:: 9/2007

Männer und Frauen auf dem Arbeitsmarkt in Baden-Württemberg

Die Berufstätigkeit von Frauen gilt heute als Selbstverständlichkeit. Der Blick zurück zeigt jedoch, dass in Sachen Frauenerwerbstätigkeit innerhalb kurzer Zeit eine sehr dynamische Entwicklung stattgefunden hat: Die Erwerbsbeteiligung von Frauen hat sich seit 1980 – vor allem durch das stark gestiegene Angebot von Teilzeitstellen – stark erhöht; Bildungsdefizite sind in der jungen Frauengeneration mittlerweile so gut wie ausgeglichen. Dennoch zeigt sich noch Entwicklungspotenzial: Die Ranglisten der häufigsten Berufe von Frauen und Männern zeigen, dass auch heute noch Frauen vorwiegend in »typisch weiblichen« Berufen arbeiten und Männer sogenannte »Männerberufe« bevorzugen. Auch das Bild, dass »der Chef« meistens ein Mann ist, entspricht noch weitgehend der Lebensrealität, denn Frauen sind in Führungspositionen nach wie vor unterrepräsentiert. Die Auswirkungen dieser Unterschiede in der Arbeitswelt zeigen sich für viele berufstätige Frauen nicht zuletzt auf dem Gehaltszettel: Frauen verdienen im Durchschnitt weniger als Männer.

Erwerbsbeteiligung der Frauen nimmt zu, die der Männer ist rückläufig

Nach den Ergebnissen des Mikrozensus waren im Jahr 2006 gut 5,17 Mill. Baden-Württemberger erwerbstätig1, davon 2,32 Mill. Frauen und gut 2,85 Mill. Männer. Im Zeitraum von 1980 bis 2006 ist die Zahl der berufstätigen Frauen um mehr als eine halbe Million (rund 639 000) angestiegen. Die Zahl der erwerbstätigen Männer erhöhte sich im gleichen Zeitraum lediglich um 284 000. Seit Anfang der 80er-Jahre hat sich der Frauenanteil an allen Erwerbstätigen von annähernd 40 % auf nunmehr knapp 45 % erhöht.

Auch im Anstieg der Erwerbstätigenquote2 der Frauen spiegelt sich im Vergleich zu 1980 eine deutlich höhere Erwerbsbeteiligung der baden-württembergischen Frauen wider. So stieg der Anteil der 15- bis unter 65-jährigen erwerbstätigen Frauen an allen Frauen dieser Altersgruppe seit 1980 deutlich von gut 54 % auf knapp 65 % im Jahr 2006 an. Der Trend bei den Männern verlief gegenläufig: Hier sank die Erwerbstätigenquote von knapp 84 % auf jetzt nur noch 78 %. In der Tendenz ist somit ein Trend zu einer gewissen Angleichung des Erwerbsverhaltens von Männern und Frauen zu beobachten.

Teilzeitarbeit eine Domäne der Frauen

Die beachtliche Bilanz bei der Entwicklung der Zahl der berufstätigen Frauen seit 1980 beruht vor allem auf dem starken Zuwachs an Teilzeitjobs: Knapp 840 000 Teilzeitstellen (+ 142 %) kamen in Baden-Württemberg seit 1980 hinzu, während sich die Zahl der Vollzeitstellen lediglich um 84 000 (+ 2 %) erhöht hat. Die überwiegende Zahl der Teilzeitjobs wird von Frauen wahrgenommen, denn 2006 waren immerhin 82 % der rund 1,4 Mill. Teilzeiterwerbstätigen in Baden-Württemberg Frauen. Männer sind unter den Berufstätigen, die Teilzeit arbeiten, mit einem Anteil von 18 % nach wie vor unterrepräsentiert, obwohl auch die Zahl der männlichen Teilzeitbeschäftigten gegenüber 1980 um 189 000 Personen stark zugenommen hat. Aufgrund der hohen Bedeutung von Teilzeitjobs bei den Frauen fällt allerdings deren Anteil am gesamten erbrachten Arbeitsvolumen vergleichsweise niedriger aus. Während der Frauenanteil an den Erwerbstätigen insgesamt 45 % beträgt, liegt der Anteil der von Frauen im Rahmen der Erwerbsarbeit geleisteten Arbeitsstunden nur bei 37 %.

Berufliche Qualifikation: Frauen holen auf

Bei der beruflichen Ausbildung haben die Frauen in den letzten fast 25 Jahren deutlich aufgeholt: So hat sich der Anteil der berufstätigen Frauen ohne Berufsausbildung seit 1982 von gut 42 % auf knapp 24 % nahezu halbiert. Der Anteil an den Akademikerinnen wiederum hat sich in den letzten gut 20 Jahren von 6 % auf 13 % mehr als verdoppelt. Getragen wurde diese Entwicklung vor allem von den jüngeren Frauen, die von den bildungspolitischen Bemühungen der letzten Jahrzehnte offensichtlich zu profitieren wussten: So sind in der Altersgruppe der 30- bis unter 35-Jährigen die weiblichen Erwerbstätigen ihren männlichen Altersgenossen dicht auf den Fersen: Knapp 20 % der berufstätigen Frauen gegenüber 23 % der Männer haben mittlerweile einen akademischen Ausbildungsabschluss. Der Anteil an den Berufstätigen ohne berufliche Ausbildung ist bei Männern und Frauen dieser Altersgruppe nahezu ausgeglichen. Nur knapp 14 % bzw. rund 13 % der erwerbstätigen Männer bzw. Frauen im Alter von 30 bis unter 35 Jahren haben (noch) keinen Beruf erlernt.

