:: 1/2006

Die besten Reformer sind die, die bei sich selbst anfangen – Ein Jahresrückblick 2005

Als George Bernard Shaw diesen Satz sagte, dachte er bestimmt nicht an die amtliche Statistik. Trotzdem trifft er die Situation des Jahres 2005 bei den Statistischen Ämtern der Länder und des Bundes. Die amtliche Statistik ist eine unverzichtbare Säule der Informationsinfrastruktur unseres Landes. Sie liefert die notwendigen Informationen für politische und wirtschaftliche Entscheidungen, für administratives Handeln, für wissenschaftliche Analysen und für die Orientierung der Bürger. So waren die objektiven, neutralen und wissenschaftlich unabhängigen Daten des Statistischen Landesamtes auch im Jahr 2005 – nicht zuletzt in den Medien – wieder stets präsent und wurden stark nachgefragt. Wie alle anderen gesellschaftlichen Bereiche steht jedoch auch die amtliche Statistik vor großen Herausforderungen. Der tief greifende strukturelle Wandel der Wirtschaft, die fortschreitende Vertiefung und Verbreiterung der Europäischen Union sowie die intensiv geführte Debatte um nachhaltige Entwicklung, Bürokratieabbau und Haushaltskonsolidierung markieren dabei die wichtigsten Einflussfaktoren. Um die Handlungsfähigkeit der amtlichen Statistik auch in Zukunft gewährleisten zu können, bleiben daher Reformen der einzige Weg. Ein Weg, auf dem das Statistische Landesamt Baden-Württemberg auch im Jahr 2005 zügig vorangeschritten ist.

Optimierte Kooperation durch mehr Arbeitsteilung

Bereits im Jahr 2003 hatten die Statistischen Ämter des Bundes und der Länder die wesentlichen Grundlagen und Ziele formuliert, mit denen die Zukunft der amtlichen Statistik in Deutschland unter Beachtung der föderalen Struktur für die Zukunft gestaltet werden soll. Im Vordergrund dieses »Masterplans zur Reform der amtlichen Statistik« steht, die Wirtschaftlichkeit des statistischen Systems zu verbessern und gleichzeitig durch Entlastung der Befragten die Akzeptanz zu erhöhen. Die Zusammenarbeit der Statistischen Ämter soll optimiert und um Wettbewerbselemente ergänzt werden. Zum Jahresende 2005 konnte nun schon der zweite umfassende Fortschrittsbericht zu diesem Masterplan vorgelegt werden.

Ein wesentliches Reformprojekt des Masterplans ist die »Optimierte Kooperation durch mehr Arbeitsteilung«. Ziel dieser optimierten Kooperation ist es, durch eine engere Zusammenarbeit und Aufgabenteilung zwischen den Statistischen Ämtern die Statistikproduktion – insbesondere die IT-Produktion, schlussendlich aber auch die fachstatistische Produktion – noch effizienter und wirtschaftlicher durchzuführen als bisher. Als eines von sechs Pilotprojekten ist von Baden-Württemberg das Projekt mDAMAST durchgeführt worden, welches für andere Landesämter eine zentrale DV-Anwendungsbetreuung und Aufbereitung für sämtliche Baustatistiken ermöglicht.

Im November 2005 wurde – nach erfolgreichen Tests – mit den Statistischen Landesämtern Rheinland-Pfalz und Hessen ein entsprechender Vertrag für die Baugewerbe- und Bautätigkeitsstatistiken geschlossen. Mit der Konsequenz, dass die für diese Erhebungen benötigten Programme und Datenbanken nur noch in einem und nicht mehr in jedem Landesamt installiert und gepflegt werden. Erstmals findet dabei innerhalb der Statistischen Ämter auch eine Leistungsverrechnung gegen Entgelt statt. Künftig sparen sich die Statistischen Landesämter in Rheinland-Pfalz und Hessen die Pflege und Wartung der Software für die insgesamt zwölf Statistiken im Baubereich. Auch die technische Unterstützung erfolgt durch die Experten aus Baden-Württemberg. Rheinland-Pfalz und Hessen können damit frei werdende Arbeitskapazitäten für neue Aufgaben nutzen. Es ist zu hoffen, dass sich bald weitere Statistische Landesämter an diesem zukunftsweisenden Kooperationsmodell beteiligen. Im Gegenzug könnten sich diese Ämter dann auf andere Statistikbereiche konzentrieren, sich hier zu Spezialisten entwickeln und anderen Ämtern ebenfalls ihre Dienste anbieten. Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg beteiligt sich im Gegenzug an dem Angebot des Landesbetriebs für Datenverarbeitung und Statistik Brandenburg zur zentralen Aufbereitung der kommunalen Kassenstatistik.

