:: 1/2004

Rückblick auf vier Erhebungszyklen von Verwerterstatistiken

Zuletzt rund 7 Mill. Tonnen unterschiedlicher Stoffe aufbereitet

Das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz aus dem Jahre 1994 fordert, dass Abfälle in erster Linie zu vermeiden, in zweiter Linie stofflich zu verwerten oder zur Gewinnung von Energie zu nutzen sind. Entsprechende Erfolge der Abfallwirtschaft hängen ganz entscheidend von der Schließung von Stoffkreisläufen in den betroffenen Produktionsbereichen ab. Informationen darüber, inwieweit diese Anforderungen erfüllt werden, geben die so genannten Verwerterstatistiken nach dem Umweltstatistikgesetz, die seit 1996 alle zwei Jahre durchgeführt werden.

In den fünf abgebildeten Recyclingbereichen wurde in Baden-Württemberg im Jahr 2002 eine Verwertungsmenge von insgesamt 6,76 Mill. Tonnen unterschiedlicher Stoffe erreicht. In dieser Summe sind zunächst 42 000 Tonnen aufbereiteter und verwerteter Kunststoffe enthalten. Aus der Aufbereitung von Bauabfällen ergaben sich 5,22 Mill. Tonnen überwiegend Recyclate, die Betriebe des Papiergewerbes setzten 1,14 Mill. Tonnen Altpapier ein und das Glasgewerbe verarbeitete 345 000 Tonnen Altglas zu neuen Produkten. Schließlich wurden rund 8 400 Tonnen Altöle durch Raffinationsverfahren zu neuen Basisölen aufbereitet. Diese können dann wiederum zur Produktion neuer Erzeugnisse herangezogen werden. Zukünftig soll auch die Wiederverwertung von Altfahrzeugen sowie von Elektro-/Elektronikaltgeräten in die statistische Erfassung integriert werden.

Bauabfälle: Mehr Anlagen, aber weniger durchgesetzte Mengen

Im Erhebungsjahr 2002 wurden in Baden-Württemberg neben 1,13 Mill. Tonnen Ausbauasphalt insgesamt 5,77 Mill. Tonnen Bodenaushub, Bauschutt und Straßenaufbruch zur Aufbereitung eingesetzt. Dies waren 8 % weniger als im Jahr 2000 und immerhin 24 % weniger als 1996, als diese Statistik erstmals durchgeführt wurde. In fast allen Erhebungsjahren bestand mehr als die Hälfte der eingesetzten Stoffe aus Bauschutt sowie nicht mineralischen Abfällen wie Holz, Glas oder Kunststoffen. Im Jahr 2002 machte der Bauschutt einen Anteil von 61 % der insgesamt eingesetzten Mengen aus. Die Absolutmenge an Bauschutt war jedoch zuletzt rückläufig und lag für 2002 um 10 % unter dem Ergebnis für 2000.

An zweiter Stelle rangiert Straßenaufbruch – ein Gemisch aus Asphalt, Schotter, Kies und Pflastersteinen –, der im aktuellen Berichtsjahr 22 % der zur Behandlung eingesetzten Stoffe ausmachte. Mit 1,23 Mill. Tonnen wurden 7 % weniger als im Jahr 2000 und sogar 31 % weniger als die im Jahr 1996 angefallenen 1,8 Mill. Tonnen erreicht.

Außerdem wurden 1,13 Mill. Tonnen an Ausbauasphalt einbezogen, die ganz überwiegend (86 %) in stationären Anlagen aufbereitet und dann im Straßen- und Wegebau wiederverwertet werden.

Festzuhalten bleibt, dass die eingesetzten Abfallmengen – wohl auch konjunkturbedingt – rückläufig sind. Dagegen ist die Zahl der Anlagen, die Bauabfälle aufbereiten, von 1996 bis 2002 kontinuierlich angewachsen, und zwar von rund 230 auf nunmehr gut 300 Anlagen. Die je Anlage durchgesetzte Menge ist deutlich zurückgegangen. Im Jahr 1996 wurden noch 32 600 Tonnen pro Anlage eingesetzt. Dem stehen 2002 nur noch knapp 19 000 Tonnen durchschnittlich pro Anlage aufbereiteter Bauabfälle gegenüber.

