:: 2/2007

Informations- und Kommunikationstechnologie in Baden-Württemberg

Der Informations- und Kommunikationstechnologiesektor (IKT) gewinnt zunehmend an Bedeutung für die baden-württembergische Gesamtwirtschaft. Bisher galten vor allem die Automobilbranche und der Maschinenbau als die prägenden Branchen der Südwestwirtschaft. Aber gerade auch der schnell wachsende IKT-Sektor leistet einen gewichtigen Beitrag zum Wirtschaftswachstum. Belief sich im Jahre 1995 der Wertschöpfungsanteil des IKT-Sektors an der Gesamtwirtschaft noch auf 4,7 %, so waren es bereits 5,6 % im Jahre 2004. Maßgeblich für diese Entwicklung waren vor allem die Wirtschaftszweige »Datenverarbeitung und Datenbanken« sowie »Rundfunk- und Nachrichtentechnik«. Die Entwicklung der IKT-Branche verdeutlicht dabei exemplarisch den Strukturwandel von der Industrie- hin zur Dienstleistungsgesellschaft.

IKT-Sektor mit wachsender Bedeutung für Baden-Württemberg

Im Jahre 1995 lag der Wertschöpfungsanteil des IKT-Sektors (i-Punkt) an der gesamten Südwestwirtschaft bei 4,7 %. Bis zum Jahre 2004 stieg dieser Anteil auf 5,6 % an. Zum Vergleich: Der Fahrzeugbau und der Maschinenbau erreichten in diesem Jahr einen Wertschöpfungsanteil von 6,5 bzw. knapp 7 %. Damit konnte der IKT-Sektor zwar nicht direkt an diese wichtigen Branchen anschließen, kam ihnen in ihrer Bedeutung jedoch deutlich näher. Dabei nimmt der IKT-Sektor in Baden-Württemberg sowohl 1995 als auch 2004 ein höheres Gewicht ein als der IKT-Sektor im Bundesgebiet, welcher nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2004 einen Wertschöpfungsanteil von knapp 4,5 % aufweist. Besonders vor dem Hintergrund solch hoher Wertschöpfungsanteile der baden-württembergischen Informations- und Kommunikationstechnologiebranche sind vor allem die gesamtwirtschaftlichen Wachstumsimpulse von großem Interesse. Während die Südwestwirtschaft in den Jahren 1995 bis 2004 eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 2,4 % aufwies, ist der IKT-Sektor – trotz eines Einbruchs in den Jahren 2002 und 2003 in Folge der New Economy-Krise – jedes Jahr um über 4 % gewachsen.1 Diese überdurchschnittliche Entwicklung zeigt, dass der IKT-Sektor ohne Zweifel als ein Zugpferd der baden-württembergischen Wirtschaft gelten kann. Wird das durchschnittliche jährliche IKT-Wachstum mit dem Produzierenden Gewerbe (ohne IKT-Anteile) verglichen, so wird der Unterschied noch deutlicher: Die Informations- und Kommunikationstechnologiebranche ist dann jedes Jahr nahezu doppelt so stark gewachsen. Auch gegenüber dem Dienstleistungsbereich, der abzüglich der IKT-Sparten jährlich um durchschnittlich 2,5 % zunahm, zeigt sich ein eindeutiger Vorsprung.

Software-Unternehmen und IT-Dienstleister legen kräftig zu

Die positive Entwicklung des IKT-Sektors war geprägt von dem außerordentlich starken Wachstum des Wirtschaftszweigs »Datenverarbeitung und Datenbanken«, unter den auch die Softwareentwicklung und die IT-Beratung fallen. Diese Branche ist von 1995 an jährlich um knapp 11 % gewachsen und hatte 2004 einen Anteil von nahezu zwei Fünftel am gesamten IKT-Sektor erreicht. Gemessen am Wertschöpfungsanteil an der Gesamtwirtschaft steht Baden-Württemberg bei den Datenverarbeitungsdienstleistern im Bundesländerranking an der Spitze. Auch die produktionsorientierten IKT-Bereiche aus der Mess- und Steuertechnik sowie die Rundfunk- und Nachrichtentechnik wuchsen zwischen 1995 und 2004 pro Jahr durchschnittlich jeweils knapp 3 %. Der Bereich Rundfunk- und Nachrichtentechnik zeigte dabei vor allem 2004 eine außerordentlich hohe Zunahme. Verglichen mit dem Vorjahr legte der Bereich um fast 26 % zu. Beide Wirtschaftszweige zusammen trugen 2004 etwa vier Zehntel zur gesamten IKT-Wertschöpfung bei. Der innerhalb des IKT-Sektors ebenfalls sehr gewichtige Bereich der Fernmeldedienste, in dem 2004 etwa zwei Zehntel der gesamten IKT-Wertschöpfung erwirtschaftet wurde, ist mit rund 1,6 % pro Jahr dagegen nur unterdurchschnittlich gewachsen. Diese eher moderate Entwicklung ist wohl unter anderem auf den in den letzten Jahren stark zunehmenden Preiswettbewerb in dieser Branche zurückzuführen – sowohl was den Festnetz- als auch den Mobilfunkbereich angeht. Deutliche Einbußen musste dagegen der Wirtschaftszweig »Herstellung von Büromaschinen, Datenverarbeitungsgeräten und -einrichtungen« hinnehmen. Dessen Wertschöpfung reduzierte sich seit 1995 um fast 6 % pro Jahr, sodass der Anteil an der gesamten IKT-Wertschöpfung von etwas über 6 % im Jahre 1995 auf unter 3 % im Jahr 2004 zurückging. Neben stark sinkenden Preisen dürften Produktions- bzw. Standortverlagerungen ein Grund dieser rückläufigen Entwicklung gewesen sein.

