:: 10/2007

Trink- und Abwasserpreise in Baden-Württemberg 2007

Steigende Wasserrechnung trotz sinkendem Verbrauch

Die mit den hohen Standards der Trinkwasserversorgung und Abwasserbeseitigung im Land verbundenen Kosten variieren in den Städten und Gemeinden beträchtlich. Der landesweit niedrigste Gesamtpreis für Trink- und Abwasser liegt zum 1. Januar 2007 bei 1,82, der höchste bei 8,20 Euro je Kubikmeter. Der Landesdurchschnitt beträgt 3,95 Euro je Kubikmeter, 2 Cent mehr als im Jahr zuvor. Trotz zurückgehendem täglichen Wasserverbrauch der Einwohner ist die Jahresrechnung der Haushalte für Trink- und Abwasser in den letzten 10 Jahren stetig gestiegen.

Insbesondere im ländlichen Raum Baden-Württembergs haben die Gebühren deutlich zugenommen. Vor allem die Abwassergebühren befinden sich dort ohnehin auf überdurchschnittlich hohem Niveau. Die Ursachen dafür sind zum einen strukturbedingt, andererseits führen notwendige Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen sowie anhaltende Umweltbelastungen und hohe Anforderungen an Trinkwasserqualität und Gewässerschutz zu erhöhten Preisen.

Die Preisspanne für Trink- und Abwasser in den Gemeinden wird größer

Der Preis je Kubikmeter (m³) Trink- und Abwasser liegt im Landesdurchschnitt aktuell (Stand 1. Januar 2007) bei 3,95 Euro. Davon kostet Trinkwasser 1,81 Euro je m³, Abwasser ist mit 2,14 Euro pro m³ merklich teurer. Die Preisunterschiede zwischen den einzelnen Gemeinden sind dabei beträchtlich. So liegt der landesweit niedrigste Gesamtpreis für Trink- und Abwasser derzeit bei 1,82 Euro je m³ in Fronreute, der höchste bei 8,20 Euro je m³ in Widdern (Schaubild 1). Die Spanne zwischen den Kommunen wurde damit im Vergleich zum Vorjahr von 6,36 auf 6,38 Euro je m³ ausgedehnt. Überdurchschnittliche Gesamtgebühren werden in den meisten Fällen durch höhere Abwasserpreise bestimmt. Deren regionale Spanne liegt zwischen 0,57 und 5,20 Euro je m³.

Der Kubikmeterpreis für Trinkwasser aus dem öffentlichen Netz liegt deutlich niedriger und variiert zwischen 0,43 und 3,83 Euro. In 992 Gemeinden im Land – das sind knapp 90 % – werden Trinkwassergebühren zwischen 1,00 und 2,50 Euro je m³ erhoben. In fast der Hälfte dieser Gemeinden (455) liegen die Preise zwischen 1,50 und 2,00 Euro.

Abwasser kostet in mehr als 90 % der Gemeinden mehr als 1,50 Euro, in drei Viertel sogar mehr als 2,00 Euro. Dabei liegen die durchschnittlichen Abwasserpreise im ländlichen Raum im engeren Sinne bei 2,53 Euro je m3, in Verdichtungsräumen nur bei 1,90 Euro je m3. Beim Trinkwasser sind die Unterschiede der Kubikmeterpreise zwischen den Raumkategorien weniger gravierend (1,76 Euro im ländlichen Raum im engeren Sinne; 1,85 Euro in Verdichtungsräumen).

Im Durchschnitt zahlt der Bürger 158 Euro für Trink- und Abwasser im Jahr

Zusätzlich zu den Kubikmeterpreisen für Trink- und Abwasser wird in den meisten Gemeinden Baden-Württembergs eine verbrauchsunabhängige Grundgebühr für die Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung erhoben. Diese Grundgebühr wird meist als größenabhängige Wasserzählergebühr erhoben. Umgerechnet auf die Anzahl der an die Zähler angeschlossenen Einwohner, ergibt sich aktuell ein Mittelwert der zu zahlenden Grundgebühr von 7,08 Euro pro Person und Jahr – mit einer beträchtlichen Spanne in den Gemeinden von 0,72 bis 128,76 Euro. In 29 Gemeinden wird keine Grundgebühr erhoben.

