:: 11/2007

Aktuelle Entwicklung des Gesamtabfallaufkommens in Baden-Württemberg

Das Gesamtaufkommen an Abfällen in Baden-Württemberg betrug 2006 knapp 39 Mill. Tonnen. Damit war erstmals seit 1999 wieder ein deutlicher Anstieg der insgesamt im Land angefallenen und zu entsorgenden Abfälle zu verzeichnen. Bei den einzelnen Abfallkategorien verlief die Entwicklung des Aufkommens sehr unterschiedlich. Stark angestiegen sind – auch konjunkturbedingt – vor allem die Baumassenabfälle und die Abfälle aus Produktion und Gewerbe. Die Abfallintensität der baden-württembergischen Volkswirtschaft, das ist das Abfallaufkommen dividiert durch das Bruttoinlandsprodukt, ist dadurch ebenfalls gegenüber dem Vorjahr etwas erhöht. Dennoch beträgt ihr Rückgang im Vergleich zu 1996 fast 30 %. Bei einem Anteil am bundesdeutschen Gesamtaufkommen von knapp 11 %, liegt die Abfallintensität im Land deutlich niedriger als im Bundesdurchschnitt.

Anstieg des Gesamtaufkommens auf 39 Mill. Tonnen

Das Aufkommen aller zu entsorgenden Abfälle summierte sich im Jahr 2006 in Baden-Württemberg auf knapp 39 Mill. Tonnen. Das waren gut 3 Mill. Tonnen oder fast 9 % mehr als im Vorjahr. Nachdem sich bereits 2005 der seit dem Jahr 2000 beobachtete deutliche Rückgang des Gesamtabfallaufkommens nicht weiter fortsetzte, war im vergangenen Jahr erstmals wieder ein deutlicher Anstieg der im Land angefallenen und zu entsorgenden Abfallmenge zu verzeichnen.

Der Anteil des Landes am bundesweiten Gesamtabfallaufkommen liegt bei knapp 11 %. Hinsichtlich der Einwohnerzahl beträgt der Anteil Baden-Württembergs deutlich höhere 13 %, und der Landesanteil an der gesamten Wirtschaftsleistung Deutschlands, dem Bruttoinlandsprodukt (BIP), liegt sogar bei 14,6 %. Damit errechnet sich für die Abfallintensität (Abfallaufkommen dividiert durch Bruttoinlandsprodukt) in Baden-Württemberg der Wert von 115 kg je 1 000 Euro BIP. Im Bundesdurchschnitt lag sie 2005 bei 148 kg je 1 000 Euro BIP (Tabelle).

Fast 30 % geringere Abfallintensität als 1996

Die Entwicklung der Abfallintensität zeigt an, inwieweit im Land eine Entkopplung des Abfallaufkommens vom Wirtschaftswachstum gelungen ist. Gegenüber 1996 ging die Abfallintensität in Baden-Württemberg um fast 30 % zurück, etwas stärker als im Bundesdurchschnitt (– 24 %, Stand 2005). Während die Wirtschaftsleistung nahezu kontinuierlich leicht angestiegen ist, hat das Abfallaufkommen nach einem Anstieg bis 1999 danach auch im Vergleich zu 1996 sehr deutlich abgenommen. Inwieweit die aktuelle Zunahme des Aufkommens eine neuerliche Trendwende bedeutet, bleibt abzuwarten.

Der im Vergleich zum Landesanteil an der Einwohnerzahl und Wirtschaftsleistung vergleichsweise geringe Anteil Baden-Württembergs am Gesamtaufkommen in Deutschland erklärt sich in erster Linie aus der weniger abfallintensiven Struktur des Produzierenden Gewerbes (ohne Baugewerbe) im Land. Bei den Baumassenabfällen und den Siedlungsabfällen liegt der Anteil Baden-Württembergs am Bundeswert mit 14 bzw. 13 % nahe am Landesanteil bezogen auf das BIP bzw. die Einwohnerzahl. Dagegen entfallen nur 4 % der bundesweiten produktionsspezifischen Abfälle auf Baden-Württemberg. Und auch bei den gefährlichen Abfällen, die zu zwei Drittel in Produktions- und Entsorgungsanlagen entstehen, liegt der Landesanteil mit 8,4 % vergleichsweise niedrig. Dies erklärt sich in erster Linie dadurch, dass die sehr abfallintensiven Grundstoffindustrien im Land eher schwach vertreten sind. Bergbauspezifische Abfälle in Form von Bergematerial, die bundesweit mit 48 Mill. Tonnen einen erheblichen Teil des Gesamtaufkommens ausmachen, fallen in Baden-Württemberg kaum an.