Entlastung von befragten Unternehmen

Neben dem »E-Government«, das heißt einer vollständigen Automatisierung der Datenerhebung und -verarbeitung einerseits und einer Standardisierung der Prozesse andererseits sowie der Verbesserung der Verwaltungssteuerung durch ein länderübergreifendes Benchmarking als Kosten- und Qualitätsvergleich auf der Basis eines Controllings, ist die Entlastung der befragten Unternehmen ein weiteres wesentliches Element des Reformprozesses in der amtlichen Statistik. Das Thema »Entlastung der Berichtspflichtigen« hat im Zusammenhang mit der Entbürokratisierungsdiskussion eine hohe politische Bedeutung erlangt. Daher ist es nur folgerichtig, dass auch die amtliche Statistik dieses Thema mit hoher Priorität betreibt. Die amtliche Statistik ist sich durchaus bewusst, dass sie mit der Befriedigung von Informationsbedürfnissen aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft einzelne Berichtspflichtige stark belastet. Auf der anderen Seite darf aber nicht übersehen werden, dass überhaupt nur 11 % der Unternehmen in Deutschland von der amtlichen Statistik befragt werden, das heißt 89 % der Unternehmen bleiben von statistischen Berichtspflichten verschont. Darüber hinaus wurden in den letzten fünf Jahren in Deutschland mehr als 60 000 Unternehmen von weit über 500 000 statistischen Meldepflichten befreit.

Bereits im Jahr 2004 hatte die baden-württembergische Landesregierung eine Bundesratsinitiative mit 17 im Statistischen Landesamt erarbeiteten Vorschlägen für Statistikstreichungen gestartet, die vom Deutschen Bundestag abgelehnt worden ist. Dabei soll aber nicht verschwiegen werden, dass Statistikentlastungen immer wieder auch am Informationsinteresse von Wirtschaftsverbänden scheitern.

Am 27. April 2005 wurde nun eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe eingerichtet, an der das Statistische Landesamt Baden-Württemberg mitwirkt und die den Auftrag hat, auf Fachebene Maßnahmen zur Statistikentlastung zu erarbeiten. Ziel ist dabei, insbesondere kleine und mittlere Unternehmen von monatlichen Berichtspflichten zu entlasten. Auf der Grundlage einer in erster Linie vom Statistischen Landesamt Baden-Württemberg entwickelten Konzeption konnte diese Arbeitsgruppe einen in sich stimmigen Reformvorschlag vorlegen, der die Unternehmen deutlich entlasten würde, ohne zu nennenswerten Einbußen bei Aussagekraft, Qualität und Aktualität der amtlichen Statistik zu führen. Dieser Reformvorschlag beruht im Wesentlichen auf der Anhebung der Abschneidegrenzen bei wichtigen monatlichen Statistiken im Verarbeitenden Gewerbe. Würden diese Anhebungen realisiert, hätte dies eine Reduzierung um bundesweit insgesamt 326 000 Meldungen pro Jahr zur Folge.

Nutzung von Verwaltungsdaten

Die Reduzierung von Berichtspflichten ist jedoch nur ein Weg, um Unternehmen von amtlichen Statistikaufgaben zu entlasten. Auch der verstärkte Einsatz von elektronischen Meldeverfahren und Verfahren zur automatischen Datengewinnung aus dem betrieblichen Rechnungswesen sowie eine intensive Nutzung verbesserter Verwaltungsdaten sollen dazu beitragen, dieses Ziel zu erreichen.

