:: 4/2008

Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologie durch Unternehmen 2007

Im Rahmen der im Jahr 2000 von den europäischen Staats- und Regierungschefs gesetzten »Lissabon-Ziele«, nach denen Europa bis 2010 zum wettbewerbsfähigsten und dynamischen, wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt gemacht werden soll, spielt der Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechniken eine zentrale Rolle. Zur Überprüfung der Entwicklung auf diesem Gebiet werden in den Mitgliedsstaaten der EU seit 2002 jährlich harmonisierte Erhebungen bei Unternehmen (und parallel bei privaten Haushalten) auf freiwilliger Grundlage durchgeführt. Sie waren zunächst als Piloterhebungen konzipiert, seit 2006 handelt es sich um reguläre Statistiken. Für Baden-Württemberg sind seit 2003 einige Eckzahlen verfügbar, in einer erweiterten Gliederung gilt dies ab 2004. Obwohl sich seither die Nutzungsgrade von Computern und Internet nur unwesentlich verändert haben, lässt sich anhand verschiedener Indikatoren eine zunehmende Durchdringung des Wirtschaftslebens mit diesen modernen Technologien konstatieren. Allerdings existieren insbesondere unter den kleinen Unternehmen weiterhin Teilbereiche, an denen diese Entwicklung bisher weitgehend vorbeigegangen ist.

Gesamtergebnisse stark von Kleinstunternehmen geprägt

Im Januar 2007 nutzten 84 % der baden-württembergischen Unternehmen in den repräsentierten Wirtschaftsbereichen (siehe i-Punkt) Computer im Geschäftsablauf, nur unwesentlich mehr wie in den Jahren zuvor. In Anbetracht der weit verbreiteten Ansicht, Computer seien im heutigen Geschäftsleben unverzichtbar, erscheint dieses Ergebnis erstaunlich niedrig. Zur Erklärung kann beitragen, das neben der Computernutzung noch vier weitere wesentliche Kennzahlen zum modernen Technikeinsatz enthält. Das Gesamtergebnis wird nämlich ganz wesentlich von der großen Zahl sehr kleiner Firmen mit weniger als 10 Beschäftigten geprägt, die über 90 % aller Unternehmen stellen. Zwar sind auch in Kleinstunternehmen bei vielen Tätigkeiten Computer nicht mehr wegzudenken. Es gibt aber auch Branchen wie beispielsweise das Taxi- oder das Friseurgewerbe, die durchaus auch heute noch ohne Computer auskommen können. Betrachtet man dagegen nur die Unternehmen ab 10 Beschäftigten, dann liegt die Computernutzung mit 98 % bereits sehr nahe bei einer Vollversorgung. Das gilt bei diesem Firmenkreis mit einem Verbreitungsgrad von 97 % auch für das Internet. Auch hier sorgen insbesondere die Kleinstunternehmen dafür, dass die Verbreitung von Internetanschlüssen insgesamt mit 80 % etwas stärker hinter der Computernutzung zurückbleibt.

Breitbandanschlüsse weiter auf dem Vormarsch

Seine volle Leistungsfähigkeit entfaltet ein Internetanschluss allerdings erst bei einer höheren Übertragungsrate. Als Indikator hierfür kann die Verfügbarkeit eines Breitbandanschlusses wie DSL oder TV-Kabel verwendet werden. Diese schnelle Verbindungsart nahm in den letzten Jahren deutlich an Verbreitung zu, was nicht zuletzt auch daran lag, dass die entsprechenden Netze erst sukzessive ausgebaut und preislich attraktiver wurden. So nutzte 2004 mit 46 % noch weniger als die Hälfte der Unternehmen mit Internetanschluss eine Breitbandverbindung, 2007 traf das bereits auf 79 % zu. Bezogen auf alle Unternehmen entsprach dies einer Verbreitung von 63 %, wobei auch hier wieder eine deutliche Abstufung nach der Unternehmensgröße erkennbar ist. So lag die Nutzung bei den größeren Unternehmen ab 250 Beschäftigten mit 98 % bereits im Bereich einer Vollversorgung.