Mehr Baumassenabfälle infolge verbesserter Baukonjunktur

Bei den einzelnen Abfallkategorien verlief die Entwicklung des Aufkommens teilweise sehr unterschiedlich. Maßgebend für die Gesamtentwicklung war die Menge der zu entsorgenden Baumassenabfälle (Bodenaushub, Bauschutt und Straßenaufbruch), die mit über 28,6 Mill. Tonnen fast dreiviertel des Gesamtabfallaufkommens ausmachen. Ihre Menge stieg um ein Zehntel bzw. 2,7 Mill. Tonnen überdurchschnittlich stark an. Darin spiegelt sich die im Jahr 2006 überaus positive Entwicklung der Baukonjunktur wider. Nach einem anhaltenden Schrumpfungsprozess, der schon 2005 allmählich zum Stillstand kam, ist im Jahr 2006 die Bruttowertschöpfung des Baugewerbes immerhin um rund 6 % angestiegen. Sowohl die Umsätze (+ 13 %) als auch die geleisteten Arbeitsstunden (+ 6 %) des Bauhauptgewerbes insgesamt, insbesondere auch im Tiefbau, der hauptsächlich für das Aufkommen der Baumassenabfälle relevant ist, sind deutlich angestiegen.

Abgesehen von der konjunkturellen Entwicklung hängt das Aufkommen an Baumassenabfällen ganz entscheidend auch von den im jeweiligen Zeitraum laufenden Großbauprojekten ab. Dabei ist nur diejenige Menge im Abfallaufkommen enthalten, die zur Verwertung oder Beseitigung das Baugelände bzw. die Baustelle verlässt. Der Anteil, der direkt vor Ort wieder eingesetzt werden kann, ist nicht enthalten. Dies trifft insbesondere beim Straßenaufbruch zu, der zu erheblichen Teilen wieder im selben Bauabschnitt bei Straßenbaumaßnahmen eingesetzt wird.

Mit + 15,6 % haben die Mengen an Bauschutt und Straßenaufbruch überdurchschnittlich stark zugenommen. Diese Abfälle wurden zu über 90 %, meist nach Aufbereitung in Bauschuttrecyclinganlagen, einer Verwertung zugeführt. Die rund 19 Mill. Tonnen Bodenaushub (+ 8 % gegenüber 2005) wurden zu fast 80 % für die Rekultivierung stillgelegter Deponien und zur Verfüllung übertägiger Abbaustätten eingesetzt. Die anderen rund 20 % gelangten auf die noch bestehenden rund 300 Bauschutt- und Bodenaushubdeponien im Land (Deponieklassen 0 und 1).

Aufkommen an Siedlungsabfällen stagniert

Besonderes Augenmerk kommt der Entsorgung von Siedlungsabfällen zu, die 2006 mit gut 6,1 Mill. Tonnen rund 16 % des Gesamtaufkommens ausmachten. Ihr Aufkommen, bestehend aus Haushaltsabfällen (4,6 Mill. Tonnen) und den in ihrer Zusammensetzung mit diesen vergleichbaren überwiegend im gewerblichen Bereich anfallenden anderen Siedlungsabfällen (1,5 Mill. Tonnen), blieb im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert. Dabei wurde ein leichter Anstieg bei den Haushaltsabfällen durch den Rückgang bei den anderen gewerblichen Siedlungsabfällen weitgehend kompensiert. Die Menge an Haushaltsabfällen je Einwohner blieb bei ebenfalls leicht erhöhter Bevölkerungszahl im Land praktisch unverändert.

