:: 6/2005

Selbstständige in Baden-Württemberg überwiegend im Dienstleistungsbereich tätig

Gut 10 % der insgesamt rund 4,94 Millionen Erwerbstätigen in Baden-Württemberg zählten sich im März 2004 zu den Selbstständigen, wobei Frauen bei den beruflich Selbstständigen deutlich unterrepräsentiert waren. Im Vergleich der Selbstständigenquote des Bundes und der Länder befindet sich Baden-Württemberg mit gut 10 % im Mittelfeld und nur leicht unter dem Bundesdurchschnitt. Die überwiegende Mehrheit der baden-württembergischen Selbstständigen war nach den Ergebnissen des Mikrozensus im März 2004 im Dienstleistungsbereich tätig. Bei der Betrachtung nach Berufsgruppen lässt sich dabei ein deutlicher Schwerpunkt bei den Berufen der Unternehmensleitung, -beratung und -prüfung erkennen. Die überdurchschnittlich hohe normalerweise geleistete Wochenarbeitszeit von 47,1 Stunden der baden-württembergischen Selbstständigen verdeutlicht, dass die Tätigkeit als Selbstständiger ein besonderes berufliches Engagement erfordert.

Selbstständigenquote in Baden-Württemberg bei gut 10 %

Nach den Ergebnissen des Mikrozensus gingen im März 2004 gut 507 000 Personen bzw. gut 10 % der insgesamt rund 4,94 Mill. Erwerbstätigen in Baden-Württemberg einer Tätigkeit als Selbstständige nach. Im Vergleich mit der Zunahme der Zahl der Erwerbstätigen insgesamt (+ 16 %) ist die Zahl der Selbstständigen mit 44 % gegenüber 1980 stark überproportional gestiegen. Nahezu drei Viertel (73 %) der Selbstständigen waren Männer. Der Anteil der weiblichen Selbstständigen an allen erwerbstätigen Frauen lag 2004 lediglich bei gut 6 % (1980: rund 4 %). Von allen erwerbstätigen Männern waren dagegen annähernd 14 % selbstständig (1980: knapp 11 %).

Im Vergleich mit dem Bund und den anderen Bundesländern liegt Baden-Württemberg mit einer Selbstständigenquote von gut 10 % im Mittelfeld und nur leicht unter dem Bundesdurchschnitt. Spitzenreiter ist Berlin; hier betätigten sich im Jahr 2004 gut 14 % aller Erwerbstätigen als Selbstständige. Dagegen weist Sachsen-Anhalt mit rund 8 % den geringsten Anteil an Selbstständigen auf (Schaubild 1).

Überwiegende Mehrheit der Selbstständigen im Dienstleistungsbereich tätig

Der Dienstleistungsbereich, der sich aus den Bereichen Handel, Gastgewerbe, Verkehr und sonstige Dienstleistungen1 zusammensetzt, erweist sich als Hauptbetätigungsfeld der Selbstständigen in Baden-Württemberg. Knapp 71 % der Selbstständigen waren im März 2004 in diesem Wirtschaftsbereich tätig, allein rund 25 % im Bereich Handel, Gastgewerbe und Verkehr. Dagegen arbeiteten lediglich rund 22 % der Selbstständigen im Produzierenden Gewerbe und 7 % in der Land- und Forstwirtschaft. Die Strukturveränderungen der Wirtschaftsbereiche zugunsten des Dienstleistungsbereichs und der Bedeutungsverlust der Land- und Forstwirtschaft zeigen sich im längerfristigen Zeitvergleich auch bei den Selbstständigen. So waren im Jahr 1980 noch knapp 21 % der Selbstständigen Baden-Württembergs in der Land- und Forstwirtschaft tätig, rund 30 % im Produzierenden Gewerbe und 49 % im Dienstleistungsbereich.

Häufigste Berufsgruppe: Unternehmensleitung, -beratung und -prüfung

Die Selbstständigen in Baden-Württemberg sind am häufigsten in folgenden Berufsgruppen tätig (vgl. auch Schaubild 2):

Unternehmensleitung, -beratung und -prüfung13,4 %
Groß- und Einzelhandelskaufleute7,0 %
Ärzte und Apotheker6,4 %
Landwirtschaftliche Berufe5,4 %
Ingenieure4,7 %.