Rechnet man die Trink- und Abwassergebühren mithilfe des täglichen Wasserverbrauchs pro Einwohner in den Kommunen um und addiert die jährliche Grundgebühr je Einwohner, so ergibt sich eine Jahressumme von 158 Euro, die ein Einwohner im Durchschnitt bezahlen muss. Abhängig vom Wasserverbrauch und vom Preis variiert die Jahresrechnung für Trink- und Abwasser in den Kommunen zwischen 66 und 379 Euro pro Person. In 42 % der Gemeinden liegt die Jahresrechnung 2007 über dem Landesmittelwert. Davon betroffen sind 41 % der Einwohner im Land.

Jährliche Kosten für Trink- und Abwasser steigen weiter an – trotz geringerem Wasserverbrauch

Die jährlichen Kosten für Trink- und Abwasser liegen 2007 mit durchschnittlich 158,50 Euro um knapp 80 Cent höher als im Vorjahr. Langfristig gesehen nehmen die jährlichen Kosten immer noch stetig zu. Vor 5 Jahren zahlte der Bürger im Jahr durchschnittlich 12 Euro weniger für sein Trink- und Abwasser, vor 10 Jahren 16 Euro. Betrachtet man die Entwicklung der Kubikmeterpreise losgelöst vom Trinkwasserverbrauch, ergibt sich eine deutlich höhere Steigerungsrate von knapp 18 %. Damit lag die absolute Entwicklung der Trink- und Abwassergebühren in den letzten 10 Jahren merklich über der allgemeinen Preissteigerung der Lebenshaltungskosten von 14,4 %.

Mit steigenden Trink- und Abwassergebühren reduzierte sich seit 1991 der Pro-Kopf-Wasserverbrauch um durchschnittlich 14 Liter auf 105 Liter pro Tag im Jahr 2004. Der Kubikmeterpreis für Trink- und Abwasser stieg im selben Zeitraum um 73 % und bis 2007 um 80 % (Schaubild 2). Offenbar haben die Bürger durch höhere Gebühren und durch steigendes Umweltbewusstsein beim Wasser gespart. Für die Betreiber gilt, dass zum einen steigende Investitionen und Instandhaltungskosten für die Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung, die unter anderem auch durch den sinkenden Wasserverbrauch bedingt sind, die Einnahmeseite bestimmen. Zum anderen führt der sinkende Wasserverbrauch zu sinkenden Gebühreneinnahmen. Die fehlenden Einnahmen werden in vielen Fällen durch die Erhöhung der Grund- und/oder der Kubikmetergebühren ausgeglichen.

Der Abwasserpreis liegt aktuell um 33 Cent höher als der Trinkwasserpreis

Die durchschnittliche jährliche Preissteigerung von Trink- und Abwasser hat sich seit den 90er-Jahren deutlich verlangsamt (Tabelle). Von 1997 bis 2007 wurde ein Kubikmeter Trink- und Abwasser durchschnittlich um 59 Cent teurer, dies entspricht einem jährlichen Anstieg von 1,8 %. Aktuell beträgt die Zunahme 2 Cent (+ 0,5 % gegenüber 2006), das ist der niedrigste Anstieg seit Beginn der Datenerhebung 1979. Der Trinkwasserpreis stieg seit 2007 auf das 2,8-fache des Preises von 1979, der Abwasserpreis sogar auf das 3,8-fache. Die Entwicklung in den letzten 10 Jahren weicht von langjährigen Veränderungen erheblich ab. Gegenüber 1997 stieg der Kubikmeterpreis für Trinkwasser um jährlich 2,1 % spürbarer an als die Abwassergebühr, die sich jährlich um 1,4 % verteuerte. Die Abwassergebühr liegt dennoch derzeit mit 2,14 Euro je m³ um durchschnittlich 33 Cent über der Trinkwassergebühr von 1,81 Euro je m³.

Die aktuelle Preissteigerung gegenüber 2006 lag beim Trinkwasser mit 3 Cent je m³ im Mittel der letzten 10 Jahre, die Abwassergebühr betrug am 1. Januar 2007 sogar 1 Cent je m³ weniger als im Jahr zuvor. Die landesdurchschnittliche Entwicklung ist durch Besonderheiten in einzelnen Gemeinden beeinflusst. So wurden die Kubikmetergebühren in Stuttgart aufgrund einer Umstellung der Tarifstruktur deutlich reduziert. Seit dem 1. Januar 2007 werden dort – wie in 23 weiteren Gemeinden – zusätzlich Abwassergebühren erhoben, die nach der Abflussfläche berechnet werden. Diese zusätzlich zu zahlenden auf die Fläche bezogenen Gebühren sind bei der Berechnung des Landesdurchschnitts nicht berücksichtigt, daher wird die aktuelle Entwicklung der landesdurchschnittlichen Abwassergebühr etwas unterschätzt. Ohne Stuttgart errechnet sich für 2007 gegenüber dem Vorjahr eine durchschnittliche Erhöhung um 3 Cent je Kubikmeter Abwasser auf 2,20 Euro je m³.