Die Statistischen Ämter des Bundes und der Länder arbeiten derzeit mit Nachdruck daran, dass künftig die Daten der Umsatzsteuermeldungen an die Finanzämter und die Daten, die den Arbeitsämtern gemeldet werden, für die Konjunkturbeobachtung genutzt werden können. Dies würde dann vor allem Einzelhandels-, Gastwirtschafts- und Handwerksbetriebe sowie andere Dienstleistungsbranchen entlasten. Bevor die Verwaltungsdaten jedoch tatsächlich genutzt werden können, ist deren Eignung zu testen. Dies sieht das Verwaltungsdatenverwendungsgesetz vor. Mit einer umfassenden Eignungsbeurteilung für die Dienstleistungsbereiche und das Handwerk kann ab Mitte 2006 gerechnet werden. Danach werden vertiefende Untersuchungen durchgeführt und Schätzverfahren für fehlende Werte entwickelt. In anderen Ländern, insbesondere in Skandinavien oder in Frankreich, können die Statistikämter wesentlich stärker auf Verwaltungsdaten zurückgreifen. Ein entscheidender Ansatzpunkt für eine bessere Nutzung von Verwaltungsdaten wäre die Einführung einer einheitlichen Wirtschaftsnummer in Deutschland.

Datenübermittlung per Internet

Unabhängig von den Möglichkeiten der Verwaltungsdatennutzung setzt sich die amtliche Statistik nachdrücklich für einen verstärkten Einsatz elektronischer Medien bei der Durchführung von Erhebungen ein. Im Jahr 2005 konnte das Statistische Landesamt Baden-Württemberg mittlerweile bei insgesamt 28 Statistiken eine Datenübermittlung per Internet anbieten und liegt damit bundesweit mit an der Spitze. Besonders erfreulich ist, dass diese Form der Datenlieferung von den Berichtspflichtigen sehr gut angenommen wird, nicht zuletzt aufgrund zahlreicher Werbeaktionen des Amtes, diese komfortable und rationelle Form der Online-Meldung zu nutzen. So melden inzwischen bei der monatlichen Produktionserhebung 31 % der Unternehmen über das Internet, beim Monatsbericht im Verarbeitenden Gewerbe immerhin 28 %. Diese Werte sind bundesweit bisher unerreicht.

Die Übertragung von Unternehmensdaten über Statistik-Online erleichtert nicht nur die Arbeit in den Statistischen Ämtern, sondern vereinfacht auch die Meldungen für die Betriebe. Darüber hinaus ist dieses Verfahren die Vorstufe für eine medienbruchfreie Meldung von statistischen Daten direkt aus dem betrieblichen Rechnungswesen, dem so genannten eStatistik.core. Mehrere Software-Firmen bieten ein Statistikmodul für ihre Standardsoftware an, das die benötigten Daten automatisch aus dem Rechnungswesen generiert und an eine zentrale Stelle der Statistischen Ämter liefert.

Die Software eStatistik.core ist der Gewinner des E-Government-Wettbewerbs 2005 im Politikfeld »Wirtschaft und Arbeit«. Die bisherigen Erfahrungen mit eStatistik.core zeigen allerdings, dass Entlastungspotenziale und Umsetzungsprobleme je nach Statistik unterschiedlich sind und erhebungsspezifische Lösungen gefunden werden müssen.

Aufgabenzuwachs versus Personalabbau

Trotz Entbürokratisierungsbemühungen sieht sich die amtliche Statistik dem Druck zunehmender Aufgaben gegenüber, die den steigenden Informationsbedarf – insbesondere der EU – befriedigen sollen. So ist der Aufgabenumfang im Jahr 2005 wieder um acht neue Statistiken erweitert worden. Dies sind die Europäische Statistik über Einkommens- und Lebensbedingungen (EU-SILC), der unterjährige Mikrozensus, die monatliche ILO-Erwerbsstatistik, die Finanzvermögensstatistik, die vierteljährliche Hochschulfinanzstatistik, die Erhebung zur Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien in Haushalten und Unternehmen, eine Dauerstichprobe befragungsbereiter Haushalte (»Haushaltsregister«) sowie die Statistik des gewerblichen Personennahverkehrs und des Omnibusverkehrs. Im Gegenzug fielen die Haushaltsansatzstatistik und die Unternehmensstatistik der Personenbeförderung im Straßenverkehr weg. Bei sieben Erhebungen wurden die Merkmale reduziert und bei einer erfolgten Merkmalsausweitungen.

