:: 7/2008

Der Masterplan in der Praxis – Das Beispiel der Baugewerbestatistiken

Für die Datennutzer aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft erheben die Statistischen Ämter bei Bürgern, Firmen und Behörden eine Vielzahl von Daten und bereiten sie im statistischen Produktionsprozess auf. Im Statistischen Landesamt werden zurzeit rund 280 Statistiken erstellt und den Kunden zur Verfügung gestellt. Wie in anderen Bereichen, so müssen auch die statistischen Produktions- und Distributionsprozesse laufend überprüft und verbessert werden. Mit dem im Jahr 2003 von den Amtsleitern der Statistischen Ämter der Länder und des Bundes beschlossenen »Masterplan zur Reform der amtlichen Statistik« werden diese Anstrengungen noch stärker als in der Vergangenheit koordiniert, vernetzt und forciert. Am Beispiel der Baugewerbestatistiken wird der Einfluss des Masterplans in der Praxis deutlich. So wurden die berichtspflichtigen Firmen durch überarbeitete Erhebungskataloge und neue Internetmeldeverfahren entlastet. Elektronische Datenlieferungen, vor allem aber die in diesem Statistikbereich seit Kurzem realisierte zentrale IT-Produktion tragen dazu bei, dass die Aufbereitungsprozesse effektiver und wirtschaftlicher geworden sind. Die Nutzer der Baugewerbedaten erhalten zudem über ein gemeinsames Statistikportal einen schnelleren Zugang zu den Bundes- und Länderergebnissen.

Dem allgemeinen föderalen Staats- und Verwaltungsaufbau in Deutschland entsprechend ist auch die amtliche Statistik dezentral organisiert. Grob skizziert hat das Statistische Bundesamt vor allem die Aufgabe die Bundesstatistiken methodisch und technisch vorzubereiten, weiterzuentwickeln sowie auf die einheitliche und termingerechte Durchführung der Erhebungen hinzuwirken. Außerdem erstellt es aus den Länderergebnissen das Bundesergebnis und macht diese Daten und Informationen (auf Bundes- und Länderebene) verfügbar. Der Arbeitsschwerpunkt der Statistischen Landesämter liegt in der Durchführung der Erhebungen – zum Beispiel durch direkte Befragungen bei Bürgern oder Firmen – im entsprechenden Bundesland, der Erstellung der jeweiligen Länderergebnisse einschließlich tieferer regionaler Aufgliederung (zum Beispiel Kreise, Gemeinden) sowie der Veröffentlichung der Ergebnisse. Alle Ämter arbeiten eigenständig. Innerhalb des einheitlichen methodischen Rahmens sind sie für ihr Personal, ihre Organisation aber auch für ihre Daten selbst verantwortlich.1 Dabei ist die Existenz der verschiedenen, eigenständigen Ämter nicht als isoliertes Nebeneinander sondern als konstruktives Miteinander zu begreifen. Ein Beispiel dafür ist der »Masterplan zur Reform der amtlichen Statistik«. Hierbei handelt es sich um ein von den Amtsleitungen der Statistischen Ämter der Länder und des Bundes im Jahr 2003 aufgelegtes strategisches Programm zur Weiterentwicklung der amtlichen Statistik in Deutschland. Er hat das Ziel, die vielfältigen, in den Statistischen Landesämtern und im Statistischen Bundesamt bereits vorhandenen Modernisierungsaktivitäten besser zu koordinieren und zu steuern. Entwicklungen sollen beschleunigt und zukunftsorientierte Projekte und Vorhaben initiiert werden. Entsprechend der gesellschaftlichen und politischen Diskussionen um Bürokratieabbau, Staatsverschuldung und Bürgerfreundlichkeit stehen dabei die Bemühungen um die Entlastung der Berichtspflichtigen, zur Erhöhung der Wirtschaftlichkeit des Statistischen Systems sowie die Steigerung des Kundennutzens im Mittelpunkt. Erreicht werden soll dies durch ein ganzes Bündel an Projekten und innovativen Maßnahmen in unterschiedlichsten Handlungsfeldern. Der Masterplan hat die fachstatistische Arbeit in den vergangenen Jahren bereits wesentlich bestimmt und teilweise auch verändert. Am Beispiel der Baugewerbestatistiken wird das greifbar.

