:: 8/2004

Wirtschaftliche Bedeutung des Dienstleistungssektors in Baden-Württemberg

In Baden-Württemberg werden heute rund zwei Drittel der gesamten realen Wirtschaftsleistung vom Dienstleistungssektor erbracht. Beim Vergleich der Regionen Europas fällt auf, dass sich die Gebiete mit der höchsten Wirtschaftskraft – allen voran der Großraum Brüssel, das Großherzogtum Luxemburg und Hamburg – durch außergewöhnlich hohe Anteile wissensintensiver Dienstleistungen auszeichnen.

Baden-Württembergs Wirtschaftskraft liegt im Ranking der europäischen Regionen mit dem 17. Platz im oberen Viertel. Besonders dynamisch entwickelten sich hier zu Lande die Verkehrs-, Telekommunikations- und unternehmensnahen Dienstleister. Für diese Wirtschaftsbereiche liegen aus der neuen Dienstleistungsstatistik differenzierte Strukturdaten zu Umsatz, tätigen Personen, Kosten und Investitionen vor.

Der Reichtum Europas gründet sich auf die Vielfalt seiner Regionen. Gleichzeitig sind die Wettbewerbsfähigkeit und die Kohäsion, das heißt der wirtschaftliche und soziale Zusammenhalt der Regionen, die Voraussetzung für die Stabilität Europas. Baden-Württemberg gehört zu den wirtschaftsstarken Regionen Europas. Als Indikator für diese Wertung wird das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner herangezogen. Danach liegt der Südwesten im ersten Viertel des Rankings der 72 vergleichbaren Regionen der EU-15-Mitgliedstaaten. Das europäische Statistische System teilt diese Regionen in so genannte NUTS1-Gebietseinheiten ein. Die deutschen Bundesländer entsprechen der Ebene NUTS 1.

Südwestwirtschaft in Europa auf Platz 17 von 72 Regionen

Wie das Schaubild 1 zeigt, erreicht Baden-Württemberg einen Indexwert von 114 Punkten (EU-Durchschnitt: = 100) und damit im EU-internen Vergleich den 17. Platz. Günstiger sind von den deutschen Flächenländern nur Hessen und Bayern platziert, die an 10. bzw. 14. Stelle liegen. Von den übrigen Flächenländern übertrifft nur noch Nordrhein-Westfalen mit rund 102 Punkten knapp den EU-Durchschnitt und erlangt damit lediglich den 27. Platz.

An der Spitze Europas steht der Großraum Brüssel (218 Punkte), gefolgt vom Großherzogtum Luxemburg (194 Punkte) und Hamburg (171 Punkte). Die Spitzenstellung Hamburgs erklärt sich vor allem durch die Sonderstellung als Metropole: So hat Hamburg mit seinen modernen Dienstleistungszentren eine weit überregionale Bedeutung und wird bei der Erbringung der Wirtschaftsleistung in besonderem Maße durch den starken Strom an Berufseinpendlern aus dem Umland begünstigt.

Bemerkenswert ist, dass im europaweiten Ranking alle deutschen Bundesländer seit 1995 zurückgefallen sind. Am stärksten ist Nordrhein-Westfalen abgestiegen, und zwar vom 18. auf den 27. Platz. Danach folgt bereits Baden-Württemberg, das 1995 noch auf dem 13. Platz lag, heute auf Platz 17. Auch Hessen und Bayern sind um 3 bzw. 2 Plätze zurückgefallen. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass in anderen Teilen Europas die Wirtschaft erheblich dynamischer gewachsen ist. Paradebeispiele dafür sind die finnische Region Åland sowie Irland, für die sich 2001 gegenüber 1995 ein Wirtschaftswachstum von rund 57 und 85 % ergab. Dagegen lagen in allen deutschen Bundesländern die Wachstumsraten nicht über der 31 %-Marke. In diesem Wachstumsgefüge ist es Irland gelungen, aus dem Mittelfeld aufzusteigen und deutlich vor Baden-Württemberg auf den 12. Platz vorzudringen.

Die gemessen am Bruttoinlandsprodukt schwächsten Regionen der EU-15-Länder liegen vor allem in Spanien, Griechenland und Portugal mit Pro-Kopf-Werten von maximal 70 % des EU-Durchschnitts. Zu diesen Gebieten mit erheblichen Entwicklungsrückständen gesellen sich auch alle neuen Bundesländer.

Dienstleistungen: Quelle hoher Wirtschaftskraft?