Bei vier Statistiken brachte eine Methodenumstellung bzw. die Verschmelzung von Erhebungen eine Entlastung der Befragten. Trotz der Reduzierungen überwiegen jedoch bei weitem die Ausweitungen, nicht zuletzt eben durch die neuen gewichtigen Erhebungen der EU. Auch für das Jahr 2006 stehen bereits Ausweitungen im Statistikprogramm fest, so die Erhebungen in Tageseinrichtungen und in der öffentlich geförderten Kindertagespflege sowie die Statistik zu den Finanzen der ausgegliederten Einheiten. Auch das beschlossene neue Umweltstatistikgesetz wird ab 2007 nicht nur Reduzierungen in den Statistikpflichten mit sich bringen.

Diesen zusätzlichen Aufgaben steht allerdings ein stetiger, von der Politik auferlegter Personalabbau, gegenüber, der sich nur durch umfangreiche Rationalisierungsmaßnahmen in allen Bereichen des Amtes auffangen lässt. Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg hat von 1993 bis zum 1. Januar 2006 mittlerweile 165,5 Stellen eingespart, sodass das Amt nur noch über 625,5 Stellen verfügt. Bis zum 1. Januar 2008 sind weitere 23 Stellen einzusparen, was dann einem Stelleneinsparvolumen von ca. 24 % seit 1993 entspricht. Der veranschlagte Haushalt des Amtes belief sich im vergangenen Jahr auf rund 33 Mill. Euro. Die Statistikkosten betragen in Baden-Württemberg knapp drei Euro pro Einwohner, die niedrigsten Kosten nach Nordrhein-Westfalen.

Eine Zielvereinbarung für das Statistische Landesamt

Im Januar 2005 wurde zwischen der Amtsleitung und den Abteilungsleitungen die erste schriftlich fixierte Zielvereinbarung des Amtes für das Jahr 2005 abgeschlossen. Diese Zielvereinbarung enthält diejenigen Ziele, Strategien und Maßnahmen, mit denen das Statistische Landesamt den notwendigen Reformprozess steuern und vorantreiben will. Neben der bereits dargestellten Entlastung von Berichtspflichtigen kommt dabei dem Oberziel »Wirtschaftlichkeit« eine herausragende Bedeutung zu, um angesichts der politischen Rahmenbedingungen und unter den Vorzeichen ständiger Einsparungen, die personellen und finanziellen Ressourcen des Amtes so wirtschaftlich und effizient wie möglich einsetzen zu können. Die Verbesserung des Kundennutzens und die Förderung von Motivation und Qualifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind zwei weitere tragende Säulen dieser Zielvereinbarung.

Ein wesentlicher Beitrag zur Wirtschaftlichkeit, aber auch zur verbesserten Qualität von statistischen Informationen und Dienstleistungen, ist die medienbruchfreie (elektronische), plausibilisierte Lieferung und Verarbeitung von Daten. Mit dem Fortschrittsbericht 2005 konnte bereits zum dritten Mal eine detaillierte und fundierte Bestandsaufnahme der Situation bei der Datenlieferung an die amtliche Statistik vorgelegt werden, mit dem über die medienbruchfreie, plausibilisierte Datenlieferung an das Statistische Landesamt Baden-Württemberg informiert wird. Die technischen Voraussetzungen für elektronische Datenlieferungen erweisen sich in der betrieblichen wie auch in der Verwaltungspraxis als außerordentlich komplex und nicht selten aufwändig in der Umsetzung. Unter diesem Blickwinkel ist es daher durchaus beachtlich, dass die Zahl der Statistiken, die zu 100 % elektronisch geliefert werden und bereits so vorplausibilisiert sind, dass nur ein geringer Aufwand im Statistischen Landesamt entsteht, von 20 auf 25 Statistiken gestiegen ist, das sind 10 % der vom Statistischen Landesamt durchzuführenden Statistiken. Zieht man die Grenze der medienbruchfreien Lieferung bei gleichzeitiger Vorplausibilisierung aber bei mindestens 90 %, so können 30 Statistiken, das heißt 12 %, als medienbruchfrei einbezogen werden.