Reform der Unternehmensstatistiken – Entlastung durch schlankere Erhebungsprogramme

Eine der Hauptaufgaben der amtlichen Statistik ist die möglichst genaue Beschreibung des Wirtschaftsgeschehens. Vor dem Hintergrund der rasanten Veränderungen der Strukturen und Verflechtungen in der Wirtschaft, neuer Möglichkeiten der Informationsgewinnung sowie verbesserter statistischer Methoden wurde im Masterplan die grundlegende Überprü­fung der bestehenden Statistiksysteme in den verschiedenen Wirtschaftsbereichen angestoßen. Veränderte Nutzeransprüche, Erhaltung der Datenqualität aber auch die begrenzten Ressourcen im Statistikverbund sowie die Bürokratiebelastung der Wirtschaft sind das Spannungsfeld, in dem sich die Reformen bewegen.

Im Baugewerbe erfolgt die Konjunkturbeobachtung und die Abbildung struktureller Veränderungen bereits seit Jahrzehnten mit einem aufeinander abgestimmten und verzahnten Statistiksystem getrennt nach den Bereichen Bauhauptgewerbe und Ausbaugewerbe (siehe Übersicht).2 Dieses Statistiksystem wurde im Rahmen des Masterplanprojekts »Reform der Unternehmensstatistiken« im Jahr 2005 überprüft. Ein intensiver Erfahrungsaustausch und die Abstimmung von Reformvorschlägen mit Datennutzern und Verbänden fand statt und mündete in einer Nutzerkonferenz.

Bei 3 der 4 Statistiken im Bauhauptgewerbe ist die Datenerhebung auf größere Unternehmen/Betriebe beschränkt. Nur bei der einmal jährlich durchgeführten ergänzenden Erhebung sind kleinere Einheiten einbezogen. Im Abstimmungsprozess mit Datennutzern und Verbänden wurde dieses System als idealer Kompromiss hinsichtlich der Repräsentativität für die Gesamtbranche, Belastung der Berichtspflichtigen und Wirtschaftlichkeit bei der Erhebungsdurchführung im Grundsatz anerkannt. Es bestätigte sich, dass im Bauhauptgewerbe zum Teil bis hin zur Kreisebene die Entwicklungen gut abgebildet werden und die Ergebnisse den Kunden zeitnah zur Verfügung stehen.

Es zeigte sich außerdem, dass diese Erhebungen nicht durch Verwaltungsdaten der Bundesagentur für Arbeit und der Finanzverwaltung zu ersetzen sind. Der überwiegende Teil der von den Datennutzern als wichtig eingestuften Informationen (zum Beispiel Arbeitsentgelte, Aufgliederung der Arbeitsstunden, des Umsatzes, des Auftragseingangs bzw. Auftragsbestand nach Bauarten) kann nur direkt bei den Firmen gewonnen werden. Im Verlauf des Abstimmungsprozesses ergab sich aber Spielraum beim Umfang der Merkmalskataloge. Darauf konzentrierten sich dann die Reformbemühungen.

Zusammen mit einem ganzen Paket von Entlastungsmaßnahmen für Berichtspflichtige verschiedener Statistikbereiche verabschiedeten die zuständigen Gremien im Jahr 2006 ein überarbeitetes und stark gekürztes Erhebungsprogramm. So gelang es beim Monatsbericht im Bauhauptgewerbe, zu dem etwa 880 baden-württembergische Firmen mit insgesamt rund 46 000 Beschäftigten 12-mal im Jahr melden, den Merkmalskatalog um ein Drittel zu reduzieren. Gleiches gilt für die einmal im Jahr durchgeführte Ergänzungserhebung im Bauhauptgewerbe, in die weitere rund 6 200 bauhauptgewerbliche Betriebe mit über 38 000 tätigen Personen aus dem Südwesten einbezogen sind. Die Statistikmeldungen müssen jetzt nicht mehr so differenziert erfolgen. Durch kürzere und übersichtlichere Erhebungsbogen wurde Bürokratie abgebaut und die schnellere Bearbeitung spart in den Betrieben Kosten.

