:: 8/2005

Neues Datenangebot zur Anzahl und Größe der Privathaushalte in den Gemeinden Baden‑Württembergs 2004

Angaben zur Zahl der Privathaushalte sind insbesondere für Planungen im Wohnungs- und Sozialbereich für das Land, aber auch für die Gemeinden und Kreise von zentraler Bedeutung. Entsprechende Informationen sind jedoch in regionaler Gliederung aktuell nur für die Regionen Baden‑Württembergs sowie den Stadtkreis Stuttgart aus dem jährlichen Mikrozensus verfügbar; dagegen wurde die Zahl der Privathaushalte für die Kommunen letztmalig 1987 im Rahmen der damaligen Volkszählung ermittelt. Um diese Datenlücke zu schließen, wurde mithilfe des so genannten Haushaltsmitgliederquotenverfahrens die Zahl der Haushalte sowie die durchschnittliche Haushaltsgröße für die Gemeinden des Landes berechnet.

Zahlreiche Entscheidungen von sozialer, wirtschaftlicher und politischer Bedeutung werden nämlich nicht von einzelnen Personen, sondern von Personengemeinschaften oder von privaten Haushalten getroffen. Private Haushalte treten als Käufer von langlebigen Konsumgütern (beispielsweise Kraftfahrzeugen) auf; sie leisten Transferzahlungen an öffentliche Haushalte und empfangen Transfers von diesen, so zum Beispiel Wohngeld. Bei der Ermittlung des Versorgungsgrades der Bevölkerung mit Wohnungen sind die Haushalte die Bedarfsträger und damit die geeignete Bezugsgröße für entsprechende Berechnungen.1 Nach den Ergebnissen des Mikrozensus 2004 gab es im März des vergangenen Jahres landesweit knapp 4,9 Mill. Haushalte; das sind 25 % mehr als im Volkszählungsjahr 1987. Die Zunahme der Haushaltszahl war damit aufgrund des Trends zu kleineren Haushalten deutlich stärker als diejenige der Bevölkerung (+15 %).

Regional verlief die Entwicklung in diesem Zeitraum sehr unterschiedlich: Am stärksten war die Zunahme im Landkreis Heilbronn (+44 %), im Hohenlohekreis (+40 %) und im Bodenseekreis (+39 %), am geringsten in den Stadtkreisen Stuttgart, Heidelberg und Mannheim mit einem Plus von jeweils weniger als 15 %.2

Die größten Haushalte gibt es im Alb-Donau-Kreis

1961 bildeten in Baden‑Württemberg noch durchschnittlich 2,9 Personen einen Haushalt. Diese Haushaltsgröße hat sich in den letzten gut vier Jahrzehnten stetig verringert. 1987 gehörten im Schnitt noch 2,4 Personen einem Privathaushalt an, im Jahr 2004 lag diese Kennziffer nur noch bei 2,2.

Die größten Haushalte gibt es weiterhin in den ländlich geprägten Landkreisen: Spitzenreiter ist der Alb-Donau-Kreis; hier bilden durchschnittlich 2,5 Personen einen Haushalt. Es folgen die Landkreise Biberach und Freudenstadt sowie der Neckar-Odenwald-Kreis, der Enzkreis und der Hohenlohekreis mit durchschnittlich 2,4 Personen je Privathaushalt. Dagegen leben in den meisten Stadtkreisen des Landes im Schnitt weniger als zwei Personen in einem Haushalt. Dieses »Land-Stadt-Gefälle« spiegelt sich erwartungsgemäß auch in den Werten für die Gemeinden nach ihrer Größe wider, das heißt, die Zahl der Haushaltsmitglieder nimmt mit zunehmender Gemeindegröße ab. So liegt in Kommunen mit weniger als 1 000 Einwohnern die Zahl der Haushaltsmitglieder immerhin noch bei durchschnittlich 2,6 Personen, in Städten mit zwischen 20 000 und 50 000 Einwohnern sind es bereits lediglich 2,2 Personen und in Großstädten mit über 250 000 Einwohnern sogar nur noch 1,9 Personen.

Die Ergebnisse dieser kleinräumigen Haushaltsberechnungen stehen über eine vorgefertigte Tabelle für jede Gemeinde und auch für jeden Kreis zur Verfügung. In diese Tabelle sind – für Vergleichszwecke – auch Ergebnisse früherer Volkszählungen aufgenommen worden.

Kleinräumige Berechnungen sind mit Unschärfen behaftet

»Als Haushalt (Privathaushalt) zählt jede zusammenwohnende und eine wirtschaftliche Einheit bildende Personengemeinschaft (Mehrpersonenhaushalt) sowie jede für sich allein wohnende und wirtschaftende Einzelperson (Einpersonenhaushalt). Zu einem Haushalt können verwandte und familienfremde Personen gehören (…).« Bereits diese Definition aus dem Mikrozensus lässt erahnen, welch vielfältige Lebensformen sich hinter einem Haushalt verbergen können.3 Und diese Vielfältigkeit hat in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen, nicht zuletzt aufgrund des Trends hin zu nicht ehelichen Lebensgemeinschaften. Waren vor etwa 30 Jahren noch über 99 % der Paare verheiratet, so beträgt heute der Anteil der nicht ehelichen Lebensgemeinschaften an allen Paaren bereits 9 %.4 In den Groß- und vor allem Universitätsstädten dürfte dieser Anteil noch deutlich höher liegen.

Dieser Trend, wonach sich die traditionellen Haushalts- und Familienstrukturen immer mehr aufweichen, macht die Ermittlung der Haushaltszahlen zunehmend schwieriger. Insbesondere bei nicht ehelichen Lebensgemeinschaften ist es nicht immer eindeutig, ob diese einen Mehrpersonenhaushalt oder aber mehrere Einpersonenhaushalte bildet – je nachdem, ob diese Personen gemeinsam wirtschaften oder nicht.5

Da es sich bei den vorgelegten Ergebnissen um errechnete Werte handelt, für die naturgemäß pauschale Annahmen getroffen werden mussten, sind diese kleinräumigen Ergebnisse mit zusätzlichen Unschärfen behaftet. Vor allem in den Groß- und Universitätsstädten dürften diese Unschärfen aufgrund des hohen Anteils an nicht ehelichen Lebensgemeinschaften besonders bedeutsam sein. Nichtsdestotrotz stellen die vorgelegten Daten im Hinblick auf die Bereitstellung planungs- und entscheidungsrelevanter Informationen einen Fortschritt dar.

1 Der Ansatz zur Berechnung der kleinräumigen Haushaltszahlen ist im i-Punkt beschrieben.

2 Vgl. hierzu Hin, Monika: Lebensformen der Bevölkerung in Baden‑Württemberg gestern und heute, in: Baden‑Württemberg in Wort und Zahl, Heft 2/1997, S. 56 ff.

3 Vgl. Eggen, Bernd: Ehe und Familie – ein Auslaufmodell?, in: Statistisches Monatsheft Baden‑Württemberg, Heft 11/2003, S. 22 ff.

4 Ein Grenzfall stellt sicherlich aber auch die in der Stuttgarter Zeitung beschriebene »Luxus-Rentner-WG« dar, der drei Ehepaare angehören, die sich Küche und Wohnzimmer teilen und gemeinsam einkaufen; vgl. »Luxus-WG mit Pool, Beletage und Wintergarten«, in: Stuttgarter Zeitung vom 15. Juni 2005, S. 19.