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Verdienste im Handwerk 2004

Nach Ergebnissen der im Mai 2004 durchgeführten Verdiensterhebung im Handwerk lag der Bruttostundenlohn der in den Handwerksbetrieben Baden-Württembergs beschäftigten Arbeiterinnen und Arbeiter bei durchschnittlich 13,33 Euro. Der Monatsverdienst belief sich bei einer bezahlten Wochenarbeitszeit von 39,5 Stunden auf 2 291 Euro brutto. Mit einer Zuwachsrate von mageren 0,9 % gegenüber Mai 2003 war der Lohnanstieg für die Arbeiterinnen und Arbeiter im Handwerk somit auch im vergangenen Jahr erneut niedriger als für die Kolleginnen und Kollegen im Produzierenden Gewerbe, deren Verdienste im vergleichbaren Zeitraum um 2,9 % zulegen konnten. Zwischen den einzelnen Handwerkszweigen bestanden dabei erhebliche Verdienstunterschiede. Eine deutliche Verdienstspanne lässt sich auch zwischen den einzelnen Bundesländern beobachten. Sowohl bei den Stunden- als auch bei den Monatslöhnen lag Baden-Württemberg ein Jahr zuvor spürbar über dem Bundesdurchschnitt. Mit einem Bruttoverdienst von 2 269 Euro wurden in Baden-Württemberg bundesweit sogar die höchsten Monatslöhne gezahlt.

Durchschnittlicher Stundenlohn im Handwerk: 13,33 Euro brutto

Der Bruttostundenlohn der vollzeittätigen Arbeiterinnen und Arbeiter in den zehn zur Verdiensterhebung im Handwerk ausgewählten Gewerbezweigen lag im Mai 2004 bei durchschnittlich 13,33 Euro brutto. Bei einer zum Vorjahr unveränderten Wochenarbeitszeit von 39,5 Stunden lag der Bruttomonatsverdienst bei 2 291 Euro. Nach wie vor lassen sich zwischen Frauen und Männern beträchtliche Unterschiede im Verdienstniveau feststellen. Während ein Arbeiter mit durchschnittlich 13,58 Euro brutto in der Stunde entlohnt wurde, musste sich eine Arbeiterin mit 9,68 Euro zufrieden geben. Zurückführen lassen sich diese erheblichen Verdienstdifferenzen unter anderem auf ein stark unterschiedliches Qualifikationsniveau. So sind von allen Gesellen rund 97 % männlich und nur 3 % weiblich. Bei den »Übrigen Arbeiter/-innen« ohne entsprechende Fachausbildung beträgt der Frauenanteil hingegen mehr als ein Viertel. Zudem sind Frauen bevorzugt in Handwerkszweigen mit eher unterdurchschnittlichem Lohnniveau, wie dem Bäcker- oder Fleischerhandwerk, beschäftigt – in den überdurchschnittlich bezahlten Handwerksberufen, wie beispielsweise den Gas- und Wasserinstallateuren, jedoch kaum vertreten. Insgesamt bleibt das Handwerk für Frauen weiterhin eine wenig attraktive Berufsrichtung. So lag der Frauenanteil aller in der Verdiensterhebung erfassten vollzeittätigen Personen nur bei etwas mehr als 6 %.

Dass sich berufliche Qualifikation auch in der Verdiensthöhe bezahlt macht, zeigt sich im Vergleich der beiden Arbeitergruppen »Gesellen der handwerklichen Fachrichtung« und »Übrige Arbeiter/-innen« (siehe i-Punkt). Mit einem Bruttostundenlohn von 13,68 Euro lag der Verdienst der Gesellen mit abgeschlossener Fachausbildung um rund 20 % höher als bei den »Übrigen Arbeiterinnen und Arbeitern« mit 11,32 Euro.

Effektive Lohnsteigerung unter 1 %

Mit einem prozentualen Anstieg von 0,9 % von Mai 2003 bis Mai 2004 konnte sowohl bei den Stunden- als auch bei den Monatslöhnen erneut ein nur vergleichsweise magerer Verdienstzuwachs für die Beschäftigten im Handwerk ermittelt werden. Zuletzt wurde im Jahr 1999 mit 2,3 % eine Steigerung von über 2 % bei den Bruttostundenlöhnen festgestellt. In den Folgejahren lagen die Zuwachsraten meist deutlich darunter. Im Mai 2004 wurde fast der Tiefstwert vom Mai 2000 erreicht, als die Handwerksverdienste lediglich um 0,6 % höher lagen als noch ein Jahr zuvor.