Die 3 Statistiken des Ausbaugewerbes sind allesamt schon länger auf die größeren Erhebungseinheiten beschränkt. Angesichts der ausgeprägt kleinbetrieblichen Strukturen in dieser Branche wurde von den Experten und Datennutzern aber die dadurch eingeschränkte Aussagekraft der bereitgestellten Daten thematisiert.3 Die Einbeziehung weiterer Firmen in die Befragungen scheitert an der damit verbundenen Belastung der Wirtschaft und steigenden Kosten der Statistikproduktion. Stattdessen wurde geprüft, inwieweit durch die Verwendung von Verwaltungsdaten der Bundesagentur für Arbeit und der Finanzbehörden eine umfassendere Darstellung der Konjunkturentwicklung im Ausbaugewerbe und gegebenenfalls sogar eine Entlastung der Berichtspflichtigen möglich wäre. Diese Untersuchungen sind zwischenzeitlich abgeschlossen. Die Eignungsbeurteilung zeigt, dass auf die Primärerhebungen im Ausbaugewerbe nicht verzichtet werden kann. Durch eine zusätzliche Verwendung der Verwaltungsdaten könnte aber ohne weitere Belastung der Wirtschaft ein aussagekräftigeres Ergebnis für das gesamte Ausbaugewerbe erreicht werden. Entsprechend ist derzeit die Erarbeitung eines Fachkonzeptes geplant. Darauf aufbauend werden dann der Nutzen und die Zusatzkosten ermittelt und über die Umsetzung entschieden.

Unabhängig davon konnten aber auch im Ausbaugewerbe die im Vergleich mit dem Bauhauptgewerbe ohnehin geringeren Merkmalskataloge etwas verringert werden. Damit die Betriebe möglichst schnell von diesen Merkmalsreduzierungen bei den Statistiken profitierten, gingen die Statistischen Ämter der Länder und des Bundes die notwendigen organisatorischen und vor allem EDV-technischen Veränderungen schnell an, sodass die Entlastungen schon 2007 bei den Firmen des Bauhaupt- und Ausbaugewerbes wirksam wurden.

»Elektronische Datenübermittlung« – Internet statt Post!

Die zunehmende Verbreitung und Nutzung des Internets hat im letzten Jahrzehnt die Informations- und Nachrichtenwege von Gesellschaft und Wirtschaft nachhaltig verändert. Die Datenerhebung über Internetverfahren kam immer mehr in den Fokus der amtlichen Statistik und spielt bei den Modernisierungsbemühungen eine gewichtige Rolle. Speziell entwickelte Online-Meldeverfahren sollen die Unternehmen und Betriebe entlasten und tragen zur Rationalisierung der statistischen Aufbereitung bei. Die Internetmeldung ist im Vergleich zur Meldung über den Postweg bzw. per Fax der schnellste und einfachste Weg der Auskunftserteilung. Die Vorteile liegen auf der Hand:

  • Im Online-Fragebogen hinterlegte Definitionen und Erklärungen erleichtern den Firmen die Bearbeitung.
  • Integrierte Fehler- und Vollständigkeitsprüfungen sorgen dafür, dass weniger fehlerhafte Meldungen im Statistischen Landesamt eingehen. Es kommt zu weniger Rückfragen durch die Beschäftigten des Statistischen Landesamtes und damit auch zu einer Entlastung der Berichtspflichtigen.
  • Über definierte Schnittstellen können die Firmen teilweise Daten direkt aus ihren betrieblichen Informationssystemen übertragen.
  • Nach der Eingabe können die verschlüsselten Daten per Knopfdruck sofort schnell und sicher über das Internet versandt werden.
  • Bei erfolgreicher Übermittlung erhalten die Melder einen Beleg mit ihren individuellen Angaben.
  • Die von den Firmen über Internet gemeldeten Daten können auf elektronischem Weg in die Aufbereitungssysteme übernommen und dort weiter bearbeitet werden. Die manuelle Datenerfassung entfällt somit.

