:: 5/2004

Baden-Württemberg – Land der Wein-, Obst- und Gemüsebauern

Weinbau, Obst- und Gemüsebau prägen die hiesige Landwirtschaft. Die große Vielfalt dieser in Baden-Württemberg erzeugten landwirtschaftlichen Sonderkulturen ist weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. So zum Beispiel Württemberger Trollinger, Bodensee-Äpfel, Bühler Zwetschgen, Schwetzinger Spargel und Tettnanger Aromahopfen. Mit dem Anbau von Sonderkulturen erwirtschaften die heimischen Landwirte den größten Teil ihrer Verkaufserlöse pflanzlicher Erzeugnisse. 2002 waren dies immerhin fast 900 Millionen Euro. Gemessen am Anteil des Gemüse-, Obst- und Weinbaus am Produktionswert der pflanzlichen Erzeugung liegt Baden-Württemberg damit im Bundesvergleich unter den Flächenländern nach Rheinland-Pfalz an zweiter Stelle und belegt im EU-Vergleich nach Spanien und Frankreich den sechsten Platz.

Sonderkulturen bringen zwei Drittel der pflanzlichen Verkaufserlöse

Der Anbau von Sonderkulturen, allen voran der Weinbau, aber auch der Obst- und Gemüsebau, bestimmt in vielen Regionen das Bild der heimischen Landwirtschaft. Obgleich die Sonderkulturen zusammen – hierzu zählen auch Tabak, Hopfen, Blumen und Zierpflanzen sowie Baumschulerzeugnisse – nur etwa 4 % der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche Baden-Württembergs umfassen, sind sie wirtschaftlich für die hiesigen Landwirtschaftsbetriebe von überaus großer Bedeutung. So beziehen die landwirtschaftlichen Betriebe in Baden-Württemberg im Vergleich zum Bundesdurchschnitt einen deutlich höheren Anteil ihrer Verkaufserlöse aus der Produktion pflanzlicher Erzeugnisse. Im Jahr 2002 waren dies mit rund 1,4 Milliarden Euro knapp die Hälfte ihres Gesamterlöses aus dem Verkauf landwirtschaftlicher Produkte. Auf Bundesebene kamen die pflanzlichen Verkaufserlöse der Landwirtschaft 2002 dagegen nur auf einen Anteil von weniger als 40 %. Insgesamt annähernd zwei Drittel

ihrer Verkaufserlöse der Pflanzenproduktion, 2002 fast 900 Mill. Euro, erzielten die baden-württembergischen Landwirte dabei mit Sonderkulturerzeugnissen, vor allem mit Wein, Blumen und Zierpflanzen, Obst und Gemüse. Im Bundesdurchschnitt erreichten die Sonderkulturen demgegenüber lediglich einen Anteil von rund 45 % am pflanzlichen Verkaufswert (Tabelle).

Der Südwesten ist das bedeutendste Obstanbauland Deutschlands und weist insbesondere bei Äpfeln bundesweit die größte Erzeugung auf. Vor allem am Bodensee, in der Rheinebene und im Neckartal sind die Marktobstproduzenten regional vom Klima begünstigt. Im Weinbau liegt Baden-Württemberg nach Rheinland-Pfalz an zweiter Stelle. Dabei entfallen auf die badischen Anbaugebiete rund drei Fünftel der Ertragsrebflächen mit der überwiegenden Rebsorte Müller-Thurgau, gut zwei Fünftel der Rebflächen mit eindeutiger Dominanz der roten Rebsorten Trollinger und Schwarzriesling befinden sich im württembergischen Landesteil. Weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt sind beispielsweise auch Tettnanger Aromahopfen, Schwetzinger Spargel, Bühler Zwetschgen sowie das Filderkraut.

Hiesige Landwirtschaft kleinbetrieblich strukturiert

Es sind vor allem kleinere und mittlere Betriebe, die sich dem zumeist relativ arbeits- und kostenintensiven Sonderkulturanbau widmen. Aufgrund der größeren Bedeutung des Sonderkulturanbaus in der hiesigen Landwirtschaft und wegen der traditionellen Strukturunterschiede liegt die durchschnittliche Flächenausstattung der Agrarbetriebe im Südwesten Deutschlands deutlich unter dem Bundeswert. So bewirtschaftete 2003 noch gut jeder sechste Landwirtschaftsbetrieb in Baden-Württemberg im Durchschnitt weniger als 2 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche (LF) und jeder dritte Betrieb blieb unter 5 ha. Demgegenüber fielen im Bundesdurchschnitt weniger als ein Viertel der Betriebe in die Größenklasse unter 5 ha LF. Mit dieser Betriebsgrößenverteilung befindet sich Baden-Württemberg im europäischen Vergleich somit unter den Ländern mit einer eher kleinbetrieblich strukturierten Landwirtschaft (siehe Schaubild 1).