Insgesamt war die Veränderung gegenüber 2006 in den meisten Kommunen von eher geringem Ausmaß. Der Kubikmeterpreis für Trinkwasser blieb in 70 % der Gemeinden unverändert, in 6 % wurde er sogar gesenkt und in knapp einem Viertel stieg der Trinkwasserpreis. Beim Abwasser blieben die Gebühren in 68 % der Gemeinden konstant, in 10 % wurden sie gesenkt und in 22 % erhöht.

Wer viel Trinkwasser verbraucht, zahlt auch hohe Abwassergebühren

Die Mehrzahl der Kommunen in Baden-Württemberg berechnet die Abwassergebühren bislang anhand der Menge des bezogenen Trinkwassers. Das bedeutet, die Abwasserkosten sind ebenfalls vom Trinkwasserverbrauch bestimmt. Die Zahl der Kommunen, welche die Schmutzwasserbeseitigung und die Niederschlagswasserentsorgung getrennt berechnen, stieg in den letzten Jahren jedoch langsam an. Im Jahr 2007 haben 24 Städte und Gemeinden eine solche »gesplittete« Abwassergebühr angewendet, das sind 4 mehr als 2006.

Zur Berechnung der Schmutzwassergebühr wird in der Regel der Trinkwasserverbrauch (Euro je m³) und für die Berechnung der Niederschlagswassergebühr meist die Größe der überbauten/versiegelten Grundstücksfläche mit Kanalanschluss herangezogen (Euro je m2). Damit soll vor allem eine stärkere Gebührengerechtigkeit und eine ökologisch sinnvolle Gebührenberechnung erreicht werden. Entsprechend dem Verursacherprinzip werden durch gesplittete Gebühren die Kosten stärker dort mitgetragen, wo zwar geringe Schmutzwassermengen, aufgrund großer überbauter oder versiegelter Flächen aber beträchtliche Mengen an Niederschlagswasser in die Kanalisation und die Kläranlagen eingeleitet werden.

Einige Kommunen im Land variieren dieses Gebührenmodell und erheben Niederschlagswassergebühren erst ab einer versiegelten Grundstücksfläche von 1 000 m². Die Niederschlagsgebühr, die derzeit in diesen 24 Kommunen zwischen 19 Cent und 97 Cent je m² versiegelter Fläche liegt, kann durch Entsiegelung von Flächen reduziert werden. Dies wird in einer Reihe von Städten und Gemeinden durch Fördergelder unterstützt. Aufgrund entsprechender Rechtsprechung ist davon auszugehen, dass die gesplittete Gebühr in den nächsten Jahren weiter an Bedeutung gewinnen wird.

Hohe Gebühren sind oft strukturbedingt

Für die beträchtlichen Unterschiede der Trink- und Abwasserpreise in den Städten und Gemeinden gibt es viele Gründe. Überdurchschnittlich hohe Gebühren werden sowohl beim Trinkwasser und noch deutlicher beim Abwasser häufiger im ländlichen Raum1 gezahlt. Dort lag 2007 der Anteil der Gemeinden mit besonders hohen Trinkwassergebühren von über 2,50 Euro je m³ bei knapp 7 %. In Verdichtungsräumen zahlten nur Bürger in gut 2 % der Gemeinden Trinkwassergebühren in dieser Höhe.

Die durchschnittliche Trinkwassergebühr liegt im ländlichen Raum mit 1,76 Euro je m³ dennoch niedriger als in Verdichtungsräumen (1,85 Euro je m³). Die unterschiedliche Gebührenhöhe in den Gemeinden ist einerseits beeinflusst durch die Kosten zur Sicherung der langfristigen Funktionsfähigkeit der Wasserversorgung wie Instandhaltung des Leitungsnetzes und der Pumpensysteme. Andererseits wirken sich bei ungünstiger Verteilungsstruktur und bei geringer Anschlussdichte die Kosten für den Transport des Trinkwassers auf die Trinkwasserpreise aus. Außerdem muss als Folge anhaltender Umweltbeeinträchtigungen in Baden-Württemberg das gewonnene Wasser zunehmend aufbereitet werden, um die gemäß der Trinkwasserverordnung gesetzlich geforderte Mindestqualität zu gewährleisten. Der Anteil des aufbereiteten Wassers (Rohwasser) ist auf nunmehr 85,5 % angewachsen. Dabei bestehen kaum regionale Unterschiede. In den Gemeinden des ländlichen Raums liegt er bei 85,7 %, in Verdichtungsräumen bei 84,2 %.

