:: 7/2004

Krankenstand im Jahr 2003 auf Tiefststand

Günstige Witterungsbedingungen ebenso wie Angst um den Arbeitsplatz könnten Ursachen für relativ geringe Krankenstände in den vergangenen 2 Jahren sein. Bereits seit Anfang der 90er-Jahre ist der Krankenstand in Baden-Württemberg im Jahresdurchschnitt rückläufig. Parallel hierzu sind auch die vom Arzt attestierten Krankheitstage je Kassenmitglied deutlich zurückgegangen.

Der durchschnittliche Krankenstand in Baden-Württemberg ist im Jahre 2003 auf einen neuen Rekordtiefststand gesunken. Durchschnittlich waren 3,59 % der Pflichtmitglieder bei den Orts-, Betriebs-, Innungs- und Landwirtschaftlichen Krankenkassen mit Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen krankgeschrieben. Das sind 6,5 % weniger als im Jahr 2002. Der niedrigste Monatswert wurde im Juni 2003 mit 2,91 % registriert. Die meisten Kranken gab es im Oktober 2003 mit 4,17 % (Schaubild 1). Das warme Klima nahm offensichtlich deutlich Einfluss auf das Wohlbefinden der Mitglieder. Die obligatorische Grippewelle fand im Jahr 2003 nicht statt und unsichere Arbeitsplätze haben sich schon immer positiv auf den Krankenstand ausgewirkt.

Auch für 2004 scheint der bisherige Trend zum niedrigen Krankstand anzuhalten. So war auch in diesem Winter kein auffälliger jahreszeitlich bedingter Ausschlag nach oben zu beobachten. Vielmehr blieben die Krankenstände in den kritischen Monaten Februar und März von gut 3 bis knapp über 4 % etwa auf dem Niveau des Vorjahres und weit unter den Werten von 2002, als Krankenstände zwischen 5 und 6 % zu verzeichnen waren. Überhaupt fällt auf, dass die Krankenstände, die jeweils für den Monatsanfang ermittelt werden, seit April 2002 mit einer Bandbreite von etwa 3 bis 4 % im Vergleich zu früheren Jahren nur noch geringe Schwankungen aufweisen.

Versicherungsstruktur wirkt sich auf Krankenstand aus

Die mit Abstand wenigsten Krankmeldungen hatten 2003 mit 2,39 % die Betriebskrankenkassen zu verzeichnen. Entgegen dem Trend waren dies jedoch 7,2 % mehr Kranke als im Vorjahr. Erfasst sind hier alle Krankmeldungen von Pflichtmitgliedern, deren Betrieb oder Krankenkasse den Sitz oder Hauptsitz in Baden-Württemberg hat. An zweiter Stelle folgt die Innungskrankenkasse mit einer durchschnittlichen Krankheitsquote von 4,04 %. Das waren 11,0 % weniger als im Vorjahreszeitraum.

Auch bei der Ortskrankenkasse war die Entwicklung des Krankenstandes positiv. Es meldeten sich durchschnittlich 9,8 % weniger Pflichtmitglieder krank als im Jahr 2002, was einem durchschnittlichen Krankenstand von 4,24 % entsprach. Die Landwirtschaftlichen Krankenkassen mit durchschnittlich 24 Erkrankten (1,56 %) spielen bei dieser Auswertung keine Rolle.

Der durchweg niedrige Krankenstand bei den Betriebskrankenkassen dürfte in der Struktur des Versichertenbestandes begründet liegen. Viele jüngere Pflichtmitglieder mit einem geringeren Krankheitsrisiko wählten im vergangenen Jahr wieder eine Betriebskrankenkasse. Der Anteil der Pflichtmitglieder (ohne Rentner) bis unter 30 Jahre beträgt bei der Ortskrankenkasse 23 %, 53 % waren 30 bis unter 50 Jahre alt und 24 % waren älter als 50 Jahre (Schaubild 2). Bei den Betriebskrankenkassen ist die Altersstruktur (Stichtag 1. Juli 2003) wesentlich günstiger. Der Anteil der unter 30-Jährigen liegt hier bei 27 %. 59 % waren 30 bis unter 50 Jahre alt und nur 14 % waren älter als 50 Jahre.

Langfristig rückläufige Krankheitstage je Mitglied

Während die Krankenstände jeweils stichtagsbezogen erhoben werden, kann auf der Basis der Statistik der gesetzlichen Krankenversicherung auch die durchschnittliche Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage je Mitglied und Jahr berechnet werden. Langfristig nimmt diese Durchschnittszahl ab. Von Mitte bis Ende der 80er-Jahre lagen die durchschnittlichen Fehltage der krankgeschriebenen Mitglieder pro Jahr zwischen 18 und 20 Tagen (Schaubild 3). Anfang der 90er-Jahre nahm diese Zahl sogar noch leicht zu und erreichte 1991 und 1992 die höchsten Werte mit deutlich über 20 Arbeitsunfähigkeitstagen je Mitglied und Jahr. Die Rezession 1993 läutete die Trendwende ein.

Im Jahre 2002 betrug die durchschnittliche Dauer der jährlichen durch den Arzt attestierten Krankheitstage je Mitglied 14,6 Tage. 2001 waren Krankenversicherte durchschnittlich sogar nur knapp unter 14 Tage krankgeschrieben. Dies war der niedrigste Wert, der in den letzten zwei Jahrzehnten ermittelt wurde. Insgesamt ging die Zahl der Krankheitstage je Versicherten damit um knapp ein Drittel im Vergleich zu den höchsten Werten Anfang der 90er-Jahre zurück.

Im Laufe des Jahres 2002 wurden von den Ärzten 4,1 Mill. Arbeitsunfähigkeitserstbescheinigungen für die Pflicht- und Freiwilligen Mitglieder der Orts-, Betriebs-, Innungs- und Landwirtschaftlichen Krankenkassen ausgestellt. Die Gesamtzahl der krankheitsbedingten Ausfalltage summierten sich auf rund 53 Mill. Tage. Rein rechnerisch ergibt sich eine durchschnittliche Krankheitsdauer von etwa 13 Tagen je Fall. Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass Langzeitkranke diesen Durchschnittswert nicht unwesentlich beeinflussen. Aus vergangenen Untersuchungen ist bekannt, dass rund zwei Drittel der krankgeschriebenen Personen bereits nach einer Woche ihre Arbeit wieder aufnehmen können.