:: 4/2005

Produktion von Umweltschutzgütern in Baden-Württemberg

Fragen zu Umfang und Struktur des »Öko-Marktes« werden in Politik und Öffentlichkeit vielfach diskutiert. Die Statistik über Waren, Bau- und Dienstleistungen für den Umweltschutz liefert dazu seit 1997 wichtige Informationen. Die Umsätze baden-württembergischer Betriebe mit Gütern, die ausschließlich dem Umweltschutz dienen, summierten sich im Jahr 2003 auf über 2 Milliarden Euro. Der überwiegende Teil davon wurde im Inland erlöst. Der Anteil der Exporte ist jedoch seit Ende der 90er-Jahre auf über 30 % angestiegen. Den Schwerpunkt der Produktion von Umweltschutzgütern im Land bilden Waren des Verarbeitenden Gewerbes, wobei eine deutliche Konzentration auf Maßnahmen zur Luftreinhaltung sowie auf die Branchen Maschinenbau, Chemische Industrie und Fahrzeugbau besteht. Der mit der Produktion von Umweltschutzgütern verbundene direkte Beschäftigungseffekt im Bereich des Produzierenden Gewerbes im Land errechnet sich auf rund 12 500 tätige Personen.

Über 2 Mrd. Euro Umsatz mit Umweltschutzgütern

Mit Wirtschaftsgütern für den Umweltschutz haben im Jahr 2003 baden-württembergische Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes, des Baugewerbes und des Dienstleistungsbereiches zusammen Umsätze in Höhe von 2 075 Mill. Euro erzielt. Dabei handelt es sich um Umsätze mit Waren, Bau- und Dienstleistungen, die ausschließlich dem Umweltschutz dienen. Nicht enthalten sind hier Erlöse aus dem Absatz so genannter multifunktionaler Güter. Damit bleiben nicht nur vielfältige Vorleistungen, sondern auch solche Investitions- und Gebrauchsgüter unberücksichtigt, die sowohl für Umweltschutzmaßnahmen als auch allgemein im Produktions- und Konsumbereich zum Einsatz kommen. Bislang ebenfalls nicht einbezogen sind Produkte, die in erster Linie der Energieeinsparung, der Nutzung erneuerbarer Energien, insbesondere Solar- und Windenergie, oder generell der Ressourcenschonung dienen. Gleichfalls ausgeklammert sind Dienstleistungen im Bereich Abfall- und Abwasserentsorgung.

Die auf diese Weise abgegrenzten Umsätze mit Umweltschutzgütern haben 2003 gegenüber dem Vorjahr zwar um 5,3 % abgenommen, bewegen sich damit aber weiter auf dem seit 3 Jahren erreichten Niveau von 2,0 bis 2,2 Mrd. Euro (Schaubild 1). Die aktuell leicht rückläufige Entwicklung ist fast allein auf den Rückgang der Umsätze aus Bau- und Dienstleistungen zurückzuführen. Die Umsätze mit Waren für den Umweltschutz blieben dagegen fast unverändert gegenüber dem Vorjahr.

Rund 12 500 Beschäftigte im Produzierenden Gewerbe durch Umweltschutzgüter

Eindeutiger Schwerpunkt der Umsätze mit ausschließlich dem Umweltschutz dienenden Gütern sind die Erlöse aus dem Absatz von Waren der Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes. Mit 1 586 Mill. Euro machten sie 2003 immerhin knapp 76 % der gesamten umweltschutzbedingten Umsätze aus. Beteiligt an diesen Umsätzen waren im Jahr 2003 in Baden-Württemberg 215 Betriebe (Tabelle 1), von denen allein 80 dem Maschinenbau zuzurechnen sind. Auf den Maschinenbau entfiel 2003 mit fast 510 Mill. Euro nahezu ein Drittel der Umsätze mit Umweltschutzwaren. Ein fast ebenso großer Anteil konzentriert sich mit rund 460 Mill. Euro auf die Chemische Industrie, gefolgt von der Herstellung von Kraftfahrzeugen und Kraftfahrzeugteilen mit etwa 250 Mill. Euro.