Beim Abwasser sind die Unterschiede zwischen ländlichem Raum und Verdichtungsraum größer (Schaubild 3). So bezahlen immerhin 29 % der Gemeinden im ländlichen Raum mehr als 3 Euro je m³ Abwasser. In Verdichtungsräumen sind es nur gut 7 %. Wesentliche Ursachen für die großen Differenzen sind der notwendige Ausbau der weitergehenden Abwasserbehandlung vor allem bei kleinen Kläranlagen (zum Beispiel Bau zusätzlicher Reinigungsstufen zur Stickstoff- und Phosphorelimination) sowie hohe Sanierungskosten und der Ausbau von Kanalnetzen, Klärwerken und Regenentlastungsbauwerken.

Im ländlichen Raum überwiegen kleinere Kläranlagen mit einer Ausbaugröße unter 5 000 EW2 (70 % der Anlagen). In Verdichtungsräumen werden zumeist größere Kläranlagen eingesetzt. Nur 18 % der Kläranlagen in Verdichtungsräumen haben eine Ausbaugrößenklasse von weniger als 5 000 EW. Das Kanalnetz je Einwohner ist im ländlichen Raum gut doppelt so lang wie in Verdichtungsräumen (Schaubild 3). Außerdem sind hohe Abwasserpreise oft durch steigende Ausgaben für Abwasserableitung und -reinigung infolge gestiegener Anforderungen an die Abwasserbehandlung sowie durch die Kosten für Behandlung und Entsorgung von Klärschlamm bedingt.

Führen hohe Preise zum Wasser sparen?

Die Gesamtgebühr für einen Kubikmeter Trink- und Abwasser liegt im ländlichen Raum zum 1. Januar 2007 in fast zwei Drittel der Gemeinden bei 4,00 Euro oder mehr. In den Verdichtungsräumen erheben weniger als die Hälfte der Gemeinden Preise in dieser Höhe. Mit den vergleichsweise hohen Trink- und Abwassergebühren im ländlichen Raum geht oft ein unterdurchschnittlicher Pro-Kopf-Verbrauch einher. So liegt der durchschnittliche tägliche Wasserverbrauch je Einwohner in knapp 18 % der ländlichen Gemeinden bei unter 100 Litern. In Verdichtungsräumen wird dies nur in 5 % der Gemeinden erreicht. Daraus kann aber nicht ohne Weiteres auf ein bewussteres Verbraucherverhalten geschlossen werden, denn dieses ist auch beeinflusst von Faktoren wie dem verfügbaren Einkommen sowie von regionalen Gegebenheiten wie der Haushaltsgröße oder der Häufigkeit von Sommerregenfällen. Insgesamt führen Preissteigerungen offenbar dennoch zu Sparanstrengungen. So ging im letzten Jahrzehnt im ländlichen Raum bei einem Anstieg der Trink- und Abwasserpreise um fast ein Viertel der durchschnittliche Wasserverbrauch je Einwohner um durchschnittlich 8 Liter auf 99 Liter pro Tag zurück. In Verdichtungsräumen erhöhte sich der Kubikmeterpreis für Trink- und Abwasser etwas schwächer um 13 %. Der Wasserverbrauch ging trotzdem überdurchschnittlich um 9 Liter auf durchschnittlich 108 Liter je Einwohner und Tag zurück. Generell scheint die untere Grenze beim Wasserverbrauch je Einwohner jedoch nahezu erreicht.

1 Im Folgenden immer ländlicher Raum im engeren Sinne gemäß Landesentwicklungsplan.

2 Die Bemessungskapazität (Ausbaugröße) einer Kläranlage wird in Einwohnerwerten (EW) gemessen. Die Zahl der EW, für die eine Kläranlage ausgelegt ist, gibt die Anzahl der Einwohner an, deren Schmutzwasser in der Anlage behandelt werden kann. Die Größe ist auch umrechenbar auf gewerbliche Schmutzwassermengen.