:: 2/2005

Immer mehr Kaiserschnitte bei immer weniger Geburten

Der Anteil der Entbindungen per Kaiserschnitt stieg im Jahr 2003 auf 27 %. Neben Fortschritten in der chirurgischen Medizin dürfte auch eine großzügigere Auslegung des Begriffs Geburtsrisiko bei der erheblichen Zunahme dieser Entbindungsmethode eine Rolle spielen.

In den Krankenhäusern Baden-Württembergs wurden im Jahre 2003 insgesamt 95 216 Frauen entbunden, darunter 25 574 mit Kaiserschnitt, 4 842 mithilfe der Saugglocke (Vakuumextraktion) und 715 mithilfe der Geburtszange.

Während die Zahl der Entbindungen seit 1990, als noch 117 508 Frauen in den Krankenhäusern des Landes niederkamen, kontinuierlich abnahm, ist die Zahl der durchgeführten Kaiserschnitte ebenso kontinuierlich gestiegen. Derartige operative Eingriffe nahmen in diesem Zeitraum – ausgehend von 16 470 Fällen – um gut 55 % zu. Andere geburtshilfliche Methoden wie die Zangengeburt und die Vakuumextraktion gingen dagegen deutlich zurück (- 66 % bzw. - 30 %). Im Vergleich zu 1990 konnte auch die Zahl der Komplikationen bei Entbindungen von 23 104 auf nur noch 10 223 (- 56 %) gesenkt werden. Diese Rückgänge sind eng verbunden mit der rückläufigen Zahl der Entbindungen zu sehen.

Jede vierte Entbindung ist eine Schnitt-Entbindung

Unter Berücksichtigung der Anteile, welche die angewandten Geburtshilfen an den Entbindungen insgesamt haben, schlägt sich die erhebliche Zunahme des Kaiserschnitts als Mittel der Wahl ebenfalls deutlich nieder. Betrug sein Anteil im Jahre 1990 noch 14 %, war er 2003 auf 27 % gestiegen, was nichts anderes heißt, als dass inzwischen jede vierte Entbindung mit diesem operativen Eingriff durchgeführt wurde. Angesichts dieser enormen Zunahme bewegen sich die Rückgänge bei den beiden anderen Methoden über den gesamten Zeitraum gesehen innerhalb der Spanne eines einzigen Prozentpunktes. Lag der Anteil bei den Zangengeburten zu Beginn des vergangenen Jahrzehnts noch bei 1,8 %, sank er bis zum aktuellen Berichtsjahr auf 0,8 %. Bei der Vakuumextraktion ist gegenüber 1990 ein Rückgang von 5,9 auf 5,1 % zu verzeichnen, wobei hier in der ersten Hälfte der 90er-Jahre vorübergehend leicht erhöhte Anteile zu beobachten waren. Zusammen mit der sinkenden Anzahl der Entbindungen gehen auch diese beiden geburtshelferischen Verfahren zurück. Die Entwicklung verläuft jedoch weit gehend proportional, und es lässt sich nicht daraus schließen, dass diese Methoden durch den Kaiserschnitt verdrängt werden. Dessen ungebremste Zunahme legt vielmehr die Vermutung nahe, dass er als schnelle und weniger schmerzhafte Alternative zu einer unter Umständen langwierigen natürlichen und mit Risiken für Mutter und Kind verbundenen Geburt gesehen wird. Darauf deutet auch hin, dass im gesamten beobachteten Zeitraum der Anteil der Komplikationen bei Entbindungen rückläufig war. Er sank von nahezu 20 % im Jahre 1990 auf knapp 11 % im Jahre 2003.