:: 8/2006

Lungen- und Eierstockkrebs

Krebs ist die zweithäufigste Todesursache1 in der EU, und Männer werden öfter von bösartigen Tumoren befallen als Frauen. In allen Regionen Europas lässt sich eine Übersterblichkeit von Männern feststellen, die zwischen 1,3 in Dänemark, in einigen Regionen Schwedens, im Vereinigten Königreich und in Severozapaden (Bulgarien) und dem Höchstwert von 2,7 im spanischen Cantabria liegt.

Die Regionen mit der geringsten Übersterblichkeit von Männern liegen im Norden – Schweden und Dänemark – sowie in Irland und dem Vereinigten Königreich, während im Westen und im Osten der Europäischen Union viel mehr Männer als Frauen an Krebs sterben. Eine Übersterblichkeit von über 2,2 tritt in mehr als der Hälfte der spanischen und französischen Regionen auf. Ähnlich hohe Quotienten zeigen sich in Portugal (Região Autónoma dos Açores: 2,4), in Griechenland (Dytiki Ellada: 2,4; Ipeiros: 2,3) und in Bulgarien (Severen tsentralen und Severoiztochen: 2,2).

Die Niederlande und westliche Regionen Deutschlands sowie Teile Österreichs bilden ein zusammenhängendes Gebiet in der Mitte Europas mit gemäßigten Männer/Frauen-Sterblichkeitsquotienten. Erwähnenswert ist ein Muster, das in Deutschland, der Tschechischen Republik, Ungarn und Rumänien auftritt, wo die Regionen der Hauptstädte (Berlin, Prag, Közép-Magyar-ország mit Budapest und Bukarest) eine deutlich niedrigere durch Krebs bedingte Übersterblichkeit von Männern aufweisen als die umgebenden Regionen.

Männer und Lungenkrebs

Krebserkrankungen der Atemwege, das heißt bösartige Neubildungen an Larynx und Trachea/Bronchien/Lunge, sind gemeinhin als »Raucherkrebsarten« bekannt, da sie hauptsächlich durch Rauchen verursacht werden. Exposition gegenüber karzinogenen Stäuben und anderen Stoffen, wie Asbest, ist eine weitere Ursache für Krebserkrankungen der Atemwege.

Bei Frauen sind nur etwa 11 % aller durch Krebs verursachten Todesfälle auf bösartige Neubildungen an Larynx und Trachea/Bronchien/Lunge zurückzuführen. Bei Männern jedoch sind Krebserkrankungen der Atemwege die weitaus häufigste tödliche Krebsart; sie verursachen fast 30 % aller durch Krebs bedingten Todesfälle von Männern. Fast ein Drittel der Männer, die 2001 an Krebserkrankungen der Atemwege starben, waren zwischen 45 und 64 Jahre alt.

In der EU beträgt die altersstandardisierte Sterbeziffer für Krebserkrankungen der Atemwege bei Männern 74 (je 100 000 Personen der Standardbevölkerung). Auf nationaler Ebene schwanken die standardisierten Sterbeziffern zwischen 32 in Schweden und 128 in Ungarn. Auf regionaler Ebene liegen die standardisierten Sterbeziffern für Männer mit bösartigen Neubildungen an Larynx und Trachea/Bronchien/Lunge zwischen weniger als 30 in einigen schwedischen Regionen und über 150 in Ungarn (Észak-Alföld: 155) und Polen (Zachodnio pomorskie: 182).

Regionen, in denen besonders wenig Männer an Krebserkrankungen der Atemwege sterben, finden sich in den nordischen Ländern, im Süden des Vereinigten Königreichs, in Österreich und in Süddeutschland wie auch in einigen Regionen Portugals, Italiens und Griechenlands. Hohe Sterblichkeitszahlen durch bösartige Neubildungen an Larynx und Trachea/Bronchien/Lunge konzentrieren sich auf osteuropäische Regionen, ein Gebiet, das den Norden Frankreichs, Belgien und die Niederlande umfasst, den nördlichen Teil des Vereinigten Königreichs sowie Teile Spaniens, Italiens und Griechenlands.

Die aktuellen Daten des Jahres 2004 für Baden-Württemberg sind:

An bösartigen Neubildungen der Atmungs- und sonstiger intrathorakaler Organe (C30-C39)

gestorbene Männer2 875
je 100 000 der mittleren Bevölkerung55
gestorbene Frauen1 099
je 100 000 der mittleren Bevölkerung20

Während bei den Männern die Sterblichkeit um einen Prozentpunkt sank, stieg sie bei den Frauen gegenüber 2003 um einen Punkt.

Frauen und Eierstockkrebs

Bösartige Neubildungen an Fortpflanzungsorganen verursachten 2001 in der EU-25 etwa 28 % aller durch Krebs bedingten Todesfälle von Frauen. Die häufigste Krebsart der Fortpflanzungsorgane ist Brustkrebs (17 % aller krebsbedingten Sterbefälle bei Frauen), gefolgt von bösartigen Neubildungen an den Eierstöcken (knapp über 5 % aller krebsbedingten Todesfälle).

Die Ursachen für bösartige Neubildungen an den Eierstöcken sind noch nicht bekannt. Es wird jedoch angenommen, dass genetische Veranlagungen sich auf die Wahrscheinlichkeit, an dieser Krebsart zu erkranken, auswirken. Die Ovulation scheint ein weiterer Faktor zu sein: Forschungen deuten darauf hin, dass Frauen, die nie schwanger waren oder nie die Ovulation medizinisch verhindern ließen, häufiger an Eierstockkrebs erkranken.

Die standardisierte Sterblichkeitsziffer durch Eierstocktumore bei Frauen beträgt 8,5 (je 100 000 Personen der Standardbevölkerung). Die höchsten Werte wurden in Dänemark (13,7) und Litauen (12,7) beobachtet, während Portugal (5,3) und Griechenland (5,5) die niedrigsten standardisierten Sterblichkeitsziffern melden.

Die regionalen Muster der durch diese Erkrankung bedingten Todesfälle zeigt ein klares Nord-Süd-Gefälle. Fast alle Regionen mit geringer Sterblichkeitsrate von Frauen aufgrund von Eierstockkrebs liegen im Süden – in Portugal und Spanien, in Italien und Griechenland sowie in Rumänien und Bulgarien. Fast alle diese Regionen melden eine standardisierte Sterblichkeitsziffer unter 8, mehr als die Hälfte der Regionen dieser Länder weisen standardisierte Sterblichkeitsziffern unter 6 auf (je 100 000 Personen der Standardbevölkerung). In der Mitte Europas erstreckt sich ein Gürtel mit standardisierten Sterblichkeitsziffern zwischen 8 und 10 vom Nordosten Frankreichs bis nach Polen. Ausnahmen sind in den Niederlanden und Belgien zu verzeichnen, wo es Regionen sowohl mit höheren als auch mit niedrigeren Sterblichkeitsziffern gibt, sowie in der Tschechischen Republik, in der alle Regionen außer der Hauptstadt Prag standardisierte Sterblichkeitsziffern über 10 melden.

Die Daten des Jahres 2004 für Baden-Württemberg sind:

An bösartigen Neubildungen der Brustdrüse (C50) gestorbene Frauen2 081
je 100 000 der mittleren Bevölkerung38
An bösartigen Neubildungen der Gebärmutter gestorbene Frauen503
je 100 000 der mittleren Bevölkerung9

Gegenüber 2003 sind keine bemerkenswerten Veränderungen festzustellen.

1 Bedeutendste Todesursache sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen.