:: 9/2005

Kommunales Aufkommen an häuslichen Abfällen 2004

Zunehmender Erfolg bei der Abfallverwertung

Das Aufkommen der jährlich von den Privathaushalten in Baden-Württemberg abgegebenen Mengen an Haus- und Sperrmüll, häuslichen Wertstoffen und Bioabfällen (= häusliche Abfälle) zeichnet sich durch sehr geringe Veränderungen im Zeitablauf aus. Vergleichbare Ergebnisse, die die Abfallbilanz für Baden-Württemberg seit 1990 jährlich liefert, liegen im Landesdurchschnitt zwischen 3,4 Mill. Tonnen und 3,7 Mill. Tonnen. Dies entspricht einem Pro-Kopf-Aufkommen in den betrachteten Jahren von durchschnittlich rund 350 Kilogramm je Einwohner und Jahr (kg/Ea). Positiv ist, dass trotz gleich bleibendem Gesamtaufkommen die Anteile der getrennt erfassten Wertstoffe und der Bioabfälle deutlich gestiegen sind, während das Aufkommen an Haus- und Sperrmüll zurückging. In der regionalen Betrachtung nach Stadt- und Landkreisen zeigen sich allerdings noch erhebliche Unterschiede im Aufkommen und in der Zusammensetzung der häuslichen Abfälle.

Im Jahr 2004 gaben die Haushalte in Baden-Württemberg fast 3,7 Mill. Tonnen an so genannten häuslichen Abfällen zur Entsorgung ab. Diese häuslichen Abfälle setzen sich zusammen aus dem Haus- und Sperrmüll (1,61 Mill. Tonnen) und den getrennt vom Hausmüll erfassten Wertstoffen (1,65 Mill. Tonnen). Schließlich zählen dazu auch noch die Bioabfälle1, die in Baden-Württemberg seit 1990 erfasst werden und die zuletzt mit 0,43 Mill. Tonnen zu Buche schlugen. Umgelegt auf die Einwohner des Landes ergibt sich für 2004 eine Gesamtmenge von 345 kg an häuslichen Abfällen; das sind 4 kg mehr als im Vorjahr und 7 kg weniger als 1990.

Die Entsorgung der häuslichen Abfälle, die knapp 30 % des kommunalen Abfallaufkommens ausmachen, obliegt – mit Ausnahme der zu verwertenden Verkaufsverpackungen – ausschließlich den öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgern (örE). Somit können die häuslichen Abfälle sehr umfassend und genau beschrieben werden, während bei anderen Ausschnitten des kommunalen Abfallaufkommens – zum Beispiel den Gewerbeabfällen oder den Baustellenabfällen – das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz den Abfallerzeugern eine weit gehende Eigenverantwortung zugesteht, sofern es sich um Abfälle zur Verwertung handelt. Dies führte in der Konsequenz dazu, dass das kommunale Abfallaufkommen rechnerisch stark zurückging, da große Teile nicht mehr den örE überlassen wurden und sich damit der statistischen Erfassung entzogen. Während im Jahr 1990 noch über 30 Mill. Tonnen über die öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger erfasst wurden, waren es 2004 gerade noch 12,8 Mill. Tonnen.

Unterschiedliche Zielerreichungsgrade bei Vermeidung und Verwertung von Abfällen

Zieht man die Entwicklung der häuslichen Abfälle, deren Mengen als vollständig bekannt vorausgesetzt werden können, als Maßstab für den Erfolg bei den Bemühungen um eine weit gehende Abfallvermeidung heran, so müssen die Maßnahmen als unzureichend eingestuft werden. Denn es zeigt sich, dass die Gesamtmenge der häuslichen Abfälle als Summe aus verwertetem und beseitigtem Haus- und Sperrmüll, der in den Haushalten angefallenen Wertstoffe sowie den Bioabfällen im Jahr 2004 (3,69 Mill. Tonnen) sich nicht nennenswert von dem Ergebnis für 1990 (3,42 Mill. Tonnen) abhebt.