Was macht die Spitzenreiter Europas so erfolgreich? Auffallend ist, dass die fünf Top-Regionen Europas – Großraum Brüssel, Großherzogtum Luxemburg, Hamburg, Großraum Paris und der Großraum London – extrem hohe Anteile ihrer Wertschöpfung im Dienstleistungssektor (= tertiärer Sektor einschließlich Handel und Verkehr) erbringen. Überall liegen sie hier über der 80 %-Marke, wobei Brüssel mit fast 87 % den höchsten Wert aufweist. Die fünf Top-Regionen brillieren vor allem durch sehr hohe Anteile wissensintensiver Dienstleistungen, wie im Verkehrs-, Kommunikations-, Banken-, Versicherungs-, Forschungs-, Bildungs- und Mediensektor.

Andererseits muss ein geringerer Dienstleistungsanteil und damit ein höherer Anteil der Industrie nicht notwendigerweise geringere Entwicklungspotenziale bedeuten. Dies zeigt das Beispiel Irland. Irland hat einen Dienstleistungsanteil von »nur« rund 55 %, Baden-Württembergs Dienstleistungsanteil beträgt fast 61 %. Vielfach erbringt jedoch die Industrie gerade in den Bereichen Logistik, Kommunikation, Verwaltung und Forschung selbst ein beachtliches Maß an Dienstleistungen. Da die Unternehmen und Betriebe bei statistischen Erhebungen aber nach dem Tätigkeitsschwerpunkt den Wirtschaftsbereichen zugeordnet werden, gibt das statistische Zahlenmaterial diese Dienstleistungsaktivitäten der Industrieunternehmen nicht wieder.

Baden-Württemberg mit höchstem Pro-Kopf-Einkommen der Flächenländer

Der Pro-Kopf-Wert des Bruttoinlandsprodukts beleuchtet nur einen Aspekt des Wohlstandes einer Region, und zwar den Aspekt der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. Nicht minder interessant ist die Frage, wem letztendlich der erzeugte Wohlstand zugute kommt. Gibt es hier eventuell auch wirtschaftsstrukturelle Effekte? Zu diesem Zweck soll den Pro-Kopf-Werten des Bruttoinlandsprodukts das Verfügbare Einkommen der privaten Haushalte je Einwohner gegenübergestellt werden. Weil auf europäischer Ebene die Einkommensindikatoren jedoch flächendeckend nicht zur Verfügung stehen, muss sich diese Analyse auf den Vergleich der Bundesländer beschränken.

Schaubild 2 zeigt die Rangfolge unter den Flächenländern beim Verfügbaren Einkommen je Einwohner, und zwar:

Baden-Württemberg17 820 Euro
Nordrhein-Westfalen17 470 Euro
Bayern17 330 Euro
Hessen16 770 Euro

Anders fällt die Rangfolge beim Bruttoinlandsprodukt je Einwohner aus. Die drei Spitzenreiter sind:

Hessen31 560 Euro
Bayern29 720 Euro
Baden-Württemberg29 390 Euro

Unternehmensdienstleister prägen den Standort Baden-Württemberg

In Baden-Württemberg ist die Sparte »Finanzierung, Vermietung und unternehmensbezogene Dienstleistungen« der größte Dienstleistungsbereich. Wie aus Schaubild 3 ersichtlich, trägt sie rund 30 % zur gesamten Wirtschaftsleistung im Land bei, wobei insbesondere die Unternehmensdienstleister eine wichtige Rolle spielen. Dazu gehören Datenverarbeitungsdienstleister – zum Beispiel Softwarehäuser – ebenso wie die Werbebranche, Zeitarbeitsfirmen und Reinigungsunternehmen. Darüber hinaus gelten auch die Dienste von Rechtsanwälten, Steuer- und Unternehmensberatungen sowie von Architektur- und Ingenieurbüros als unternehmensbezogene Dienstleistungen.

Mit 7 % ist der Wertschöpfungsbeitrag des Dienstleistungsbereichs »Verkehr und Nachrichtenübermittlung«2 sehr viel geringer als der des Bereichs »Finanzierung, Vermietung und unternehmensbezogene Dienstleistungen«. Allerdings hat gerade die Sparte »Verkehr und Nachrichtenübermittlung« in den 90er-Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Wesentlich schwächer als in den bereits beschriebenen Dienstleistungsbereichen verlief dagegen die Expansion in den Sparten »öffentliche und private Dienstleistungen« sowie im »Handel und Gastgewerbe«. Der Wertschöpfungsanteil der öffentlichen und privaten Dienstleister, zu denen die Verwaltung, die Sozialversicherungen, das Gesundheitswesen, Kirchen, Interessenverbände und die Medien gezählt werden, erreichte im Jahr 2003 jedoch trotz des schwächeren Wachstums 17 %, und der Beitrag des Handels und des Gastgewerbes zur gesamten Wirtschaftsleistung belief sich auf rund 11 %.

