:: 1/2009

Private Haushalte als Verursacher von Treibhausgasemissionen

Baden-Württemberg im Bundesländervergleich

Wegen der großen Bedeutung der globalen Treibhausgasemissionen für die drohende Klimaänderung hat sich Deutschland mit dem Klimaschutzpaket 2007 zum Ziel gesetzt, den jährlichen Ausstoß bis 2020 gegenüber dem Basisjahr 1990 um 40 % zu verringern. Die entscheidende Rolle kommt dabei den energiebedingten Kohlendioxidemissionen zu, die maßgeblich von der Höhe des Primärenergieverbrauchs abhängig sind und deutschlandweit rund 88 % der Treibhausgasemissionen ausmachen.

Ergebnisse der Umweltökonomischen Gesamtrechnungen (UGR) der Länder ermöglichen die Analyse des direkten Energieverbrauchs und der direkten Kohlendioxidemissionen der privaten Haushalte in den Bundesländern. Diese differieren zwischen 1,9 und knapp 3 Tonnen je Einwohner. In Baden-Württemberg liegen sie mit 2,5 Tonnen nahe dem Bundeswert. Durchschnittlich rund zwei Drittel der direkt von den privaten Haushalten verursachten CO2-Emissionen entstehen durch den Energiebedarf für Raumheizung und Warmwassererzeugung. Das übrige Drittel der Emissionen resultiert aus dem privaten Verkehr. Unterschiede zwischen den Bundesländern sind beeinflusst von Faktoren wie der Witterung, der Wohnfläche pro Person, dem verfügbaren Einkommen und den zum Heizen verwendeten Energieträgern.

Niedriges Niveau der Treibhausgasemissionen im Land

Deutschland hat sich mit dem Klimaschutzpaket 2007 zum Ziel gesetzt, seine Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2020 um 40 % gegenüber 1990 zu senken. Bereits im Rahmen des Kyoto-Protokolls bestand die Verpflichtung, die Emissionen bis zum Zeitraum 2008 bis 2012 um 21 % zu reduzieren. Nach vorläufigen Berechnungen des Umweltbundesamtes lag die Reduktion 2007 bereits bei gut 20 %, das Kyoto-Ziel wäre damit nahezu erreicht. Mehr als die Hälfte, nämlich 11 % dieser Minderung, ist bereits in den ersten 5 Jahren bis 1995 erzielt worden, hauptsächlich beeinflusst durch die drastischen Strukturveränderungen in den neuen Bundesländern innerhalb dieses Zeitraums.1

Die einzelnen Bundesländer haben – abhängig von sehr heterogenen Ausgangssituationen – unterschiedliche Zielsetzungen formuliert, was die Minderung der Emissionen auf Landesebene angeht. In Baden-Württemberg soll gemäß Nachhaltigkeitsstrategie 2008 der CO2-Ausstoß durch landesspezifische Maßnahmen um mindestens 2 bis 4 Mill. Tonnen CO2 pro Jahr im Durchschnitt der Jahre 2008 bis 2012 reduziert werden. Die Höhe der Treibhausgasemissionen im Land insgesamt liegt aktuell bei 86,7 Mill. Tonnen CO2-Äquivalenten2. Der Anteil am deutschlandweiten Ausstoß beträgt damit knapp 8,8 % und liegt deutlich niedriger als der Anteil des Landes an den Einwohnern Deutschlands (rund 13 %). In den Bundesländern differiert die aktuelle Höhe der Treibhausgasemissionen zwischen 12 Mill. Tonnen CO2-Äquivalenten in Hamburg und dem 26-fachen Wert von 315 Mill. Tonnen CO2-Äquivalenten in Nordrhein-Westfalen. Diese starken Differenzen hängen mit der Größe, gemessen an der Einwohnerzahl, sowie mit der unterschiedlichen Wirtschaftsstruktur der Bundesländer zusammen.

