:: 3/2005

Dienstleistungsunternehmen in Baden-Württemberg

In den vergangenen Jahrzehnten war in Deutschland ebenso wie in anderen Industrieländern ein stetiger Strukturwandel zu beobachten, der sich in einem kontinuierlichen Bedeutungsgewinn der Dienstleistungsbranchen bei gleichzeitigem Bedeutungsverlust für das Produzierende Gewerbe niederschlug. Auch das wirtschaftlich stark vom Produzierenden Gewerbe geprägte Land Baden-Würt-temberg ist hier keine Ausnahme. Rund zwei Drittel der gesamten realen Wirtschaftsleistung des Landes werden heute vom Dienstleistungssektor erbracht. Besonders dynamisch entwickelten sich im Land die Verkehrs-, Telekommunikations- und unternehmensnahen Dienstleister.

In Baden-Württemberg waren im Jahr 2002 rund 17 900 Unternehmen in die jährliche Strukturerhebung im Dienstleistungsbereich einbezogen.1Diese Unternehmen wurden repräsentativ für die rund 107 000 Unternehmen in den untersuchten Wirtschaftszweigen (i-Punkt) befragt.

Bei »Verkehr und Nachrichtübermittlung« dominieren Einzelunternehmen

Von den 12 300 baden-württembergischen Unternehmen des Wirtschaftsabschnitts I Verkehr und Nachrichtenübermittlung (vgl. i-Punkt) beschäftigten sich 11 500 mit Verkehr zu Land, zu Wasser, in der Luft und den dazu erforderlichen Hilfstätigkeiten (Tabelle 1). Gemessen an der Zahl der Unternehmen kommt dem Landverkehr auf Schienen und Straßen mit gut 8 700 Unternehmen die größte Bedeutung zu. An zweiter Stelle folgten mit rund 2 800 jene Unternehmen, die Hilfs- und Nebentätigkeiten für den Verkehr wie beispielsweise der Betrieb von Bahnhöfen und Parkhäusern sowie Reisebüros oder Speditionen erbringen. Schiff- und Luftfahrt wird in Baden-Württemberg von gut 200 Unternehmen betrieben. Im Bereich der Nachrichtenübermittlung waren über 800 Unternehmen tätig; 780 davon boten Post- und Kurierdienstleistungen an; der Rest entfiel auf Fernmeldedienstleistungen.

Rund 71 % der Unternehmen im Verkehr und der Nachrichtenübermittlung waren Einzelunternehmen, über 18 % Kapitalgesellschaften und 10 % Personengesellschaften. Auch in den einzelnen Wirtschaftszweigen herrschte das Einzelunternehmen vor (Schaubild). Lediglich in den Wirtschaftszweigen der Hilfs- und Nebentätigkeiten für den Verkehr sowie der Vermittlung von Verkehrsleistungen waren Kapitalgesellschaften mit über 36 % bzw. Personengesellschaften mit knapp 15 % jeweils überdurchschnittlich vertreten.

Die meisten Dienstleister waren Unternehmensdienstleister

In den fünf Dienstleistungsbereichen des sehr heterogenen und umfassenden Wirtschaftsabschnitts »K« (i-Punkt) waren im Jahr 2002 über 94 000 Unternehmen tätig. Über die Hälfte davon erbrachte Dienstleistungen überwiegend für Unternehmen. Darunter hatten vor allem die folgenden Wirtschaftszweige ein erhebliches Gewicht:

Architektur- und Ingenieurbüros14 500
Wirtschaftsprüfer und Steuerberater6 400
Unternehmens- und Public-Relations-Berater5 900
Unternehmen der Rechtsberatung5 200
Werbung4 500
Gebäudereiniger3 200

Mit 35 100 Unternehmen waren die Dienstleister des Grundstücks- und Wohnungswesens ebenfalls stark vertreten, wobei rund drei Viertel dieser Firmen auf die Vermietung und Verpachtung von eigenen Grundstücken und eigenen Gebäuden spezialisiert waren. Diese Unternehmen entstanden teilweise aus Betriebsaufspaltungen in Besitz- und Betriebsunternehmen. Weitere 7 100 Unternehmen gehörten zu den Wirtschaftszweigen Datenverarbeitung und Datenbanken, knapp 2 500 beschäftigten sich mit der Vermietung beweglicher Sachen und über 600 engagierten sich in der Forschung und Entwicklung.