Die amtliche Statistik hat sich daher schon früh mit Meldeverfahren über Internet auseinandergesetzt. Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg setzte erstmals ab dem Berichtsmonat Januar 2001 bei der Monatserhebung im Einzelhandel ein solches im eigenen Haus entwickeltes Online-Verfahren ein. Im Masterplan wurde die Implementierung schließlich auf breiter Basis als wichtiges Ziel formuliert. Im Statistischen Verbund4 wurde dafür das Verfahren IDEV (= Internet Datenerhebung im Verbund) entwickelt. Es kann seit 2005 eingesetzt werden.5

Die Betriebe des Bauhauptgewerbes konnten in Baden-Württemberg schon für 2004 über ein anderes Online-Meldeverfahren ihre monatlichen und vierteljährlichen Meldungen abwickeln.6 Ab 2005 erfolgte dann der Umstieg auf das neu entwickelte, bundeseinheitliche Verfahren IDEV. In den Folgejahren wurden entsprechend den Zielen des Masterplanes die technisch-organisatorischen Voraussetzungen zur Internetmeldung bei den übrigen 5 Baugewerbestatistiken geschaffen. Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg hat als das im Statistischen Verbund für die Baugewerbestatistiken federführende Amt die dafür notwendigen Programmierarbeiten (zum Beispiel Eingabemasken, Einspielprogramme) geleistet und die Programme den anderen Statistischen Landesämtern zur Nutzung zur Verfügung gestellt.

Die Baufirmen in Baden-Württemberg können seit 2007 für alle 7 Baugewebestatistiken online melden. Intensive Werbemaßnahmen vor allem aber die Vorteile dieser Meldeform haben im Lauf der Jahre immer mehr Betriebe überzeugt. Entsprechend hat sich der Anteil der Internetmeldungen kontinuierlich erhöht. Bei den unterjährigen Erhebungen im Bauhaupt- und Ausbaugewerbe sowie der Jahres- und Investitionserhebung im Bauhauptgewerbe beträgt er zwischenzeitlich über 40 %. Bei den übrigen drei Erhebungen – von denen bei zwei erst 2007 das erste Mal die Internetmeldemöglichkeit angeboten wurde – melden immerhin über ein Viertel der Berichtspflichtigen über IDEV. Das Statistische Landesamt geht davon aus, dass sich auch bei diesen Erhebungen mit den Jahren der Internetanteil weiter erhöhen wird (vgl. Tabelle).

Im Hinblick auf den Umfang der Rationalisierungseffekte beim Aufbereitungsprozess in den Statistischen Landesämtern, wie sie insbesondere im Vorfeld der flächendeckenden Einführung der Internet-basierten Meldeverfahren von manchen Seiten geäußert wurden, gibt es allerdings Grenzen. Die Praxis hat gezeigt, dass eine differenzierte Sicht angebracht ist. Zunächst war es notwendig, erheblich in die EDV-Programme und den Aufbau der Infrastruktur zu investieren. Außerdem müssen für die Aufrechterhaltung des laufenden Betriebs kontinuierlich Ressourcen bereitgestellt werden (zum Beispiel Support, technische Wartung). Es darf auch nicht vergessen werden, dass derzeit bei den Baugewerbestatistiken und auch in anderen Bereichen, die herkömmlichen Meldewege über Papierfragebogen noch weiter Bestand haben. Die Internetmeldungen müssen derzeit noch zusätzlich in die bestehenden Arbeitsabläufe integriert werden. Dies führt in den Fachbereichen zu Mehraufwand zum Beispiel bei der Übermittlung der Zugangsdaten für die Internetmeldung, der Eingangskontrolle sowie beim Einspielen der Internetmeldungen. Diesen Aufwendungen stehen zwar Einsparpotenziale durch die von den Firmen übermittelten vorplausibilisierten Daten gegenüber. Es hat sich aber gezeigt, dass momentan insbesondere bei Erhebungen mit vielen Merkmalen und hohem Anteil an »Kann-Fehlern«7 ein erheblicher Plausibilisierungs- und Nachbearbeitungsbedarf in den Fachabteilungen bestehen bleibt.