Dienstleister trugen in den 90ern das gesamtwirtschaftliche Wachstum

In den Jahren von 1991 bis 2003 ist die nominale Wirtschaftsleistung Baden-Württembergs um insgesamt 40 Mrd. Euro gestiegen, was allerdings nur einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 1½ % entsprach. Per saldo hat über die 12 Jahre lediglich die Wertschöpfung im Dienstleistungssektor zugenommen, während die Industrie ihr Leistungsniveau lediglich halten konnte und die Wirtschaftsleistung im Baugewerbe sogar sank. Aber natürlich stellt die Saldierung über einen derart langen Zeitraum eine erheblich verkürzte Betrachtung der tatsächlichen Entwicklung dar, sodass die Untersuchung kleinerer Zeitabschnitte geboten ist.

Teilt man die 12 Jahre zwischen 1991 und 2003 in sechs Abschnitte à 2 Jahren ein, dann zeigt sich, dass das Produzierende Gewerbe in den frühen 90er-Jahren seine Rolle als Wachstumsmotor an die Dienstleistungen verloren hat. Schaubild 4 macht die im Vergleich zum Dienstleistungssektor wesentlich geringere Dynamik im Produzierenden Gewerbe deutlich. In den Jahren von 1991 bis 1993 hätte die Expansion der Dienstleistungen die gesamtwirtschaftliche Wertschöpfung um 2 % wachsen lassen, wenn dem nicht ein negativer Wachstumsbeitrag von mehr als 5 % im Produzierenden Gewerbe gegenübergestanden hätte. Insgesamt ergab sich deshalb trotz des positiven Wachstumsbeitrags der Dienstleistungen im selben Zeitraum ein Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung um rund 3 %.

In den beiden folgenden 2-Jahres-Perioden zwischen 1993 und 1997 betrug der Wachstumsbeitrag der Dienstleistungen jeweils 3 %. Da im Produzierenden Gewerbe ebenfalls ein leichtes Wachstum erreicht wurde, führte dies zu einer Zunahme der gesamten Wirtschaftsleistung in beiden 2-Jahres-Perioden von knapp 4 %. In den Folgejahren von 1997 bis 2001 erreichte dann die Expansion des Dienstleistungssektors ihren Höhepunkt, was zu einem gesamtwirtschaftlichen Wachstum von 6 % von 1997 bis 1999 und von 7 % zwischen 1999 und 2001 führte.

Setzt sich das Dienstleistungswachstum fort?

Die größte Dynamik entfalteten in den 90er-Jahren die Verkehrs- und Nachrichtenübermittlungsbranchen mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von über 5 %. Die Gründe: Im Verkehrsbereich haben vor allem die Anbieter von Logistikdienstleistungen und Lagerhaltungen vom Anziehen der Industriekonjunktur profitiert. Im Bereich »Nachrichtenübermittlung« ist der Boom seit Mitte der 90er-Jahre insbesondere auf die Telekommunikationsdienstleistungen zurückzuführen. Der Motor dieser Entwicklung war die rasant steigende Nutzung von Mobiltelefonen und des Internets – also von Produktinnovationen, die in diesen Jahren sehr schnell einen Massenmarkt eroberten.

Nachdem bei der Telekommunikation eine gewisse Marktsättigung erreicht wurde, hat sich auch das Wachstum im Bereich der Nachrichtenübermittlung deutlich vermindert. Diese seit 2001 zu beobachtende Entwicklung zeigt, dass Dienstleistungsunternehmen Auf- und Abschwüngen ebenso unterliegen können wie die Industrieunternehmen.

Größeres gesamtwirtschaftliches Gewicht als die Verkehrs- und Nachrichtendienstleistungen haben die Unternehmen der unternehmensbezogenen Dienstleistungen sowie die Vermietungs- und Finanzierungsbranchen. Hier lag die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate im Zeitraum von 1991 bis 2003 bei gut 3 %. Allerdings fand auch in diesen Bereichen seit 2001 aufgrund der schwachen Industrienachfrage nur eine sehr schwache Expansion statt.

