:: 5/2007

Rohstoffförderung in Baden-Württemberg

Stand, Entwicklung und Bundesvergleich

Im November 2006 legte das Regierungspräsidium Freiburg, Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (LGRB) seinen zweiten Rohstoffbericht vor. Ziel des Berichtes ist es, Politik, Industrie, Behörden und Planern belastbare Zahlen und Fakten zu Rohstoffvorkommen, -gewinnung, genehmigten und noch nicht abgebauten Vorräten zu liefern und Trends aufzuzeigen. Der Rohstoffbericht basiert auf dem Rohstoffsicherungskonzept der Landesregierung und dem damit verbundenen Auftrag an das LGRB.

Die seit Ende 2005 vom LGRB durchgeführten Betriebserhebungen zum Rohstoffbericht 2006 erlauben unter Berücksichtigung der seit 1986 gewonnenen Erhebungsdaten eine Reihe von grundlegenden Aussagen zu Art, Umfang und Entwicklung der Rohstoffförderung und -produktion in Baden-Württemberg. Die meisten Erhebungen zur Ermittlung der aktuellen Situation hinsichtlich Abbau, Produktion, Vorrat und Erweiterungsplanung wurden »vor Ort«, also bei den Firmen der Rohstoffindustrie durchgeführt. Dies ermöglichte zusammen mit dem Rückblick auf umfangreiche ältere Erhebungsdaten eine unmittelbare Plausibilitätsprüfung. Die Ergebnisse werden nachfolgend in einer Gesamtschau vorgestellt.

Rohstoffvielfalt des Landes

Baden-Württemberg weist zahlreiche hochwertige und große Vorkommen mineralischer Rohstoffe auf; die mengenmäßig wichtigste Rolle im Land spielen die Steine- und Erden-Rohstoffe. Sie sind für die Versorgung der heimischen Bauindustrie von zentraler Bedeutung. Die überregional und wirtschaftlich bedeutsamsten Kies- und Sandvorkommen liegen im Oberrheingraben und in Oberschwaben. Die größten und mächtigsten Kalksteinlagerstätten befinden sich im Oberen Muschelkalk (Neckar und seine Nebenflüsse) sowie im Oberjura der Schwäbischen Alb.

In Baden-Württemberg treten auch vielfältige Vorkommen von hochwertigen Naturwerksteinen auf. Vor allem Sandsteine des Buntsandsteins und des Keupers sowie Süßwasserkalksteine (Travertine) der Schwäbischen Alb werden heute als Naturwerksteine verwendet.

Weiterhin verfügt das Land über wirtschaftlich bedeutsame Vorkommen von Industriemineralen, zu denen hochreine Kalksteine, Gips- und Anhydritstein, zeolithreicher Phonolith (Trass), Steinsalz sowie Fluss- und Schwertspat zählen. Letztere wurden und werden im Schwarzwald gewonnen.

Rückgang der Fördermengen von Steine und Erden seit dem Jahr 2000

Die Förderung von mineralischen Rohstoffen in Baden-Württemberg belief sich im Jahr 2005 auf knapp 87 Mill.  t. Im Vergleich zum Jahr 2000 (LGRB, Rohstoffbericht 2002) ist die Gesamtförderung an mineralischen Rohstoffen um 18 % zurückgegangen. ist zu entnehmen, dass die Rohförderung von Steine- und Erden-Rohstoffen im Zeitraum 2000 bis 2005 um etwas mehr als 23 % auf 75,7 Mill. tzurückgegangen ist. Für die Jahre 1997 bis 1999 ist noch ein kleiner Anstieg der Fördermengen zu erkennen. Der Vergleich mit den Fördermengen für Kiese und Sande sowie für Natursteine für den Verkehrswegebau zeigt, dass hier zwei versetzte Maxima für diese wichtigsten Massenrohstoffe vorliegen (Kiese und Sande: 1997, Natursteine: 2000). Die Förderung und Produktion von Steinsalz, dem bedeutendsten unter Tage gewonnenen Bodenschatz Baden-Württembergs, zeigt mit einer deutlichen Zunahme von über 53 % seit 2000 einen von der Bauwirtschaft abgekoppelten Trend. Seit 1970 gab es im Steinsalzbergbau Baden-Württembergs mehrere, vor allem von der Auftausalznachfrage abhängige Höhen und Tiefen in der Produktion.

