:: 3/2005

Zum Wegwerfen zu schade: 1,5 Millionen Tonnen Verpackungsabfälle eingesammelt

Seit 1996 werden bundesweit getrennt eingesammelte Verpackungsmaterialien, die so genannten Verkaufs-,Transport- und Umverpackungen statistisch erfasst und hinsichtlich ihrer Zusammensetzung und ihres Verbleibs ausgewertet. Im Vergleich der Jahre 1996 und 2003 hat die Sammelmenge in Baden-Württemberg insgesamt um 13 % zugenommen. Die entsprechende Absolutmenge ist in diesem Zeitraum um knapp 175 000 Tonnen gestiegen. Hierin enthalten sind sowohl die bei privaten Haushalten gesammelten als auch die von gewerblich industriellen Endverbrauchern übernommenen Verpackungen. Etwa 130 Transportunternehmen sind in Baden-Württemberg mit der Einsammlung von Verkaufsverpackungen (zum Beispiel System grüner Punkt) bei Privathaushalten befasst. Mehr als 260 Transporteure erfassen bei gewerblichen und industriellen Endverbrauchern Transport- und Umverpackungen.

Spitzenposition beim getrennten Sammeln

Im Jahr 2003 wurden in Baden-Württemberg insgesamt 1,54 Mill. Tonnen unterschiedlicher Verpackungen bei privaten Endverbrauchern sowie bei gewerblichen und industriellen Endverbrauchern getrennt eingesammelt. Knapp 0,9 Mill. Tonnen oder 58 % davon waren Verkaufsverpackungen, die bei privaten Endverbrauchern eingesammelt wurden. Diese Menge bestand im Wesentlichen aus der so genannten Leichtstoff-Fraktion1 (36 %), Glas (35 %), Papier (27 %) und geringfügigen Anteilen an Kunststoffen und Metallen (Tabelle).

Die Funktion dieser Verkaufsverpackungen wie Dosen, Becher, Flaschen, Schachteln oder Schalen besteht in dem Schutz der Ware vor Verunreinigung, Beschädigung oder der Einhaltung allgemeiner hygienischer Erfordernisse, um die Übergabe der Ware an den Endverbraucher zu ermöglichen. Das Ende der Funktionskette ist beim Haushalt erreicht, der das Gut nicht mehr weitergibt.

Aus einer Zeitreihe von 1996 bis 2003 lässt sich kein durchgängiger Entwicklungstrend für getrennt gesammelte Verkaufsverpackungen erkennen. Nach einem verhaltenen, aber konstanten Zuwachs zwischen 1997 und 2000 zeigt sich ein leichter Rückgang für 2001, wonach dann im Jahr 2002 mit knapp 1 Mill. Tonnen die bislang größte Menge von Verkaufsverpackungen an Sammelunternehmen abgegeben wurde. Dies entsprach einem Pro-Kopf-Aufkommen von 92 kg. Im Jahr 2003 hat jeder Einwohner Baden-Württembergs rund 84 kg Verkaufsverpackungen getrennt gesammelt. Damit lagen die Süddeutschen deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 78 kg je Einwohner und bundesweit zusammen mit Sachsen an zweiter Stelle. Nur in Nordrhein-Westfalen wurde im gleichen Jahr eine größere Menge (88 kg) getrennt gesammelt. Ein Jahr zuvor belegte Baden-Württemberg den Spitzenplatz der Sammelleistungen. Schlusslicht ist der Stadtstaat Hamburg mit rund 54 kg je Einwohner.

Mengenrückgang bei Verkaufsverpackungen durch »Dosenpfand«

Ein einheitlicher Entwicklungstrend ist bei den Verpackungsmaterialien nicht erkennbar. Allerdings zeigen sich bei der Mengenentwicklung der Leichtstoff-Fraktionen erste Auswirkungen des so genannten »Dosenpfands«, das seit Anfang des Jahres 2003 nicht nur auf Alu-Getränkedosen, sondern zum Beispiel auch auf diverse Getränke in Plastikflaschen erhoben wird. Bis zum Jahr 2002 wurden geleerte Getränkedosen genauso wie Plastikflaschen zusammen mit der Konservendose und dem leeren Tetra Pak Karton im gelben Sack bzw. in der entsprechenden Wertstofftonne gesammelt.