Der Vergleich mit ausgewählten Bundesländern2 zeigt – zumindest bezüglich der »TOP 5« der häufigsten Berufsgruppen – vergleichbare Strukturen. In Hessen, Sachsen-Anhalt und Thüringen nahmen die Berufsgruppen der Unternehmensleitung, -beratung und -prüfung, die Groß- und Einzelhandelskaufleute und die Ärzte und Apotheker ebenfalls die Ränge 1 bis 3 wie in Baden-Württemberg ein. Auch in Bayern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen, Sachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern (soweit ein Ausweis möglich ist) zählen diese Berufsgruppen zumindest zu den fünf häufigsten Berufsgruppen, wenn auch in abweichender Reihenfolge.

Auffällig ist, dass sowohl in Bayern (10,5 %) als auch in Niedersachsen (11,5 %) und Schleswig-Holstein (11,2 %) die größte Gruppe der Selbstständigen in landwirtschaftlichen Berufen tätig ist. In Hessen und Nordrhein-Westfalen hingegen zählen die landwirtschaftlichen Berufe nicht zu den »TOP 5« der Selbstständigen, sondern finden sich erst auf Rang 9 bzw. 8. Die in Baden-Württemberg ebenfalls zu den »TOP 5« gehörende Berufsgruppe der Ingenieure findet sich insbesondere in Bayern, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz erst auf Rang 8.

Überdurchschnittlich hohe Wochenarbeitszeit der Selbstständigen

Die normalerweise geleistete Wochenarbeitszeit der Erwerbstätigen insgesamt lag im Jahr 2004 bei durchschnittlich 35,4 Stunden pro Woche (dabei sind auch die Teilzeitbeschäftigten mit berücksichtigt worden). Bei der normalerweise geleisteten Arbeitszeit handelt es sich um die vertraglich festgelegte Arbeitszeit, gelegentliche und einmalige Abweichungen wie zum Beispiel Urlaub, Krankheit, gelegentlich geleistete Überstunden oder Kurzarbeit sind nicht berücksichtigt. Je nach der Stellung der Erwerbstätigen im Beruf zeigen sich deutliche Unterschiede. So leisteten die Selbstständigen im Jahr 2004 mit 47,1 Stunden pro Woche eine deutlich überdurchschnittliche Wochenarbeitszeit. Die normalerweise geleistete Wochenarbeitszeit der Beamten, Angestellten und Arbeiter lag dagegen im Jahr 2004 bei 37,7 Stunden, 33,9 Stunden bzw. 33,3 Stunden. Gegenüber dem Jahr 1980, mit einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von 40,3 Stunden, arbeiten die Erwerbstätigen heute – auch aufgrund der gestiegenen Bedeutung der Teilzeitarbeit – im Durchschnitt weniger lang, und auch die Wochenarbeitszeit der Selbstständigen ist gegenüber 1980 (52,6 Stunden pro Woche) stark gesunken.

Der Blick auf die Altersstruktur zeigt, dass sich mit steigendem Alter der Anteil der Selbstständigen an allen Erwerbstätigen Baden-Württembergs erhöht.

Als Selbstständige arbeiten von den

30- bis unter 35-Jährigen8 %,
40- bis unter 45-Jährigen10 %,
60- bis unter 65-Jährigen20 %,
über 65-Jährigen38 %.

Für die relativ hohe Erwerbsbeteiligung der älteren Selbstständigen dürften zum einen finanzielle Gründe, zum anderen aber auch eine besondere Verbundenheit mit dem Beruf ursächlich sein.

1 Kredit- und Versicherungsgewerbe, Grundstückswesen, Vermietung, wirtschaftliche Dienstleistungen, öffentliche Verwaltung u.Ä., öffentliche und private Dienstleistungen (ohne öffentliche Verwaltung).

2 Aus methodischen Gründen konnte nur ein Vergleich mit den Ländern Bayern, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen erfolgen.