In Schaubild 1 sind die Produktions- und Umsatzentwicklungen im Naturstein- und im Kies- und Sandsektor gegenübergestellt und mit der Darstellung der Entwicklung der Beschäftigtenzahlen ergänzt. Für die Gesamtförderung wird deutlich, dass im Zeitraum 1999 bis 2001 ein kleines »Zwischenhoch« zu verzeichnen war, bei dem der Umsatz der genannten Zweige bei jeweils etwa 200 Mill. Euro lag, hingegen im Jahr 2005 unter 150 Mill. Euro. Diese kleine Hochphase ist auch in der Aufstellung des Bundesverbands Mineralische Rohstoffe e. V.2 von 2006 für die bundesweite Natursteinproduktion erkennbar.

Schaubild 2 zeigt die Entwicklung der deutschen Produktion von Kies und Sand sowie von Naturstein im Zeitraum 1980 bis 2005 gemäß der Erfassung3 in der amtlichen Statistik. Deutlich kommt der Anstieg der Fördermengen in den Jahren nach der deutschen Wiedervereinigung zum Ausdruck. Seit 1995 gingen die Produktionsmengen, unterbrochen durch das zuvor genannte »Zwischenhoch«, auf je 150 Mill. tpro Jahr an statistisch erfasster Produktion deutlich zurück. Der Rückgang der Gesamtfördermenge von Steine- und Erden-Rohstoffen in Baden-Württemberg liegt also im bundesweiten Trend.

In den 12 Regionen des Landes findet der Abbau der verschiedenen mineralischen Rohstoffe in recht unterschiedlichem Umfang statt; die Fördermengen je Region schwanken zwischen 3,6 Mill. tund 13,9 Mill. t. Der für das Land insgesamt ermittelte Rückgang ist in den Regionen prozentual fast gleich groß, nur in den Regionen Nordschwarzwald und Stuttgart ist er deutlich geringer ausgefallen.

932 Betriebe sind im Land mit der Rohstoffgewinnung und -weiterverarbeitung befasst

Die genannte Fördermenge wird von 551 Gewinnungsbetrieben erbracht; im Jahr 2000 waren es noch 601 Betriebe (Veränderung gegenüber 2000: – 8 % ). Während der Jahre verstärkter Förderung (1997 bis 1999) lag die Zahl der Betriebe bei über 600. Von den derzeit 551 in Förderung stehenden Steinbrüchen und Gruben befinden sich 87 unter Bergaufsicht.

Die Förderung von Steinen und Erden sowie Industriemineralen wird in mehreren Hundert Betrieben weiterverarbeitet, wovon 381 im Industrieverband Steine und Erden Baden-Württemberg e. V. (ISTE) organisiert sind. Die Verteilung der weiterverarbeitenden Betriebe ist in Schaubild 4 dargestellt. Bei den meisten der 381 verarbeitenden Betriebe handelt es sich um Transportbetonhersteller (162), Beton- und Fertigteilwerke (100) sowie um Recyclinganlagen für Baustoffe und Bodenaushub (78). Insgesamt gibt es also mindestens 551 + 381 = 932 Betriebe in Baden-Württemberg, die mit Rohstoffgewinnung und -verarbeitung befasst sind.