Auf die seit 2001 andauernde Wachstumsschwäche in den Bereichen »Verkehr und Nachrichtenübermittlung« sowie »Finanzierung, Vermietung und unternehmensbezogene Dienstleistungen« ist es zurückzuführen, dass der Dienstleistungssektor zwischen 2001 und 2003 nur noch zu einer Erhöhung der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung um gut 1 % beigetragen hat. Gegenüber den 90er-Jahren ist der tertiäre Sektor damit als Wachstumsmotor erheblich ins Stottern gekommen. Offensichtlich ist er, um diese Rolle ausfüllen zu können, in hohem Maße auf Impulse aus der Industrie angewiesen.

Unternehmensdienstleister sind Umsatzführer

>Die Ergebnisse der Dienstleistungsstatistik 2001 erlauben es, ein differenziertes Bild der unternehmensbezogenen Dienstleistungen sowie des Bereichs »Verkehr und Nachrichtenübermittlung« zu zeichnen. Die Unternehmen der beiden betrachteten Wirtschaftsabschnitte erwirtschafteten im Jahr 2001 in Baden-Württemberg zusammen Umsätze von insgesamt 80,0 Mrd. Euro. Die Verteilung der Unternehmen auf die einzelnen Dienstleistungsbranchen ist aus Schaubild 5 ersichtlich. Je Unternehmen im Abschnitt »Verkehr und Nachrichtenübermittlung« waren das 2,0 Mill. Euro und bei den unternehmensnahen Dienstleistern sowie in der Immobilienwirtschaft im Schnitt 0,6 Mill. Euro.

  • Die Unternehmen des Verkehrsbereichs setzten 2001 insgesamt 17,0 Mrd. Euro um. Die größten Anteile entfielen dabei auf die so genannten »Hilfstätigkeiten« wie Reisevermittlung oder der Betrieb von Bahnhöfen und Flughäfen (51 %), gefolgt vom »Landverkehr« (46 %), was vor allem den Betrieb von Eisenbahnen und Busunternehmen umfasst.
  • Die Unternehmen der Nachrichtenübermittlung erzielten einen Umsatz in Höhe von 7,2 Mrd. Euro. Davon wurden 66 % von Fernmeldedienstleistern und 34 % durch Postdienste und private Kurierdienste erwirtschaftet.
  • Der gesamte Umsatz der Unternehmen des Bereichs unternehmensnahe Dienstleister und der Immobilienwirtschaft betrug rund 55,8 Mrd. Euro. Ein Fünftel davon (11,4 Mrd. Euro) erwirtschafteten allein die Einrichtungen zur Ausübung einer freiberuflichen Tätigkeit in den Bereichen Rechts-, Steuer- und Unternehmensberatung sowie Architektur- und Ingenieurbüros.
  • Ein erhebliches Umsatzvolumen von 13,7 Mrd. Euro entfiel auf die Unternehmen des Bereichs Datenverarbeitung und der Datenbanken.

Insgesamt wurde in den betrachteten Wirtschaftsbereichen in Deutschland ein Umsatz von 599,6 Mrd. Euro getätigt. Ein knappes Viertel (142,0 Mrd. Euro) dieses Umsatzvolumens erzielten die in Nordrhein-Westfalen ansässigen Unternehmen. Ausschlaggebend für diese hervorragende Stellung der Dienstleister in NRW waren Großunternehmen, wie die Post AG, die Telecom oder die Lufthansa, die ihren Sitz in Nordrhein-Westfalen haben. Hohe Umsätze erzielten auch die Unternehmen in Bayern (96,9 Mrd. Euro) und Hessen (73,9 Mrd. Euro). Baden-Württemberg nahm damit hinter Nordrhein-Westfalen und Bayern den dritten Platz ein.

Vier Fünftel aller Beschäftigten waren Lohn- und Gehaltsempfänger

In den nahezu 100 000 baden-württembergischen Dienstleistungsunternehmen der bezeichneten Branchen waren im Jahr 2001 knapp 778 000 Personen als Arbeitnehmer, Selbstständige oder mithelfende Familienangehörige tätig.

  • Bei den unternehmensnahen Dienstleistern waren 543 100 Personen tätig; der Anteil der Lohn- und Gehaltsempfänger war aufgrund der vielen Kleinunternehmen und freiberuflich Tätigen mit 80 % deutlich unter dem entsprechenden Anteil im Bereich Verkehr und Nachrichtenübermittlung.
  • Im Bereich Verkehr und Nachrichtenübermittlung waren von den 210 500 Beschäftigten 93 % Lohn- und Gehaltsempfänger.

