:: 3/2005

Drittmittelfinanzierung immer wichtiger für Baden-Württembergs Hochschulen

In den letzten Jahren hat die Bedeutung von Drittmitteleinnahmen für baden-württembergische Hochschulen zugenommen. Das Land macht die finanzielle Ausstattung der Hochschulen unter anderem von der Höhe der eingenommenen Drittmittel abhängig. Außerdem decken die Hochschulen des Landes einen größeren Anteil ihrer Ausgaben aus Drittmitteln als noch vor einigen Jahren. Die Universitäten des Landes nehmen 95 % aller Drittmittel ein. Am erfolgreichsten sind die natur- und ingenieurwissenschaftlichen Lehr- und Forschungsbereiche der Universitäten.

Bedeutung der Drittmittel für Hochschulen nimmt zu

Die Einnahmen aus Drittmitteln betrugen 2003 an den Hochschulen des Landes gut 412 Mill. Euro, gegenüber dem Vorjahr ein Zuwachs von 7,3 %. Innerhalb der letzten 10 Jahre stiegen die Drittmitteleinnahmen der Hochschulen um 114 Mill. Euro. Der Zuwachs ist auf größere Aktivitäten bei der Einwerbung zurückzuführen, denn seit dem In-Kraft-Treten des neuen Hochschulgesetzes im Jahr 2000 belohnt das Land Baden-Württemberg hohe Drittmittelquoten im Rahmen der leistungsorientierten Mittelvergabe auch mit einer höheren Grundausstattung. Ausgehend von einem festen Betrag erhält eine Hochschule zusätzliche Mittel, deren Höhe vom Verhältnis der Drittmitteleinnahmen der einzelnen Hochschulen zu den Drittmittelgesamteinnahmen der Hochschulen abhängig ist. Darüber hinaus wird der absolute Drittmittelzuwachs gegenüber dem Vorjahr zusätzlich honoriert.

95 % der Drittmittel flossen im Jahr 2003 an die neun Universitäten im Land. Die Dominanz der Universitäten ist damit unbestritten, sie nimmt aber allmählich ab. Vor 10 Jahren flossen noch 99 % aller Drittmittel an die Universitäten. Die Fachhochschulen nehmen inzwischen 14 Mill. Euro mehr ein als noch vor 10 Jahren und werben mit insgesamt 17,1 Mill. Euro immerhin 4,2 % der Drittmittel ein. Gegenüber dem Vorjahr konnten die Fachhochschulen ein Plus von 2,7 Mill. Euro bzw. eine Steigerung um 19 % verbuchen. Die Drittmitteleinnahmen der Universitäten gingen dagegen im Jahr 2003 gegenüber dem Vorjahr um 450 000 Euro auf 390 Mill. Euro zurück.

Von den Gesamtausgaben der hiesigen Hochschulen in Höhe von 2,2 Milliarden Euro wurden knapp 19 % durch Drittmittel bestritten. Diese Art der Finanzierung nahm in den letzten Jahren an Bedeutung zu. Beispielsweise deckten 1998 Drittmittel erst zu 16 % die Gesamtausgaben. Der Anteil der Drittmitteleinnahmen an den Gesamtausgaben der Hochschulen ist abhängig von der Hochschulart. Die Spanne reicht von

1 %an den Kunsthochschulen über
5 %an den Fachhochschulen bis
23 %an den Universitäten.

Die Universitäten nehmen also nicht nur fast überwiegend die geflossenen Drittmittel im Land ein, sie decken im Vergleich zu anderen Hochschularten auch einen größeren Anteil an Ausgaben daraus.

Von der Deutschen Forschungsgemeinschaft kommen die meisten Drittmittel

Insgesamt nahmen die Hochschulen des Landes im Jahr 2003 etwa 38 % mehr Drittmittel ein als noch vor 10 Jahren. Obwohl das Drittmittelvolumen insgesamt stark angewachsen ist, gab es nur wenige Verschiebungen bei den »Gebern« (Schaubild 1). Über drei Viertel aller an die baden-württembergischen Hochschulen vergebenen Drittmittel stammen von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), dem Bund und einzelnen Wirtschaftsunternehmen. Am gewichtigsten ist unter den Genannten die Deutsche Forschungsgemeinschaft.1 Den zweiten Rang hatte noch bis vor 10 Jahren der Bund. Er stellte Anfang der 90er-Jahre ein Viertel der Einnahmen der ansässigen Hochschulen. Mittlerweile liegt der Bundesanteil mit rund 20 % unter dem der Wirtschaft. Die sinkenden Anteile des Bundes und der Unternehmen wurden durch steigende Anteile aus dem sonstigen öffentlichen Bereich und vor allem durch das wachsende Engagement mancher Stiftungen ausgeglichen. Der Anteil der Stiftungen hat sich in den letzten 10 Jahren von 4 auf 9 % gesteigert. Einen insgesamt kleinen Anteil zur Drittmittelfinanzierung tragen die Bundesagentur für Arbeit (BA), das Land sowie einzelne Gemeinden und Gemeindeverbände (Gv.) bei.