Die in Betrieb befindlichen 551 Steinbrüche, Gruben und Bergwerke sind relativ gleichmäßig über das Land verteilt. Auch die 381 in Schaubild 4 dargestellten Verarbeitungsbetriebe zeigen eine recht günstige Verteilung, wobei eine Abhängigkeit von den Ballungszentren um Stuttgart und Karlsruhe erkennbar ist. Da fast jeder Steinbruch und jede Kies- und Sandgrube zudem über eine Aufbereitungsanlage verfügt, sind für die verschiedenen Produkte im Hoch- und Tiefbau in der Regel noch relativ kurze Transportwege vom Erzeuger zum Verbraucher möglich. Seit einigen Jahren werden jedoch für bestimmte Rohstoffe und Produkte die Wege zunehmend länger; Beispiele sind die besonders widerstandsfähigen Quarzporphyre aus dem Odenwald oder die Edelsplitte aus dem Oberrheingebiet, die zur Erzeugung von Straßenasphalt verwendet werden. Auch viele Gemeinden, die gewohnt waren, ihren Bedarf an Wegebaumaterialien aus der benachbarten Grube zu beziehen, müssen die Baustoffe nun über größere Distanzen herantransportieren.

Wegen Überlastung der Straßen durch den Autoverkehr und stark gestiegener Kraftstoffpreise muss – auch aus raumplanerischer Sicht – überlegt werden, ob es weiterhin sinnvoll ist, Gewinnungsbetriebe in der Nähe von Verdichtungsräumen zu schließen.

Baustoffindustrie ist häufigster Einsatzbereich

Im Zuge der Betriebserhebung wurden auch die wichtigsten Einsatzbereiche der gewonnenen Rohstoffe ermittelt. Die große Zahl der Einzelprodukte wurde bei der Betriebserhebung zunächst erfasst und zu Zwecken der Vergleichbarkeit übergeordneten Verwendungsbereichen wie Land- und Forstwirtschaft, keramische Industrie, Baustoffindustrie, Umweltschutz, Nahrungsmittelindustrie usw. zugewiesen.

Der Bereich »Baustoffindustrie« wurde in den angegebenen 9 Rohstoffgruppen

  • Kiese (sandig)
  • Sande
  • Natursteine: Karbonatgesteine
  • Natursteine: Vulkanite, Metamorphite, Plutonite
  • Naturwerksteine
  • Hochreine Kalksteine
  • Zementrohstoffe
  • Ziegeleirohstoffe
  • Sulfatgesteine

besonders häufig genannt. Hochreine Kalksteine werden in allen Hauptgruppen eingesetzt; neben der Baustoffindustrie besonders auch im Umweltschutz, in der Land- und Forstwirtschaft und der Chemischen Industrie. Schlüsselt man die Einsatzbereiche der Rohstoffgruppen Natursteine/Karbonatgesteine und Natursteine/Vulkanite, Metamorphite und Plutonite innerhalb der Baustoffindustrie weiter auf, so zeigt sich, dass der qualifizierte Straßenbau die größte Rolle spielt, gefolgt vom Hoch- und Tiefbau und dem einfachen (»unqualifizierten«) Wegebau. Gesteine aus dem Grundgebirge werden besonders gerne im Landschafts- und Gartenbau verwendet.

Rohstofffördermengen nach Rohstoffgruppen und Betriebsgröße

Anhand der aktuellen LGRB-Erhebungsdaten wurde auch eine Betrachtung des Förderumfangs der Betriebe vorgenommen. Die Ermittlung von durchschnittlichen Fördermengen je nach Rohstoffgruppe ist zum Beispiel dann von Interesse, wenn im Zuge raumplanerischer Arbeiten berücksichtigt werden muss, wie groß der Rohstoffbedarf eines »durchschnittlichen Betriebes« ist.

Die überwiegende Anzahl der Kies- und Sandbetriebe (62) fördert zwischen 100 000 und 250 000 t pro Jahr. 14 Betriebe in der »Kategorie 500 000 bis 1 Mill.« fördern nahezu die gleiche Rohstoffmenge, nämlich zusammen etwa 10 Mill. tim Jahr 2005. Eine große Zahl der Betriebe – vor allem im Alpenvorland – liegt aber im Bereich unterhalb von 50 000 t; hier kann also eine sinnvolle raumplanerische Abschätzung nur unter Betrachtung der lokalen geologischen Verhältnisse und der traditionellen Betriebsstrukturen erfolgen.

