:: 12/2008

Altenpflegekraft – Ein Beruf mit Zukunft

Mit der zu erwartenden demografischen Entwicklung wächst auch der Bedarf an qualifiziertem Pflegepersonal. Nach einer Modellrechnung des Statistischen Landesamtes dürfte sich der Bedarf an Pflegekräften bis zum Jahr 2030 um gut 60 000 Personen erhöhen. Die Altenpflegeausbildung stieß in den vergangenen Jahren landesweit auf zunehmendes Interesse. In den letzten 5 Jahren verließen pro Jahr durchschnittlich rund 2 500 Absolventen die Altenpflegeschulen des Landes mit einem Abschluss in der Tasche. Wird dieses qualifizierte Altenpflegepersonal jedoch ausreichen, um den zukünftigen Fachkräftebedarf zu decken?

Fachkräftebedarf in der Altenpflege steigt deutlich an

Der Bedarf an Pflegekräften wird auch von der demografischen Entwicklung geprägt. Durch die ansteigende Zahl von älteren Menschen ist zukünftig eine wachsende Zahl von Pflegebedürftigen zu erwarten. Denn mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit einer behandlungsbedürftigen Erkrankung oder gar der Pflegebedürftigkeit. Für ihre Behandlung und Pflege ist qualifiziertes Pflegepersonal erforderlich.

Ende des Jahres 2005 waren rund 92 500 Personen mit der Versorgung von 125 000 Pflegebedürftigen in den ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen Baden-Württembergs beschäftigt. Ein Viertel der Beschäftigten konnte eine Ausbildung in der Altenpflege vorweisen.1

Nach einer aktuellen Modellrechnung des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg dürfte sich der Bedarf an Pflegekräften im Land bis zum Jahr 2030 um gut 60 000 auf fast 153 000 Personen erhöhen. Vor allem die Nachfrage nach ausgebildeten Pflegekräften wird deutlich steigen. Für sie ergeben sich zukünftig gute Arbeitsmarktperspektiven.

Doppelt so viele Schüler wie vor 15 Jahren

Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass die Altenpflegeausbildung in den vergangenen Jahren auf zunehmendes Interesse stieß. Im Schuljahr 2007/08 wurden in Baden-Württemberg rund 6 860 Auszubildende an den 86 Berufsfachschulen für Altenpflege unterrichtet. Weitere 754 Schülerinnen und Schüler besuchten eine der 50 Berufsfachschulen für Altenpflegehilfe, die im Schuljahr 2003/04 mit der Neugestaltung der Ausbildung als eigenständiger Bildungsgang eingeführt wurde.2 Zusammen sind dies 7 615 Schülerinnen und Schüler in der Altenpflegeausbildung, rund 130 weniger als im Vorjahr. Insgesamt hat sich jedoch die Schülerzahl innerhalb der letzten 15 Jahre landesweit verdoppelt. Im Schuljahr 1992/93 waren es lediglich rund 3 840 Schülerinnen und Schüler, die eine Ausbildung in der Altenpflege anstrebten.

Wer eine Ausbildung in der Altenpflege machen möchte, trifft auf ein flächendeckendes Angebot. In jedem Kreis Baden-Württembergs gibt es mindestens eine Einrichtung, an der eine Altenpflegeausbildung absolviert werden kann. Über die Hälfte der Auszubildenden wurde an den 52 Einrichtungen in freier Trägerschaft unterrichtet. Dies sind häufig kirchliche, karitative oder kommunale Institutionen, bei denen die Schule mit einer Pflegeeinrichtung desselben Trägers verbunden ist. Die übrigen angehenden Pflegekräfte besuchten eine der 36 öffentlichen Berufsfachschulen für Altenpflege.

Altenpflege ist attraktiv für berufliche Quereinsteiger

Besonders attraktiv scheint die Altenpflegeausbildung für Wiedereinsteiger ins Berufsleben zu sein, die zum Beispiel nach einer familienbedingten Pause einen beruflichen Neuanfang in Angriff nehmen oder aus anderen Gründen eine Zweitausbildung starten. Im Schuljahr 2005/06 waren fast 40 % der Schülerinnen und Schüler an Altenpflegeschulen bereits 29 Jahre alt oder älter.