Die wichtigste Veränderung bei den Siedlungsabfällen lag bei deren Entsorgung. Die Verwertungsquote konnte auf jetzt 72,4 gegenüber knapp 60 % im Jahr 1996 gesteigert werden. Und aufgrund des seit 01. Juni 2005 wirksamen Ablagerungsverbotes für unbehandelte organische Abfälle gelangten 2006, abgesehen von geringen, überwiegend anorganischen Restmengen, praktisch keine Siedlungsabfälle direkt auf Deponien. Im Gegenzug nahm die Menge der thermisch behandelten Siedlungsabfälle in Baden-Württemberg um gut ein Fünftel auf 1,65 Mill. Tonnen zu.

Aufkommen gefährlicher Abfälle weiter steigend

Das Aufkommen der gemäß Europäischem Abfallverzeichnis als für Mensch und Umwelt gefährlich eingestuften Abfälle hat 2006, wenn auch abgeschwächt, weiter zugenommen. Mit fast 1,6 Mill. Tonnen machten die auch als Sonderabfälle bezeichneten, gefährlichen Abfälle rund 4 % des Gesamtabfallaufkommens aus. Rund ein Drittel davon bestand aus verunreinigten Böden und Bauschutt. Die übrigen 1,1 Mill. Tonnen verteilten sich auf eine große Zahl sehr verschiedenartiger organischer und anorganischer Abfälle aus Produktionsprozessen und Abfallentsorgungsanlagen.

Trotz ihres vergleichsweise geringen Anteils am Gesamtabfallaufkommen stellt die Entsorgung von Sonderabfällen besondere Anforderungen. Sie unterliegen wegen ihres Gefahrenpotenzials einem Kontrollverfahren, dem sogenannten Begleitscheinverfahren, das Herkunft und Entsorgung sowie alle zwischengelagerten Transport- und Behandlungsstufen dokumentiert. Auf der ersten Entsorgungsstufe wurden die Sonderabfälle 2006 zu rund zwei Dritteln in Baden-Württemberg entsorgt, das andere Drittel gelangte in Anlagen in anderen Bundesländern. In geringem Umfang gingen Mengen auch ins Ausland. Die insgesamt auf jetzt 76 % erhöhte Verwertungsquote umfasst bei den Sonderabfällen auch diejenigen Mengen, die auf der ersten Entsorgungsstufe in Zwischenlager bzw. in andere Vorbehandlungsanlagen gelangten. Auf Deponien abgelagert wurden insgesamt rund 330 000 Tonnen (21 %).

Zusammenfassung

Das Gesamtaufkommen an Abfällen im Land hat 2006 auch bedingt durch die deutlich verbesserte wirtschaftliche Konjunktur erstmals seit 1999 wieder deutlich zugenommen. Die stark anziehende Baukonjunktur führte zu deutlich mehr Baumassenabfällen und auch die anderen aus Produktion und Gewerbe stammenden Abfälle haben bei deutlichen Produktionssteigerungen spürbar zugenommen. Dagegen blieb das Aufkommen der Siedlungsabfälle nahezu unverändert.

Die Verwertungsquote insgesamt blieb auf dem bereits im Vorjahr erreichten hohen Niveau von über 80 %. Hervorzuheben ist dabei die Steigerung des Anteils der verwerteten Menge an Siedlungsabfällen auf jetzt über 72 %.

Die Gesamtablagerungsquote ist 2006 auf unter 14 % gefallen. Von den insgesamt noch deponierten 5,3 Mill. Tonnen entfielen allein 4,9 Mill. Tonnen (91,4 %) auf Baumassenabfälle, überwiegend bestehend aus Bodenaushub. Rund 330 000 Tonnen der 2006 noch deponierten Abfälle waren gefährliche Abfälle, wobei verunreinigte Böden und Bauschutt den Hauptteil ausmachten. Insgesamt ist mit 21 % die Ablagerungsquote bei den gefährlichen Abfällen noch am höchsten. Siedlungsabfälle und Klärschlämme aus kommunalen Kläranlagen wurden so gut wie nicht mehr direkt deponiert, und auch von den anderen Abfällen aus Produktion und Gewerbe gelangten nur noch 4 % unmittelbar auf Deponien.