Das neue Verbesserungssystem des Amtes – StaLaVS

Um die Kreativität und die Ideen seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Verbesserung von Arbeitsabläufen und Wirtschaftlichkeitspotenzialen optimaler zu nutzen, führte das Statistische Landesamt Ende 2002 ein kontinuierliches Verbesserungssystem (KVP) ein. Im Sommer des Jahres 2005 wurde dieses System nun weiterentwickelt und als StaLaVS – StaLa-Verbesserungssystem – neu eingeführt. StaLaVS ist ein Gesamtsystem, das alle Elemente von Verbesserungsmöglichkeiten umfasst und damit auch alle Bereiche des Hauses berücksichtigt, von denen Verbesserungen ausgehen können. Verbesserungen, die im Haus umgesetzt werden und die gegebenenfalls auch für andere Bereiche von Bedeutung sein könnten, sollen an zentraler Stelle gesammelt und bekannt gemacht werden. Bis zum Ende des Jahres 2005 gingen insgesamt 313 Verbesserungsvorschläge in der Geschäftsstelle ein. Hiervon wurden 98 umgesetzt und 29 prämiert. Allein durch die Realisierung der Einzelvorschläge konnten dabei fast 56 000 Euro an Einsparungen erzielt werden. Nimmt man die Ersparnisse durch Team-Vorschläge hinzu, so ergeben sich Einsparungen in Höhe von über 256 000 Euro seit der Einführung des Systems.

Weitere Optimierungsmöglichkeiten erwartet sich das Statistische Landesamt von Organisationsuntersuchungen, die in Eigeninitiative des Hauses in allen Referaten durchgeführt werden. Ziel dieser Organisationsuntersuchungen ist es, die Arbeitsabläufe in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Organisationsbereichen zu optimieren. Davon verspricht sich das Amt einen wichtigen Beitrag zur Effizienzsteigerung in allen seinen Bereichen und mittelfristig eine gerechtere Aufgabenverteilung und Belastung der Beschäftigten.

Erhöhung des Nutzens der amtlichen Statistik

Amtliche Statistik verursacht nicht nur Kosten und Belastungen, sie stiftet auch Nutzen, und dieser Nutzen wird von ihren Kunden bestimmt. Entscheidend ist dabei, dass das Informations- und Dienstleistungsangebot den Bedarf mit qualitativ hochwertigen und ansprechenden Produkten decken kann.

Das Statistische Landesamt verfolgt dabei das Ziel, möglichst viele Entscheidungsträger auf allen Ebenen der Wirtschaft und Verwaltung, einen möglichst großen Teil der Bevölkerung sowie Fachkreise der unterschiedlichsten Bereiche mit kundengerechten Informationen zu versorgen. Besonderes Augenmerk wurde wieder darauf gerichtet, alle berichtspflichtigen Unternehmen über solche Statistikergebnisse zu informieren, zu denen sie Daten beigetragen haben. Das Statistische Landesamt ist bestrebt, die Informationsbedürfnisse seiner Kundengruppen aufzunehmen und in operative Veröffentlichungskonzepte umzusetzen. Dabei orientiert es sich verstärkt an Themen, die in der öffentlichen Diskussion von Bedeutung sind. Im Jahr 2005 lagen diese Themenschwerpunkte bei »Demografie«, »Gesundheit«, »Finanzen« und »Arbeitsmarkt«.

Das Internetangebot ist das zentrale Informationsmedium mit dem breitesten Informationsangebot des Statistischen Landesamtes. Das Haus verfolgt deshalb das Ziel, möglichst alle kostenlos verfügbaren Informationen ins Internet einzustellen und die Zahl der Nutzer mithilfe eines noch attraktiveren und kundengerechten Internetauftritts zu erhöhen. Derzeit werden täglich rund 27 000 Seiten abgerufen. Für das Jahr 2005 bedeutet dies über 10 Mill. Abrufe. Statistische Berichte werden als Internet-Newsletter angeboten. Der Internet-Newsletter für Statistische Berichte wurde 2005 von 1 770 Kunden genutzt, der für Eildienste sogar von fast 2 900 Kunden.