Zentrale IT-Produktion – Einer für alle!

Bereits seit Langem wird von den Statistischen Landesämtern und dem Bundesamt bei der Programmierung der statistischen Aufbereitungssoftware eine konsequente Arbeitsteilung betrieben. Programme für eine Statistik bzw. sogar einen ganzen Statistikbereich werden von einem Amt erstellt und dann bundesweit eingesetzt. Neben den Kostenvorteilen, die sich aus dieser Arbeitsteilung ergeben, wird dadurch sichergestellt, dass die Statistiken für alle 16 Länder nach den gleichen Methoden und Standards aufbereitet werden. Für die Baustatistiken – dazu zählen neben den 7 Baugewerbeerhebungen auch die 5 Statistiken der Bautätigkeit – ist das Statistische Landesamt Baden-Württemberg zuständig. Hier wurde in den 90er-Jahren ein sogenanntes integriertes Aufbereitungssystem entwickelt. Darunter versteht man eine Anwendungssoftware, über die der gesamte Produktionsprozess (Erfassung und Plausibilisierung der Einzeldaten, Aufbereitung und Tabellierung der Ergebnisse) eines Statistikbereichs abgewickelt wird.

Der Masterplan strebt an, diese bewährte Form der Kooperation auf andere Statistikaufgaben – insbesondere den Bereich der IT-Produktion – auszuweiten. Die Statistiken sollen zukünftig nicht mehr wie bisher auf bis zu 16 dezentral in den Rechenzentren der Statistischen Landesämtern installierten Anwendungssystemen, sondern über ein zentrales System produziert werden. Kosteneinsparungen bei der Installation und Pflege der Anwendungssoftware und Datenbanken sowie beim laufenden Betrieb und beim Support werden durch die sogenannte zentrale IT-Produktion ermöglicht. Darüber hinaus bildet dieses System die technische Grundlage für zukünftige Optimierungen bei der Datenhaltung und Erhebungsorganisation. Grundvoraussetzung ist ein leistungsfähiges und sicheres Netz über das die Daten und Dateien zwischen den Statistischen Ämtern ausgetauscht werden können. Dies wurde in den letzten Jahren geschaffen.

Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg hat sich bereits frühzeitig (ab 2003) stark in diesem Bereich engagiert. Im Pilotprojekt mDAMAST8 wurde die zentrale IT-Aufbereitung für die Baustatistiken umgesetzt, getestet und ihre Alltagstauglichkeit nachgewiesen. Grundlage war das bereits bewährte integrierte EDV-Verfahren (vgl. oben), das aber noch zwingend in jedem Statistischen Landesamt installiert sein musste. Es wurde weiterentwickelt und modernisiert, sodass es jetzt zentral betrieben werden kann. Trotzdem müssen die fachstatistischen Arbeiten nicht zusammengelegt werden. Entsprechend dem föderalen Aufbau der amtlichen Statistik kann die Erfassung, Plausibilisierung und die Erstellung der Ergebnisse für die eigenen Berichtskreise selbstverantwortlich und nach eigenen Zeitplänen in den Statistischen Landesämtern erfolgen. Neben der umfangreichen Entwicklung der EDV-technischen und organisatorischen Voraussetzungen galt es in diesem Projekt übergreifend administrative Aspekte (zum Beispiel vertragsrechtliche Regelungen, Kalkulationen, Datenschutz) zu klären.

