von Informationen. Immerhin 52 % der Internetnutzerinnen und Internetnutzer haben 2023 unglaubwürdige Inhalte gesehen. Ein weiteres Problem stellen die Umgangsformen im Internet dar. 30 % der im Internet aktiven Bevölkerung hat 2023 Inhalte wahrgenommen, die sie als feindselig oder erniedrigend einstuften. Dieser Beitrag beschäftigt sich mit eben dieser Wahrnehmung von unwahren und zweifelhaften Informationen sowie feindseligen und erniedrigenden Inhalten.

Immer mehr ältere Häftlinge in Baden-Württemberg

Der demografische Wandel macht auch vor den Gefängnistoren nicht halt. Allein seit der Jahrtausendwende hat sich unter den Strafgefangenen und Sicherungsverwahrten der Anteil der Inhaftierten der Generation 60plus fast verdreifacht. Die Bedürfnisse und die Art des Vollzugs der älteren Gefangenen unterscheiden sich oft erheblich von denen der jüngeren Inhaftierten. Gerade das Thema »Betreuung älterer Häftlinge« wird zunehmend relevant. Mit den sich daraus ergebenden Herausforderungen wird sich das Justizsystem in Zukunft befassen müssen.

Gender Pay Gap 2023 – Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern in Baden-Württemberg

Frauen im Land verdienen im Durchschnitt 22 % weniger als Männer

In der öffentlichen Debatte um gleiche Bezahlung von Männern und Frauen bzw. Geschlechterdiskriminierung im Beruf ist der Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern, der sogenannte Gender Pay Gap (GPG), eine wichtige Kenngröße. Auch im Zusammenhang mit dem internationalen Aktions-tag »Equal Pay Day« dürfte der Indikator vielen ein Begriff sein. 2024 fiel der »Equal Pay Day« in Deutschland auf den 6. März. Der jedes Jahr neu errechnete Tag markiert symbolisch die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern, um so auf die Entgeltungleichheit zwischen den Geschlechtern aufmerksam zu machen.

Im Jahr 2023 erhielten weibliche Beschäftigte in Baden-Württemberg einen durchschnittlichen Bruttostundenverdienst von 20,97 Euro, während der Durchschnitt bei männlichen Arbeitnehmenden 26,93 Euro pro Stunde betrug. Damit verdienten Frauen im Land durchschnittlich 22 % weniger pro Stunde als Männer. Welche Faktoren die Verdiensthöhe und vor allem den Verdienstunterschied zwischen den Geschlechtern beeinflussen und damit die Lohnlücke zumindest in Teilen erklären können, wird im nachfolgenden Text näher beleuchtet.

Von großer Bedeutung ist hier zum Beispiel, dass Frauen eher in schlechter bezahlten Berufen und Branchen arbeiten als Männer, seltener in Führungspositionen vertreten sind und häufiger in Teilzeit arbeiten. Vergleicht man die Einkommen von Frauen und Männer in ähnlichen beruflichen Situationen und Positionen, so liegt der Verdienstunterschied nur noch bei 6 % (bereinigter Gender Pay Gap).

Der Verkehr in Baden-Württemberg und den Regionen Europas

Eine kurze Analyse

Aufgrund der engen Verbindungen innerhalb Europas hat die Verkehrspolitik zunehmend an Bedeutung gewonnen. Die damit verknüpfte Integration in den Bereichen der Wirtschaft, Kultur und des Reisens bedarf einer effizienten und ausgebauten Verkehrsinfrastruktur. Dabei ist die Ausstattung der einzelnen Regionen Europas hinsichtlich der Infrastruktur sehr heterogen. Umso mehr besteht ein steigender Bedarf an harmonisierten Indikatoren, um den Verkehr zwischen den verschiedenen europäischen Regionen vergleichbar zu machen.

Baden-Württemberg vor der Europawahl 2024

Die zehnte Direktwahl zum Europäischen Parlament findet in Deutschland am 9. Juni 2024 statt, in Baden-Württemberg zeitgleich mit den Kommunalwahlen. Die Bürgerinnen und Bürger aller Mitgliedstaaten der Europäischen Union sind im Zeitraum vom 6. bis 9. Juni 2024 dazu aufgerufen, ihre nationalen Abgeordneten ins Europaparlament zu wählen. Von insgesamt 720 Sitzen werden 96 von deutschen Wählerinnen und Wählern vergeben. Dieser Beitrag gibt einen Rückblick auf die Ergebnisse der Europawahl 2019 in Baden-Württemberg und informiert über Veränderungen zur bevorstehenden Europawahl 2024. Dabei stellt die Absenkung des Mindestalters für das aktive Wahlrecht von 18 auf 16 Jahre eine wesentliche Änderung gegenüber den vergangenen Europawahlen in Deutschland dar.

Karte des Monats: Unbereinigter Gender Pay Gap und Bruttostundenverdienst nach Geschlecht in den Bundesländern Deutschlands 2023

Mit der Karte des Monats werden regelmäßig besondere Themen kartografisch aufgegriffen.

Diese und viele weitere Karten stehen für Sie zum kostenlosen Download bereit oder können auf Wunsch auch als Poster in verschiedenen Größen bestellt werden.

Darüber hinaus bieten wir mit unserem interaktiven Kartenangebot auch die Möglichkeit, Karten verschiedener Themen der amtlichen Statistik nach eigenem Bedarf zusammenzustellen. Die interaktiven Karten greifen auf einen umfangreichen Datenpool für kartografische Analysen zurück. Sie sind ebenso in verschiedenen Dateiformaten zum kostenlosen Download verfügbar.

Gerne erstellen wir für Sie auch Karten auf Wunsch. Dazu steht uns das gesamte Datenangebot des Landesinformationssystems zur Verfügung. Wenden Sie sich für Ihre Bestellung oder weiterführende Informationen telefonisch oder per Mail an uns.