Neben einer verstärkten digitalen Bereitstellung statistischer Daten in Form elektronischer Produkte konnte das Statistische Landesamt 2005 auch wieder viel beachtete Analysen in Form klassischer Print-Produkte vorlegen. Großes Interesse fanden zum Beispiel die Broschüre »Die Bevölkerungsentwicklung in Baden-Württemberg – Eine Herausforderung für unsere Gesellschaft«, die mit finanzieller Unterstützung des Sparkassenverbandes Baden-Württemberg produziert werden konnte, die Broschüre »Lernen und Lehren in Baden-Württemberg«, der Wahlnachtband zur Bundestagswahl, die erstmalige Herausgabe von »Trends & Fakten« – erstellt im Auftrag der Landesregierung – zum Einfluss der demografischen Entwicklung auf die Pflege und die Krankenhausversorgung, »Statistik für Landkreise«, der Familienbericht und der Migrationsbericht, die für das baden-württembergische Sozialministerium erstellt wurden, der »Monitor Familiendemographie« sowie der zum Jahresende herausgebrachte Standortbericht Baden-Württemberg und die Wirtschafts- und Sozialentwicklung 2005, die mit Unterstützung der Landesbank Baden-Württemberg veröffentlicht werden konnte. Auch bei der Erstellung eines nationalen Bildungsberichts für Deutschland wirkt das Statistische Landesamt Baden-Württemberg neben renommierten Forschungsinstituten maßgeblich mit.

Um eine große Breitenwirkung unserer Produkte – insbesondere von Kurzinformationen wie »Statistik Aktuell« oder von Faltblättern – zu erzielen und das bei gleichzeitiger Kostenminimierung, wurden im Jahr 2005 mit verschiedenen Verbänden und Ministerien wieder Kooperationen in Form von Vertriebspartnerschaften eingegangen. Partner mit größeren Abnahmemengen waren hierbei u.a. SWR international, der Caritas-Verband der Diözese Rottenburg-Stuttgart, das Landesamt für Umweltschutz, die Tourismus-Marketing GmbH sowie das Kultus-, Wirtschafts-, Sozial- und das Justizministerium des Landes Baden-Württemberg.

Präsenz in Medien und Öffentlichkeit

Wer die vielfältigen Leistungsangebote der Statistik kennt, ist eher bereit, sich an statistischen Erhebungen zu beteiligen. Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg betreibt daher eine aktive Pressearbeit. So wurden Medien und Öffentlichkeit im Jahr 2005 wieder mit über 400 Pressemitteilungen und in 11 Pressekonferenzen über neueste statistische Ergebnisse informiert und Daten zu aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen geliefert. Auf wichtigen Messen wie der DIDACTA, dem Bildungskongress in Karlsruhe, der Frankfurter Buchmesse, den Stuttgarter und Karlsruher Buchwochen sowie den Abfalltagen Baden-Württemberg war das Statistische Landesamt im vergangenen Jahr präsent. In 57 Vorträgen allein durch die Präsidentin des Statistischen Landesamtes wurden einem breiten Publikum insbesondere die Auswirkungen des demografischen Wandels vorgestellt.

Ein »Statistik-Tag« bei der Industrie- und Handelskammer Hochrhein-Bodensee sowie das Statistische Kolloquium »Zukunft der Arbeit«, das an der Universität Hohenheim als Gemeinschaftsveranstaltung des Statistischen Landesamtes und der Universitäten Hohenheim und Tübingen durchgeführt wurde, fanden breite Aufmerksamkeit. Die hauseigene Ausstellung »Baden-Württemberg und die EU«, die sich besonders an die für die amtliche Statistik wichtige Zielgruppe der Schulen richtet, wurde an großen Schulen in Tübingen, Emmendingen, Weinheim, Crailsheim, Singen, Überlingen, Bad Urach sowie im Landratsamt Aalen äußerst positiv aufgenommen. Daneben konnte der nunmehr zehnte Schülerwettbewerb des Statistischen Landesamtes zu EU-Fragen viele Schülerinnen und Schüler im Land zur Teilnahme animieren und auch auf diesem Weg die Informationen des Statistischen Landesamtes in die Öffentlichkeit transportieren.