Die vom Statistischen Landesamt Baden-Württemberg erarbeiteten Lösungen bildeten schließlich eine wichtige Entscheidungsgrundlage zur Einführung der zentralen IT-Produktion auf breiter Basis. Bis Ende 2008 sollen insgesamt 62 Statistiken auf zentralen Betrieb umgestellt werden. Darunter befinden sich die 12 Baustatistiken. Bereits seit Mitte April 2008 produzieren alle Länder ihre Baugewerbe- und Bautätigkeitsstatistiken über das nur in Baden-Württemberg installierte mDAMAST. Es handelt sich dabei um den bislang größten Statistikbereich, in dem die zentrale IT-Produktion vollständig realisiert wurde.9 Die zentralen Leistungen werden zwischen den Statistischen Ämtern verrechnet.

Das Projekt mDAMAST war so erfolgreich, weil sich frühzeitig konstruktive Partner fanden. Das Bayerische Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung prüfte im Jahr 2004 das System in einem mehrmonatigen Test. Die sogenannten »Pionierländer« Hessen und Rheinland-Pfalz sowie Niedersachsen bereiteten ab Herbst 2005 bzw. Frühjahr 2006, zunächst gegen Kostenerstattung, alle 12 Baustatistiken über »mDAMAST Baden-Württemberg« auf.

»Gemeinsames Statistikportal im Internet« – Schneller Zugang zu Bundes- und Länderergebnissen

Seinen Kunden stellt die amtliche Statistik in Deutschland ein breites, aktuelles und großteils kostenfreies Daten- und Informationsangebot zur Verfügung. Die Statistischen Ämter bieten die Ergebnisse der Erhebungen und weiterführender Analysen auf ihren Internetseiten, in Printprodukten und auf Datenträgern an. Entsprechend ihrem Auftrag veröffentlichen die Statistischen Landesämter hauptsächlich ihre Länderdaten, die teilweise bis auf Gemeindeebene aufgegliedert sind. Beim Statistischen Bundesamt liegt der Schwerpunkt auf den Bundesergebnissen, einschließlich der Länderebene. Wie im Produktionsprozess so stimmen sich die Ämter auch im Veröffentlichungsbereich miteinander ab, sodass den Datennutzern und Anwendern ein bundeseinheitliches, teilweise bis auf die Kreis- und Gemeindeebene gehendes Basisangebot zur Verfügung steht.

Um einen einfachen Zugang zu statistischen Daten über Deutschland, seine Bundesländer und Regionen zu ermöglichen, wurde im Rahmen des Masterplans die Einrichtung eines »Gemeinsamen Statistikportals im Internet« angestoßen. Es besteht seit 2003 und bietet über das Internet unter www.statistik-portal.de einen zentralen Zugang zu statistischen Basisinformationen und erleichtert den länderübergreifenden Vergleich. Dazu wird ein Standardangebot an Tabellen für alle Länder und den Bund, der Zugang zu Online-Datenbanken, den Forschungsdatenzentren sowie den Internetangeboten der einzelnen Statistischen Ämter bereit gestellt. Über die eingestellten Ergebnistabellen kann sich der Nutzer schnell einen Überblick über die konjunkturellen Entwicklungen im Bauhaupt- und Ausbaugewerbe in den Ländern und im Bund verschaffen. Auch Strukturdaten zum Bauhauptgewerbe und Ausbaugewerbe sind eingestellt. Die Online-Datenbank GENESIS ermöglicht sogar bis auf Kreisebene für alle Betriebe des Bauhauptgewerbes die Ausgabe der Betriebs-, Beschäftigtenzahlen (Stichtag 30. Juni des Berichtsjahres) und des Vorjahresumsatzes.