Ebenfalls im Jahr 2002 erreichte auch die Sammelmenge der Leichtstoff-Fraktionen ihr Maximum (über 400 000 Tonnen). Im Jahr 2003 lag die Menge – nicht zuletzt unter dem Einfluss der Pfanderhebung auf Einwegartikel – ca. um ein Viertel niedriger, mit der Folge, dass auch die Gesamtmenge der Verkaufsverpackungen deutlich zurückging. Bei den Verkaufsverpackungen aus Glas wurden die höchsten Sammelergebnisse in Baden-Württemberg mit je 31,5 kg in den Jahren 1996 und 2000 erreicht.

Die Sammelneigung für Papier und Pappe stieg weiter spürbar an. Hier wurde im Jahr 2003 die größte Pro-Kopf-Menge erfasst (23 kg/Ea). Ende der 90er-Jahre dagegen waren es nur 14 kg je Einwohner. Der stetige Zuwachs spiegelt die zunehmende Flut von Werbung, Zeitschriften und Infoblättern, die tagtäglich – ob erwünscht oder nicht – unsere Hausbriefkästen verstopfen (Schaubild).

Sammelmenge bei Transport- und Umverpackungen gegenüber 1996 um 21 % gewachsen

Im Jahr 2003 wurden in Baden-Württemberg über 640 000 Tonnen Transport- und Umverpackungen getrennt gesammelt. Das waren 21 % mehr als im Jahr 1996. Dieser Teil der Verpackungsabfälle machte über den gesamten Zeitraum den geringeren Anteil aus und streut über die Jahre zwischen 35 und 42 %. Er wird bei gewerblichen und industriellen Endverbrauchern erfasst und dient der Sicherheit des Transports. Transport- und Umverpackungen werden zusätzlich zu den oben genannten »Hygieneverpackungen« ohne einen direkten Kontakt zu der Ware eingesetzt. Beispielsweise handelt es sich hier um Säcke, Paletten, Kartonagen usw. Die unterschiedlichen Funktionszuweisungen erklären auch, dass bei den Transport- und Umverpackungen die Fraktion Papier, Pappe, Karton mit um die 60 % dominiert und immerhin 11 % aus Holz bestehen. Dabei handelt es sich überwiegend um Holzpaletten, wie sie zum Beispiel im Getränkehandel Verwendung finden. Kaum eine Bedeutung haben Transport- und Umverpackungen aus Glas, die sich als Schutzhülle nur bedingt eignen.

Knapp die Hälfte der Transport- und Umverpackungen gelangt direkt zum Verwerter

Nachdem die Verpackungen – ob beim Haushalt oder in Industrie und Gewerbe – eingesammelt wurden, führt sie der Weg entweder direkt zu einem Verwerterbetrieb oder sie durchlaufen eine Sortieranlage, in der sie dann vor dem Weitertransport in einen Verwerterbetrieb vorsortiert werden. Gänzlich unterschiedlich sind die Anteile der einzelnen Abfallarten, die zunächst in Sortieranlagen gelangen. Die Fraktion der gelben Säcke und anderer Leichtstoffsammelsysteme geht zu 100 % in die Sortieranlage, da es sich hier um eine bewusst gemischt erfasste Fraktion handelt. Nimmt man alle bei privaten Endverbrauchern gesammelten Verkaufsverpackungen zusammen, so gehen im Durchschnitt knapp drei Viertel der Gesamtmenge zunächst in eine Sortieranlage, das verbleibende Viertel ist sortenrein, sodass es direkt an einen Verwerterbetrieb weitergegeben werden kann. Anders als bei den Verkaufsverpackungen teilt sich die Menge der insgesamt getrennt eingesammelten Transport- und Umverpackungen fast gleichmäßig zwischen Verwerter und Sortierer. Etwas mehr als die Hälfte (53 %) liefern die Sammelunternehmen erst einmal in einer Sortieranlage ab, 47 % gehen direkt an einen Verwerter.

Die im Jahr 2003 bei privaten Haushalten in Baden-Württemberg getrennt eingesammelten Verpackungsabfälle wurden ganz überwiegend (91 %) an baden-württembergische Sortieranlagen weitergegeben. Knapp jede zehnte Tonne wurde in den benachbarten Bundesländern Bayern und Rheinland-Pfalz sortiert, wobei hier nur geringe Anteile der Leichtstoff-Fraktionen sowie des farblich getrennt gesammelten Glases abgegeben wurden.

1 im Wesentlichen der Inhalt der gelben Säcke