:: 3/2009

Sportvereine in Baden-Württemberg 2008

Im Jahr 2008 waren in den baden-württembergischen Sportvereinen nach Angaben des Landessportverbands 3,77 Mill. Menschen organisiert. Die höchsten Mitgliederzahlen wiesen hierbei die Fachverbände Turnen mit 1,13 Mill. und Fußball mit gut 973 000 Mitgliedern auf. Dabei ist Turnen unter den Sportlerinnen und Fußball unter den Sportlern am beliebtesten. Tennis hat nach dem Boom in den 90er-Jahren etwas an Zulauf verloren. Rund ein Viertel der Vereinsmitglieder sind jünger als 15 Jahre. Damit leisten die Sportvereine einen bedeutenden Beitrag zur Jugendarbeit im Land. Der höchste Anteil an Kindern und Jugendlichen ist beim Judo anzutreffen, bei dem mehr als die Hälfte der Mitglieder jünger als 15 Jahre ist. In Golfvereinen ist dagegen über ein Drittel der organisierten Spieler bereits älter als 60 Jahre.

Über 11 000 Sportvereine mit fast 3,8 Mill. Mitgliedern

Sport gehört zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen der Baden-Württemberger. Dies belegen die zahllosen Sportveranstaltungen, die rund ums Jahr im Land stattfinden. Hierzu zählen natürlich nicht nur die großen Meisterschaften oder Bundesliga-Wettkämpfe. Auch lokale Veranstaltungen – wie Sportfeste oder Stadtläufe – und Begegnungen in unteren Spielklassen sowie in Jugend-Ligen dokumentieren die große Bedeutung des Sports. Vor allem für den Breitensport sind solche »kleineren« Veranstaltungen wichtige Fixpunkte. Aber nicht alle, die sich gerne sportlich betätigen wollen, suchen den offiziellen Wettkampf. Vielen genügt ein mehr oder weniger regelmäßiges Training, um die eigene Fitness zu fördern.

Sportvereine leisten hierzu einen zentralen Beitrag, indem sie das Sportangebot organisieren und darüber hinaus oft noch Übungsleitungen sowie Trainerinnen und Trainer zur Verfügung stellen. Diese Angebote werden rege genutzt: Im Jahr 2008 zählten die 11 409 Sportvereine im Land nach Angaben des Landessportverbands insgesamt 3,77 Mill. Mitglieder. Damit waren 35 % der Baden-Württemberger Mitglied in einem Sportverein.1 Seit 1990 hat sich die Zahl der in baden-württembergischen Sportvereinen Organisierten damit um fast 670 000 erhöht. Das entspricht einer Steigerung um knapp 22 %.

Turnen und Fußball sind am beliebtesten

Natürlich kann man gleichzeitig in mehr als einem Verein Mitglied sein. Daher lag die Gesamtzahl der Mitgliedschaften im Jahr 2008 mit fast 4,04 Mill. um 269 000 über der Zahl der Mitglieder. Gemessen an der Zahl der Mitgliedschaften war Turnen die beliebteste Sportart: 1,13 Mill. Menschen waren Mitglied in einem Turnverein oder der Turnabteilung größerer Vereine. An zweiter Stelle rangierte der Fußball mit gut 973 000 organisierten Sportlern. Mit großem Abstand folgte dahinter Tennis mit 315 000 Vereinsmitgliedern auf dem 3. Rang. Die Tabelle zeigt die 28 Sportfachverbände mit mehr als 10 000 registrierten Mitgliedern.

Diese Rangfolge ist auf den ersten drei Plätzen seit vielen Jahren unverändert. Allerdings haben sich die Mitgliederzahlen hier sehr unterschiedlich entwickelt. Im Zeitraum seit 1990 konnten die Turn- und die Fußballvereine kontinuierlich Mitglieder hinzugewinnen: die Turnvereine 35 %, die Fußballvereine 25 %. Bei den Tennisvereinen war zu Beginn der 90er-Jahre – zu Zeiten von Steffi Graf, Boris Becker und Michael Stich – ebenfalls noch ein Wachstum zu verzeichnen. Diese Entwicklung erreichte im Jahr 1994, ein Jahr nach dem Erfolg der deutschen Tennis-Herren im Daviscup, mit knapp 437 000 Mitgliedern einen Höhepunkt. Seitdem ist diese Zahl rückläufig und lag 2008 um 28 % unter dem Stand von 1994.

