:: 7/2004

Hotellerie: Zimmerauslastung deutlich höher als Bettenauslastung

Seit Beginn des Jahres 2003 wird nach einer Gesetzesänderung auf Betreiben wichtiger Datenkonsumenten in der Hotellerie als klassi-schem Übernachtungsgewerbe neben der Bettenauslastung auch die Zimmerauslastung regelmäßig erfasst. Begründet wurde dieser Datenwunsch insbesondere damit, dass die Bettenauslastung durch die zunehmend übliche Belegung von Doppelzimmern mit Einzelgästen die tatsächliche Belegungssituation der Betriebe zu niedrig und damit unzureichend darstellt. Dieser Zusammenhang lässt sich anhand der nunmehr vorliegenden Daten für das Jahr 2003 für beide Auslastungsgrößen auch quantitativ belegen. Die nachfolgend dargestellten Ergebnisse zeigen aber auch, dass sich beide Größen und ihr Verhältnis zueinander insbesondere nach Gemeindegröße und im Jahresverlauf deutlich unterscheiden.

Hotellerie dominiert vor allem in den Großstädten

Die Hotellerie als Zusammenfassung der Hotels, Gasthöfe, Pensionen und Hotels garnis bildet mit über 5 100 Betrieben das Rückgrat des baden-württembergischen Beherbergungsgewerbes. Im Jahr 2003 buchten hier 11  Mill. Gäste insgesamt 23,6  Mill. Übernachtungen. Das entspricht Anteilen von 79,2 % an allen Gästen bzw. – wegen einer vergleichsweise kurzen Aufenthaltsdauer von 2,2 Tagen – von 59,2 % an allen Übernachtungen, die in Betrieben mit mehr als acht Betten insgesamt registriert wurden. Neben der Hotellerie werden in der Tourismusstatistik die Parahotellerie mit Betriebsarten wie Erholungs-, Ferien- und Schulungsheimen, Ferienzentren, -häusern und -wohnungen, Jugendherbergen, Hütten und Reiseverkehrscamping (ohne Dauercamping) sowie die Vorsorge- und Reha-Kliniken erfasst. 2003 trug dabei die Parahotellerie mit 21,5 % etwas mehr zum Übernachtungsergebnis des Landes bei als die stationären Kureinrichten, auf die 19,3 % entfielen.

Allerdings unterscheiden sich die Gewichte der Betriebskategorien innerhalb des Landes sehr deutlich. So konzentrieren sich die Vorsorge- und Reha-Kliniken insbesondere auf die Bäderorte des Landes, und auch die Parahotellerie hat einen deutlichen Schwerpunkt in den Gemeinden mit einem touristischen Prädikat. Da sich die prädikatisierten Gemeinden schwerpunktmäßig auf die eher ländlich geprägten Landesteile konzentrieren, schlagen sich diese Zusammenhänge auch in der Gliederung nach Gemeindegröße deutlich nieder (Schaubild 1). So entfielen 2003 in den Gemeinden bis 20 000 Einwohner jeweils nur knapp die Hälfte der Übernachtungen auf die Hotellerie. Bei den größeren Gemeinden nimmt das Gewicht dieser Betriebe jedoch mit steigender Einwohnerzahl sukzessive zu. In den Großstädten ab 100 000 Einwohner dominierte die Hotellerie 2003 mit einem Anteil von 88,6 % das Übernachtungsgeschehen sogar sehr entscheidend. Andersherum betrachtet bedeutet dies auch, dass die Hotellerie wesentlich stärker städtisch geprägt ist als die Gesamtheit des Gewerbes.

Hotels bedeutendste Betriebsart der Hotellerie

Innerhalb der Hotellerie unterscheiden sich die einzelnen Betriebsarten insbesondere bezüglich ihrer Größe und ihrer Bedeutung sowie in regionaler Hinsicht. Die Hotels sind dabei mit einem Übernachtungsanteil von 62,1 % an der Hotellerie im Jahr 2003 die mit Abstand gewichtigste Kategorie. Diese Betriebe sind mit durchschnittlich knapp 38 Zimmern bzw. 66 Betten besonders groß und flächenmäßig breit gestreut, in Gemeinden ab 10 000 Einwohnern aber leicht überproportional gewichtet. Die artverwandten Hotels garnis, in denen im Gegensatz zu den Hotels keine Vollverpflegung angeboten wird, weisen hingegen eine deutlich großstädtische Prägung auf. Jedoch sind diese Betriebe mit 18 Zimmern bzw. 31 Betten durchschnittlich noch nicht einmal halb so groß wie Hotels. Die mit 17 Zimmern bzw. 30 Betten ähnlich großen Pensionen haben dagegen ebenso wie die mit 12 Zimmern bzw. 22 Betten nochmals kleineren Gasthöfe einen deutlichen Schwerpunkt im ländlichen Bereich. So entfielen 2003 in Gemeinden unter 10 000 Einwohnern immerhin 31 % der Hotellerieübernachtungen auf diese beiden Kategorien, die in den Großstädten gerade auf 7,6 % kamen.