Die höchste Veränderungsrate gegenüber dem Vorjahr wurde im Mai 2004 in den Betrieben der Gas- und Wasserinstallateure mit einem Plus von 2 % ermittelt. Dagegen lagen die Stundenlöhne der in den Tischlereien beschäftigten Arbeiterinnen und Arbeiter nahezu auf dem Vorjahresniveau (+ 0,1 %). Im Fleischerhandwerk konnte überhaupt keine effektive Verdienststeigerung festgestellt werden.

Gas- und Wasserinstallateure sind die Topverdiener unter den Handwerkern

Eine Verdienstspanne von rund 27 % zwischen dem Handwerkszweig mit dem höchsten und dem Handwerkszweig mit dem niedrigsten Lohnniveau belegt die zum Teil erheblichen Lohnunterschiede zwischen den einzelnen Gewerbezweigen (Tabelle). Spitzenverdiener unter den Handwerkern waren im Mai 2004 die Gas- und Wasserinstallateure mit einem Bruttostundenlohn von 14,39 Euro und einem Bruttomonatsverdienst von 2 478 Euro. Knapp dahinter folgten die Zentralheizungs- und Lüftungsbauer mit 14,25 Euro in der Stunde bzw. 2 443 Euro monatlich. Schlusslicht der Verdienstrangliste bildeten, wie bereits in den Vorjahren, die Beschäftigten im Nahrungsmittelgewerbe. Mit einem Bruttostundenverdienst von 11,37 Euro und einem Bruttomonatsverdienst von 1 943 Euro im Bäckerhandwerk sowie 11,30 Euro in der Stunde bzw. 1 968 Euro monatlich im Fleischerhandwerk wurden hier die niedrigsten Löhne gezahlt. Gerade im Nahrungsmittelgewerbe wirken sich dabei qualifikations- und geschlechtsspezifische Beschäftigungsstrukturen auf die vergleichsweise niedrige gesamtdurchschnittliche Verdiensthöhe aus. So ist der Anteil an geringer qualifizierten »Übrigen Arbeiter/-innen« mit rund einem Drittel in diesen beiden Branchen deutlich höher als in allen anderen Handwerkszweigen. Eine weitere Einflussgröße auf die Verdiensthöhe ist das Geschlecht. Mit fast 30 % im Bäckerhandwerk sowie 37 % im Fleischerhandwerk liegt der Anteil an beschäftigten Frauen, die nach wie vor ein geringeres Verdienstniveau gegenüber Männern besitzen, hier ebenfalls um ein vielfaches höher als in den übrigen Branchen.

Doch selbst wenn die Einflussfaktoren Geschlecht und Qualifikation herausgerechnet werden, liegt der Stundenlohn eines männlichen Gesellen im Handwerkszweig Gas- und Wasserinstallation mit 14,48 Euro noch um 13 % höher als der Stundenlohn eines Gesellen im Fleischerhandwerk mit 12,79 Euro bzw. um 15 % höher als der Stundenlohn eines Bäckers mit 12,57 Euro.

Lohnschere zwischen Handwerk und Produzierendem Gewerbe öffnet sich weiter

Der durchschnittliche Bruttostundenlohn der Arbeiterinnen und Arbeiter im Produzierenden Gewerbe1 lag im April 2004 bei 16,38 Euro und damit um 2,9 % höher als noch im April 2003. Mit dem verhältnismäßig geringen Lohnanstieg von 0,9 % im vergleichbaren Zeitraum für die Beschäftigten im Handwerk öffnete sich auch im vergangenen Jahr die Lohnschere zwischen den beiden Arbeitergruppen weiter. Insgesamt wurde eine Arbeitsstunde im Produzierenden Gewerbe mit 16,38 Euro um rund ein Viertel höher entlohnt als eine Arbeitsstunde im Handwerk mit 13,33 Euro. Bereits seit 1997 liegt nun die jährliche Verdienststeigerungsrate im Produzierenden Gewerbe zum Teil spürbar höher als im Handwerk. Noch deutlicher werden die nachteiligen Verdienstmöglichkeiten für die

