:: 12/2007

Neuer »Regent« aus dem Ostalbkreis

Gemeinde mit der kleinsten Ertragsrebfläche Baden-Württembergs beendet Weinlese

Die Weinlese 2007 in Mutlangen, der Gemeinde mit der kleinsten Ertragsrebfläche Baden-Württembergs, ist beendet.

Es wird erwartet, dass etwa 14 Liter Saft gepresst werden, der dann wiederum als »Mutlanger Heidetröpfle« (Rebensorte »Regent«) auf Flaschen gezogen wird. Der Ertrag ist zwar wegen teilweisen Pilzbefalls der Blätter nur wenig mehr als 2006 (11 Flaschen, 98° Öchsle), aber dank der Herbstsonne bieten die Trauben mit 90° Öchsle auf der Weinmostwaage auch dieses Jahr ideale Voraussetzung für die Herstellung eines Prädikatsweines.

Da in Mutlangen kein eigener Weinausbau stattfindet, werden die gelesenen Trauben an die Remstalkellerei abgeliefert und dort separat gekeltert.

Angebaut wird der Wein seit dem Jahr 2000 auf mittlerweile 1 Ar an einem mit 30 Rebstöcken bestockten Süd-West-Steilhang auf der »Mutlanger Heide«. Aufgrund der hier leicht aus Richtung Osten wehenden Winde bietet der Mutlanger »Garten des Bacchus« eine fantastische Lage, auch in Bezug auf den Evapotranspirationskoeffizienten, so Winzer Gerhard Bischoff von der Remstalkellerei.

Und wer jetzt denkt: Wein in Mutlangen – ein Gag, ein Aprilscherz? Keineswegs, auch keine Erfindung geschickter Marketingstrategen zur Belebung des Tourismus. Vielfach belegt ist nämlich, dass Weinanbau in Mutlangen Tradition hatte. Im Bereich der sogenannten »Weinbergruhe« wuchs noch bis Ende der 50er-Jahre Wein.

Nun wurde diese Tradition im Jahre 2000 wiederbelebt, aber nicht von Wein- oder Werbeprofis, sondern von entdeckungsfreudigen, einfallsreichen Vorständen von 7 Mutlanger Vereinen sowie des Mutlanger Schultes, die diese Idee anlässlich einer Weinprobe in einer Kellerei nach mehreren Viertele Wein aus der Taufe gehoben haben.

Man holte sich die nötigen Informationen bei der Remstalkellerei, fuhr ins Remstal um Rebstöcke zu kaufen und begann zu pflanzen. Der anfänglichen Wuchskraft folgte dann ein herber Rückschlag. Beinahe der gesamte Rebbestand fiel einer offensichtlich hungrigen, aber nicht am Weinbau interessierten Schafherde zum Opfer. So wurden 2004 unter dem musikalischen Beistand des Männergesangvereins Mutlangen – der diverse Weinlieder zum Besten gab – neue Rebstöcke gepflanzt, die dann aber umzäunt wurden. Erstmals fand dann im Jahr 2006 auf dem ca. 1 Ar großen Weinberg eine Weinlese statt. Voller Stolz wurden die ersten 11 Flaschen des roten »Mutlanger Heidetröpfle« am 23. Juni 2007 von Bürgermeister Peter Seyfried und Winzer Gerhard Bischoff am Mutlanger Dorffest der Bevölkerung präsentiert.

Trotz des großen Erfolges ist weder beabsichtigt die Rebfläche zu vergrößern noch den Weinbau gewerbsmäßig zu betreiben. O-Ton Bürgermeister Seyfried: »Wir werden den europäischen Weinmarkt nicht aufmischen!«

Ach ja, Mutlangen hat noch keine Weinkönigin!?!

Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg bedankt sich ausdrücklich bei der Gemeinde Mutlangen für die Einwilligung, die eigentlich geheimhaltungsbedürftigen statistischen Einzeldaten veröffentlichen zu dürfen.