Auch bei der Zahl der Beschäftigten liegt Baden-Württemberg im Vergleich zu den anderen Bundesländern in den untersuchten Bereichen an dritter Stelle. 14,2 % der Beschäftigten in den genannten Bereichen arbeiteten in Baden-Württemberg, 15,2 % in Bayern und 22,5 % in Nordrhein-Westfalen. Der große Vorsprung des Landes Nordrhein-Westfalen vor Baden-Württemberg und Bayern liegt – wie auch schon bei den festgestellten Umsätzen – daran, dass eine Reihe von Großunternehmen aus dem Dienstleistungsbereich ihren Sitz in Nordrhein-Westfalen hat.

Verkehr und Nachrichtenübermittlung wendet am meisten auf

Den gesamten Umsätzen standen Aufwendungen in Höhe von 50,1 Mrd. Euro entgegen. Diese Aufwendungen teilen sich auf in Sachaufwand mit 30,5 Mrd. Euro und Personalaufwand (Bruttolöhne und -gehälter sowie Sozialaufwendungen des Arbeitgebers) mit 19,6 Mrd. Euro.

Die verbreitete Meinung, die Aufwendungen der Dienstleister seien vor allem durch hohe Personalaufwendungen geprägt, wird durch die Ergebnisse der Erhebung nicht generell bestätigt. In den untersuchten Dienstleistungsbereichen lagen die Sachaufwendungen im Schnitt bei 60,9 % des Gesamtaufwandes.

Das Verhältnis von den Personal- zu den Sachaufwendungen war jedoch innerhalb der Wirtschaftszweige sehr unterschiedlich. Die Aufwendungen für das Personal waren in den folgenden Bereichen anteilig besonders hoch:

  • 84,3 % in der gewerbsmäßigen Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften,
  • 81,4 % bei den Detekteien und Schutzdiensten,
  • 68,8 % bei der Reinigung von Gebäuden und Räumen und Verkehrsmitteln.

Demgegenüber war der Anteil der Sachaufwendungen bei Unternehmen im Grundstücks- und Wohnungswesen mit 83,6 % überdurchschnittlich hoch.

DV-Dienstleister verdienen am meisten

Die Jahresdurchschnittsverdienste (Bruttolöhne bzw. Bruttogehälter) der abhängig Beschäftigten lagen im Bereich der Immobilienwirtschaft und der unternehmensnahen Dienstleistungen mit rund 29 100 Euro deutlich über den entsprechenden Jahresverdiensten von 26 300 Euro im Bereich Verkehr und Nachrichtenübermittlung. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Dienstleistungszweigen sind aber enorm. Mit 68 000 Euro gab es die höchsten Verdienste bei den DV-Dienstleistern. In Bereichen mit einem traditionell hohen Anteil an Teilzeitbeschäftigten und geringfügig Beschäftigten lagen die Durchschnittslöhne und -gehälter erwartungsgemäß niedriger. So lagen die gezahlten Bruttolöhne und -gehälter je abhängig Beschäftigten in den Unternehmen im Bereich der Nachrichtenübermittlung bei rund 12 500 Euro.

Vermietungs- und Leasingbranchen investierten am meisten

Die Investitionen der betrachteten Dienstleistungsunternehmen betrugen im Jahr 2001 rund 13,7 Mrd. Euro. In Relation zum Umsatz betrugen die Investitionen im Schnitt 17,0 %. Wie bei den anderen bisher betrachteten Merkmalen schwankte diese Kennziffer von Branche zu Branche ganz erheblich. Besonders hoch war das Verhältnis der Investitionen zum Umsatz in folgenden Wirtschaftszweigen:

Vermietung und Leasing60 %
Forschung und Entwicklung23 %
Immobilienbranche22 %

Bei den Softwarehäusern entfielen fast 49 % der in Deutschland getätigten Investitionen auf baden-württembergische Unternehmen. Bei der Vermietung von DV-Geräten und -Einrichtungen wurden sogar knapp 66 % der Investitionen von baden-württembergischen Unternehmen getätigt. Das unterstreicht eindrucksvoll die herausragende Rolle, die baden-württembergische Unternehmensdienstleister – insbesondere im Bereich der Datenverarbeitung – in Deutschland spielen.

1 NUTS: Nomenklatur der statistischen Gebietseinheiten.

2 Zu den Verkehrsdienstleistern gehören Bahn- und Schifffahrtsunternehmen sowie Fluggesellschaften, aber auch Hilfstätigkeiten für den Verkehr. Letzteres umfasst den Betrieb von Bahnhöfen und Flughäfen sowie Reiseveranstalter, Reisebüros und das Speditionsgewerbe. Die Nachrichtenübermittlung umfasst die Telekommunikation, Postdienste und private Kurierdienste.