Landesweite Vernetzung

Um die Zusammenarbeit mit den Ressorts, mit Verbänden und mit anderen Partnern weiter zu verbessern, wurden von der Amtsleitung und den Abteilungsleitern auch im Jahr 2005 wieder eine Vielzahl von Verbands- und Ressortgesprächen geführt. Sie werden dazu genutzt, um gezielt Informationswünsche abzufragen und Kooperationen einzugehen. Auch der Aufbau eines »Netzwerks amtliche Statistik« zwischen Vertretern wissenschaftlicher Einrichtungen, Wirtschaftsunternehmen und dem Statistischen Landesamt soll dazu dienen, die amtliche Statistik zu fördern und ihren Nutzen transparent zu machen.

Seit April 2002 wird von den Statistischen Landesämtern ein Forschungsdatenzentrum in Form einer Arbeitsgemeinschaft betrieben. Jedes Statistische Landesamt bildet einen regionalen Standort des Forschungsdatenzentrums. Das Ziel ist, den Zugang der Wissenschaft zum Datenangebot und speziell zu den Mikrodaten der amtlichen Statistik zu erleichtern und für die Nutzer dieser Daten Beratungs- und Servicedienstleistungen bereitzustellen. Eine wesentliche Voraussetzung, um dieses Ziel zu erreichen, besteht im Aufbau und der Erprobung einer neuen organisatorischen, fachlichen und technischen Infrastruktur. Hierzu wurde ein Pilotprojekt ins Leben gerufen. Im Rahmen dieses Pilotprojekts, das bis Ende 2006 abgeschlossen sein soll, hat das Statistische Landesamt Baden-Württemberg die Bearbeitung von ausgewählten Umweltstatistiken übernommen. Hierbei werden Einzeldaten zu sieben Statistiken aus dem Umweltbereich zur Verfügung gestellt. Gegenwärtig sind Daten zu drei Statistiken bereits abrufbar. Seit dem 1. Dezember 2005 steht das entsprechende Metadatensystem im Internet zur Verfügung. Bisher sind bereits fünf Anträge zur Nutzung von Einzeldaten aus den Umweltstatistiken von verschiedenen wissenschaftlichen Institutionen im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg eingegangen.

Reformen dank motivierter Mitarbeiter

Dass das Statistische Landesamt Baden-Württemberg – auch im bundesweiten Vergleich mit anderen Statistischen Ämtern – die Herausforderungen bisher so gut bewältigen konnte, ist das Ergebnis des großen Engagements, der Kompetenz und der Leistungsfähigkeit aller seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Von ihnen hängt es letztendlich ab, ob und wie das Statistische Landesamt den begonnenen Reformprozess verwirklichen kann. Die Förderung der Leistungsbereitschaft und der Leistungsfähigkeit aller Beschäftigten im Statistischen Landesamt ist daher eine elementare Voraussetzung für den Erfolg des Hauses. Flexibilisierungen der Arbeitszeiten, Möglichkeiten zur Tele- und Wohnraumarbeit sowie ständige Fortbildungs- und Qualifizierungsangebote sollen hierzu einen Beitrag leisten.

Angesichts der desolaten Haushaltssituation der öffentlichen Hand wird die amtliche Statistik Deutschland und damit auch das Statistische Landesamt Baden-Württemberg auch in den nächsten Jahren weiter einem starken Spar- und Reformdruck gegenüberstehen, der es vor die Aufgabe stellt, die Produktionsprozesse weiter zu verschlanken sowie seine personellen und finanziellen Ressourcen so wirtschaftlich und effizient wie möglich einzusetzen, ohne dabei jedoch die Qualität seiner Statistiken zu gefährden.

Wir sind dazu bereit!