Ganz anders als bei der Abfallvermeidung weist die Entwicklung der häuslichen Abfälle hinsichtlich der Abfallverwertung erhebliche Erfolge aus. So zeigt sich, dass hinter dem fast gleich bleibenden Gesamtaufkommen an häuslichen Abfällen zwei gegenläufige Trends stehen. So sank der Anteil des Haus- und Sperrmüllaufkommens an den häuslichen Abfällen. Während er 1990 noch 76 % der Gesamtmenge ausmachte, liegt er inzwischen bei nur noch 44 %. Gleichzeitig stieg der Anteil der Wertstoffe aus Haushalten von 23 % auf 45 %. Die Bioabfälle, die erst seit 1990 erfasst werden, machen heute einen Anteil von 12 % aus. Die Absolutzahlen unterstreichen den Erfolg in den Bemühungen um eine Ausweitung der Abfallverwertung: Differenziert man zwischen dem Aufkommen an Haus- und Sperrmüll auf der einen Seite und den Wertstoffen aus Haushalten und den Bioabfällen auf der anderen Seite, so übersteigt das Haus- und Sperrmüllaufkommen bis einschließlich 1995 das Wertstoff- inklusive Bioabfallaufkommen. Danach kehrten sich die Verhältnisse um – eine Entwicklung, die sich inzwischen über acht weitere Erhebungsjahre verfestigt hat (Tabelle, Schaubild 2). Inzwischen liegt nur noch in acht Kreisen das Aufkommen an Haus- und Sperrmüll über dem zusammengefassten Aufkommen an Wertstoffen inklusive Bioabfällen.

Pro Einwohner zwischen 240 und 478 kg an häuslichen Abfällen

Die Menge an häuslichen Abfällen, die im Jahr 2004 pro Einwohner zur Entsorgung abgegeben wurde, streute zwischen den einzelnen Kreisen sehr stark. Während der Landesdurchschnitt bei 345 kg je Einwohner lag, reichte die Bandbreite in den Kreisen von 240 kg im Kreis Sigmaringen bis zu 478 kg im Stadtkreis Baden-Baden (Schaubild 1). Landesweit lag im Jahr 2004 das Pro-Kopf-Aufkommen an häuslichen Wertstoffen bei 154 kg, hinzu kamen 41 kg Bioabfälle und 150 kg Haus- und Sperrmüll2 je Einwohner. In den einzelnen Stadt- und Landkreisen lagen die Pro-Kopf-Mengen beim Haus- und Sperrmüllaufkommen zwischen 57 kg im Landkreis Calw und 267 kg im Stadtkreis Mannheim. Insgesamt 16 Stadt- und Landkreise belegten Plätze über dem Landesmittelwert von 150 kg/Ea. Das Landesmittel der häuslichen Wertstoffe von 154 kg je Einwohner übertrafen dagegen 27 von 44 Kreisen. Die gesamte Bandbreite reichte hier von 120 kg/Ea in Mannheim bis zu jeweils 214 kg in den Kreisen Calw und Baden-Baden. Schließlich wurden unter den insgesamt 32 Kreisen, in denen Biomüll flächendeckend getrennt gesammelt wurde, Pro-Kopf-Mengen zwischen 13 kg im Rhein-Neckar-Kreis und 127 kg in der Stadt Baden-Baden abgegeben. Neben diesen 32 Kreisen mit Biomüllerfassung gibt es im Land noch 10 Kreise ohne und zwei weitere Kreise (Alb-Donau und Waldshut) mit nur teilweiser, das heißt nicht flächendeckender Biomüllsammlung.

Die Ursachen für diese deutlichen Unterschiede sind vielfältiger Natur. So können zum Beispiel strukturelle Unterschiede zwischen eher ländlichen und mehr städtisch geprägten Kreisen die Abgabe von Biomüll beeinflussen. Fakt ist, dass in Baden-Württemberg keine flächendeckende statistische Erfassung biologischer Abfälle von den Haushalten besteht. Die Vermutung, dass in vergleichsweise ländlicheren Kreisen die organisierte Biomüllentsorgung gegenüber den besseren Möglichkeiten zur Eigenkompostierung zurücktritt, kann zumindest im Umkehrschluss bestätigt werden: In allen Stadtkreisen werden Bioabfälle erfasst. Des Weiteren können die unterschiedliche Ausstattung der Haushalte mit Sammelbehältern, Organisation und Häufigkeit der Sammlung sowie nicht zuletzt die Gebührenstaffelung das Aufkommen bei allen drei Fraktionen der häuslichen Abfälle beeinflussen.

1 Je nach Art der Darstellung werden teilweise auch die Grünabfälle mit einbezogen.

2 Sammelmengen.