Zahl der organisierten Golfspieler seit 1990 fast verdreifacht

Unter den größeren Sportfachverbänden konnte Golf seit 1990 die größte Steigerung erreichen. Die Zahl der Mitglieder stieg bis 2008 um 170 % auf 36 500. Bei dieser Zahl sind die Mitglieder nicht gemeinnütziger Golfclubs nicht enthalten. Der Fachverband Behindertensport konnte in diesem Zeitraum seine Mitgliederzahl auf nun 43 400 ebenfalls mehr als verdoppeln. Weit überdurchschnittliche Zuwächse verbuchten auch die Sportarten Karate mit 81 % und Badminton mit 74 %. So waren in den Vereinen im Jahr 2008 insgesamt 25 300 Karateka und 26 500 Badmintonspieler aktiv.

Außer Tennis gibt es noch weitere Sportarten, die ebenfalls sinkende Mitgliederzahlen zu verzeichnen hatten. Dies betraf insbesondere Kegeln mit einem Rückgang um 20 % auf 25 800 Vereinsmitglieder und Tischtennis mit einem Minus von gut 14 %. Mit 109 900 organisierten Spielern gehört Tischtennis aber weiterhin zu den sehr beliebten Sportarten.

Frauen bevorzugen Turnen, Männer Fußball

Rund 40 % der Vereinsmitglieder sind weiblich. Die sportlichen Vorlieben sind dabei zwischen den Geschlechtern recht unterschiedlich verteilt. Im Pferdesport ist der Anteil weiblicher Sport Treibender in den Vereinen mit 70 % am höchsten. Turnen und Tanzen weisen mit jeweils 65 % ähnlich hohe Anteile auf. Bei der Paarsportart Tanzen mag diese Verteilung für die aktiven Damen durchaus ein Problem sein. Beim Volleyball und beim Schwimmen sind männliche und weibliche Mitglieder annähernd gleich häufig vertreten. In allen anderen größeren Fachverbänden sind die Männer mehr oder weniger deutlich in der Überzahl. Der mit Abstand geringste Frauenanteil ist im Schachsport zu finden: Hier sind nur 8 % der Mitglieder weiblich. Beim Fußball und beim Schießen sind weibliche Aktive mit gut 13 % bzw. 19 % schon in etwas höherem Maß vertreten.

Für Sportlerinnen und Sportler ergibt sich daher eine unterschiedliche Reihenfolge der jeweils 10 beliebtesten Sportarten. Unter den Männern dominiert der Fußball. Gut jedes dritte männliche Sportvereinsmitglied gehört einem Fußballverein an. Unter den weiblichen Mitgliedern ist die Vorherrschaft des Turnens sogar noch deutlicher: 45 % der gemeldeten Mitglieder sind in einen Turnverein. In absoluten Zahlen sind dies 842 800 Männer bzw. 730 700 Frauen. Unter den Männern ist Turnen mit 398 100 Mitgliedern die zweitbeliebteste Sportart. Frauenfußball hat an Popularität gewonnen und steht mit 130 700 Mitgliedern unter den organisierten Sportlerinnen an zweiter Stelle. Tennis ist die einzige Sportart, die bei beiden Geschlechtern denselben Rang – den 3. – einnimmt. Unter den beliebtesten Sportarten tauchen 9 sowohl bei den männlichen als auch den weiblichen Vereinsmitgliedern unter den »Top Ten« auf. Lediglich Tischtennis, das bei Männern an 8. Stelle und bei Frauen nur an 12. Stelle steht, und der Pferdesport, der bei den Sportlerinnen auf Rang 6 und bei den Sportlern auf Rang 11 rangiert, bilden hier die Ausnahmen.

Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren stellen ein Viertel der Mitglieder

Rund ein Viertel der Mitglieder sind jünger als 15 Jahre, das heißt knapp 1 Mill. Kinder und Jugendliche in diesem Alter treiben Sport im Verein. Damit leisten die Sportvereine einen wichtigen Beitrag für die Sozialisation und Integration von Jugendlichen. Jugendleiterinnen und Jugendleiter haben deshalb nicht nur die Aufgabe, die sportliche Entwicklung der Jugendlichen zu fördern, sondern müssen auch die pädagogischen Aspekte ihrer Arbeit im Auge behalten. Im Rahmen des Ausbaus des Ganztagsangebots an den Schulen ergeben sich für die Sportvereine neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit im Jugendbereich, aber eventuell ebenso Probleme für das eigene Angebot. Wenn Jugendliche weniger Zeit außerhalb der Schule verbringen, beschränkt dies deren zeitlichen Rahmen für sportliche Aktivitäten im Verein. Eine verstärkte Einbindung der Sportvereine in das ganztagsschulische Angebot, zum Beispiel in der Form von »Jugendbegleitern«, könnte dieser Tendenz entgegenwirken.2

Am anderen Ende der Alterspyramide stehen die Senioren. Gut 15 % der Mitglieder von Sportvereinen sind über 60 Jahre alt. Wenn auch – ebenso wie in allen anderen Altersgruppen – nicht alle dieser Mitglieder noch aktiv Sport betreiben, zeigt dies doch, dass sich ein großer Teil der Bevölkerung in höheren Altersjahren durch Sport fit hält. Die Zahl von rund 625 000 Mitgliedern entspricht immerhin einem Anteil von einem Viertel an der Zahl der Einwohner in dieser Altersgruppe.