Der Gesamtumsatz der 215 Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes mit Umweltschutzgütern belief sich im Jahr 2003 auf 8 603 Mill. Euro bei einer Beschäftigtenzahl von insgesamt 64 170 tätigen Personen. Der Anteil der umweltschutzbedingten Umsätze am Gesamtumsatz dieser Betriebe betrug im Durchschnitt gut 18 %. Die häufig gestellte Frage nach den Beschäftigungseffekten der Umweltschutzgüterproduktion lässt sich für diesen Teilbereich der Umweltschutzwaren näherungsweise berechnen, indem der Anteil der umweltschutzbezogenen Umsätze am Gesamtumsatz auch übertragen wird auf den Anteil der umweltschutzbedingten Beschäftigten an der Gesamtzahl der Beschäftigten. Entsprechend diesem Ansatz errechnen sich für den Bereich des Verarbeitenden Gewerbes im Jahr 2003 direkte Beschäftigungseffekte, das heißt ohne Berücksichtigung der Vorleistungseffekte, in Höhe von rund 9 800 tätigen Personen.

Hohe Umsätze mit Abgasreinigungsanlagen

Nach Umweltschutzbereichen verteilen sich die Umsätze mit Umweltschutzwaren sehr ungleichmäßig. Mit fast 1 Mrd. Euro wird der mit Abstand höchste Betrag mit Waren für die Luftreinhaltung erwirtschaftet (Schaubild 2). Fast 70 % davon entfallen allein auf Abgasreinigungsanlagen für Fahrzeuge. Bei dieser Warengruppe ist allerdings gegenüber dem Vorjahr ein Rückgang von immerhin rund 20 % zu verzeichnen. Auf den Gewässerschutz und die Abfallwirtschaft entfielen 2003 mit 308 bzw. 188 Mill. Euro deutlich geringere Beträge. Mit zuletzt plus 23 % bzw. sogar plus 68 % gegenüber dem Vorjahr ist in diesen Warensektoren aber ein fortgesetzter deutlicher Anstieg der Umsätze festzustellen.

Bei den Bauleistungen für den Umweltschutz, deren Schwerpunkt weiter eindeutig bei Maßnahmen zum Gewässerschutz liegt (84 %), ist mit insgesamt 256 Mill. Euro Umsatz ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr um immerhin fast 18 % zu verzeichnen. In der seit 1997 rückläufigen Umsatzentwicklung spiegelt sich auch die anhaltend schwache Konjunktur im Baubereich wieder. Die insgesamt 179 Bauunternehmen mit Umweltschutz-Bauleistungen erzielten mit insgesamt rund 16 000 Beschäftigten im Jahr 2003 einen Gesamtumsatz in Höhe von 1 771 Mill. Euro. Der Umsatzanteil der Umweltschutzbauleistungen lag damit bei rund 17 %, sodass sich bei Anwendung dieser Quote die direkt im Baugewerbe durch Umweltschutz bedingte Zahl von Beschäftigten auf rund 2 700 tätige Personen berechnen lässt.

Für die Dienstleistungen für den Umweltschutz errechnet sich bei 199 Mill. Euro im Jahr 2003 gegenüber dem Vorjahr ein Rückgang um gut 16 %. Allerdings lag der Vorjahresumsatz weit über dem Durchschnitt der letzten Jahre. An den Umweltschutzumsätzen beteiligt waren 2003 insgesamt 324 Betriebe 1. Nach Umweltschutzbereichen verteilen sich die Umsätze aus Dienstleistungen vor allem auf den Gewässerschutz (40 %) sowie bereichsübergreifende Maßnahmen (21 %). An dritter Stelle folgen Umsätze im Zusammenhang mit Maßnahmen zur Bodensanierung (16 %).