Dienstleistungsbereiche werden gewichtiger

Die Wachstumsunterschiede der einzelnen Wirtschaftszweige führen zu strukturellen Verschiebungen innerhalb des IKT-Sektors.

Steuerten die IKT-Bereiche aus dem Produzierenden Gewerbe 1995 noch über die Hälfte zur gesamten IKT-Wertschöpfung bei, so hat sich das Blatt im Laufe der Zeit gewendet: Im Jahre 2004 werden fast 60 % der gesamten Wertschöpfung der Informations- und Kommunikationstechnologiebranche von den IKT-Dienstleistern erwirtschaftet. Diese legten pro Jahr durchschnittlich um 6,7 % zu, während die Informations- und Kommunikationstechnologien aus dem Produktionssektor nur um 1,6 % – und damit sogar weniger stark als die Südwestwirtschaft insgesamt – zulegen konnten. Die Entwicklung der Erwerbstätigenzahlen macht den strukturellen Wandel innerhalb des Informations- und Kommunikationstechnologiesektors noch deutlicher. So ging die Beschäftigung im produktionsorientierten Bereich pro Jahr um durchschnittlich fast 2,5 % zurück. Besonders vom Stellenabbau betroffen war dabei der Wirtschaftszweig »Herstellung von Büromaschinen, Datenverarbeitungsgeräten und -einrichtungen«, unter den beispielsweise auch die PC- und Hardwareproduktion fällt. Im Gegensatz dazu legten die Erwerbstätigenzahlen bei den IKT-Dienstleistern zwischen 1995 und 2004 jährlich um fast 6 % zu. Zum Vergleich: Der gesamte baden-württembergische Dienstleistungssektor (abzüglich der IKT-Dienstleistungen) ist im selben Zeitraum pro Jahr lediglich um rund 1,6 % gewachsen. Als Ergebnis dieser Wachstumsunterschiede innerhalb des IKT-Sektors ist es zu einer deutlichen Verschiebung der Erwerbstätigenanteile vom Produktions- hin zum Dienstleistungsbereich gekommen. Innerhalb des Dienstleistungssegments des IKT-Sektors war die Beschäftigtenentwicklung allerdings gespalten. Während die Datenverarbeitungsdienstleister ein beträchtliches jährliches Wachstum von durchschnittlich 8 % aufwiesen, kam es im Teilbereich der Fernmeldedienste zu einem leichten Rückgang der Erwerbstätigenzahlen.

Sind 1995 noch über 60 % aller Erwerbstätigen des IKT-Sektors im Produzierenden Gewerbe tätig gewesen, so waren es im Jahre 2004 nur noch 44 %. Die zunehmende Ausrichtung vieler – ehemals rein produktionsorientierter – Unternehmen auf produktions- bzw. produktbegleitende Dienstleistungen lässt eine weitere Tertiarisierung des IKT-Sektors erwarten.

Insgesamt gesehen waren im Jahre 1995 3,6 % aller Erwerbstätigen in Baden-Württemberg im IKT-Sektor tätig, 2004 waren es mit 3,8 % etwas mehr. Damit blieben die Informations- und Kommunikationstechnologien hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Beschäftigung jedoch noch hinter dem Fahrzeugbau (4,3 %) oder dem Maschinenbau (5,4 %) zurück. In den Jahren 1995 bis 2004 wurde ein durchschnittlicher jährlicher Zuwachs der IKT-Erwerbstätigen von knapp 1,4 % erreicht. Die entsprechende Zunahme bei den Erwerbstätigen der Südwestwirtschaft betrug weniger als 1 %. Alles in allem kann der IKT-Sektor insgesamt somit eine etwas positivere Beschäftigungsentwicklung als die Gesamtwirtschaft aufweisen.

1 In jeweiligen Preisen.