:: 6/2006

Stromabsatz und -erlöse in Baden-Württemberg

Der Stromabsatz von Elektrizitätsversorgungsunternehmen an Endverbraucher in Baden-Württemberg lag im Jahr 2004 auf Vorjahresniveau. Ein Teil des Stroms wurde aus anderen Bundesländern nach Baden-Württemberg eingeführt, vor allem aus Hessen, Nordrhein-Westfalen, Bayern und Hamburg. Die Einnahmen der Elektrizitätsversorgungsunternehmen sind gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Dabei zahlten Sondervertragskunden deutlich weniger für eine Kilowattstunde als Tarifkunden. Größter Stromabnehmer im Land waren die Unternehmen im Bergbau und Verarbeitenden Gewerbe.

Im Jahr 2004 1 wurden von Elektrizitätsversorgungsunternehmen 70,8 Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh) Strom an Endverbraucher2 in Baden-Württemberg abgegeben. Die abgesetzte Strommenge liegt damit auf Vorjahresniveau. Über die letzten zehn Jahre hatte diese jedoch kontinuierlich zugenommen, sodass der Stromabsatz an die Endverbraucher Baden-Württembergs heute um 37 % höher liegt als 1994. Der Zuwachs ging in diesem Zeitraum ausschließlich von den Sondervertragskunden aus, deren Verbrauch um ein Drittel stieg. Die Versorgung dieser Sonderabnehmer beruht auf Einzelverträgen, in denen Preis und Bezugsbedingungen ausgehandelt wurden. Demgegenüber stehen Kunden, die ihren Strom nach den allgemeinen Tarifen beziehen. Während bei den Sonderverträgen industrielle und gewerbliche Abnehmer dominieren, handelt es sich bei den Tarifabnehmern überwiegend um private Haushalte.

8,4 Mrd. kWh fließen aus anderen Bundesländern nach Baden-Württemberg

Mit der Verabschiedung des Energiewirtschaftsgesetzes im Jahr 1998 wurde die traditionelle Monopolstellung der Energieversorgungsunternehmen in ihrem Versorgungsgebiet aufgehoben. Für die Erzeugung von Strom und dessen Vertrieb gilt seither der freie Wettbewerb3. Dadurch können Stromkunden wählen, ob sie bei ihrem Energieversorger vor Ort bleiben oder zu einem anderen Stromlieferanten wechseln. Im Jahr 2004 wurden 8,4 Mrd. kWh Strom von Energieversorgungsunternehmen anderer Bundesländer nach Baden-Württemberg eingeführt, vor allem aus Hessen, Nordrhein-Westfalen, Bayern und Hamburg4. Dies entspricht einem Anteil von 12 % am gesamten Stromabsatz an die Endverbraucher im Land. Während die Stromanteile, die aus anderen Bundesländern an die Sondervertragskunden abgegeben werden tendenziell zurückgehen, nehmen diese bei den Tarifabnehmern eher zu. Dennoch war bei Energieversorgungsunternehmen aus anderen Bundesländern der Anteil des Stroms, der an Sondervertragskunden ging, mit 71 % etwas höher als bei den baden-württembergischen Versorgern (67 %).

Bergbau und Verarbeitendes Gewerbe größter Stromabnehmer im Land

Neben der Betrachtung nach Tarifart ist auch eine Unterteilung des Stromabsatzes nach Verbrauchergruppen möglich. Mit einem Anteil von 57 % oder 40,2 Mrd. kWh waren die Unternehmen im Bergbau und Verarbeitenden Gewerbe die größten Stromabnehmer im Land. Der Absatzanteil der privaten Haushalte betrug 28 %. Insgesamt bezogen die Privathaushalte 19,7 Mrd. kWh Strom, darunter 1,7 Mrd. kWh (9 %) von Energieversorgungsunternehmen anderer Bundesländer. Offensichtlich haben in den letzten Jahren einige Haushalte von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, zu Stromanbietern außerhalb Baden-Württembergs zu wechseln. Im Jahr 2001 kamen lediglich 5 % des Stroms an private Haushalte aus anderen Bundesländern. Sowohl die Unternehmen im Bergbau und Verarbeitenden Gewerbe (+ 1 %) als auch die Privathaushalte (+ 2 %) kauften 2004 nur geringfügig mehr Strom von den Energieversorgungsunternehmen als im Vorjahr.