Auslastung saisonal geprägt

Bei der tatsächlichen Nutzung der angebotenen Hotelleriekapazitäten fällt – im Vergleich zu vielen anderen Branchen – zunächst das niedrige Belegungsniveau von 33,4 % der Betten im Jahresdurchschnitt 2003 ins Auge. Wie aus Schaubild 2 erkennbar wird, spielen hierfür saisonale Einflüsse eine wesentliche Rolle, denn die Übernachtungsnachfrage ist deutlich jahreszeitlich geprägt. So lag die Zahl der Übernachtungen in der Hotellerie 2003 im Spitzenmonat September mit 2,6  Mill. mehr als doppelt so hoch wie im Januar mit lediglich 1,25  Mill. Zwar können die Betriebe ihre Kapazitäten – etwa durch vorübergehende Betriebsschließungen – in gewissem Umfang der schwankenden Nachfrage anpassen. Auf der anderen Seite lässt sich die konkrete Nachfrage für einzelne Tage – etwa wegen kurzfristig buchender Gäste – häufig nur sehr schwer vorhersehen, sodass im Zweifelsfall die Kapazitäten auf Verdacht vorgehalten werden. Im Ergebnis orientiert sich das Angebot daher eher am Spitzenbedarf. Bemerkenswert scheint aber auch, dass die beste Bettenauslastung in der Hotellerie nicht – wie vielleicht zu vermuten – auf die Hochsommermonate entfällt, sondern auf die beiden »Randmonate« September und Mai. Dies hängt sicherlich wesentlich mit dem relativ starken Einfluss geschäftlicher Gäste vor allem in der städtischen Hotellerie zusammen, die gerade in den Hauptferienmonaten seltener als Kunden auftreten.

Die Zimmerauslastung der Hotellerie lag 2003 mit durchschnittlich 41,6 % wesentlich höher als die Bettenauslastung. Der Unterschied erklärt sich daraus, dass in den vermieteten Zimmern nicht alle Betten belegt sind. Die Differenz (in Prozentpunkten) lässt sich dabei als Indikator für die Zahl der freien Betten in belegten Zimmern interpretieren. Es dürfte sich um Doppelzimmer handeln, die an Einzelgäste abgegeben werden, in Einzelfällen auch größere Mehrbettzimmer, die nicht voll ausgenutzt werden. Durchschnittlich blieben 2003 also von 100 angebotenen Hotelleriebetten gut 58 Betten in nicht gebuchten Zimmern unbelegt, immerhin weitere 8 Betten wurden aber auch in gebuchten Zimmern nicht genutzt. Die Relation zwischen Zimmer- und Bettenauslastung (im Gesamtdurchschnitt 41,6 % zu 33,4 % gleich 1,24) stellt dagegen einen Maßstab für die relative – um das Auslastungsniveau bereinigte – Bedeutung unbelegter Betten in vermieteten Zimmern dar, die mittelbar auch Rückschlüsse auf die Art der Gäste zulässt.

In Großstädten beste Auslastung, aber auch höchster Bettenleerstand in gebuchten Zimmern

Die Betten- und Zimmerauslastung unterscheiden sich allerdings nicht nur über das Jahr, sondern auch nach anderen Merkmalen deutlich. So fallen unter den einzelnen Betriebsarten der Hotellerie vor allem Gasthöfe durch eine niedrige Auslastung sowohl bei den Zimmern als auch bei den Betten aus dem Rahmen (Schaubild 3). Während sich die Pensionen und die Hotels garnis im Bereich der entsprechenden Gesamtdurchschnitte der Hotellerie bewegen, sind auf der anderen Seite die Hotels überdurchschnittlich gut ausgelastet. Dabei spielt der Bettenleerstand in gebuchten Zimmern vor allem bei den Pensionen eine vergleichsweise geringe Rolle, auch wenn hier die Zimmerauslastung mit 40,2 % immer noch deutlich über der Bettenauslastung von 34,3 % liegt. Diese Unterschiede dürften insbesondere mit der Art der Gäste zusammenhängen. Während Pensionen eher von Urlaubern – dies sind häufiger Paare, Familien oder Gruppen – gewählt werden, die die Betten in den gebuchten Zimmern tendenziell stärker ausnutzen, spielen vor allem in Hotels und Hotels garnis häufig allein reisende Geschäftskunden eine stärkere Rolle, an die öfter auch Doppelzimmer abgegeben werden.

Dieser Zusammenhang schlägt sich auch in der Gliederung nach Gemeindegrößen deutlich nieder. So ist die Differenz bzw. die Relation zwischen Zimmer- und Bettenauslastung in den kleineren Gemeinden am niedrigsten, in denen die Nachfrage wesentlich von klassischen

Urlaubern bestimmt wird. Andererseits sind die entsprechenden Werte in den Großstädten mit Abstand am höchsten, denn hier spielen Geschäftsreisende als Kunden eine wesentlich stärkere Rolle.

Wechselnde Kundengruppen im Jahresverlauf

Allerdings zeigt die Relation zwischen Zimmer- und Bettenauslastung nach Monaten in Schaubild 4, dass der genannte Zusammenhang zwar generell gilt. Jedoch verändert sich offensichtlich innerhalb aller Gemeindegrößen das Gewicht der verschiedenen Gästegruppen auch im Jahresverlauf. Vor allem im Hauptferienmonat August sowie – in eingeschränktem Umfang – um die Weihnachtszeit sowie im Juni und Juli scheint das Geschäft der Hotellerie in den Gemeinden aller Größen deutlich stärker von Urlaubern bzw. schwächer von Geschäftkunden geprägt zu sein als im restlichen Jahr. Dagegen stechen der November sowie die ersten Monate nach der Jahreswende durch einen besonders hohen Anteil von Geschäftsreisenden hervor.