:: 4/2006

Jeder zehnte Arbeitnehmer im Land mit Hochschulabschluss

In Baden-Württemberg stehen rund 370 000 Akademiker in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis, das heißt, sie arbeiten als Angestellte in Betrieben der freien Wirtschaft oder in der öffentlichen Verwaltung. Konnte vor 20 Jahren nur jeder zwanzigste Beschäftigte einen Hochschulabschluss vorweisen, ist es heute bereits jeder zehnte. Fast 60 % der angestellten Akademiker finden einen Arbeitsplatz in den Dienstleistungsbranchen, bei Uni-Absolventen sind es sogar 68 %. Unter den Angestellten mit FH-Diplom arbeiten dagegen mehr als die Hälfte in der Industrie.

In baden-württembergischen Betrieben besitzen immer mehr Arbeitnehmer eine abgeschlossene Hochschulausbildung. Unter den insgesamt 3,7 Mill. sozialversicherungspflichtig Beschäftigten konnten im Jahr 2005 fast 370 000 Personen einen Abschluss an einer Fachhochschule, wissenschaftlichen Hochschule oder Universität vorweisen.1 Die Akademikerquote unter den sozialversicherungspflichtig beschäftigten Arbeitnehmern beläuft sich damit auf rund 10 %, das heißt, jeder zehnte in einem baden-württembergischen Betrieb tätige Arbeitnehmer ist Hochschulabsolvent. Dies ist das Ergebnis der Auswertung neuester Daten der Beschäftigtenstatistik. Im Bundesdurchschnitt bzw. im Durchschnitt der alten Bundesländer (ohne Berlin) liegen die Anteile der Akademiker an den insgesamt beschäftigten Arbeitern und Angestellten bei 9,6 bzw. 9,2 % und damit etwas niedriger als in Baden-Württemberg.

Rund 60 % der 370 000 beschäftigten Akademiker arbeiten bei Dienstleistern

Das Qualifikationsniveau der Arbeitnehmer hat sich in den zurückliegenden 20 Jahren kontinuierlich erhöht. Die Zahl der Arbeitnehmer mit akademischer Ausbildung hat sich von 1985 bis 2005 mehr als verdoppelt, die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten insgesamt verläuft nach einem Anstieg im Zeitraum 1985 bis 1992 dagegen ohne erkennbaren Trend. Die spürbar gestiegene Nachfrage nach Arbeitnehmern mit Hochschulabschluss hat dazu geführt, dass der Akademikeranteil in Baden-Württemberg heute mit 10 % doppelt so hoch liegt wie im Jahr 1985 (4,8 %), als es im Land unter den Beschäftigten 166 000 Hochschulabsolventen gegeben hatte.

In dieser Entwicklung kommt zum Ausdruck, dass Produktionsabläufe heute stärker als früher automatisiert sind und damit Arbeitnehmer mit einfacheren Tätigkeiten nicht mehr in gleichem Maße benötigt werden wie noch vor Jahrzehnten. Gleichzeitig steigen mit zunehmendem globalem Wettbewerb und internationaler Vernetzung der Unternehmen die Ansprüche an die Qualität von Produkten und Dienstleistungen, sodass hoch qualifizierte Mitarbeiter in den Industrie- und Dienstleistungsbetrieben heute stärker gefragt sind als früher.

Die meisten der in baden-württembergischen Betrieben angestellten Hochschulabsolventen sind in Dienstleistungsunternehmen tätig. Dort arbeiten alleine 219 000 Akademiker bzw. 59 % aller abhängig beschäftigten Akademiker. In den Industriebetrieben des Landes sind rund 150 000 Akademiker angestellt (Anteil: 41 %). Dagegen spielen die land- und forstwirtschaftlichen Betriebe als Arbeitgeber für Akademiker erwartungsgemäß nur eine untergeordnete Rolle (weniger als 1 000 Hochschulabsolventen).

Innerhalb der Dienstleistungssparte arbeiten die insgesamt 219 000 Hochschulabsolventen vorwiegend im Bereich »öffentliche und private Dienstleistungen (ohne öffentliche Verwaltung)«. In diesem Bereich, der vor allem das Gesundheits- und Sozialwesen und den Bereich »Erziehung und Unterricht, Kultur, Sport und Unterhaltung« umfasst, sind alleine 86 000 Arbeitnehmer mit Hochschulabschluss tätig. An zweiter Stelle folgt mit 78 000 sozialversicherungspflichtig beschäftigten Akademikern der Bereich »Grundstücks- und Wohnungswesen, unternehmensorientierte Dienstleistungen«, dem beispielsweise Betriebe der Rechts-, Steuer- und Unternehmensberatung, aber auch Ingenieur- und Sachverständigenbüros, Betriebe aus dem Bereich Datenverarbeitung und Datenbanken, der Forschung und Entwicklung, Werbung usw. angehören. Im Handel, der drittgrößten Dienstleistungsbranche für Hochschulabsolventen, sind rund 20 000 Akademiker beschäftigt.

Von den insgesamt 150 000 Arbeitnehmern mit Hochschulabschluss, die in der Industrie arbeiten, sind alleine 140 000 im Verarbeitenden Gewerbe tätig. Gemessen daran spielen Betriebe des Baugewerbes als Arbeitgeber von Akademikern eine eher untergeordnete Rolle (6 000 Arbeitnehmer mit Hochschulabschluss).

Arbeitnehmer mit FH-Diplom in der Industrie stärker gefragt, Uni-Absolventen in Dienstleistungsbranchen

Je nachdem, ob Akademiker eine Fachhochschulausbildung oder einen Abschluss an einer wissenschaftlichen Hochschule oder Universität besitzen, sind Unterschiede hinsichtlich der Branchenzugehörigkeit ihrer Arbeitgeber zu beobachten. Arbeitnehmer mit Abschluss an der wissenschaftlichen Hochschule oder Universität arbeiten häufiger als ihre Arbeitskollegen mit Fachhochschulabschluss in Dienstleistungsunternehmen. Bei den Absolventen der wissenschaftlichen Hochschulen und Universitäten sind 68 % in Unternehmen des Dienstleistungssektors tätig und 32 % arbeiten als Angestellte in der Industrie. Fachhochschulabsolventen arbeiten dagegen vorwiegend in der Industrie (52 %), lediglich 48 % unter ihnen sind in Dienstleistungsunternehmen tätig. Diese unterschiedlichen Tätigkeitsschwerpunkte sind auch darauf zurückzuführen, dass Fachhochschulen stärker als wissenschaftliche Hochschulen und Universitäten ingenieurwissenschaftlich geprägt sind. Umgekehrt sind an wissenschaftlichen Hochschulen und Universitäten Fachrichtungen wie Humanmedizin und Rechtswissenschaften stärker ausgeprägt. Angestellte Ärzte und Juristen arbeiten häufig in Krankenhäusern und in Unternehmen der Rechtsberatung, die dem Dienstleistungssektor zugerechnet werden.

1 Stichtag: 31. März 2005. Beamte sind in die vorliegende Untersuchung nicht einbezogen.