Klarer ist das Bild bei den Betrieben, die Karbonatgesteine abbauen. Hier sind fast alle genutzten Lagerstätten in Schichten des Muschelkalks oder des Juras von großer Ausdehnung und Mächtigkeit, sodass es für die meisten Betriebe (38) möglich ist, zwischen 250 000 t und 500 000 t zu fördern; in 32 Steinbrüchen werden zwischen 100 000 und 250 000 t abgebaut. Nur drei Betriebe gewinnen über 1 Mill. tKalksteine pro Jahr.

Recht deutlich sind die Unterschiede in den durchschnittlichen Fördermengen hingegen wieder bei den Firmen, die Natursteine für den Verkehrswegebau usw. im Grundgebirge abbauen. Die meisten Betriebe (17) fördern weniger als 50 000 t pro Jahr, sieben Betriebe mit Abbaumengen zwischen 100 000 und 250 000 t fördern zusammen mehr als dreimal so viel wie diese 17 kleineren Betriebe. Es wird deutlich, dass besonders die Firmen, die vulkanische Gesteine (zumeist Quarzporphyre) abbauen, große Mengen verarbeiten. Bei den Abbaustellen mit (zwischenzeitlich) geringeren Fördermengen handelt es sich nicht selten um solche, deren Gesteinsvorkommen nur von mittelmäßiger Qualität sind.

Aufgrund der Anforderungen eines modernen Zementwerkes bewegen sich die Abbaumengen von Zementrohstoffen in einem recht engen Rahmen. Die meisten Zementwerke fördern mehr als 500 000 t pro Jahr, eines sogar über 1 Mill. t. Bei der Mehrzahl der Gewinnungsstellen mit weniger als 0,5 Mill. t Rohförderung handelt es sich um Standorte, die früher in größerem Umfang genutzt wurden und aufgrund des Rückgangs in der Zementnachfrage gegenwärtig primär zur langfristigen Rohstoffsicherung aufrechterhalten werden. Diese Standorte erlangen dann wieder größere Bedeutung, wenn die derzeit schwerpunktmäßig genutzten Lagerstätten (günstige Zusammensetzung und geringe Distanz zum Werk) zur Neige gehen.

Deutlich geringere Fördermengen haben die Betriebe, die grobkeramische Rohstoffe abbauen. Die meisten Firmen (15) gewinnen zwischen 10 000 und 50 000 t pro Jahr, fünf Firmen bauen mit Mengen von je 100 000 bis 250 000 t pro Jahr jedoch zusammen mehr als 0,8 Mill. tab (2005). Bei den kleineren Gruben handelt es sich meist um solche, die Lösslehm als Zumischmaterial für aufgewitterte Tonsteine (Keuper, Jura) gewinnen.

Bedeutung für Beschäftigung unterschätzt?

Nach Angabe des Statistischen Landesamtes sind in den gewinnenden und verarbeitenden Bereichen der Steine- und Erden-Industrie fast 25 000 Personen beschäftigt, auf dem Steinsalzsektor sind es zurzeit 620 Personen. Diese statistisch erfassten Zahlen geben jedoch nur einen sehr unvollständigen Eindruck von der tatsächlichen Bedeutung der Rohstoffindustrie. Als Beispiel sei die Studie von Braus4 genannt; sie ergab, dass in der deutschen Kies- und Sandindustrie zwar nur 30 000 Arbeitsplätze registriert sind, tatsächlich aber durch die Maschinen- und Anlagenindustrie, das Transportgewerbe, durch Servicefirmen usw. rund 270 000 Menschen Arbeit haben – ausgelöst nur durch die Produktion im Kies- und Sandsektor.

