:: 10/2005

Gesamtabfallaufkommen in Baden-Württemberg 2004 – Rückläufige Tendenz setzt sich fort

Das Gesamtaufkommen aller Abfälle betrug in Baden-Württemberg im Jahr 2004 rund 36,5 Mill. Tonnen. Dies waren etwa 5 % weniger als im Vorjahr. Damit setzte sich die seit dem Jahr 2000 andauernde Abnahme des Gesamtabfallaufkommens fort. Auch für die einzelnen Komponenten des Gesamtabfallaufkommens ist seit 2001 durchweg ein Rückgang der Mengen festzustellen. Der Beitrag befasst sich mit den Entwicklungen des Gesamtabfallaufkommens in der Gliederung nach Abfallkategorien. Auch ein Vergleich der Landesergebnisse mit den Berechnungsergebnissen für das gesamte Bundesgebiet wird angestellt.

Starker Rückgang des Gesamtabfallaufkommens in Baden-Württemberg

Im Jahr 2004 waren in Baden-Württemberg mehr als 36 Mill. Tonnen an Abfällen zu entsorgen. Das waren rund 5 % weniger als 2003. Gegenüber dem Jahr 1996, für das erstmals in vergleichbarer Form ein Gesamtabfallaufkommen von 45,6 Mill. Tonnen berechnet wurde, ist dies ein Rückgang um 20 %. Eine anhaltend rückläufige Tendenz ist damit erst seit dem Jahr 2000 zu beobachten, nachdem 1999 mit über 53 Mill. Tonnen der bislang höchste Wert erreicht worden war.

Ein Vergleich der Entwicklung im Land mit der Aufkommensentwicklung auf Bundesebene ist derzeit bis zum Jahr 2003 möglich (Tabelle). Aus Baden-Württemberg kamen zuletzt knapp 11 % des bundesweiten Abfallaufkommens. Der Anteil Baden-Württembergs an der Gesamtbevölkerung liegt mit 13 % spürbar höher. Die Entwicklung des Gesamtabfallaufkommens auf Bundesebene zeigt weitaus geringere Schwankungen, als dies in Baden-Württemberg der Fall ist. So liegt das Aufkommen auf Bundesebene im Jahr 2003 lediglich um 5 % niedriger als im Jahr der ersten Berechnung (1996). Das bisherige Maximum, in Baden-Württemberg im Jahr 1999 und im Bundesdurchschnitt im Jahr 2000 erreicht, lag um 10 % (Bund) bzw. um 28 % (Land) über dem aktuellen Gesamtaufkommen, was sowohl im Bundesdurchschnitt als auch in Baden-Württemberg einen anhaltenden Rückgang belegt.

Das jährliche Abfallaufkommen setzt sich aus einer Vielzahl sehr unterschiedlicher Abfallarten zusammen (Schaubild 1). In einer ersten groben Gliederung werden Siedlungsabfälle, Abfälle aus Produktion und Gewerbe, Baumassenabfälle, Sonderabfälle (besonders überwachungsbedürftige Abfälle) sowie kommunale Klärschlämme unterschieden. Bergematerial aus dem Bergbau – eine weitere Kategorie, die zwar in einigen Bundesländern und damit auch bundesweit von Bedeutung ist – ist für Baden-Württemberg nicht relevant.

Weiterer Rückgang der Baumassenabfälle

Mit fast drei Viertel des Gesamtaufkommens haben die Baurestmassen eine mengenmäßig herausragende Bedeutung für die Abfallentsorgung. Gegenüber dem Vorjahr ist ein Rückgang um knapp 7 %, im Vergleich zu 1996 sogar um 28 %, festzustellen. Nach dem Höchstwert im Jahr 1999 ging das Aufkommen an Baurestmassen kontinuierlich zurück. Hauptursache hierfür dürfte die Schwäche in der Baukonjunktur sein. Die zu entsorgende Menge an Baumassenabfällen hängt ganz entscheidend von den im jeweiligen Zeitraum laufenden Großbauprojekten ab. Dabei ist nur diejenige Menge im Abfallaufkommen enthalten, die zur Verwertung oder Beseitigung das Baugelände bzw. die Baustelle verlässt. Der Anteil, der direkt vor Ort wieder eingesetzt werden kann, ist nicht im Abfallaufkommen enthalten. Dies trifft insbesondere beim Straßenaufbruch zu, der zu erheblichen Teilen wieder im gleichen Bauabschnitt bei Straßenbaumaßnahmen eingesetzt wird und auch deshalb zusammen mit dem Bauschutt den kleineren Teil der erfassten Baumassenabfälle stellt.

Der weit überwiegende Teil der Baumassenabfälle besteht aus nicht verunreinigtem Bodenaushub, der mit rund 19 Mill. Tonnen etwa 71 % des Aufkommens an Baumassenabfällen ausmacht. Das oberste Ziel bei der Entsorgung von Bodenaushub ist seine möglichst entstehungsnahe Verwendung oder Ablagerung, um unnötige Transportstrecken und damit Lärm und Schadstoffemissionen zu vermeiden. Zur Ablagerung der nicht verwertbaren Anteile standen 2004 im Land fast 400 Bodenaushub- und Bauschuttdeponien bereit.