Ebenfalls über das Statistikportal sind die Forschungsdatenzentren erreichbar. Ziel und Aufgabe der Forschungsdatenzentren ist es, amtliche Einzeldatenbestände für die wissenschaftliche Forschung nutzbar zu machen. Dazu müssen den Wissenschaftlern Datenzugänge verschafft, Mikrodaten zentralisiert und die zur Beschreibung der Mikrodaten notwendigen Metadaten erstellt werden. Weitere wichtige Aufgaben sind die Beratung der Wissenschaftler und die Sicherstellung der Geheimhaltung. Es handelt sich dabei um ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertes Pilotprojekt, an dem die Statistischen Ämter gemeinsam arbeiten.10

Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg ist für die Statistikbereiche Umwelt und Baugewerbe zuständig. Das Forschungsdatenzentrum für den Bereich Baugewerbe ist noch im Aufbau. Bislang sind für die Erhebungen Monatsbericht im Bauhauptgewerbe sowie die Unternehmens- und Investitionserhebungen im Bauhaupt- bzw. Ausbaugewerbe die Mikrodaten für jeweils ein Berichtsjahr eingestellt. Die Metadaten sind bereits jetzt auf Anfrage verfügbar. In den kommenden Monaten sollen das Datenangebot verbreitert und die Metadaten über das Statistikportal zugänglich gemacht werden.

Fazit und Ausblick

Die Modernisierung der Baugewerbestatistiken ist also in vollem Gange und wird auf breiter Basis vorangetrieben. Wichtige Ziele wurden erreicht. Die Weichen für Weiterentwicklungen sind gestellt. Von den schon umgesetzten Vorhaben profitierten insbesondere die Berichtspflichtigen. Die abgespeckten Erhebungskataloge und das Angebot zur Internetmeldung für den gesamten Statistikbereich erleichtern den Firmen des Baugewerbes die Erledigung ihrer gesetzlichen Meldepflicht und tragen zur Entbürokratisierung bei. Die elektronischen Meldungen, vor allem aber die Ausdehnung der Kooperation zwischen den Statistischen Ämtern auf die zentrale IT-Produktion, sind eine wichtige Grundlage für weitere Effizienzsteigerungen, wirtschaftlichere Statistikproduktion und Datenhaltung. Das Gemeinsame Statistikportal verschafft Anwendern und Datennutzern einen schnellen Zugang zu Bundes- und Länderdaten. Den Kunden kommt außerdem der Aufbau der Forschungsdatenzentren für den Bereich Baugewerbe zugute. Falls das Vorhaben realisiert werden kann, bewirkt die zusätzliche Aufbereitung von Verwaltungsdaten bei den Konjunkturerhebungen im Ausbaugewerbe ein umfassenderes Datenangebot, in das auch kleinere Einheiten einbezogen würden.

Bei den Baugewerbestatistiken zeigt sich am praktischen Beispiel, dass die in den vergangenen Jahren eingeleitete Modernisierung der amtlichen Statistik und die Steuerung durch den Masterplan erfolgreich waren. Die Baugewerbestatistiken sind aber nur ein Beispiel. Es wurden auch alle anderen Statistikbereiche von den Reformen erreicht. Dazu hat die amtliche Statistik erheblich in ihre Zukunftsfähigkeit investiert. Insbesondere mussten die IT-Infrastruktur ausgebaut und EDV-Lösungen entwickelt werden. Die Modernisierung fand in einem arbeitsteiligen, zwischen den Statistischen Ämtern abgestimmten, zielgerichteten Prozess statt. Alle 14 Statistischen Landesämter und das Statistische Bundesamt engagierten sich und haben ihre Erfahrungen und ihr Know-how eingebracht. Der als Steuerungsinstrument für diesen Innovationsprozess von den Amtsleitungen aufgelegte Masterplan hat sich somit bewährt. Die bislang erzielten Erfolge sind allerdings kein Grund zum Ausruhen. In den kommenden Jahren wird es weitergehen. So auch bei den Statistiken im Baugewerbe. Effizienzpotenziale werden hier insbesondere im Bereich der Statistikproduktion gesehen. Im Masterplanprojekt SteP (= Standardisierung des Produktionsprozesses) untersuchen und entwickeln Experten die organisatorischen und EDV-technischen Verfahren für die Zukunft. Ziel ist es, für die verschiedenen Teilprozesse (zum Beispiel Eingangskontrolle und Mahnwesen, Signierung, Plausibilisierung, Auswertung) statistikübergreifend einsetzbare EDV-Module zur Verfügung zu stellen. Sie werden bei der Statistikproduktion aber auch bei der Erstellung, Pflege und Wartung der Anwendungsprogramme moderne und noch effizientere Arbeitsabläufe ermöglichen.