Fördermenge pro Kopf5 in Baden-Württemberg mit 7,3 Tonnen genau im Bundesdurchschnitt

Auch für den vorliegenden Bericht wurden die im übrigen Bundesgebiet geförderten Mengen an mineralischen Rohstoffen und Energierohstoffen ermittelt. Einerseits, um die Stellung der baden-württembergischen Rohstoffindustrie zu verdeutlichen und andererseits, um die aktuellen Möglichkeiten der deutschen Versorgung mit inländischen Rohstoffen zu beleuchten. Als Grundlage dienten aktuelle Veröffentlichungen und nicht publizierte Informationen der anderen Staatlichen Geologischen Dienste und Bergämter.

Im Jahr 2005 betrug die bundesdeutsche Förderung an mineralischen Rohstoffen insgesamt rund 655 Mill.  t. Mit fast 540 Mill. t machen die Steine-Erden-Rohstoffe den Hauptteil aus. Beachtlich sind auch die Fördermengen von Industriemineralen und Salz, wobei die für die Düngung so wichtigen Kali- und Magnesiumsalze alleine fast 40 Mill. t ausmachen. Die Steinsalzproduktion liegt derzeit bei 17,5 Mill.  t, wovon 4,9 Mill. t aus Baden-Württemberg kommen.

In Schaubild 5 ist die Förderung an oberflächennahen Rohstoffen der deutschen Bundesländer gegenübergestellt. Nicht berücksichtigt wurde die Braunkohlenförderung, die vor allem in Nordrhein-Westfalen sehr umfangreich ist. Es handelt sich bei den in Schaubild 5 verglichenen Rohstoffen um Steine-Erden-Rohstoffe (einschließlich Ölschiefer) und oberflächennah abgebaute Industrieminerale wie Quarzsand und Sulfatgesteine. Insgesamt wurden in Deutschland 599 Mill. t an diesen oberflächennahen Rohstoffen abgebaut; 2000 waren es noch 802 Mill.  t. Da man davon ausgehen kann, dass diese Rohstoffmengen überwiegend im Inland verbraucht werden (bzw. der geringe Export an diesen Massenrohstoffen durch Importe im Mittel ausgeglichen wird), so liegt die durchschnittliche jährliche »Fördermenge pro Kopf« bzw. der »Pro-Kopf-Bedarf« bei rund 7,3 t je Einwohner; im Jahr 2000 lag er noch bei fast 10 t.

Als weiteres Kriterium kann die Rohförderung eines Bundeslandes unter Berücksichtigung der jeweiligen Einwohnerzahl des betreffenden Bundeslandes mit dem deutschen Durchschnitt verglichen werden. Schaubild 5 belegt, dass in Baden-Württemberg die »Fördermenge pro Kopf« im Jahr 2005 so hoch war, wie der nach der deutschen Gesamtfördermenge und Einwohnerzahl Deutschlands errechnete bundesdeutsche Durchschnitt von 7,3 t pro Einwohner. Ein derart ausgeglichenes Verhältnis war auch schon für das Jahr 2000 (LGRB Rohstoffbericht 2002) zu verzeichnen. Sachsen-Anhalt liegt am deutlichsten über dem deutschen Durchschnitt. Die Bundesländer Saarland, Schleswig-Holstein und Berlin-Brandenburg sowie Hessen liegen deutlich unter diesem Durchschnitt, verbrauchen demnach also mehr, als im eigenen Land gefördert wird.

Schaubild 5 zeigt, dass Baden-Württemberg in der Fördermenge oberflächennaher Rohstoffe an dritter Stelle hinter Bayern und Nordrhein-Westfalen liegt. Der Grafik ist auch zu entnehmen, dass in allen Bundesländern ein merklicher Förderrückgang an diesen Rohstoffen zu verzeichnen ist. Dies dürfte auch für Bayern zutreffen; für dieses Bundesland liegen keine neueren Erhebungen vor, sondern lediglich eine Abschätzung aufgrund einer »Hochrechnung« der Zahlen von 1999.

Berücksichtigt man nun alle in den jeweiligen Bundesländern abgebauten festen Rohstoffe (also ohne Erdöl und Erdgas), so steht Baden-Württemberg zwar weiterhin an dritter Stelle, aber mit einem deutlicheren Abstand zu Nordrhein-Westfalen und einem geringen Abstand zu Sachsen und Niedersachsen. erlaubt eine noch etwas vertieftere Information über die Fördermengen der Bundesländer unterteilt nach Hauptrohstoffgruppen.