Führungspositionen sind nach wie vor »Männersache«

Obwohl sich die berufliche Qualifikation von Männern und Frauen immer mehr angleicht, sind Frauen in Führungspositionen noch eher die Ausnahme. In Baden-Württemberg übten im Jahr 20043 annähernd 165 000 Männer, jedoch nur knapp 37 000 Frauen eine Führungsposition aus. Allerdings hat in den Jahren von 1996 bis 2004 die Zahl der weiblichen Führungskräfte mit einem Plus von gut 44 % deutlich zugenommen. Gemessen am Frauenanteil an den Erwerbstätigen insgesamt (rund 45 %) sind jedoch »Chefinnen« mit einem Anteil von nur 18 % an allen Führungskräften dennoch nach wie vor deutlich unterrepräsentiert. 82 % der Führungspositionen sind dagegen mit Männern besetzt. Wesentliche Ursachen für die unterdurchschnittliche Präsenz von Frauen in Führungspositionen dürften unter anderem im durchschnittlich niedrigeren beruflichen Ausbildungsniveau der älteren Frauen, der wesentlich höheren Teilzeitbeschäftigung von Frauen und in familiär bedingten beruflichen Ausfallzeiten begründet sein. Für viele Frauen, die durch Elternzeit eine bestimmte Zeit aus dem Berufsleben ausscheiden und die die Verbindung von Beruf und Familie häufig nur mit einen Teilzeitjob realisieren können, dürfte der »Weg in die Führungsetagen« schwierig sein.

In anderen Bundesländern scheinen die Aufstiegsmöglichkeiten für Frauen besser zu sein: So liegt Baden-Württemberg mit einem Frauenanteil in Führungspositionen von 18 % unter dem Bundesdurchschnitt von 21 %. Besonders stark vertreten in den Führungsetagen sind Frauen in den neuen Bundesländern. Spitzenreiter ist hierbei Mecklenburg-Vorpommern, wo nahezu ein Drittel der Führungspositionen durch Frauen besetzt sind.

Teilung des Arbeitsmarktes in »Männerberufe« und »Frauenberufe«

Ungeachtet des stark gestiegenen Qualifikationsniveaus von Frauen und ihrer zunehmenden Erwerbsbeteiligung weist der Arbeitsmarkt noch immer eine starke geschlechtsspezifische Teilung auf, denn nach wie vor konzentrieren sich Männer und Frauen auf jeweils unterschiedliche Branchen, Berufe und Tätigkeiten. Ein Schlaglicht auf die geschlechtsspezifische Differenzierung der Arbeitswelt wirft die Rangliste der häufigsten Berufe von Männern und Frauen:

Die Rangliste der 10 häufigsten Männerberufe wird vor allem von technischen Berufen dominiert, die Rangliste der 10 häufigsten Frauenberufe hingegen von sozialen und Gesundheitsberufen. Lediglich 2 % aller erwerbstätigen Baden-Württembergerinnen üben einen technischen Beruf aus, gegenüber gut 12 % der Männer. Somit sind Frauen in technischen Berufen nach wie vor deutlich unterrepräsentiert.

Anders als bei den Männern ist bei den von Frauen am häufigsten ausgeübten Berufen eine starke Konzentration auf einige wenige Berufsfelder zu beobachten.

Trotz gleicher beruflicher Qualifikation: Frauen verdienen weniger

Der Vergleich der monatlichen Nettoeinkommen von vollzeitbeschäftigten Männern und Frauen zeigt, dass Frauen im Durchschnitt geringere Nettoeinkommen haben als Männer. So hatten beispielsweise nur gut 25 % der vollzeitbeschäftigten Akademikerinnen, aber mehr als 59 % ihrer männlichen Kollegen ein Nettoeinkommen von 2 600 Euro und mehr (Schaubild 3). Umgekehrt mussten 14 % der vollzeitbeschäftigten berufstätigen Frauen mit abgeschlossener Lehre mit einem monatlichen Nettoeinkommen von weniger als 900 Euro auskommen – eine Situation, von der nur 4 % ihrer männlichen Kollegen betroffen sind. Die Ursachen für die Einkommensunterschiede dürften zum einen in familiär bedingten Ausfallzeiten zu suchen sein. Diese können dazu führen, dass Frauen weniger Berufsjahre vorzuweisen haben als männliche Kollegen und damit auch weniger verdienen. Auch die noch immer weit verbreitete geschlechtsspezifische Berufswahl führt, bei formal gleicher beruflicher Qualifikation zu Einkommensunterschieden. So sind viele »typisch weibliche« Berufe oftmals schlechter bezahlt als sogenannte »Männerberufe«. Darüber hinaus gibt es auch branchenspezifische Einkommensunterschiede, wobei Frauen häufiger als Männer in den weniger gut bezahlten Branchen arbeiten.

1 Im Rahmen des Mikrozensus werden Erwerbstätige nach dem Labour-Force-Konzept der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) erfasst. Danach zählen zu den Erwerbstätigen alle Personen im Alter von 15 und mehr Jahren, die in der Berichtswoche mindestens 1 Stunde gearbeitet haben, unabhängig von der Bedeutung dieser Tätigkeit für den Lebensunterhalt. Die Erwerbstätigen werden am Wohnort erfasst.

2 Anteil der Erwerbstätigen an der Bevölkerung.

3 Aktuellster Datenstand: Mikrozensus 2004. Angaben zu Führungspositionen werden im Mikrozensus im 4-jährigen Turnus erhoben.