Deutschlandweit knapp 80 % der Treibhausgasemissionen durch energiebedingtes CO2

Überwiegend – in den meisten Bundesländern zu deutlich mehr als 80 % – bestimmt das Kohlendioxid (CO2) die Höhe der Treibhausgasemissionen. Die Anteile reichen von 61 % in Mecklenburg-Vorpommern bis zu 98 % in Berlin (Schaubild 1). Weitere wichtige Treibhausgase sind Methan (CH4) und Distickstoffoxid (N2O; Lachgas).3 Die übrigen im Kyoto-Protokoll aufgeführten Stoffgruppen der teilhalogenierten und perfluorierten Kohlenwasserstoffe sowie Schwefelhexafluorid haben deutschlandweit einen Anteil von 1 bis 2 % an den jährlichen Treibhausgasemissionen. Aufgrund dieser geringen Bedeutung und wegen der nicht ausreichenden Datenlage werden sie im Ländervergleich nicht genauer betrachtet. Die Rolle der CO2-Emissionen ist abhängig von der Struktur des Bundeslandes und von der damit verbundenen Höhe der Methan- und N2O-Emissionen – aber in erster Linie von der Höhe der CO2-Emissionen selbst.

Der Beitrag des energiebedingten CO2 zu den Treibhausgasemissionen liegt im Bundesdurchschnitt bei knapp 80 %. Da Kohlendioxid überwiegend durch die Verbrennung fossiler Energieträger entsteht, kommt dem Primärenergieverbrauch eine entscheidende Bedeutung für die Höhe der gesamten Treibhausgasemissionen zu. Die Unterschiede zwischen den Bundesländern bei dem auf die Einwohnerzahl normierten Primärenergieverbrauch sind beachtlich. So wird in Brandenburg pro Kopf knapp 3-mal so viel Primärenergie eingesetzt wie in Berlin. Der Pro-Kopf-Verbrauch in Baden-Württemberg liegt deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Dies hängt stark mit der unterschiedlichen Wirtschaftsstruktur in den einzelnen Bundesländern zusammen. Ein großes Gewicht energieintensiver Wirtschaftszweige wie zum Beispiel von Mineralölverarbeitung, Energieerzeugung, Chemischer Industrie oder Metallerzeugung, ist in der Regel durch einen überdurchschnittlichen Primärenergieverbrauch je Einwohner im Bundesland erkennbar.4

Rückgang seit 1995 vor allem beim Methan

Bis zum Jahr 2005 betrug die Reduktion der Treibhausgasemissionen in Baden-Württemberg gegenüber 1995 rund 5,2 %. Das Land hat also, wie fast alle Bundesländer, in diesem Zeitraum zum deutschlandweiten Rückgang beigetragen. Vor allem die Methanemissionen aus Abfalldeponien haben seit 1995 flächendeckend deutlich abgenommen (in Baden-Württemberg um mehr als zwei Drittel). In etwas geringerem Ausmaß wurde auch der N2O-Ausstoß verringert, vorwiegend durch reduzierten Düngemitteleinsatz in der Landwirtschaft.

Durch diesen spürbaren Rückgang von nicht energieverbrauchsbedingten Treibhausgasemissionen kam es in Baden-Württemberg, wie in einer Reihe anderer Länder (zum Beispiel Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz), trotz steigendem Primärenergieverbrauch zu einer Minderung der gesamten jährlichen Treibhausgasemissionen. Außerdem sind auch die energiebedingten CO2-Emissionen im Land seit 1995 zurückgegangen. Dies wurde einerseits durch Verschiebungen im Energieträgermix erreicht wie dem steigenden Einsatz von erneuerbaren Energieträgern, die nicht direkt zu CO2-Emissionen führen, oder der Substitution von Heizöl durch im Emissionsverhalten günstigeres Erdgas. Hinzu kommt, dass die Nettostrombezüge im betrachteten Zeitraum deutlich angestiegen sind. Der per saldo bezogene Strom spiegelt sich nicht direkt in den CO2-Emissionen des Landes wider, da die Emissionen nach dem Prinzip der Quellenbilanz am Ort ihrer Entstehung ausgewiesen werden, bei der Stromerzeugung also am Standort bzw. im Bundesland des Kraftwerks.