Trend zur mobilen Anlage

Parallel zur steigenden Zahl von Anlagen sowie den rückläufigen Inputmengen ist ein deutlicher Trend hin zu mobilen Anlagen festzustellen. Ihre Zahl ist kontinuierlich von 136 Anlagen im Jahr 1996 auf 218 Anlagen im aktuellen Jahr (+ 60 %) gestiegen. Dabei sind die mobilen bzw. semimobilen1 Anlagen in der Regel kleiner als die stationären Anlagen. Ihr Vorteil liegt in der Beweglichkeit und damit der Möglichkeit, dem Entstehungsort der Abfälle »nachzureisen«.

Die Gesamtzahl der Betreiber von Anlagen hat in den Jahren 2000 und 2002 nur geringfügig zugenommen. Dabei sind den »neuen« vergleichsweise kleinere Durchsatzmengen zuzuordnen als den »etablierten« Betreibern.

Mengenmindernd kann sich auch auswirken, dass der Absatz der Recyclingprodukte noch immer schleppend vorangeht, da die Akzeptanz gegenüber recycelten Baustoffen weiterhin als gering beschrieben wird. Dies führt bei den enormen Mengendurchsätzen, die bei den Bauabfällen an der Tagesordnung sind, schnell zu gefüllten Lagern und zugestellten bzw. zugeschütteten Flächen. Mobile Anlagen sind auch hier im Vorteil, da sie den Output oftmals direkt beim Kunden ablagern können und somit die eigenen Lagerflächen schonen.

Der Trend zu einer größeren Zahl von Anlagen bei insgesamt rückläufiger Menge der eingesetzten Abfälle ist auf Bundesebene für die Jahre 1996 bis 2000 (für 2002 liegen noch keine Bundesergebnisse vor) festzustellen. Die Zahl der Anlagen insgesamt – das heißt für alle Bundesländer – nahm im genannten Zeitraum um 25 % zu, der Mengenrückgang liegt bei 5 %. Im Erhebungsjahr 2000 hatte Baden-Württemberg einen Anteil von 9 % an der bundesweit in Bauschuttrecyclinganlagen eingesetzten Abfallmenge.

Im letzten Erhebungsjahr erreichten die gewonnenen Erzeugnisse – und damit die eigentlichen Recyclingprodukte – einen Umfang von 5,22 Mill. Tonnen (Schaubild). Dabei handelt es sich um unterschiedlichste Recyclate: Mengenmäßig an erster Stelle rangieren Betonrecyclate, die hauptsächlich im Straßen- und Wegebau eingesetzt werden; es folgen Recyclate aus einem Gemisch von Sand, Kies, Schottern und verschiedenen mineralischen Stoffen, die einen Anteil von 30 % ausmachen. Ziegelrecyclate haben gemessen am Gesamtoutput relativ geringe Bedeutung, ebenso wie Recyclate aus Keramik und Fliesen. Alle gewonnenen Stoffe wurden hauptsächlich im Straßen- und Wegebau bzw. im sonstigen Erdbau (Lärmschutz) eingesetzt. Aus den Ergebnissen lässt sich auch ablesen, dass die gewonnenen Mengen an Beton-, Ziegel- und Keramikrecyclaten im Vergleich zu 2000 zurückgegangen sind, während ein Plus für Sand-, Kies- und Schotterrecyclate sowie aufbereitetem und ausgesiebtem Bodenaushub auffällt.

Werkstoffliche Aufarbeitung von Altkunststoffen – keine Tradition in Baden-Württemberg?

Kunststoffe sind meist aus Erdölprodukten hergestellt und wegen ihrer extremen Haltbarkeit vielseitig verwendbar. Etwa 50 Betriebe in Baden-Württemberg arbeiten die Altkunststoffe für eine erneute Verwendung auf oder setzen bei der Herstellung von Produkten aufgearbeitete Altkunststoffe ein. Insgesamt wurden im Jahr 2002 gut 42 000 Tonnen an Altkunststoffen werkstofflich aufgearbeitet. Dabei waren nur zwei Kategorien mengenmäßig von besonderer Bedeutung: Thermoplaste, die den ganz überwiegenden Anteil ausmachten (72 %) und gemischte Kunststoffe (24 %), die inzwischen knapp ein Viertel der in Aufbereitungsanlagen insgesamt eingesetzten Kunststoffe stellen. Der bekannteste Vertreter der Thermoplaste ist das PVC, eine Kunststoffart, die sich für ausgesprochen viele Einsatzmöglichkeiten von der Regenjacke bis zur Innenverkleidung von Autos eignet. Fast den gleichen Bekanntheitsgrad genießt das Polyethylen, eine sehr kompakte Kunststoffart, die unter anderem bei Haushaltsgeräten zum Einsatz kommt.