2004 zahlten Tarifkunden 11 % mehr als 1994

Die Einnahmen oder Erlöse der Elektrizitätsversorgungsunternehmen sind im Jahr 2004 erneut gestiegen. Der Durchschnittserlös aus der Stromabgabe an alle Endverbraucher in Baden-Württemberg lag im Jahr 2004 bei 8,6 Cent je Kilowattstunde (Cent/kWh). Dies waren 4 % mehr als im Vorjahr, aber 18 % weniger als 1994. In den Erlösen sind neben Arbeits-, Leistungs- und Verrechnungsentgelten auch die Stromsteuer, Netznutzungsentgelte sowie Ausgleichsabgaben nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und dem Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG) enthalten, jedoch nicht die Mehrwertsteuer und rückwirkende Stromsteuerrückerstattungen. Dementsprechend beschreiben die Erlöse nur die Einnahmeseite der Stromversorger und dürfen nicht mit deren Gewinnen gleichgesetzt werden. Der Durchschnittserlös wird aus den Erlösen insgesamt und der Stromabgabe insgesamt berechnet. Aus Sicht des Endverbrauchers handelt es sich beim Durchschnittserlös somit um den durchschnittlich bezahlten Strompreis pro Kilowattstunde abzüglich der Mehrwertsteuer.

Unterschiedliche gesetzliche Rahmenbedingungen5 und abweichende Vertragskonditionen bei Sonder- und Tarifabnehmern kommen in den verschiedenen Durchschnittserlösen dieser Abnehmergruppen zum Ausdruck. Die Sondervertragskunden zahlten 2004 im Schnitt 5,9 Cent/kWh und damit 2 % mehr als ein Jahr zuvor. Bei den Tarifkunden erzielten die Stromversorger mit durchschnittlichen 14,2 Cent/kWh einen wesentlich höheren Betrag und 3 % mehr als 2003. Gegenüber 1994 ist der Durchschnittserlös bei Sondervertragskunden um ein Drittel gesunken, bei Tarifkunden hingegen um 11 % gestiegen. Die Betrachtung über die Zeit verdeutlicht, dass die Liberalisierung des Strommarkts im Jahr 1998 zunächst zu fallenden Preisen geführt hat. In den letzten drei bis vier Jahren setzte jedoch wieder eine anhaltende Preiserhöhung ein, die sowohl auf politische Weichenstellungen wie beispielsweise die sukzessive Anhebung der Stromsteuer als auch auf Netznutzungsgebühren und die Entwicklung der Großhandelspreise zurückzuführen sein dürfte. Der beschriebene Preisentwicklungsverlauf ist bei den Abnehmergruppen unterschiedlich stark ausgeprägt. Während die Sondertarifkunden stärker von den Preissenkungen profitierten, müssen Tarifkunden in jüngster Zeit stärkere Preissteigerungen hinnehmen.

Die monatlichen Ergebnisse zu den Verbraucherpreisen zeigen, dass es auch 2005 und im 1. Quartal 2006 weitere Preiserhöhungen im Bereich der Haushaltsenergie gegeben hat. Im April 2006 war Strom danach 2,7 % teurer als noch vor einem Jahr.

1 Die Daten für das Jahr 2005 werden bei den Energieversorgungsunternehmen zur Zeit erhoben und liegen voraussichtlich zum Ende des Jahres 2006 vor.

2 Endverbraucher sind natürliche oder juristische Personen, die elektrische Energie nur für eigene Zwecke einsetzen, das heißt keine Dritten mit elektrischer Energie beliefern.

3 Die Übertragungs- und Verteilnetze blieben als natürliche Monopole weiter bestehen.

4 Die Angaben beziehen sich auf den Sitz des Energieversorgungsunternehmens. Es kann mit diesen Daten daher keine Aussage darüber gemacht werden, wo der Strom erzeugt bzw. vom Versorger eingekauft wurde.

5 Beispielsweise die Stromsteuerermäßigung für Unternehmen des Produzierenden Gewerbes (vgl. § 9 Abs. 3 StromStG).