Siedlungsabfälle: Verwertungsquote deutlich höher als im Bundesdurchschnitt

Den Siedlungsabfällen, die aktuell einen Anteil von etwa 17 % des Gesamtaufkommens ausmachen, kommt besonderes Augenmerk zu, da das Ende der Deponierung von nicht vorbehandelten Siedlungsabfällen zum 1. Juni 2005 die Bereitstellung zusätzlicher Behandlungskapazitäten erfordert. Die Siedlungsabfälle sind ein Konglomerat sehr verschiedener Abfallarten. Hinsichtlich der Verantwortlichkeiten bei der Entsorgung grundsätzlich zu unterscheiden sind die Haushaltsabfälle, bestehend aus Haus- und Sperrmüll, Grün- und Bioabfällen, Wertstoffen aus Haushalten und Elektro- bzw. Elektronikaltgeräten sowie den »Anderen Siedlungsabfällen«, die hauptsächlich die hausmüllähnlichen Gewerbeabfälle umfassen. Die Menge der Siedlungsabfälle belief sich 2004 auf etwa 6,2 Mill. Tonnen. Das waren ca. 3 % weniger als im Jahr zuvor. Das bisherige Maximum an Siedlungsabfällen wurde mit fast 7,4 Mill. Tonnen im Jahr 2001 erreicht. Durch die landesweit forcierte Trennung von Abfällen zur Verwertung und Abfällen zur Beseitigung konnte die Verwertungsquote – das ist derjenige Anteil der Siedlungsabfälle, der nicht deponiert und nicht thermisch behandelt/verbrannt wurde – im betrachteten Zeitraum deutlich gesteigert werden (Schaubild 2). Ausgehend von 59 % im Jahr 1996 stieg die Quote mittlerweile auf 65 %. Bundesweit lag die Verwertungsquote bei 58 %. Im Jahr 2004 wurden in Baden-Württemberg noch etwa 1,1 Mill. Tonnen direkt auf Deponien abgelagert, 1996 waren es noch 1,8 Mill. Tonnen – ein Rückgang um etwa 37 %. Allein bezogen auf die 4,5 Mill. Tonnen an Haushaltsabfällen unter den Siedlungsabfällen insgesamt steht einer Verwertungsquote von 66 % in Baden-Württemberg ein Bundeswert von 61 % gegenüber.

Die zu beseitigende Menge an Siedlungsabfällen ist die Kenngröße für die Bereitstellung von Behandlungskapazitäten zur Erfüllung der Forderungen der TASI (Technische Anleitung Siedlungsabfälle). Eine gewisse Unsicherheit resultiert diesbezüglich aus der Entwicklung der zu beseitigenden allgemeinen Gewerbeabfälle in den kommenden Jahren. Nachdem das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz den Erzeugern gewerblicher Abfälle, soweit es sich um Abfälle zur Verwertung handelt, weit gehende Eigenverantwortung zuteilt, wurden große Teile dieses Aufkommens nicht mehr den öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgern überlassen, sondern privatwirtschaftlich entsorgt. Infolge der gesetzlichen Änderungen (TASI, Deponieverordnung), die am 1. Juni 2005 in Kraft traten, zeichnet sich bereits heute ab, dass gewerbliche Abfälle in zunehmendem Maße wieder den öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgern zur Entsorgung überlassen werden. 1

Die als »Abfälle aus Produktion und Gewerbe« zusammengefassten Abfallgruppen hatten in Baden-Württemberg im Jahr 2004 einen Anteil von etwa 6 % am Gesamtabfallaufkommen.

Sonderabfallaufkommen bei 1,42 Mill. Tonnen

Das Aufkommen an Sonderabfällen (hier synonym mit besonders überwachungsbedürftigen Abfällen = bü) summierte sich im Jahr 2004 auf 1,42 Mill. Tonnen. Diese – aufgrund ihrer stofflichen Eigenschaften potenziell gefährlichen Abfälle – haben einen Anteil von 3,9 % am Gesamtaufkommen aller Abfälle. Trotz dieses vergleichsweise geringen Mengenanteils kommt den Sonderabfällen eine hohe Aufmerksamkeit zu. Sie unterliegen wegen ihres Gefahrenpotenzials einem Kontrollverfahren, dem so genannten Begleitscheinverfahren, das Herkunft und Entsorgung sowie alle zwischengelagerten Transportstrecken erfasst. Für diese Sonderabfälle liegen »echte« Aufkommensmengen vor, da die Zuordnung der zu entsorgenden Mengen auf die einzelnen Erzeuger möglich ist. Oft durchlaufen Sonderabfälle jedoch mehrere Entsorgungs- oder Behandlungsanlagen, wobei sie auf jeder dieser Stufen per Begleitschein erfasst werden. Um Doppelzählungen zu vermeiden, werden die primär in Baden-Württemberg erzeugten und zur Entsorgung abgegebenen Sonderabfälle von den so genannten Sekundärabfällen unterschieden und getrennt ausgewiesen. Von den Primärabfällen wurden zuletzt (2003) 66 % in Baden-Württemberg entsorgt, 32 % in anderen Bundesländern, in geringem Umfang gingen Mengen auch ins Ausland. Auch bei den Sonderabfällen liegt die Verwertungsquote mit 70 % relativ hoch, wobei jedoch auch Mengen, die auf einer ersten Stufe in Zwischenlager bzw. in andere Vorbehandlungsanlagen gelangten, miterfasst sind.

1 Stuttgarter Zeitung vom 26. August 2005; S. 19: Gewerbemüll kehrt zurück.