In pflegerischen Berufen sind überwiegend Frauen beschäftigt. Ende 2005 war das Personal in den Pflegeheimen und ambulanten Diensten des Landes mit 85 % überwiegend weiblich. Entsprechend hoch ist auch der Frauenanteil in der Altenpflegeausbildung. Im Schuljahr 2007/08 waren hier vier Fünftel der Teilnehmer weiblich.

Von den Schülerinnen und Schülern der Berufsfachschulen für Altenpflege besaßen im Schuljahr 2007/08 knapp 11 % nicht die deutsche Staatsangehörigkeit. Die Nationalitäten der ausländischen Auszubildenden sind relativ breit gestreut. Die größte Gruppe unter den Ausländern bilden türkische Schülerinnen und Schüler. Gut ein Fünftel der ausländischen Altenpflegeschüler stammt aus einem außereuropäischen Herkunftsland.

Zwei Drittel der Anfänger mit mittlerem Bildungsabschluss

Im Schuljahr 2007/08 begannen knapp 3 170 Schülerinnen und Schüler eine Ausbildung in der Altenpflege oder Altenpflegehilfe. Das sind 12 Anfänger mehr als im Vorjahr. Die Struktur der schulischen Vorbildung der Altenpflegeschüler hat sich durch die Einführung der bundeseinheitlichen Altenpflegeausbildung im Schuljahr 2003/04 deutlich verändert. Für die Ausbildung zum Altenpfleger wird nun ein mittlerer Bildungsabschluss vorausgesetzt, bislang war hier der Hauptschulabschluss ausreichend. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass im Schuljahr 2007/08 mit knapp 70 % deutlich mehr Anfänger in der Altenpflegeausbildung einen mittleren Bildungsabschluss vorweisen konnten als noch 5 Jahre zuvor (44 %). Die Zahl der Anfänger mit Hauptschulabschluss hingegen ist im gleichen Zeitraum deutlich gesunken. So konnte im Schuljahr 2002/03 nahezu die Hälfte den Hauptschulabschluss vorweisen, im aktuellen Schuljahr 2007/08 waren es lediglich knapp ein Viertel. Diese Ausbildungsanfänger mit Hauptschulabschluss müssen zuvor eine Ausbildung in der Krankenpflege- oder Altenpflegehilfe absolviert haben, sofern sie nicht bereits eine andere mindestens 2-jährige Berufsausbildung abgeschlossen haben. Auf Schulabgänger mit Studienberechtigung scheint die Altenpflegeausbildung nach wie vor nur einen geringen Reiz auszuüben.

Vier Fünftel schließen die Ausbildung erfolgreich ab

Im Jahr 2007 konnten rund 80 % der 2 630 Abgänger ihre Altenpflegeausbildung an einer Berufsfachschule erfolgreich abschließen. Unter bestimmten Voraussetzungen können die Auszubildenden die Schule bereits nach 12 Monaten als Altenpflegehelfer/-in verlassen. Diese Möglichkeit nutzen 230 Auszubildende der Einrichtungen in freier Trägerschaft. Mit der Neugestaltung der Ausbildung haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, durch den Besuch von Zusatzunterricht auch an Berufsfachschulen die Fachhochschulreife abzulegen. Inwieweit dieses Angebot an den Berufsfachschulen zur Altenpflege genutzt wird, wird derzeit aber nicht erfasst. Bislang konnte die Fachhochschulreife nur an den Berufskollegs für Altenpflege absolviert werden. Dieser Bildungsgang wird allerdings seit dem Schuljahr 2005/06 nicht mehr angeboten.