Beitrag der privaten Haushalte überwiegend durch Energieverbrauch

Die privaten Haushalte verursachen in erster Linie durch ihren CO2-Ausstoß direkte Treibhausgasemissionen. Ihr Beitrag liegt im Bundesdurchschnitt bei knapp einem Viertel an den gesamten CO2-Emissionen. Bestimmende Größen sind vor allem der Energieverbrauch für die Raumwärme- und Warmwassererzeugung sowie der Kraftstoffverbrauch im privaten Verkehr.

Bei den Methanemissionen beläuft sich der direkte Anteil der privaten Haushalte deutschlandweit auf rund 4 %. Er entsteht, wie beim CO2, durch den Energieverbrauch in den Bereichen Wohnen und privater Verkehr sowie darüber hinaus durch private Sickergruben zur Abwasserbehandlung. Beim N2O beträgt der direkte Beitrag der privaten Haushalte im Bundesdurchschnitt nur knapp 2 %. Neben den Bereichen Energieverbrauch und Abwasserbehandlung tragen die privaten Haushalte zusätzlich durch Produktanwendungen wie zum Beispiel Narkosemittelanwendungen direkt zu den N2O-Emissionen bei.5

Da die Anteile der Methan- und N2O-Emissionen an den gesamten Treibhausgasemissionen bundesweit mit knapp 5 bzw. knapp 7 % ohnehin relativ gering ausfallen, werden im Folgenden vor allem die CO2-Emissionen bzw. der damit zusammenhängende Energieverbrauch der privaten Haushalte in den einzelnen Bundesländern genauer betrachtet.

Wohnfläche pro Person ist wichtiger Einflussfaktor

Der direkte Beitrag der privaten Haushalte zum Energieverbrauch differiert zwischen 17 % in Brandenburg und 48 % in Berlin (Schaubild 2).6 In Baden-Württemberg liegt er aufgrund des vergleichsweise geringen Gewichts des Kraftwerkssektors mit gut 30 % deutlich höher als im Bundesdurchschnitt. Die Bedeutung der privaten Haushalten für die Verringerung der gesamten Treibhausgasemissionen ist demnach groß. Der Pro-Kopf-Energieverbrauch der privaten Haushalte ist in den Bundesländern ähnlich (Spanne von 37 bis 51 GJ pro Einwohner). Baden-Württemberg liegt mit 47 GJ nahe beim Bundesdurchschnitt.

Im Mittel entstehen rund 70 % des direkten Energiebedarfs der privaten Haushalte durch Wohnen, das heißt hauptsächlich durch die Raumwärme- und Warmwasserbereitstellung. Die übrigen durchschnittlich 30 % entstehen durch Verkehrsprozesse, vorwiegend im Straßenverkehr. Deutliche Zusammenhänge des Energieverbrauchs für Wohnen mit der Wohnfläche pro Person7 in den Bundesländern zeigt Schaubild 3. Darüber hinaus lassen sich auch Korrelationen von verfügbarem Einkommen der privaten Haushalte mit dem Energieverbrauch nachweisen.

In Baden-Württemberg hoher Anteil der mit Heizöl beheizten Wohnungen

Die direkten CO2-Emissionen je Einwohner differieren mit Werten zwischen 1,9 und knapp 3 Tonnen unter den Ländern etwas stärker als der direkte Energieverbrauch. Dies hängt vor allem mit dem Einsatz verschiedener Energieträger zur Raumheizung zusammen (Schaubild 4). Ein hoher Anteil an Fernwärme, Holz oder auch Strom kann, da deren Verbrauch nicht direkt CO2-Emissionen verursacht, dazu führen, dass die direkten Pro-Kopf-Emissionen der privaten Haushalte in einzelnen Ländern deutlich geringer ausfallen als ihr direkter Pro-Kopf-Energieverbrauch. Andererseits führt eine überdurchschnittliche Verwendung von CO2-intensiven Energieträgern wie Kohle oder in geringerem Ausmaß auch Öl zu einem höheren Beitrag der privaten Haushalte bei den Emissionen. Der Anteil der vorwiegend mit Heizöl beheizten Wohnungen liegt in Baden-Württemberg bei mehr als 40 % und damit nach Bayern unter den Bundesländern am höchsten. Die CO2-Intensität des Energieverbrauchs der Haushalte ist aber durch den verschwindend geringen Anteil der Kohle kaum höher als im Bundesdurchschnitt.

