:: 4/2008

Ausgaben für Kinder- und Jugendhilfe in Baden-Württemberg 2006

Die Statistik der Ausgaben und Einnahmen der öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe bietet den Kommunen und dem Land einen Nachweis ihrer Leistungen und Kosten. Im Jahr 2006 wurden in Baden-Württemberg von den öffentlichen Trägern der Jugendhilfe 2,6 Mrd. Euro ausgegeben. Gegenüber dem Vorjahr sind die Ausgaben nur geringfügig um 0,7 % angestiegen. Im Mittel der letzten 7 Jahre fällt der Ausgabenanstieg jedoch deutlich höher aus. Der größte Ausgabeposten mit fast 60 % entfiel auf die Kindertageseinrichtungen. Aus den Daten wird auch erkennbar, dass die Ausgaben in den Stadtkreisen deutlich über den Ausgaben in den Kreisen im ländlichen Raum liegen.

Die Ausgaben der öffentlichen Träger für die Kinder- und Jugendhilfe beliefen sich in Baden-Württemberg im Jahr 2006 auf insgesamt 2,6 Mrd. Euro1. Diese Summe umfasst die Jugendhilfe-Ausgaben der Städte und Gemeinden, der Stadt- und Landkreise sowie des Landes und enthält auch die Zuschüsse der öffentlichen Träger für die Einrichtungen freier Träger. Nach Abzug der Einnahmen in Höhe von 200 Mill. Euro, unter anderem aus Gebühren und Teilnahmebeiträgen, wurden netto rund 2,4 Mrd. Euro für die Kinder- und Jugendhilfe aufgewendet.

Der größte Anteil bei den Ausgaben der Kinder- und Jugendhilfe ging an die Kindertageseinrichtungen. 1,5 Mrd. Euro wurden im Jahr 2006 für Kindergärten, Horte und Kinderkrippen sowie altersgemischte Einrichtungen aufgewendet, das sind knapp 60 % der Gesamtausgaben. Mit insgesamt 641 Mill. Euro wendeten die öffentlichen Träger der Kinder- und Jugendhilfe 2006 gut ein Viertel für Hilfen zur Erziehung auf. Diese bilden damit den zweiten bedeutenden Ausgabeposten. Hierbei dominieren die Kosten für Heimerziehung und sonstige betreute Wohnformen sowie Erziehungshilfen in Tagesgruppen. Mit großem Abstand folgen die Ausgaben für Jugendarbeit (6 %) und die Jugendsozialarbeit (rund 1 %), hierunter fallen zum Beispiel die außerschulische Jugendbildung, Kinder- und Jugenderholung oder internationale Jugendarbeit; alle sonstigen Hilfearten zusammen umfassen einen Anteil von 7,5 %.

Seit Jahren steigende Ausgaben, Ausgabenanstieg aber rückläufig

In den letzten Jahren haben die Ausgaben der öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe kontinuierlich zugenommen. Allerdings fiel der Ausgabenanstieg jedes Jahr geringer aus. Zwischen 1999 und 2006 stiegen die gesamten Ausgaben um 35 %, dies entspricht einem jährlichen Zuwachs von 4,4 %. Während die Bruttoausgaben der Kinder- und Jugendhilfe zwischen 2004 und 2005 noch um 3 % bzw. 70 Mill. Euro zugenommen haben, stiegen sie in der darauf folgenden Periode nur mehr um 0,7 % oder knapp 20 Mill. Euro. Die Steigerungsrate ist damit die geringste in den letzten Jahren.

Die durchschnittlichen Pro-Kopf-Ausgaben je Einwohner unter 27 Jahren2 sind von 544 Euro im Jahr 1999 auf 763 Euro im Jahr 2006 angestiegen. Dies bedeutet einen Ausgabenzuwachs von 40 % (entspricht jährlich 5 %). Zwischen 2005 und 2006 war mit 1,4 % ebenfalls der geringste Ausgabenanstieg zu verzeichnen. Ursache ist der Rückgang der Ausgabensteigerung für die Kindertageseinrichtungen, die bis dahin den Ausgabenanstieg der Kinder- und Jugendhilfe maßgeblich bestimmten.