Weiterbildung in der Altenpflege so beliebt wie nie zuvor

Die beruflichen Schulen des Landes bieten über das Ausbildungsangebot hinaus auch Möglichkeiten zur Fort- und Weiterbildung. An den 18 Fachschulen zur Weiterbildung in der Altenpflege können erfahrene Pflegekräfte zusätzliche Qualifikationen erwerben. Im Schuljahr 2007/08 nutzten 575 Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, sich berufsbegleitend in den Fachrichtungen »Leitung einer Pflegeeinheit«, »Aktivierung und Rehabilitation« sowie »Gerontopsychiatrie« weiterzubilden, so viele wie noch nie seit der Einführung dieser Fachschulen im Schuljahr 1995/96. Im Schuljahr 2002/03 war es mit rund 290 Schülerinnen und Schülern gerade mal die Hälfte.

Für die Fachschulen zur Weiterbildung in der Altenpflege sind die Einzugsbereiche wesentlich größer als für die Berufsfachschulen. So gibt es im Südwesten des Landes (Regierungsbezirk Freiburg) keine einzige Fachschule, im Südosten (Regierungsbezirk Tübingen) sind es lediglich 3 Einrichtungen. Die weiterbildungswilligen Schülerinnen und Schüler müssen hier längere Anfahrtswege in Kauf nehmen.

Während der Frauenanteil hier mit knapp 82 % geringfügig über dem der altenpflegerischen Erstausbildung liegt, ist der Ausländeranteil mit knapp 6 % an den Fachschulen deutlich geringer als an den Berufsfachschulen für Altenpflege.

Drei Viertel der Schülerinnen und Schüler, die ihre Weiterbildung an einer entsprechenden Fachschule im Schuljahr 2007/08 neu begonnen hatten, hatten die mittlere Reife oder einen gleichwertigen mittleren Bildungsabschluss in der Tasche. Jeder Neunte konnte eine Studienberechtigung vorweisen, 13 % besaßen den Hauptschulabschluss.

Die Pflegekräfte, die sich an Fachschulen weiterbilden, sind zweifellos hoch motiviert. Zur Verbesserung ihrer Berufsaussichten sind sie bereit, ihren Arbeitsplatz zu verlassen oder zusätzlich zur normalen Arbeitsbelastung an Abenden und Wochenenden zu lernen. Dies schlägt sich auch auf die Erfolgsquote nieder. Von den 244 Abgängern der Fachschulen zur Weiterbildung in der Altenpflege bestanden 94 % die Abschlussprüfung und können nun unter anderem die Leitung einer Funktionseinheit im pflegerischen Bereich übernehmen.

Zukünftig gute Arbeitsmarktperspektiven für Altenpflegekräfte

Ausgehend vom Durchschnitt der letzten 5 Jahre und unter der Voraussetzung, dass die Anzahl der Absolventen der Altenpflege konstant bleibt, würden zukünftig rund 2 500 Ausbildungsabsolventen pro Jahr die Altenpflegeschulen verlassen. Bis zum Jahr 2030 wären dies insgesamt rund 57 500 zusätzliche Altenpflegekräfte. Damit könnte der Mehrbedarf von 60 000 zusätzlichen Personen an qualifiziertem Fachpersonal nahezu abgedeckt werden.

Allerdings ist dieser rechnerisch ermittelte Mehrbedarf als Mindestanzahl zu verstehen. Denn neben den zusätzlich benötigten Pflegekräften muss auch noch die erhebliche Zahl von ausscheidenden Pflegekräften ersetzt werden. Zudem suchen einige der Abgänger nur eine Teilzeitstelle.

In der Modellrechnung wurden die Pflegebedürftigen nicht berücksichtigt, welche zu Hause von ihren Angehörigen versorgt werden. Es ist jedoch davon auszugehen, dass das häusliche Pflegepotenzial abnimmt, weil das dafür notwendige Pflegepersonal – zumeist Partner, Kinder oder Schwiegertöchter – immer seltener zur Verfügung stehen wird. Dadurch wird der Bedarf an professioneller Pflege zunehmen und damit auch das hierfür notwendige ausgebildete Pflegepersonal.

Vor diesem Hintergrund darf die Aussage getroffen werden, dass eine Ausbildung in der Altenpflege zu den Dienstleistungsberufen der Zukunft zählt.