:: 3/2004

Steigende Gesundheitskosten für Privathaushalte

Ausgehend von den erheblichen Auswirkungen der Gesundheitsreform für die Verbraucher ist die Erwartung nahe liegend, dass der Verbraucherpreisindex im Januar 2004 gegenüber dem Dezember des vergangenen Jahres deutlich gestiegen sein müsste. Nun blieb aber der Gesamtindex gegenüber dem Vormonat stabil, was auf den ersten Blick nur schwer nachvollziehbar ist. Erst die tiefere Betrachtung der Datenlage zeigt die erheblichen Auswirkungen auf die Preise und damit die privaten Gesundheitskosten.

Im Januar 2004 wurde mit dem Verbraucherpreisindex eine Teuerungsrate von 1,5 % gegenüber dem Vorjahresmonat gemessen, und gegenüber dem Dezember 2003 blieb der Verbraucherpreisindex insgesamt – trotz erheblicher Preisbewegungen in Teilbereichen – unverändert. Eine solche scheinbare Stabilität der Gesamtkennziffer Verbraucherpreisindex begründet sich durch gegenläufige Preisentwicklungen bei verschiedenen Waren und Dienstleistungen und der jeweiligen Bedeutung für die Berechnung des Gesamtindex (Tabelle).

Die Auswirkungen der Gesundheitsreform zeigen sich im Verbraucherpreisindex Januar erst dann deutlich, wenn man tiefer in die Erhebungsbereiche vordringt. So stieg der Teilindex »Gesundheitspflege« mit einer Erhöhung gegenüber dem Vorjahr um 16,9 % und gegenüber dem Vormonat um 16,5 % schon recht erheblich. Dieser Berechnung lagen die im Januar fassbaren Regelungen zugrunde.

Dringt man noch tiefer in den Index vor, so werden die zum Teil massiven Teuerungen für einzelne Positionen sichtbar. So maß die amtliche Statistik im letzten Januar gegenüber dem Vormonat beispielsweise für Zuzahlungen im Krankenhaus eine Erhöhung von gut 72 % und für die Beteiligung an den Kosten der Krankengymnastik oder Häuslichen Pflege von fast 64 %. Für stationäre Gesundheitsdienstleistungen insgesamt ergab sich aber trotz der erheblichen Steigerung der Zuzahlung für den stationären Aufenthalt »nur« eine Teuerung von 17,7 % gegenüber dem vergangenen Dezember. Der Subindex zu den »Dienstleistungen nicht ärztlicher Gesundheitsberufe«, unter den Krankengymnastik und Häusliche Pflege eingeordnet sind, stieg dagegen um 43,6 %. Schließlich werden in die einzelnen Teilindizes noch weitere Preisentwicklungen einbezogen und entsprechend ihrer Bedeutung für den privaten Verbrauch gewichtet. So erklärt sich, dass extreme Teuerungen in den Gesamtkennziffern nicht oder nur eingeschränkt sichtbar werden.

Im Januar 2004 wurde der Effekt der Gesundheitsreform im Vormonatsvergleich vor allem durch die Senkung einzelner saisonabhängiger Preise mit entsprechendem Gewicht im Gesamtindex und die eher moderate Entwicklung in den meisten Preissegmenten ausgeglichen. So wirkten gegenüber dem Dezember 2003 vor allem die um 26 % gesunkenen Preise für Pauschalreisen sowie die um 17,2 % gesunkenen Preise für Beherbergungsdienstleistungen senkend auf die Berechnung der Gesamtpreisentwicklung. Für die Hauptgruppe »Freizeit, Unterhaltung und Kultur«, unter der die Pauschalreisen in den Gesamtindex eingehen, ergab sich dadurch eine Indexverringerung um 5,6 % gegenüber dem Vormonat und für die Hauptgruppe Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen insgesamt ein Preisrückgang um 3,7 %. Schon die Ausgabenanteile privater Haushalte für die drei Positionen Pauschalreisen, Beherbergungsdienstleistungen und die ebenfalls in der Hauptgruppe »Freizeit, Unterhaltung und Kultur« enthaltenen Informationsverarbeitungsgeräte, deren Preise gegenüber dem Vormonat um 1,1 % rückläufig waren, erreichen zusammen ein Gewicht, das dem der Gesundheitspflege insgesamt in etwa entspricht (siehe auch Schaubild).

So erklärt es sich, dass trotz dieser für die Verbraucher deutlich sichtbaren und fühlbaren Preisbewegungen die Verbraucherpreisentwicklung im Durchschnitt aller beobachteten Preise völlig unspektakulär erscheinen kann. Der Saisoneffekt bei Pauschalreisen und Beherbergungsdienstleistungen reichte im Vergleich von Januar 2004 und Dezember 2003 aus, um die Auswirkungen der Teuerung im Gesundheitswesen in der Gesamtkennzahl »Verbraucherpreisindex« zu nivellieren.