Die Ausgaben für Kindertageseinrichtungen sind seit 1999 um knapp 45 % (entspricht jährlich 5,4 %) angestiegen, am stärksten mit fast 13 % zwischen 2003 und 2004. Dies weist auf den höheren finanziellen Einsatz der Kommunen für längere Betreuungszeiten und den Ausbau von Plätzen für unter 3-Jährige hin.3

Der längerfristig deutlich geringere Ausgabenzuwachs hängt unter anderem mit der demografischen Entwicklung zusammen. Die Bevölkerungsentwicklung in Baden-Württemberg zeichnet sich durch einen fortschreitenden Alterungsprozess aus. Ursache hierfür sind eine anhaltend niedrige Geburtenrate und eine ständig steigende Lebenserwartung. Ergebnisse von Vorausrechnungen der amtlichen Statistik zur künftigen Bevölkerungsentwicklung zeigen, dass die Zahl der jungen Menschen unter 20 Jahren in Baden-Württemberg von gegenwärtig 2,3 Mill. Kindern auf etwas weniger als 1,9 Mill. im Jahr 2020 sinken wird. Dabei sind bei den 6- bis unter 20-Jährigen relativ stärkere Rückgänge zu erwarten als bei den unter 6-Jährigen. Für die Zahl 3- bis 6-Jähriger im klassischen Kindergartenalter ist nach der Bevölkerungsvorausrechnung bis zum Jahr 2010 mit einem Rückgang um etwa 10 % zu rechnen. Dies hat Auswirkungen auf die Zahl der Kindergartenplätze und damit auch auf die Entwicklung der Sozial-ausgaben.4

Bei den Pro-Kopf-Ausgaben für Kindertageseinrichtungen werden die Kosten auf alle Kinder unter 13 Jahren bezogen. Dieser Betrag stieg von 575 Euro im Jahr 1999 auf 958 Euro im Jahr 2006. Dies entspricht einem Anstieg von 67 % und einem jährlichen Zuwachs von 7,6 %. Damit sind die Pro-Kopf-Ausgaben für Kindertageseinrichtungen stärker gestiegen als die Pro-Kopf-Ausgaben für die gesamte öffentliche Kinder- und Jugendhilfe.

In den Stadtkreisen höhere Jugendhilfekosten

Im Landesdurchschnitt werden 763 Euro je Einwohner unter 27 Jahren für die Kinder- und Jugendhilfe aufgewendet. In den Stadt- und Landkreisen schwanken die Ausgaben zwischen 480 Euro und 1 500 Euro. Höhere Ausgaben haben vor allem die Stadtkreise, insbesondere die Großstädte Stuttgart, Karlsruhe und Mannheim. Spitzenreiter bei den Landkreisen ist Tübingen. Daneben zeigen sich höhere Jugendhilfe-Ausgaben auch in den Umlandkreisen Stuttgarts, so in den Landkreisen Böblingen, Esslingen und Ludwigsburg. Geringere Ausgaben finden sich in den ländlich geprägten Kreisen, den niedrigsten Wert erreicht hierbei der Neckar-Odenwald-Kreis. Die Kostendifferenzen sind vor allem auf die unterschiedlichen Sozialstrukturen zwischen Stadt und Land zurückzuführen, aber auch auf die Tatsache, dass Einrichtungen und Angebote der Jugendhilfe vorwiegend in den Städten bestehen, aber auch aus dem Umland in Anspruch genommen werden.

Bei den Ausgaben für Kindertageseinrichtungen hat die Landeshauptstadt Stuttgart mit 2 044 Euro je Kind5 unter 13 Jahren den mit Abstand höchsten Wert, dahinter rangiert der Stadtkreis Mannheim. Aber auch in den Kreisen Tübingen und Esslingen zeigt sich für diesen Aufgabenbereich ein relativ hoher finanzieller Einsatz, der durch zahlreiche Ganztagesplätze in Kindergärten zustande kommt. Die höhere Nachfrage nach Betreuungsplätzen in den Städten kommt damit in den höheren Ausgaben für Kinderbetreuung zum Ausdruck.