Arbeiterinnen und Arbeiter der handwerklichen Fachrichtung, rechnet man die Einflussgrößen Geschlecht und Qualifikation aus den Vergleichszahlen heraus. Ein männlicher Facharbeiter im Produzierenden Gewerbe verdiente im April 2004 mit 18,47 Euro über ein Drittel mehr in der Stunde als ein männlicher Geselle im Handwerk mit 13,78 Euro im Mai 2004. Im Jahr 1997 lag der Lohnunterschied hier noch bei 25 %. Die Streuung der Verdienste zwischen den einzelnen Wirtschaftszweigen ist im Produzierenden Gewerbe allerdings erheblich größer. Während das Handwerk vor allem durch Kleinunternehmen mit regional begrenztem Auftraggeberkreis geprägt wird, ist die Bandbreite an Betriebsgrößen und Betriebsstrukturen in den einzelnen Branchen des Produzierenden Gewerbes naturgemäß deutlich differenzierter. Ein Facharbeiter im Fahrzeugbau, den Spitzenverdienern im Produzierenden Gewerbe, erzielte mit 21,80 Euro einen um mehr als 50 % höheren Bruttostundenlohn als ein Facharbeiter im Textil- und Bekleidungsgewerbe mit 14,44 Euro.

Doch nicht nur die Verdienstmöglichkeiten, auch die Arbeitszeiten gestalten sich im Handwerk unattraktiver als in der Industrie. Mit einer bezahlten Wochenarbeitszeit von 37,5 Stunden hatten die Beschäftigten im Produzierenden Gewerbe eine um zwei Stunden kürzere Arbeitswoche als die Arbeiterinnen und Arbeiter im Handwerk, die durchschnittlich 39,5 Stunden in der Woche arbeiten mussten.

Bruttomonatsverdienste in Baden-Württemberg bundesweit am höchsten

Wenngleich das Verdienstniveau im Handwerk deutlich niedriger ist als im Produzierenden Gewerbe, liegen die in den Handwerksbetrieben Baden-Württembergs gezahlten Bruttolöhne bundesweit mit an der Spitze. Lediglich in Hamburg mit 13,22 Euro sowie in Nordrhein-Westfalen mit 13,33 Euro wurden im Mai 20032 höhere Stundenlöhne gezahlt als in Baden-Württemberg (13,21 Euro). Aufgrund der etwas längeren bezahlten Wochenarbeitszeit – in Hamburg wurden durchschnittlich 38,9 Wochenstunden gearbeitet, in Nordrhein-Westfalen 38,4 Stunden – lag Baden-Württemberg (39,5 Stunden) bei den Monatslöhnen sogar an der Spitze. Mit 2 269 Euro lag der Bruttomonatsverdienst in Baden-Württemberg um 4,5 % höher als insgesamt im früheren Bundesgebiet mit 2 170 Euro und knapp 11 % höher als in ganz Deutschland (Schaubild). Der durchschnittliche Bruttomonatsverdienst lag bundesweit bei 2 046 Euro.

Ein bemerkenswertes Gefälle lässt sich auch weiterhin zwischen Ost- und Westlöhnen feststellen. Der durchschnittliche Bruttomonatsverdienst der Arbeiterinnen und Arbeiter im früheren Bundesgebiet in Höhe von 2 170 Euro war fast 43 % höher als der Bruttomonatsverdienst der Arbeiterinnen und Arbeiter in den neuen Bundesländern (mit Berlin-Ost) mit 1 519 Euro. Berücksichtigt man die kürzeren Arbeitszeiten im früheren Bundesgebiet, vergrößert sich der Verdienstabstand beim Bruttostundenverdienst sogar noch. Mit 12,86 Euro lagen im Mai 2003 die Stundenlöhne im Westen um 48 % höher als im Osten mit 8,69 Euro.

1  Die Ergebnisse für das Produzierende Gewerbe werden aus der vierteljährlichen Verdiensterhebung entnommen, die laufend für die Monate Januar, April, Juli und Oktober durchgeführt wird. Bei den gewerblichen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern wird bei der vierteljährlichen Verdiensterhebung zwischen Facharbeitern, angelernten und ungelernten Arbeitern unterschieden.

2 Aufgrund noch nicht vorliegender Ergebnisse für alle Bundesländer wurde hier zur besseren Vergleichbarkeit auf die Daten vom Mai 2003 zurückgegriffen.