Drittmitteleinnahmen der Universitäten

Die Spanne der Drittmitteleinnahmen der Universitäten des Landes reicht von 108 Mill. Euro der Universität Stuttgart bis zu fast 13,5 Mill. Euro der Universität Mannheim (Tabelle 1). Ein Vergleich der absoluten Höhe der Drittmitteleinnahmen der Universitäten ist nur bedingt aussagefähig, denn der Umfang der von einer Hochschule eingeworbenen Mittel ist vor allem von Art, Größe und Anzahl ihrer Lehr- und Forschungsbereiche abhängig. Hochschulen mit einem hohen Anteil an natur- und ingenieurwissenschaftlichen Lehrstühlen sind grundsätzlich erfolgreicher bei der Mitteleinwerbung. Deshalb lohnt sich ein Blick auf die einzelnen Lehr- und Forschungsbereiche. 338 Mill. Euro (87 %) flossen direkt an die einzelnen Fächergruppen und Fachbereiche und 52,3 Mill. Euro (13 %) gingen an zentrale Hochschuleinrichtungen wie beispielsweise Zentralbibliotheken oder zentrale Rechenzentren. Die meisten Drittmittel in Baden-Württemberg erhielten die mathematisch-naturwissenschaftlichen und die ingenieurwissenschaftlichen Lehr- und Forschungsbereiche. Sie erzielten zusammen drei Viertel der Drittmittel, die an die Universitäten gingen. Spitzenreiter mit insgesamt 146 Mill. Euro waren die mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereiche der neun Universitäten (Schaubild 2, Tabelle 2). Besonders erfolgreich zeigten sich die Fächer Biologie, Physik/Astronomie und Chemie. Die ingenieurwissenschaftlichen Lehr- und Forschungsbereiche erzielten zusammen 116 Mill. Euro – diese Bereiche sind aber auch nur an vier Universitäten vertreten. Die Hälfte der genannten 116 Mill. Euro kamen dem Fach Maschinenbau/Verfahrenstechnik zugute. Vergleichsweise kleine Anteile von 6,6 % gingen an den Rechts-, Wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fachbereich, wovon vor allem die Wirtschaftsingenieurwesen profitierten, und weitere 7,7 % an den sprach- und kulturwissenschaftlichen Fachbereich.

Baden-württembergische Hochschulen im Bundesvergleich erfolgreich

Die baden-württembergischen Hochschulen warben im Jahr 2002 und im Bundesländervergleich die meisten Drittmittel je Professorenstelle ein.2 Mit durchschnittlich 103 000 Euro je Stelle lagen die Professoren in Baden-Württemberg weit über dem Bundesdurchschnitt von rund 80 000 Euro.

Von den fünf Universitäten mit den höchsten Einnahmen kamen im Jahr 2002 zwei aus Baden-Württemberg. Die Universität Stuttgart lag mit 351 000 Euro je Professorenstelle hinter der Universität Aachen. Die Universität Karlsruhe konnte sich mit durchschnittlich 275 000 Euro je Professorenstelle beim bundesweiten Vergleich gegenüber dem Vorjahr von dem 4. auf den 3. Platz verbessern. Besonders bemerkenswert sind die Einnahmen je Professorenstelle an der Universität Stuttgart in folgenden Fachbereichen

Maschinenbau1 042 000 Euro
Elektrotechnik509 000 Euro
Bauingenieurwesen482 000 Euro

Außerhalb dieser Forschungsbereiche sind auch weniger drittmittelstarke Universitäten erfolgreich. So erreichte die Universität Tübingen im Fachbereich Geschichte mit beachtlichen 288 000 Euro in diesem Fachbereich bundesweit den Spitzenplatz. Ebenfalls Spitzenplätze im Bundesvergleich belegten die Professoren an der Universität Ulm im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften (235 000 Euro je Professor), die Biologieprofessoren an den Universitäten Heidelberg (393 000 Euro) und Tübingen (360 000 Euro) und die Professoren für Elektrotechnik an der Universität Stuttgart (509 000 Euro).

Die Geberstruktur weicht hier zu Lande in einzelnen Punkten von der durchschnittlichen Struktur im Bundesgebiet ab. Die DFG nimmt in Baden-Württemberg bei der Förderung der Hochschulen ein größeres Gewicht ein als im Bundesdurchschnitt. Dagegen engagieren sich wirtschaftliche Unternehmen im Bundesdurchschnitt mehr als in Baden-Württemberg.

1 Die DFG ist die zentrale Organisation zur Förderung der Forschung an den Hochschulen und öffentlich finanzierten Forschungsinstituten in Deutschland. Sie erhält dafür Bundes- und Ländermittel sowie eine Zuwendung des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft.

2 Statistisches Bundesamt (Hrsg.), 2004: Im Fokus: Drittmitteleinnahmen der Hochschulen in 2004. Angaben für den Bundesvergleich liegen erst für das Jahr 2002 vor.