Im Zuge des Strukturwandels nimmt die Flächenausstattung der landwirtschaftlichen Betriebe weiter zu. 2003 bewirtschafteten die Landwirte in Baden-Württemberg durchschnittlich rund 22 ha LF, knapp 3 ha mehr als noch 1999. Für das frühere Bundesgebiet liegt die durchschnittliche Betriebsgröße demgegenüber bei knapp 30 ha LF und in den neuen Ländern bei rund 184 ha LF. Verglichen mit der Betriebsgrößenstruktur in den 15 Mitgliedstaaten der EU liegen die Agrarbetriebe in den neuen Bundesländern damit mit deutlichem Abstand in Führung. Mit durchschnittlich knapp 68 ha LF je Betrieb folgt das Vereinigte Königreich, danach Dänemark und Luxemburg mit jeweils gut 45 ha.

Bei Obst, Gemüse und Wein im EU-Vergleich an »sechster Stelle«

Die heimischen Landwirte erwirtschafteten 2002 gut 1 Mrd. Euro mit dem Anbau von Sonderkulturen. Allein über 700 Mill. Euro, etwa ein Drittel des Produktionswerts der pflanzlichen Erzeugung, entfiel dabei auf Obst, Gemüse und Wein. Gemessen am Anteil des Gemüse-, Obst- und Weinbaus am jeweiligen Gesamtwert der pflanzlichen Produktion liegt Baden-Württemberg damit im europäischen Vergleich an sechster Stelle nach Spanien und Frankreich. Dieser Vergleich soll jedoch nur als Hinweis auf die Struktur der hiesigen Landwirtschaft dienen. Mit einem Gesamtumfang ihrer Gemüse-, Obst- und Weinerzeugung von zusammen mehr als 32 Mrd. Euro stellen die Länder Frankreich, Italien und Spanien über zwei Drittel der EU-Erzeugung, Baden-Württemberg etwas über 1,5 % (Schaubild 2).

In der Landwirtschaftlichen Gesamtrechnung (LGR) werden Produktionswert, Vorleistungen sowie die Wertschöpfung für den Wirtschaftsbereich Landwirtschaft nach den Regeln des revidierten Europäischen Systems Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG 95)1 ermittelt. Verbindliche Rechtsgrundlage der LGR-Berechnungen auf der Ebene der Mitgliedstaaten der EU – für Deutschland insgesamt2 – ist die »Verordnung (EG) Nr. 138/2004 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 5. Dezember 2003 zur Landwirtschaftlichen Gesamtrechnung in der Gemeinschaft«, die am 5. Februar 2004 im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht wurde. Regionalwerte der LGR für Deutschland auf Bundesländer- und Regierungsbezirksebene werden im Rahmen der Regionalen Landwirtschaftlichen Gesamtrechnung (R-LGR) im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg erstellt. Die Berechnungsverfahren der R-LGR sind an die LGR-Methodik angelehnt. Die Produktion der Landwirtschaft ist nach dem ESVG 95 in der LGR mit »Herstellungspreisen« zu bewerten: Erzeugerpreise abzüglich produktspezifischer Steuern und Abgaben zuzüglich Gütersubventionen wie zum Beispiel der im Rahmen der Reform der »Gemeinsamen Agrarpolitik« der EU eingeführten Flächenzahlungen für Feldkulturen. Neben Verkäufen an andere Wirtschaftsbereiche und landwirtschaftliche Einheiten umfasst der Produktionswert den Eigenverbrauch, die Verarbeitung pflanzlicher und tierischer Produkte, Vorratsveränderungen, selbst erstellte Anlagen und Dienstleistungen auf der landwirtschaftlichen Erzeugerstufe sowie die betriebliche Erzeugung von Futtermitteln, landwirtschaftliche Lohnarbeiten und vom Betrieb nicht trennbare nicht landwirtschaftliche Nebentätigkeiten (zum Beispiel Ferien auf dem Bauernhof). Aktuelle Ergebnisse der R-LGR und methodische Erläuterungen sind im Internet – http://www.statistik-bw.de/Landwirtschaft/LGR/ – eingestellt.

1 Statistisches Amt der Europäischen Gemeinschaften, Europäisches System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen – ESVG 95, Luxemburg 1996.

2 Die LGR auf der Ebene NUTS 0 (Deutschland) wird im Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft (BMVEL) erstellt.