:: 12/2004

So viele Strafgefangene wie noch nie im Land - bezogen auf die Bevölkerung Entwicklung auf niedrigerem Niveau

Mit fast 6 350 saßen im Jahr 2004 mehr Strafgefangene und Sicherungsverwahrte in den Justizvollzugsanstalten des Landes ein als je zuvor. Diese Feststellung relativiert sich, wenn man die Zahl der Strafgefangenen je 100 000 Einwohner im strafmündigen Alter betrachtet. Danach liegt die Häufigkeit mit 70 deutlich niedriger als beim bisherigen Höchststand des Jahres 1984.

Ende März 2004 waren in den 20 Justizvollzugsanstalten Baden-Württembergs 6 347 Strafgefangene und Sicherungsverwahrte (ohne Personen in Untersuchungshaft) inhaftiert, die eine Freiheits- oder Jugendstrafe verbüßten. Damit erreichte die Zahl der Strafgefangenen und Sicherungsverwahrten ihren bislang höchsten Wert und übertraf sogar den bisherigen Höchststand aus dem Jahr 1984 um 41 Personen. Nach einer tiefer gehenden Auswertung der neuesten Stichtagserhebung im Strafvollzug relativiert sich jedoch die vergleichsweise hohe Zahl der Strafgefangenen und Sicherungsverwahrten, wenn berücksichtigt wird, dass die Zahl der strafmündigen Einwohner zwischenzeitlich gestiegen ist. Auf 100 000 Einwohner im strafmündigen Alter, also im Alter von mindestens 14 Jahren, kamen in diesem Jahr 70 Strafgefangene und Sicherungsverwahrte, während ihre Zahl vor 20 Jahren – also zum letzten Höchststand 1984 – mit 80 noch spürbar höher lag (Schaubild, Tabelle).

Unter den Strafgefangenen und Sicherungsverwahrten waren 2004 rund 4 650 Inhaftierte mit deutscher und knapp 1 700 mit ausländischer Staatsangehörigkeit. Frauen sind unter den Strafgefangenen nur sehr schwach vertreten. Nur 320 oder 5 % aller Strafgefangenen und Sicherungsverwahrten sind weiblich. Offensichtlich verüben Frauen häufiger als Männer leichtere Straftaten, die eine Haftstrafe entbehrlich machen und eher mit Geld- oder Bewährungsstrafen geahndet werden. Nur so lässt sich erklären, dass von 100 rechtskräftig verurteilten Personen 18 weiblich sind, von 100 Strafgefangenen dagegen nur 5.

2 755 der 6 347 Strafgefangenen und Sicherungsverwahrten – das sind 43 % – verbüßten 2004 wegen Vermögensdelikten eine Freiheits- oder Jugendstrafe. Im Vergleich zur Situation vor 10 Jahren hat sich ihr Anteil von 50 auf 43 % verringert, weil Diebstahls- und Unterschlagungsdelikte an Bedeutung verloren haben. Anders bei Straftaten gegen die Person (außerhalb des Straßenverkehrs): Rund 1 750 Strafgefangene und Sicherungsverwahrte waren 2004 wegen dieser Delikte inhaftiert. Der Anteil der Inhaftierten stieg in dieser Deliktgruppe binnen 10 Jahren leicht von 23 auf 28 %, was insbesondere auf die Zunahme der Haftstrafen wegen Körperverletzungsdelikten zurückzuführen ist. Der Anteil der Körperverletzungsdelikte unter allen Straftaten der Strafgefangenen und Sicherungsverwahrten stieg zwischen 1994 und 2004 von 4 auf 10 %. Straftaten gegen das Leben wie Mord und Totschlag spielen heute erfreulicherweise eine etwas geringere Rolle als noch vor einem Jahrzehnt (2004: 8 %, 1994: 10 %). Drogendelikte sind dagegen immer häufiger Ursache für den Freiheitsentzug. Im März 2004 verbüßten 1 200 Strafgefangene in baden-württembergischen Justizvollzugsanstalten wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz eine Haftstrafe; das sind 19 % aller Inhaftierten ohne Untersuchungshäftlinge.

Auch in diesem Jahr sind die Justizvollzugsanstalten im Land stark belegt. Im März 2004 kamen auf 100 planmäßig zur Verfügung stehende Plätze in den Justizvollzugsanstalten Baden-Württembergs 106 Häftlinge mit Freiheits- oder Jugendstrafe, in Untersuchungshaft, in Sicherungsverwahrung oder mit sonstigem Freiheitsentzug wie Strafarrest oder Abschiebungshaft. Die Belegungsfähigkeit der baden-württembergischen Justizvollzugsanstalten belief sich auf 8 243 Plätze, die Zahl der Inhaftierten einschließlich Untersuchungshäftlinge lag mit 8 710 rund 470 höher.