Ähnlich wie bei den Unternehmen des Verkehrs und der Nachrichtenübermittlung hatte auch hier das Gros der Unternehmen (66 %) die Rechtsform der Einzelunternehmung; 19 % waren Personengesellschaften und 14 % Kapitalgesellschaften (Schaubild). Eine Besonderheit stellten die Unternehmen der Branche »Erschließung, Kauf und Verkauf von Gebäuden und Grundstücken« dar: Nur 11 % Einzelunternehmen, 25 % Personengesellschaften und bemerkenswerte 61 % Kapitalgesellschaften.

Klein- und Kleinstunternehmen dominieren

Im hier dargestellten Dienstleistungsbereich dominierten Kleinst- und Kleinunternehmen. Insgesamt waren in vier Fünfteln der untersuchten Unternehmen weniger als fünf Personen tätig. In den Bereichen Verkehr und Nachrichtenübermittlung war dieser Anteil mit knapp zwei Drittel der Unternehmen etwas geringer, da immerhin jedes 50. Unternehmen mehr als 100 Personen beschäftigt hatte. Etwas abweichend ist das Bild in den Bereichen Grundstücks- und Wohnungswesen, Vermietung beweglicher Sachen sowie den Unternehmensdienstleistern. In 78 500 oder 83 % der dortigen Unternehmen waren weniger als fünf Personen tätig und nur jedes 200. Unternehmen beschäftigte mehr als 100 Personen.

Die überwiegende Mehrzahl (85 %) der baden-württembergischen Dienstleistungsunternehmen erzielte Jahresumsätze von weniger als 500 000 Euro. Weniger als 2 % erreichten einen Umsatz von 5 Mill. Euro und mehr. Auf Letztere entfielen rund 60 % aller Umsätze. Insgesamt erwirtschafteten beide Wirtschaftsabschnitte im Jahr 2002 einen Umsatz von 82 Mrd. Euro.

Höchste Pro-Kopf-Umsätze2 im Bereich Vermietung beweglicher Sachen

Die Unternehmen in den Bereichen Verkehr und Nachrichtenübermittlung erwirtschafteten in Baden-Württemberg fast 26 Mrd. Euro, wobei sich die Umsätze zu je einem Drittel auf die Wirtschaftszweige Verkehr, Hilfs- und Nebentätigkeiten für den Verkehr und auf die Nachrichtenübermittlung verteilen (Tabelle 1).

Ungleichmäßiger waren Ende September 2002 die tätigen Personen verteilt, beschäftigt waren in:

Land-, Schiffs- und Luftverkehrsunternehmen89 000 Personen,
Hilfs- und Nebentätigkeiten für den Verkehr einschl. Verkehrsvermittlung57 000 Personen,
Nachrichtenübermittlung79 000 Personen.

Je tätiger Person wurden folgende Umsätze erwirtschaftet (Tabelle 2):

Land-, Schiffs- und Luftverkehrsunternehmen 98 200 Euro
Hilfs- und Nebentätigkeiten für den Verkehr einschl. der Verkehrsvermittlung 142 400 Euro
Nachrichtenübermittlung110 100 Euro

Von den Unternehmen und Niederlassungen der unternehmensnahen Dienstleistungsbranchen (Grundstücks- und Wohnungswesen, Vermietung beweglicher Sachen, Erbringung von Dienstleistungen überwiegend für Unternehmen) wurden Umsätze in Höhe von rund 56,4 Mrd. Euro erzielt. Über die Hälfte davon (30,0 Mrd. Euro) erwirtschafteten die Unternehmensdienstleister einschl. Forschung und Entwicklung. Erhebliche Umsatzvolumina von 12,8 Mrd. Euro meldeten auch die Anbieter von Datenverarbeitungsleistungen und Datenbanken sowie mit 10,8 Mrd. Euro die Unternehmen im Grundstücks- und Wohnungswesen.