Je kleiner die Unternehmen allerdings sind, desto häufiger verfügen sie noch nicht über einen Breitbandanschluss, und zwar auch unter den Internetnutzern. So nutzten Anfang 2007 unter den mittleren Unternehmen mit 50 bis 249 Beschäftigten und Internetanschluss 8 % noch keine Breitbandverbindung. Bei 10 bis 49 Beschäftigten traf dies auf 18 % und bei den Kleinstunternehmen auf 22 % zu. Gründe für einen fehlenden Breitbandanschluss können insbesondere entweder in der Einschätzung einer (noch) mangelnden Dringlichkeit für die Nutzung eines vorhandenen Netzes oder auch in einer mangelnden Verfügbarkeit insbesondere in einigen ländlichen Gebieten liegen.

Die Unternehmen ab 10 Beschäftigten verfügen in einem sehr ähnlichen Umfang wie bei den Breitbandanschlüssen über eine eigene Homepage bzw. Website, auf der im Regelfall die Tätigkeit und das Angebot der Firma der Öffentlichkeit präsentiert werden, ggf. in Verbindung mit Einkaufs-, Reservierungs- oder Bestellmöglichkeiten. Deutlich zurückhaltender sind auch hier insbesondere die Kleinstunternehmen, von denen lediglich gut die Hälfte auf diese Weise selbst im Internet präsent ist. Bei der anderen Hälfte überwiegen also offensichtlich die Zweifel am Nutzen eines eigenen Internetauftritts und/oder die Scheu vor dem Aufwand bzw. den Kosten, die nicht nur durch die Einrichtung, sondern auch durch die laufende Betreuung und Aktualisierung entstehen.

Netzwerke in mittleren und größeren Unternehmen Standard

Computer können nicht nur wie beispielsweise über Internet zur Kommunikation mit der Außenwelt genutzt werden. Sie bieten insbesondere in Form von Netzwerken auch die Möglichkeit eines firmeninternen Informationsaustauschs. Zu nennen sind hier vernetzte Computer (Local Area Network LAN), drahtlos vernetzte Computer (Wireless Local Area Network WLAN), Intranets1 und Extranets2. Inzwischen verfügen immerhin fast 6 von 10 aller Firmen über mindestens eines dieser Netzwerke. Bezogen auf die Unternehmen mit Computernutzung sind dies insgesamt 70 % und selbst in den Kleinstunternehmen noch zwei Drittel. Während verständlicherweise in den kleineren Firmen vor allem das relativ einfache LAN deutlich dominiert, betreibt in den Unternehmen ab 50 Beschäftigten eine klare Mehrheit mehrere Formen von Netzwerken nebeneinander.

Jede zweite Firma mit Internet nutzt dies zur Kommunikation mit der öffentlichen Verwaltung

Neben der Kommunikation mit Geschäftspartnern oder Privatkunden lässt sich das Internet auch für den Verkehr mit der öffentlichen Verwaltung nutzen. Unter dem Schlagwort E-Government werden von den Behörden Anstrengungen mit dem Ziel unternommen, amtliche Vorgänge durch zunehmend elektronische Abwicklung zwischen der Wirtschaft bzw. dem Bürger und dem Staat zu vereinfachen. Nach vergleichsweise zähem Beginn scheint dies allmählich Früchte zu tragen. Denn immerhin hat sich unter den geschäftlichen Internetnutzern der Kreis derjenigen, die zumindest mit einer Behörde elektronisch kommunizieren, binnen 3 Jahren von einem Drittel auf die Hälfte im Jahr 2007 erhöht. Bei den größeren Unternehmen ab 250 Beschäftigten, die im Bereich des IT-Einsatzes meist eine Vorreiterrolle einnehmen, stieg dieser Anteil in gleicher Frist sogar noch stärker von deutlich unter der Hälfte auf nunmehr drei Viertel.

Fast zwei Drittel aller Mitarbeiter arbeiten am Computer

Während die Verbreitung von Computern in den Unternehmen seit Jahren mehr oder weniger stagniert, lässt sich bezogen auf die Beschäftigten bzw. Arbeitsplätze ein Fortschreiten des Computereinsatzes beobachten. Nutzte 2004 mit 53 % nur gut die Hälfte der repräsentierten Beschäftigten mindestens einmal wöchentlich einen Computer, so erreichte die Verbreitung 2007 mit 65 % bereits nahezu die Marke von zwei Dritteln. Allerdings zeigt sich hier in der Gliederung nach der Unternehmensgröße gegenüber den bisher dargestellten Kennzahlen ein etwas abweichendes Muster: Unter den Unternehmen mit Computern hatte zwar in den größeren Firmen mit 74 % der Mitarbeiter der höchste Anteil Zugriff auf ein Gerät. Mit 64 % lag der entsprechende Anteil aber in den Kleinstunternehmen nur vergleichsweise wenig niedriger, und mit 50 % wurde der geringste Wert in den Firmen mit 10 bis 49 Beschäftigten beobachtet.