Für die werkstoffliche Aufarbeitung von Kunststoffen kommen mehrere Verfahren zur Anwendung. Unterschieden werden Waschen, Zerkleinern, Trocknen, Agglomerieren und Regranulieren. Die Auswahl ist jeweils abhängig von der Zusammensetzung des Kunststoffabfalls sowie dem vorgesehenen späteren Verwendungszweck. Oftmals werden auch Verfahren hintereinander angewandt, wobei meist ein Zerkleinerungsprozess den Anfang macht, gefolgt von einem Waschvorgang.

Die aktuellsten Vergleichsdaten der Aufarbeitung von Kunststoffabfällen für alle Bundesländer bzw. im Vergleich Baden-Württemberg mit dem Bund liegen für das Jahr 2000 vor. Es zeigt sich, dass in Baden-Württemberg verglichen mit anderen großen Flächenländern wie Nordrhein-Westfalen oder Bayern nur geringe Mengen an Kunststoffabfällen aufgearbeitet werden. Die Ursache dürften Standortfaktoren sein, da in Baden-Württemberg die chemische Grundstoffindustrie eher wenig verbreitet ist. So kommt es, dass nur 2 % des bundesweiten Einsatzes von Kunststoffabfällen in Baden-Württemberg aufgearbeitet werden. Spitzenreiter hinsichtlich der Menge aufgearbeiteter Kunststoffe ist Nordrhein-Westfalen, wo ein Viertel der insgesamt 1,49 Mill. Tonnen in 202 der insgesamt 763 Anlagen aufgearbeitet werden.

Altpapier im Produktionsprozess wieder eingesetzt

Im Jahr 2002 wurden in Baden-Württemberg 1,14 Mill. Tonnen Altpapier bei der Produktion von neuem Papier und Pappe im Papiergewerbe eingesetzt (Tabelle). Gegenüber der letzten Erhebung im Jahr 2000 war dies ein leichter Rückgang von gut 23 000 Tonnen oder ein

Minus von 2 %. Eine deutliche Zunahme von rund 10 % ist allerdings im Vergleich zum ersten Erhebungsjahr 1996 zu verzeichnen. Damals wurden etwas mehr als 1 Mill. Tonnen Altpapier recycelt. Über den gesamten Zeitraum hinweg wurde der größte Teil des Papiers aus der Abfallsammlung und -sortierung bezogen. Die anteiligen Mengen bewegen sich zwischen 65 % für die Erhebung 2000 sowie rund 80 % für die restlichen drei Erhebungen. Eine Standortbestimmung für Baden-Württemberg mit Blick auf das Bundesergebnis ist aufgrund der Datenlage derzeit nur für das Jahr 2000 möglich: Damals wurden in baden-württembergischen Betrieben der Papierindustrie knapp 11 % des bundesweit im Produktionsprozess eingesetzten Altpapiers behandelt.

Das im Jahr 2002 eingesetzte Altpapier bestand zu knapp einem Viertel (24 %) aus Deinking2-Ware. Hierbei handelt es sich um Altpapier, bei dem die Druckfarben soweit wie möglich entfernt wurden, sodass das entstehende Recyclingpapier wieder möglichst nah an den Weißegrad von neuem Papier herankommt. Ein weiteres Fünftel bestand aus »sortierten gemischten Altpapieren« und jeweils weitere 16 % bestanden aus Kaufhausaltpapier sowie aus Illustrierten und Zeitungen. Alle genannten Papierkategorien gehören nach der Liste der europäischen Standardsorten zu den unteren Sorten, zu denen zum Beispiel auch Grau- und Mischpapiere sowie Kaufhausaltpapiere zählen.

1 Anlagen, die mittels Zugmaschinen ihren Standort wechseln.

2 Deinking (engl.): Entfernung von Druckfarben bei der Aufarbeitung von Altpapier.