Insgesamt waren in den Dienstleistungsbranchen des Wirtschaftsabschnitts K gut 550 000 Personen tätig. In den einzelnen Branchen waren das:

Unternehmensnahe Dienstleistungen einschl. Forschung und Entwicklung404 600
Datenverarbeitung und Datenbanken70 600
Grundstücks- und Wohnungswesen62 300
Vermietung beweglicher Sachen13 800

Insgesamt wurden 102 300 Euro je tätige Person umgesetzt. Im Einzelnen:

Unternehmensnahe Dienstleistungen einschl. Forschung und Entwicklung 74 200 Euro
Datenverarbeitung und Datenbanken 180 700 Euro
Grundstücks- und Wohnungswesen 173 300 Euro
Vermietung beweglicher Sachen 202 900 Euro

Der bedeutungsmäßig eher untergeordnete Bereich der Vermietung beweglicher Sachen (insbesondere PKW, Land- und Baumaschinen) weist somit den höchsten Pro-Kopf-Umsatz auf. Der niedrige Durchschnittswert bei den unternehmensnahen Dienstleistungen ist auf das Reinigungsgewerbe zurückzuführen; dort liegt der Anteil der Teilzeitbeschäftigten traditionell besonders hoch.

Rund ein Viertel des Umsatzes wurde für das Personal aufgewendet

In den Unternehmen des Wirtschaftsabschnitts Verkehr und Nachrichtenübermittlung wurden 79 % des Umsatzes für die laufenden Personal- und Sachausgaben aufgewandt (Tabelle 2). Für Personalausgaben selbst wurden folgende Aufwandsanteile ermittelt:

Land-, Schiffs- und Luftverkehrsunternehmen28,2 %
Hilfs- und Nebentätigkeiten für den Verkehr einschl. der Verkehrsvermittlung22,7 %
Nachrichtenübermittlung29,6 %.

Bei den Unternehmen des Wirtschaftsabschnitts K betrug der Anteil der Personal- und Sachaufwendungen am gesamten Umsatz rund 66 %. Die Personalaufwände divergierten erheblich:

Unternehmensnahe Dienstleistungen einschl. Forschung und Entwicklung34,2 %
Datenverarbeitung und Datenbanken30,9 %
Vermietung beweglicher Sachen11,8 %
Grundstücks- und Wohnungswesen8,0 %.

Die von den baden-württembergischen Niederlassungen der Dienstleistungsunternehmen im Durchschnitt bezahlten Löhne und Gehälter betrugen in den Wirtschaftszweigen des Verkehrs und der Nachrichtenübermittlung knapp 26 600 Euro. Während die bezahlten Löhne und Gehälter in den Unternehmen der Hilfs- und Nebentätigkeiten für den Verkehr sowie der Nachrichtenübermittlung etwas über diesem Durchschnitt lagen, erzielten die Beschäftigten der Verkehrsunternehmen nur leicht unterdurchschnittliche Vergütungen.

Deutlich über den Lohn- und Gehaltszahlungen in den Sparten Verkehr und Nachrichtenübermittlung lagen die Vergütungen im Wirtschaftsabschnitt K mit rund 28 000 Euro. Spitzenreiter waren hier die Beschäftigten in den Datenverarbeitungsunternehmen mit 50 400 Euro. Mit weniger als der Hälfte dieses Betrages mussten sich die Arbeitnehmer in den Bereichen Vermietung beweglicher Sachen sowie die Beschäftigten der eigentlichen Unternehmensdienstleister begnügen.

10 % des Umsatzes wurden wieder investiert

Die Investitionen der Unternehmen in Baden-Württemberg im Wirtschaftsabschnitt Verkehr und Nachrichtenübermittlung lagen bei rund 2,8 Mrd. Euro. Damit sind in diesen Wirtschaftszweigen von rund 100 Umsatzeuro 11,1 Euro wieder investiert worden. Die Investitionsquoten der einzelnen Wirtschaftszweige bewegten sich in diesem Wirtschaftsabschnitt eng um den Durchschnitt.

Die Unternehmen im Wirtschaftsabschnitt K haben insgesamt rund 5,4 Mrd. Euro investiert; dies entsprach 9,6 % des Umsatzes. Während die Unternehmen der Wirtschaftsabteilung Vermietung beweglicher Sachen eine Investitionsquote von 33,8 % vorzuweisen hatten, lag diese Quote bei den Unternehmen im Bereich Datenverarbeitung und Datenbanken bei nur 5,5 % und in den Wirtschaftszweigen der eigentlichen Unternehmensdienstleister bei 6,5 %.

1 Durchgeführt wird die Statistik als Stichprobenerhebung, wobei im Gesetz selbst der für das Bundesgebiet maximale durchschnittliche Stichprobenumfang von 15 % genannt ist. Durch eine optimale Verteilung der Stichprobe auf die Länder und die einzelnen Wirtschaftszweige ist es möglich, auch für die kleineren Länder und die schwächer besetzten Wirtschaftszweige Ergebnisse zu berechnen.

2 je tätiger Person