:: 11/2004

Schwerbehinderte Menschen in Baden-Württemberg

Die Zahl der schwerbehinderten Menschen in Baden-Württemberg stieg im Jahr 2003 mit 691 210 Personen gegenüber der letzten Erhebung vor 2 Jahren nur unwesentlich an. Naturgemäß sind Behinderungen bei älteren Menschen häufiger. So ist fast die Hälfte der Betroffenen über 65 Jahre alt. Von einer Schwerbehinderung sind häufiger Männer als Frauen betroffen.

Am 31. Dezember 2003 lebten in Baden-Württemberg fast 700 000 schwerbehinderte Menschen (i-Punkt). Damit stieg die Zahl gegenüber 2001 um fast 9 000 Personen leicht an. Da die Bevölkerungszahl in Baden-Württemberg ebenfalls zunahm, blieb der Anteil der Schwerbehinderten nahezu konstant bei 6,5 % der Einwohner.

Von den schwerbehinderten Menschen litt ein Viertel unter sehr schweren Beeinträchtigungen, bei denen die Versorgungsämter einen Grad der Behinderung (GdB) von 100 festgestellt hatten. Der geringste Behinderungsgrad von 50 wurde knapp einem Drittel der Betroffenen zuerkannt (Tabelle 1).

Die längerfristige Entwicklung zeigt einen leichten Anstieg der Zahl der Schwerbehinderten, der in etwa mit der Bevölkerungszunahme einhergeht. So lag der Anteil der schwerbehinderten Personen im Jahr 1993 bei 6,6 % und damit ähnlich hoch wie 2003. Eine Zeitreihe der statistischen Daten ist aufgrund eines Melderegisterabgleichs im Jahr 2001, bei dem eine Bestandsbereinigung (Fortgezogene, Sterbefälle) durchgeführt wurde, leider nicht aussagekräftig.

Fast die Hälfte aller Schwerbehinderten sind über 65 Jahre

Die Häufigkeit einer Schwerbehinderung ist in den einzelnen Altersgruppen sehr uneinheitlich und steigt mit zunehmendem Alter kontinuierlich an (Tabelle 2).

Fast die Hälfte (47,1 %) aller schwerbehinderten Menschen ist mindestens 65 Jahre alt. Der Anteil junger Menschen unter 15 Jahren, die unter einer Schwerbehinderung leiden, ist im Vergleich dazu mit rund 2 % sehr gering.

Eine Schwerbehinderung trifft häufiger Männer als Frauen. 7,2 % aller Männer, aber nur 5,7 % aller Frauen sind davon betroffen. Die höhere Schwerbehindertenquote bei Männern fällt im fortgeschrittenen Alter noch deutlicher aus. Besonders auffällig zeigt sich dies in der Gruppe der 55- bis 65-Jährigen: Bei den Männern verdreifacht sich hier die Quote gegenüber den 45- bis 55-Jährigen, während bei den Frauen nur eine Verdopplung der Quote zu beobachten ist (Tabelle 2). Dies weist auf mögliche Ursachen hin. So kann die höhere Zahl an schweren Herz- und Kreislauferkrankungen bei Männern in der genannten Altergruppe, auch bedingt durch berufliche Belastungen, hierbei eine Rolle spielen. Außerdem kann die höhere Erwerbstätigenzahl bei Männern dazu führen, dass häufiger eine Anerkennung der Behinderteneigenschaft beantragt wird, um beispielsweise einen früheren Ruhestand und Vergünstigungen bei der Berufstätigkeit zu ermöglichen.

Die meisten Behinderungen durch Krankheit verursacht

Die häufigste Ursache für eine Schwerbehinderung sind mit einem Anteil von fast 89 % allgemeine Krankheiten. Nur bei 4 % aller Fälle handelt es sich um angeborene Behinderungen. Anerkannte Kriegs-, Wehrdienst- und Zivildienstbeschädigungen haben einen Anteil von 2 % und spielen fast nur bei Männern eine Rolle. Arbeitsunfälle – einschließlich Berufskrankheiten, Verkehrsunfälle, häusliche und andere Unfälle – sind mit einem Anteil von etwas über 1 % eine eher seltene Ursache einer Schwerbehinderung. Der hohe Anteil krankheitsbedingter Schwerbehinderungen erklärt sich vor allem durch den starken Anteil höherer Altersjahrgänge an den schwerbehinderten Menschen.

Die Art der Behinderung wird nach neun Gruppen gegliedert. Über 70 % der Schwerbehinderungen resultieren aus körperlichen Einschränkungen verschiedenster Art, während es sich bei knapp über 20 % um zerebrale Störungen bzw. geistig-seelische Behinderungen handelt.

Die Anteile der verschiedenen Behinderungsarten im Überblick:

Beeinträchtigung der Funktion innerer Organe/Organsysteme27,6 %
Funktionseinschränkung von Gliedmaßen16,2 %
Funktionseinschränkung der Wirbelsäule/des Rumpfes, Deformierung des Brustkorbs13,9 %
Blindheit/Sehbehinderung4,9 %
Sprach-, Sprech-, Gleichgewichtsstörung, Taubheit, Schwerhörigkeit4,6 %
Verlust einer/beider Brüste, Entstellungen u.a.3,3 %
Teil-/Verlust von Gliedmaßen1,5 %
Zerebrale Störung, Querschnittslähmung, geistig-seelische Behinderung, Suchtkrankheiten20,9 %
Sonstige und ungenügendbezeichnete Behinderungen7,2 %

Deutliche regionale Unterschiede

Die Häufigkeit einer Schwerbehinderung ist landesweit keineswegs einheitlich hoch, sondern zeigt erhebliche regionale Unterschiede: Die Stadt Mannheim hat mit einem Anteil von 9,8 % den höchsten Wert, während dieser im Alb-Donau-Kreis mit 4,6 % nicht einmal halb so hoch ist.

Generell zeigt sich eine gewisse Abhängigkeit von der Altersstruktur der Bevölkerung in den Stadt- und Landkreisen. Der starke Einfluss des Alters auf die Häufigkeit einer Schwerbehinderung hat zur Folge, dass in Kreisen mit einem höheren Anteil älterer Menschen auch anteilig mehr schwerbehinderte Personen wohnen. Dies betrifft vor allem die Stadtkreise. Deren meist überdurchschnittlicher Anteil älterer Menschen spiegelt sich – vor allem im Unterschied zu den Umlandkreisen – im Schaubild wider.