Judoka sind am jüngsten, Golfer am ältesten

In den einzelnen Sportarten ist die Altersverteilung sehr unterschiedlich. Der Fachverband Judo hat hierbei den höchsten Anteil jugendlicher Mitglieder im Alter von unter 15 Jahren. Über die Hälfte der in Vereinen organisierten Judoka zählen zu dieser Altersgruppe. Näherungsweise vergleichbare Anteile können nur noch die Sportarten Schwimmen mit 48 % und Karate mit 44 % aufweisen. Unter den größeren Fachverbänden besitzen die Schützen mit 4 % die geringste Jugendlichenquote, gefolgt vom Kegeln mit 5 % und Golf mit 6 %.

Gut 36 % der Mitglieder in Golfvereinen sind älter als 60 Jahre. Unter den Sportfachverbänden mit mindestens 10 000 Mitgliedern weist kein anderer eine vergleichbar hohe Quote aus. Bei den Sportarten Segeln und Schießen ist rund ein Viertel der Mitglieder in diesem Alter. Der geringste Anteil älterer Mitglieder ist in der Gruppe der größeren Verbände beim Karate mit nur 1 % zu finden. Nur wenig höher sind die Anteile im Judo mit 2 % sowie Badminton und Basketball mit jeweils 3 %.

Von den drei beliebtesten Sportarten hat das Turnen die jüngste Mitgliederstruktur. Ein Drittel der Mitglieder sind jünger als 15 Jahre. Einen großen Beitrag hierzu leisten die knapp 159 000 jüngsten Turnerinnen und Turner im Alter von 6 Jahren und darunter. Im Fußball ist immerhin fast jedes 4. Vereinsmitglied jünger als 15 Jahre. Demgegenüber zählt beim Tennis jedes 5. Vereinsmitglied zu den 60-Jährigen und Älteren. Besonders aktiv ist hier die Altersgruppe von 41 bis 60 Jahren, die über ein Drittel der Mitglieder in Tennisvereinen und -abteilungen stellt.

Bei dieser Betrachtung blieb der Fachverband Behindertensport ausgeklammert, da dieser eine besondere Altersstruktur aufweist. Hier sind 62 % der Mitglieder älter als 60 Jahre. Knapp ein Viertel gehört zur Altersgruppe der 41- bis 60-Jährigen. Jüngere Vereinsmitglieder sind hier nur recht selten anzutreffen. So sind nur 3 % von ihnen jünger als 15 Jahre.

Sportliche Angebote für nahezu alle Interessen

Der Landessportverband Baden-Württemberg gliedert sich in insgesamt 54 Fachverbände von Aikido bis Volleyball. Der kleinste ist der Verband Moderner Fünfkampf – 2008 waren hier 63 Mitglieder in zwei Vereinen gemeldet. Etwas größer war der Verband Bogensport mit 256 Mitgliedern in 7 Vereinen. Ebenfalls nur eine geringe Mitgliederzahl von 507 in 4 Vereinen wies der Bob- und Schlittensport auf, was sicher auf die begrenzten Möglichkeiten zurückzuführen ist, diesen Sport in Baden-Württemberg aktiv zu betreiben. Die insgesamt über 21 700 Abteilungen in den 11 409 Sportvereinen im Land bieten somit eine breite Palette und für fast alle sportlichen Aktivitäten kann ein Verein mit Gleichgesinnten gefunden werden.

1 Die in diesem Beitrag genannten Daten zu Sportvereinen in Baden-Württemberg beruhen auf Angaben des Landessportverbands Baden-Württemberg. Die Verbandsstatistik kann unter www.lsvbw.de in der Rubrik Aktuelles/Statistik abgerufen werden.

2 Vgl. die Broschüre »Sportverein und Schule – Der Sportverein im Betreuungsangebot der Schule« des Landessportverbands Baden-Württemberg <www.lsvbw.de/cms/docs/doc4255.pdf>.