:: 4/2005

Ausgaben für Kinder- und Jugendhilfe steigen im Jahr 2003 auf 2,4 Milliarden Euro

Die Kinder- und Jugendhilfe verzeichnet seit Jahren steigende Ausgaben. Die kommunale Ebene ist davon – gerade in Zeiten knapper öffentlicher Kassen – in besonderem Maß betroffen. Für die wichtige sozialpolitische Aufgabe der Kinder- und Jugendhilfe bietet die Statistik deshalb einen Nachweis ihrer Leistungen und Kosten. In Baden-Württemberg wurden 2003 von den öffentlichen Trägern der Jugendhilfe 2,4 Mrd. Euro ausgegeben. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies einen Anstieg von 3,7 %. Die Daten zeigen auch, dass die Ausgaben in den Stadtkreisen deutlich höher als in den Landkreisen sind.

Die Ausgaben der öffentlichen Träger der Jugendhilfe beliefen sich in Baden-Württemberg im Jahr 2003 auf insgesamt 2,4 Mrd. Euro. Diese Summe umfasst die Jugendhilfe-Ausgaben des Landes (Landesjugendämter, Ministerien), der Kreise (Kreisjugendämter) sowie der Städte und Gemeinden. Den Ausgaben standen Einnahmen aus Gebühren, Teilnahmebeiträgen und anderem in Höhe von rund 230 Millionen Euro gegenüber, sodass die Ausgaben rein netto 2,2 Mrd. Euro betrugen.

Zwei Drittel der Ausgaben wurden für Einrichtungen der Jugendhilfe benötigt (Tabelle 1); das sind vor allem Kindertageseinrichtungen, daneben auch Einrichtungen der Jugendarbeit und der Erziehungshilfen sowie Beratungsstellen. Knapp ein Drittel der Summe wird für Einzel- und Gruppenhilfen aufgewendet, im Wesentlichen für Hilfen zur Erziehung und Hilfen für junge Volljährige.

Am meisten wird für die Kindertageseinrichtungen ausgegeben: 1,3 Mrd. Euro wurden für Kindergärten, Horte und Kinderkrippen aufgewendet; das sind 54 % aller Ausgaben. Die Hilfen zur Erziehung waren mit einem Anteil von 27 % der zweite große Ausgabeposten, gefolgt von der Jugendarbeit (7 %) und der Jugendsozialarbeit (1 %); alle sonstigen Hilfearten zusammen umfassten einen Anteil von 11 %.

Seit Jahren steigende Ausgaben

Die Ausgaben der Kinder- und Jugendhilfe haben in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen (Schaubild). Im Zeitraum von 1998 bis 2003 stiegen die gesamten Ausgaben um gut 27 %, was einem durchschnittlichen jährlichen Zuwachs von 5 % entspricht. Die Einnahmen, deren Größenordnung im Vergleich zu den Ausgaben allerdings nur gering ist, nahmen hingegen in den letzten 5 Jahren nur um 13 % zu; das sind jährlich 2,5 % im Durchschnitt. Die Ausgabensteigerungen sind seit Jahren ein Problem für die kommunalen Haushalte und stehen im Kontext allgemein steigender Sozialausgaben.

Ein Blick auf die beiden wichtigsten Hilfearten zeigt, dass die Ausgaben für die Kindertageseinrichtungen seit 1998 leicht unterdurchschnittlich um knapp 26 % (entspricht jährlich 4,7 %) anstiegen. Der Ausbau der Kindertagesbetreuung ist in vielen Städten und Gemeinden eine Aufgabe mit großer Bedeutung. Nach der Umsetzung des gesetzlichen Anspruchs auf einen Kindergartenplatz für alle Kinder ab 3 Jahren rückt nun auch ein verbessertes Betreuungsangebot für 1- bis 3-Jährige in den Blickpunkt.1 Die Hilfen zur Erziehung verzeichnen vergleichsweise höhere Ausgabenzuwächse von 33 % seit 1998 (entspricht jährlich 5,9 %). Die Zunahme geht einher mit einer stark wachsenden Zahl an Jugendlichen und Familien, die Hilfen benötigen – von der Erziehungsberatung bis zur Heimunterbringung.

Jugendhilfekosten in den Stadtkreisen höher

Die Daten zu den Ausgaben und Einnahmen in den einzelnen Stadt- und Landkreisen ergeben für Baden-Württemberg ein differenziertes Bild (Tabelle 2). Während im Landesdurchschnitt 672 Euro je Einwohner unter 27 Jahren 2 aufgewendet wurden, schwanken die Pro-Kopf-Ausgaben in den einzelnen Kreisen zwischen rund 400 Euro und über 1 300 Euro. Höhere Ausgaben haben vor allem die Stadtkreise und insbesondere die Großstädte Stuttgart, Mannheim und Karlsruhe. Daneben zeigen sich höhere Jugendhilfe-Ausgaben auch in den Umlandkreisen Stuttgarts, so in den Landkreisen Böblingen, Esslingen und Ludwigsburg. Unterdurchschnittliche Ausgaben werden in ländlich geprägten Kreisen verzeichnet, den niedrigsten Wert erreicht hierbei der Neckar-Odenwald-Kreis. Die Kostendifferenzen sind vor allem auf die unterschiedlichen Sozialstrukturen zwischen Stadt und Land zurückzuführen, aber auch auf den Umstand, dass Einrichtungen und Angebote der Jugendhilfe vorwiegend in den Städten bestehen, jedoch auch aus dem Umland wahrgenommen werden.

Betrachtet man ausschließlich die Ausgaben für Kindertageseinrichtungen, so verzeichnet die Landeshauptstadt Stuttgart mit 1 746 Euro je Kind 3 den mit Abstand höchsten Wert, gefolgt vom Stadtkreis Mannheim. Aber auch in den Kreisen Böblingen und Tübingen zeigt sich für diesen Aufgabenbereich ein vergleichsweise hoher finanzieller Einsatz, zum Beispiel durch zahlreiche Ganztagesplätze in Kindergärten. Die Ausgaben für Kinderbetreuung zeigen somit ebenfalls gesellschaftspolitische Unterschiede zwischen Stadt und Land, beispielsweise die höhere Nachfrage nach Betreuungsplätzen in den Städten.

Die längerfristige Entwicklung der Ausgaben zeigt deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Stadt- und Landkreisen. Diese Differenzen lassen sich jedoch nicht mit einer übergeordneten Aussage erklären, sondern bedürfen einer genaueren Analyse der jeweiligen kommunalen Situation und Entwicklung.

1 John, Birgit: Versorgung mit Kinderbetreuungsplätzen in Baden-Württemberg, in: Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 2/2004, S. 22 ff. – und Ridderbusch, Jens: Ausbau der Kindertagesbetreuung hat Vorteile für die Volkswirtschaft, in: Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 11/2004, S. 3 ff.

2 Bis zu diesem Alter können Jugendhilfemaßnahmen in Anspruch genommen werden.

3 Für Kinder bis 13 Jahre bestehen Betreuungsangebote in Kindergärten, Krippen und Horten.