Bundesvergleich: Überdurchschnittlicher Landesanteil bei Umweltschutzwaren

Die Umsätze mit Umweltschutzgütern beliefen sich bundesweit im Jahr 2002 auf knapp 12,2 Mrd. Euro. Der Anteil Baden-Württembergs beträgt rund 18 %. Überdurchschnittlich hoch ist mit fast 20 % der Anteil Baden-Württembergs an den Umsätzen aus Waren für den Umweltschutz. Er liegt spürbar höher als der Anteil des Landes am Gesamtumsatz des Verarbeitenden Gewerbes in Deutschland (18 %). Unter dem Durchschnitt, auch gemessen am Landesanteil bei den Gesamtumsätzen, liegt der Anteil bei den Bauleistungen (11 %), während er bei den aus Umweltschutzdienstleistungen erzielten Umsätzen etwa durchschnittlich ausfällt (Tabelle 2).

Mit 2 124 Mill. Euro im Durchschnitt der letzten 4 Jahre bewegen sich die umweltschutzgüterbezogenen Umsätze im Land praktisch auf demselben Niveau wie in Bayern (2 150 Mill. Euro) und Nordrhein-Westfalen (2 180 Mill. Euro). Bemerkenswert ist dabei, dass der Beitrag des Verarbeitenden Gewerbes, also der Anteil der Waren für den Umweltschutz, in Bayern und Baden-Württemberg etwa gleich hoch ist, während er in Nordrhein-Westfalen deutlich niedriger liegt. Dort haben die Bau- und Dienstleistungen erheblich höheres Gewicht.

Steigende Auslandsumsätze

Der Absatzmarkt für die in Baden-Württemberg hergestellten Umweltschutzgüter konzentriert sich weiterhin vor allem auf das Inland. Fast 70 % der im Land produzierten Waren, Bau- und Dienstleistungen für den Umweltschutz wurden auf dem bundesdeutschen Markt abgesetzt. Bemerkenswert ist aber, dass sowohl der in Ländern der EU als auch in Ländern außerhalb der EU abgesetzte Güteranteil seit Ende der 90er-Jahre deutlich angestiegen ist. In den Jahren 1997 bis 1999 lag der Exportanteil noch in der Größenordnung von rund 20 %; im Jahr 2003 erzielten die baden-württembergischen Betriebe bereits über 30 % ihrer Umsätze mit Umweltschutzgütern im Ausland. In absoluten Zahlen hat sich der Umsatz in den EU-Staaten von 1997 bis 2003 mehr als verdoppelt und in Ländern außerhalb der EU sogar fast verdreifacht. Der Schwerpunkt des Exports von Umweltschutzgütern liegt dabei weiter eindeutig bei den Waren aus dem Verarbeitenden Gewerbe. Exporte von Bau- und Dienstleistungen fallen nach wie vor kaum ins Gewicht.

Ausblick

Die dargestellten Ergebnisse über Umsätze von Umweltschutzgütern beleuchten nur einen relativ engen Teilbereich des Öko-Marktes, da die bisherige Statistik der Waren und Dienstleistungen für den Umweltschutz sich aus methodischen Gründen, aber auch wegen entsprechend eng gefasster gesetzlicher Vorgaben auf Umweltschutzgüter beschränkt, die ausschließlich dem Umweltschutz dienen. Es gibt aber starke Bemühungen, die statistische Erhebung auf den zunehmend wichtigen Bereich der Nutzung erneuerbarer Energien sowie generell der Ressourcenschonung zu erweitern. Eine entsprechende gesetzliche Verankerung soll mit der derzeit betriebenen Novellierung des Umweltstatistikgesetzes erfolgen. Eine andere wichtige Voraussetzung für eine solche inhaltliche Erweiterung der Statistik ist die Erarbeitung einer hinreichend klaren Definition und Abgrenzung der zusätzlich einzubeziehenden Maßnahmenbereiche oder Gütergruppen.

1 Angaben über Gesamtumsatz und Beschäftigtenzahl liegen für den Dienstleistungsbereich derzeit noch nicht durchgängig vor.