Obwohl sich die beruflichen Zugänge von Mitarbeitern zum Internet etwas stärker erhöht haben als die Computernutzung an den Arbeitsplätzen, werden sie nach wie vor deutlich selektiv vergeben. Dies gilt insbesondere für die größeren Unternehmen, in denen lediglich zwei Drittel der Computernutzer auf das Web zugreifen können. Dieser Anteil steigt dann schrittweise, je kleiner die Firmen sind, und zwar auf 87 % bei den Kleinstunternehmen. Gerade in den kleinsten Firmen wird also offensichtlich den Mitarbeitern, die als geeignet für Computertätigkeiten angesehen werden, weitgehend auch ein verantwortungsvoller Umgang mit dem Internet zugetraut.

Häufig Fachkenntnisse externer Anbieter gefragt

Der Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechnik ist nicht nur ein Mittel zur Rationalisierung bzw. Beschleunigung von Geschäftsprozessen. Beim Einsatz der Hardware und Software ist auch eine spezielle Betreuung erforderlich, die entsprechende Fachkenntnisse voraussetzt. Um diesen Aspekt näher zu beleuchten, beschäftigte sich in der Erhebung 2007 ein Fragenkomplex mit den IT-Fachkräften.3 Wie aus Schaubild 4 erkennbar wird, beschäftigt lediglich eine Minderheit von 18 % der Unternehmen eigene IT-Fachleute. Dies ist insbesondere den Unternehmen mit weniger als 50 tätigen Personen geschuldet, bei denen sich die Beschäftigung eigenen IT-Fachpersonals häufig nicht lohnt. Allerdings mag auch die angespannte Lage auf diesem Teil des Arbeitsmarkts eine Rolle spielen. Insgesamt klagte nämlich mehr als die Hälfte der Unternehmen, die im Jahr 2006 IT-Fachleute eingestellt haben, über Probleme bei deren Rekrutierung.

Deutlich häufiger als auf eigenes Fachpersonal greifen deshalb vor allem die kleineren Firmen auf das Know-how externer Anbieter zurück. Allerdings verzichtet eine Mehrheit der Kleinstunternehmen – wohl nicht zuletzt aus Kostengründen – ganz auf IT-Fachkräfte. Ähnlich wie private Haushalte ist dieser Kreis also entweder auf das ohnehin vorhandene Fachwissen des Inhabers bzw. seiner Mitarbeiter oder auf marktgängige Standardprodukte sowie die dafür üblichen Serviceleistungen angewiesen. Dies mag auch der Schlüssel dazu sein, dass hier die von den größeren Konkurrenten eingesetzten anspruchsvolleren Lösungen häufig nicht zum Einsatz kommen. Die größeren Firmen leisten sich zwar überwiegend eigenes IT-Fachpersonal. Dies gilt aber selbst bei einer Größe ab 250 Beschäftigten nicht für alle Unternehmen. Und noch häufiger wird auch hier – oft neben eigenem Fachpersonal – auf die Fähigkeiten externer Dienstleister zurückgegriffen. Insgesamt führt dies dazu, dass mit 37 % fast doppelt so viele Unternehmen auf firmenfremde IT-Fachleute vertrauten als auf firmeneigene.

1 Ein Intranet ist ein organisationsinternes, auf dem Internetprotokoll TCP/IP basierendes Netzwerk, welches die Kommunikation ausschließlich innerhalb der Organisation erlaubt.

2 Das Extranet ist eine Erweiterung des Intranets um eine Komponente, die zwei oder mehrere Intranets verbindet. Der Zugriff ist auf eine festgelegte Gruppe externer Benutzer (zum Beispiel Mitarbeiter einer Unternehmensgruppe, Kunden oder Partner) beschränkt, besteht also insbesondere nicht für die Öffentlichkeit.

3 IT-Fachkräfte sind verantwortlich für die Planung, Einrichtung, Wartung und Administration von Systemen und Netzwerken.