1 Die Aufgaben des Statistischen Bundesamtes und der Statistischen Landesämter sind im Bundesstatistikgesetz (BStatG) und in den Landesstatistikgesetzen (LStatG) geregelt, vgl. BStatG §3 (1) und §3 (2) sowie LStatG Baden-Württemberg §3 (2).

2 Weitergehende Informationen zum Statistiksystem im Baugewerbe können folgendem Aufsatz entnommen werden: Dreher, Christoph: Die Statistiken im Baugewerbe – ein Überblick Teil 1, in: Baden-Württemberg in Wort und Zahl, Heft 11/2002, S. 523–530.

3 Beispielsweise werden im Rahmen des Vierteljahresberichts im Ausbaugewerbe nur ca. 13 % der Betriebe, die unter 40 % des Umsatzes der Branche erwirtschaften, befragt. Untersuchungen haben ergeben, dass die Entwicklungen dieser größeren Einheiten von Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten nicht unbedingt parallel zu den kleineren Einheiten verlaufen.

4 Die Statistischen Ämter der Länder und des Bundes arbeiten gemeinsam in einem IT-Verbund, in welchem Software arbeitsteilig geplant, konzipiert und koordiniert erstellt wird.

5 Neben IDEV wird in anderen Statistikbereichen teilweise auch das Verfahren eSTATISTIK.core angeboten. Voraussetzung für dieses Verfahren ist, dass in der Berichtsfirma eine Unternehmenssoftware eingesetzt wird, in die der Softwarehersteller ein entsprechendes Statistikmodul integriert hat. Momentan beschäftigen sich auch einige Softwarehersteller mit entsprechenden Lösungen für die Baugewerbestatistiken.

6 Es handelt sich dabei um das vom Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen entwickelte Verfahren »Statistik-Online«, das hinsichtlich seiner Grundideen und der Gestaltung als Ideengeber und Vorläufer von IDEV gelten kann.

7 Darunter versteht man maschinell ermittelte Auffälligkeiten bei den Meldungen (zum Beispiel sehr hohe/sehr niedrige Stundenlöhne bzw. Arbeitsstunden/tätiger Person), die falsch sein können aber nicht müssen. Sie sind von den Sachbearbeitern zu prüfen und ggf. mit den Firmen zu klären.

8 Weitergehende Informationen zum Masterplanprojekt mDAMAST können folgendem Aufsatz entnommen werden: Dreher, Christoph: »Zentrale IT-Aufbereitung der Baustatistiken: Ein Beispiel für eine neue Form der Zusammenarbeit zwischen Statistischen Landesämtern«, in: »Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 10/2006«.

9 Neben den 12 Baustatistiken wurden Ende April 2008 weitere 19 Statistiken bundesweit zentral gehostet. Bei weiteren 31 Erhebungen produzierte ein Teil der Ämter zentral. Für die Installation, den Betrieb und die Wartung der zentralen EDV-Anwendungen sind unterschiedliche Statistische Ämter verantwortlich.

10 Weitergehende Informationen zu den Forschungsdatenzentren können folgendem Aufsatz entnommen werden: Egetemeyr, Christian: »Amtliche Statistik trifft Wissenschaft«, in: »Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 1/2008«