Stromverbrauch steigt weiter an

Der direkte Energieverbrauch der privaten Haushalte im Land ist im Zeitraum 1995 bis 2004 deutlich weniger stark angestiegen als der Energieverbrauch der Wirtschaft. In vielen Bundesländern hat er trotz eines Rückgangs der Personen im Haushalt und dem damit verbundenen Anstieg der Wohnfläche pro Person sogar abgenommen. Dies deutet auf einen bewussteren Umgang mit Heizenergie durch Spar- und Dämmmaßnahmen hin. Noch deutlicher war der Rückgang bei den CO2-Emissionen. Auch in Baden-Württemberg hat hier eine Abnahme stattgefunden. Dies ist nicht nur durch die Substitution von CO2-intensiven Energieträgern, im Land vor allem Heizöl, durch weniger CO2-intensives Erdgas oder CO2-neutrale erneuerbare Energieträger bzw. Fernwärme begründet. Entscheidend für die abweichende Entwicklung von Energieverbrauch und CO2-Emissionen ist außerdem die fast durchweg deutliche Zunahme des Stromverbrauchs der privaten Haushalte, die nicht direkt in den CO2-Emissionen abgebildet wird. Bei der Interpretation der Entwicklung der CO2-Emissionen ist daher immer auch die Entwicklung des Stromverbrauchs zu beachten.

Ausblick

Zukünftig wird die Entwicklung des Energiebedarfs für Raumwärme in Verbindung mit der Preisentwicklung für Energie in diesem Kontext ein wichtiges Untersuchungsfeld der UGR der Länder darstellen. Weitere methodische Untersuchungen werden sich auf die regionalen Unterschiede zwischen den Bundesländern im Bereich des privaten Straßenverkehrs und deren Ursachen konzentrieren.

Auf dem Kongress der Arbeitsgruppe Umweltökonomische Gesamtrechnungen der Länder im Oktober 2008 »Private Haushalte im Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Ökologie« wurden neben dem Energieverbrauch und den Treibhausgasemissionen weitere Ergebnisse der UGR zu diesem Themenkomplex vorgestellt. Diese können im in Kürze erscheinenden Tagungsband zum Kongress (Gemeinschaftsveröffentlichung der Statistischen Landesämter) nachgelesen werden.

1 Vgl. Haug, Sabine: Energieverbrauch und Treibhausgas-Emissionen – Baden-Württemberg im Bundesländervergleich, in Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 12/2007, S. 3 ff.

2 Zur Umrechnung in Tonnen CO2-Äqivalente wurden die CH4-Emissionen gemäß den internationalen Vereinbarungen mit einem Klimapotenzial von 21 multipliziert, die N2O-Emissionen mit einem Klimapotenzial von 310.

3 Die CO2-Emissionen der Länder werden wie der Primärenergieverbrauch nach abgestimmten einheitlichen Regeln in den Ländern berechnet und vom Länderarbeitskreis Energiebilanzen koordiniert . Bei den CH4- und N2O-Emissionen handelt es sich um Ergebnisse von Modellrechnungen, die im Rahmen der UGR der Länder in Anlehnung an die Berechnungen des Umweltbundesamtes für Deutschland durchgeführt werden (Methodenbeschreibung).

4 Büringer, Helmut: »Energieverbrauch und CO2-Emissionen der Wirtschaft in Baden-Württemberg im Ländervergleich«, in: »Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 2/2008«

5 Vgl. Umweltökonomische Gesamtrechnungen der Länder – Energieverbrauch und Treibhausgasemissionen – Analysen und Ergebnisse, 2007.

6 Die Berechnung des Beitrags der privaten Haushalte zum Energieverbrauch und zu den CO2-Emissionen erfolgt durch die AG UGR der Länder (Methodenbeschreibung).

7 Aus Mikrozensus – Zusatzerhebung 2006 – Bestand und Struktur der Wohneinheiten – Wohnsituation der Haushalte.