Rohstoffsicherung und Energieeinsatz

Auf dem Gebiet der Rohstoffsicherung hat Baden-Württemberg in den letzten Jahren große Fortschritte erzielt. Die Landesregierung hat die Rohstoffsicherung durch eine ganze Reihe von Maßnahmen (Landesentwicklungsplan 2002, Rohstoffsicherungskonzept, Regelungen zur regionalen Raumplanung im Landesplanungsgesetz von 2003) vorangebracht.

Aufgrund der geringen Fördermengen der letzten Jahre reichen die genehmigten Vorräte von 946 Mill.  m³ Gesteinsrohstoffen für den Verkehrswegebau, für Baustoffe und als Betonzuschlag noch für 20 bis 22 Jahre. Auch die genehmigten Vorräte für Zementrohstoffe und Natursteine sind ausreichend. Geringe Vorräte sind für Sulfatgesteine zu verzeichnen. Die insgesamt verfügbaren Gipsvorräte reichen nur noch für ca. 55 Jahre. Zu den heimischen mineralischen Rohstoffen, für die sich langfristig eine Verknappung abzeichnet, zählen: Gipsstein, Phonolith und Suevit, Quarzsande, hochreine Kalksteine, Fluss- und Schwerspat.

In den Regionalplänen wird ein vermehrter Einsatz von Recycling-Baustoffen zwar angestrebt, jedoch dürfte ihr Marktanteil nach einer von der Baustoffindustrie in Auftrag gegebenen Studie6 mittelfristig kaum mehr als 10 bis 15 % betragen.

Eine wachsende Bedeutung kommt dem Energieeinsatz zu. Geringe Abraumbewegungen und kurze Transportwege zwischen Lagerstätte und Produktionsanlage haben mit der deutlichen Verteuerung der Energie eine größere Bedeutung erlangt. Abnehmende Vorräte an Energierohstoffen, rasant ansteigende Nachfrage aus den Schwellenländern und zunehmende geopolitische Risiken lassen einen Anstieg des Ölpreises erwarten.

Vor diesem Hintergrund wird die weitere Reduzierung des Energieeinsatzes in der Abbau- und Aufbereitungstechnik immer interessanter. Für die Zukunft begünstigt sind Betriebe, die über hochwertige Lagerstätten mit geringem Abraumanteil und niedrigem Aufbereitungsaufwand verfügen.

1 LGRB-Informationen 18: Rohstoffbericht 2006, Hrsg. Regierungspräsidium Freiburg, Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau; Freiburg 2006, S. 81-93.

2 Bundesverband Mineralische Rohstoffe e.V.: Bericht der Geschäftsführung 2002/2006.

3 Die Angabe der Fördermengen bezieht sich auf die vom Statistischen Bundesamt bzw. den Statistischen Landesämtern erfassten Betriebe ab einer bestimmten Betriebsgröße. Nach Schaubild 2 läge die deutsche Produktion für Kies und Sand sowie Naturstein zusammen bei nur etwa 300 Mill.  t, tatsächlich beträgt sie aber rund 500 Mill. t(beide Rohstoffgruppen machen die Hauptmasse der Steine-Erden-Rohstoffe aus). Schaubild 2 verdeutlicht dennoch klar die Produktionsentwicklung, da das Erhebungsverfahren annähernd gleich geblieben ist.

4 Braus, H.P.: Paradigmenwechsel in der Kies- und Sandindustrie, 2001.

5 Oberflächennahe Rohstoffe.

6 Schmidt Consult: Technische, ökologische und wirtschaftliche Einflüsse auf die derzeitigen und künftigen Mengen an rezyklierten Baustoffen, in: Der Bedarf an mineralischen Rohstoffen, Hrsg. Steine und Erden e.V., Frankfurt a. M. 1999.